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Thema: Intonation und Stimmzüge


Die Ventilzüge sind ja nicht nur zum Entwässern des Instrumentes da, sondern vor allem zum Stimmen der einzelnen Tonschritte. Dabei fällt mir immer wieder auf, daß der Auszug der Züge insbesondere beim 1. und 2. Ventil bei den verschiedenen Herstellern sehr unterschiedlich ausfällt, der 3. Ventilzug dagegen meist kaum einer Korrektur bedarf. Die Frage ist vermutlich banal, aber: warum ist das so? Gibt es eine Art "Intonationsnorm", die bspw. eine Stimmung von 443 Hz vorsieht, wenn alle Züge in einer bestimmten Länge X ausgezogen sind? Oder ist das aufgrund der unterschiedlichen physiologischen Voraussetzungen der verschiedenen Musiker gar nicht möglich?

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Die Züge sind auf eine maximal hohe Stimmung ausgelegt, die man immer mit dem Hauptzug und beim Doppelhorn zusätzlich mit dem B-Stimmzug auf die reguläre Stimmung im Ensemble herunterstimmen muß. Bei dieser Verlängerung des Gesamtrohres sind die auf das maximal kurze Rohr zugeschnittenen Züge eben auch auf die neue Rohrlänge anzupassen.

Leider sind die Hersteller nicht in der Lage, die Züge einheitlich zu gestalten, obwohl fast alle beim gleichen Zügehersteller einkaufen. Jeder hat andere Schleifen. Die Längen sollten jedoch identisch sein, glaubt man. Es ist jedoch nicht so. Die am Ventilstock angebrachten aufnehmenden Rohre sind nämlich je nach Bauart unterschiedlich.

Aber das sollte alles nicht stören. Jeder kann doch an den Zügen ganz kleine Markierungen anbringen. Außerdem sollte man das Gehör schon einigermaßen geschult haben, um ein sauberes Einstimmen des Instrumentes besorgen zu können. Wenn dann auf das Ensemble direkt eingestimmt wird, müssen eben die Züge entsprechend vorsichtig rein oder raus. Problem ? Wechsel zu einem anderen Instrument ? Da muß man sich eben wieder neu einstellen. Ist doch nicht zuviel.

Praktischer wäre es für viele, wäre alles genormt. Liebe Freunde, wir sind doch als Menschen auch nicht genormt, nur so ungefähr. Außerdem liegen die Naturtöne auch auf fast jedem Horn anders. Dazu kommt dann noch der Bläser. Da sind dann bei dem einen alle g1 zu tief gelagert, während sie bei nächsten Bläser wieder stimmen oder gar zu hoch sind. Alles relativ. Also: Ohren auf und nachgestimmt !





Es geht mir nicht um das Durchstimmen eines Horns - das ist mir nicht erst seit Farkas bekannt. Der Theorie nach würde ich doch eine einwandfreie Stimmung "in allen Zügen" genau dann vermuten, wenn diese proportional identisch weit ausgezogen werden. Dem widerspricht aber das von mir beobachtete Phänomen, daß der dritte Zug seltenst wirklich weit ausgezogen werden muß, der 1. und 2. Zug hingegen überproportional weit. Gibts dafür eine Erklärung?



In der Vergangenheit berechnete man die Länge des Instrumentes und der Züge nach der Seitenteilung: Länge einer Schallwelle : 2 = Oktave usw. Heute berechnet man die Baulängen nach den jewiligen Wellenlägen der einzelnen Töne: Klingend g am B-Horn (3.Zug) ist Wellenlänge von g minus der Länge des Grundrohres = Länge des 3.Zuges. (So hats mir ein Instrumentenbauer jedenfalls erkärt.) Im Prinzip ist es egal, ob man die alte oder die neue Methode benutzt, denn die Züge sind alle etwas kürzer als theoretisch richtig, damit man sowohl höher als auch tiefer einstimmen kann.

Fakt ist, daß bei den meisten Hörnern der 3.Zug immer etwas "zu lang" gebaut wird. Deshalb braucht man ihn nicht so weit auszuziehen, wie den 1. und 2.Zug. Bei alten Hörnern aus Sachsen (besonders B&S und Weltklang) ist der 3.Zug teilweise so lang, daß man ihn zum genauen Einstimmen sogar noch kürzen muß! Heute werden die meisten Blechblasinstrumente auf 443 Hz ausgelegt, früher auf 440 Hz. Ich habe mein neues Horn noch zusätzlich an allen Zügen kürzer bauen lassen, da wir häufig mit Kirchenorgeln zusammen spielen, die fast alle sehr hoch intonieren. Ein Kollege im Hornquartett hat ein altes Kruspe Doppelhorn, bei dem er alle (!) Züge ganz reinschieben muß und trotzdem noch zu tief ist! Er hat diverse Mundstücke probiert, aber es wurde nicht besser. Am Ansatz liegts nicht, denn bei allen Anderen, die sein Horn gespielt haben, war es genauso. Alle Züge mussten vom Instrumentenbauer gekürzt werden. Jetzt kommt der Gag: Das Kruspe wurde vorher von einem Profi über 20 Jahre lang im Orchester benutzt und er hatte die Züge jewils so um die 3-5mm ausgezogen; die Hauptstimmzüge sogar noch weiter. Entweder hat das Orchester eine sehr tiefe Stimmung benutzt, oder es liegt tatsächlich an dem Bläser (den Bläsern). Eine Erklärung wurde bis dato noch nicht gefunden.

Blech blasen statt Blech reden!


Martin2, das sind alles subjektive Beobachtungen, die allerdings die Ungenauigkeiten oder Voreingenommenheiten der Instrumentenmacher und zugehöriger meist professioneller Berater (Hornisten) gut beschreiben.

Eine sorgfältig durchdachte Hornkonstruktion orientiert sich allerdings nur nach den physikalischen Gegebenheiten (Regeln) und versucht Aesthetik mit der Physik in ein passendes Gewand zu bringen. Wenn das echt funktioniert, wird bei etwa 2 cm Auszug des Hauptzuges der erste Zug um etwa 1 cm, der zweite um etwa 6 mm und der dritte um etwa 12mm, B-Hornzüge etwas weniger, auszuziehen sein.

Daß die dritten Züge oft "verbockt" wurden, kennen wir alle zur Genüge. Entweder hat der Instrumentenmacher das vergessen oder auf Anordung seiner "Berater" so gemacht. Warum der Berater das so wünschte ? Er hat eben die mit dem dritten Zug zusammenhängenden Töne wahrscheinlich immer zu hoch angeblasen und wollte das korrigiert haben. Für den Instrumentenmacher war sein Wort allerdings wie ein Befehl.

Komisch, hatte einen Kollegen, der mit dem cis2 immer Probleme hatte, "Es rollt fürchterlich !". Horn getauscht: "es rollt nicht mehr. Nimm jetzt mein Horn !". Und wieder rollt das cis2. Was soll man da sagen: "Das Fleisch ist unwillig, aber der Geist ist noch schwächer !"

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