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Thema: Ignaz Leitgeb


Hallo zusammen,

eine Frage von mir als "Mozartfan" an die "Historiker" unter euch zu Ignaz Leitgeb. Den Namen kennt wohl (fast) jeder Hornist. Aber über seine Person ist wohl relativ wenig Sicheres bekannt.
Ich habe bezüglich seines Geburtsortes in verschiedenen Quellen zwei widersprüchliche Angaben gelesen. Die eine besagt, er stamme aus der Stadt Linz. Die andere, dass er in Wien selbst oder zumindest im damaligen "Wiener Umland" geboren sein muss.
Hat jemand sicheres Wissen hierzu?

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Von Joseph Leutgeb (manchmal eben auch als Leitgeb geschrieben) wird vermutet, daß er am 8.10.1732 in Salzburg geboren wurde.



Salzburg?
Ach du liebe Zeit!
Welche Quelle sagt denn das nun wieder? Ich habe den Verdacht, dass wird womöglich nur aufgrund der Tatsache behauptet, dass er vor W.A. schon mit Leopold Mozart bekannt gewesen ist (?)
Also mit anderen Worten: Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse nur verschiedene Mutmaßungen? Schade!
Am Ende war er gar Berliner jawoll, ein pensionierter preußischer Militärmusiker! HaHa!
Wieder Ernsthaft:
Gibt es denn überhaupt eine Stadt (i.S. von politischer Gemeinde) oder mehrere Städte die für sich beanspruch(t/en) seine Geburtsstadt gewesen zu sein?
Salzburg dürfte es ja vielleicht egal sein, bei soviel Mozart brauch man wahrscheinlich keinen Leitgeb mehr in der Werbung für die Kommune.....
Danke jedenfalls für deine Antwort George!
Zur Schreibweise: Leitgeb muss wohl "dialektische Schreibweise" sein, die angeblich von einem Brief Leopold Mozarts an seinen Sohn herrührt (?) Statt hochdeutsch "Leutgeb" habe ich aber auch schon mal die Variation "Leutgelb" gelesen. aber mit der Schreibweise von Namen hat man es damals sowieso grundsätzlich nicht so genau genommen.



Die Quellen sind sich letztlich nur darin halbwegs einig, daß der Namenszusatz "Ignaz" eine Erfindung ist. Und daß Leutgeb erstmals 1763 in Mozarts Korrespondenz erwähnt wird.

Ob Leutgeb oder Leitgeb wird einerseits auf einen Druckfehler zurückgeführt, der fälschlich zu LeUtgeb geführt haben soll, andererseits wird auf Mozarts Phonetik abgestellt, die zu einem fälschlichen LeItgeb führte.

Dann gibts ja noch den Käsehandel, den Leutgeb betrieben hat. Manche Quellen sagen, Leutgeb hätte Dank Leopold Mozarts Darlehen einen Käsehandel in Wien neu eröffnet. Andere Quellen wiederum sprechen davon, das Leutgeb mit Leopolds Darlehen den familiären Käse-Betrieb in Wien fortgeführt habe. Dabei wäre die zweite Variante natürlich ein Indiz für Wien als Geburtsort.

Wer will aus solchen Fragmenten also wirklich schlau werden?

Bis zu einem Alter von Anfang 30 findet sich nicht viel über Leutgeb und sein Leben, da er eigentlich erst mit der Erwähnung in der Eingangs erwähnten Mozartkorrespondenz auffällt. Ergo sind die ersten Details seine Tätigkeit als Hornist in Salzburg.



Danke!
Dann ist aber zumindest das mit der Linzertorte = Käsekuchen :-)

Dass man nicht viel über Leutgeb weiß ist klar. Aber sogar die (einfachen) Vorfahren meiner Frau lassen sich anhand der Kirchenbücher bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen... Schon erstaunlich, dass man das bei einer solch relativ bedeutenden Person bisher wohl noch nicht hinbekommen hat.

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Leutgeb war sicherlich ein guter Hornist und Musiker - und sowohl Mozart als auch Leutgeb haben von einander profitiert. Der bekanntere Hornist dieser Zeit dürfte jedoch der Böhme Jan Václav Stich, später bekannt als Giovanni Punto, gewesen sein.



Hallo George !
Der Böhme hieß Johann Wentzel Stich, nicht Jan Vaclav Stich. Er wurde in der Herrschaft des Grafen Thun geboren (im Gesindehaus des Schlosses; ich war schon mehrfachdort !) und Thun war ein deutsch-böhmischer Graf. Die tshechische Schreibweise ist reiner Chauvinismus und sollte unterbleiben. Wenn jemand in Südtirol mit dem Namen Schneider geboren wurde, blieb er auch zeitlebens Schneider und wurde nicht in Sartorio umbenannt.

Und zu Leutgeb:
Natürlich steht sein Geburtstag fest: lt. Mitgliedervrzeichnis - und das war sehr penibel - der Haydn-Societät, erste Musiker Sozialkasse - wurde IGNAZ LEUTGEB am 8. Okt. 1732 geboren. Es ist kein Geburtsort angegeben, könnte aber vielleicht im handschriftlichen Verzeichnis der Societät auffindbar sein (habe selbst die Aufnahmegesuche von Josef Schantl im Original - es mußten ziemlich viele Angaben gemacht werden). Leutgeb (so ist sein Name verzeichnet) wurde am 16. Nov.1787 aufgenommen. Er starb am 27. Feb. 1811.

George, Leutgeb trat bereits 1754 in Wien in einem Konzert des Prinzen Joseph Friedrich von Hildburghausen als Solist auf. Da war er erst 22 Jahre alt. Er schein auch seit 1751 (also mit 19) bereit Mitglied von dessen Orchester in Wen gewesen zu sein. (Quelle: Pohl: Haydn).
Alles das spricht auch für eine Herkunft aus Wien.

Wahrscheinlich hatte er beide Vornamen: Joseph und Ignaz. Der Name IGNAZ oder kurz der "Naz" kommt sicher allen jenen geraderecht, die gerne einen hervorragenden Hornisten, den onkelgleichen treuesten Freund Mozarts, der ihm bis zum Tod zur Seite stand, als einfältigen Trottel darstellen möchten, der außer gutHornblasen nichts im Kopf hatte.

Am 19. & 22. Jan. 1770 trat er zusammen mit dem Violinsolisten Holtzbogen (Konzertmeister in fder Kapelle Herzog Clemens von Bayern) als Solis in Frankfurt auf, 1777 in Paris mit einem (verschollenen) Konzert eigener Komposition. Ebenso trat er in Mailand auf.

Schreibweise: Leutgeb (richtig) und Leitgeb (auch richtig, wenn auch österr. Dialekt). In der Haydn Societät ist er jedenfalls mit LEUTGEB angegeben. In der Orthographie war man damals nicht so genau wie vielleicht vor etwa 40 Jahren. Heute wird die Rechtschreibung immer beschissener (sorry !). (Das mußte sein !).

Leutgebs Gehalt in Salzburg war übrigens doppelt so hoch wie das des W.A.Mozart. (kein Märchen; alles ist durch Urkunden belegt.)

Nochmals zum Familiennamen: im östereichischen Dialekt wird auch Beutel als Beidl, heute als heit usw. ausgesprochen.

Ein gewisser Mozartforscher Alfred Einstein hat allen Ernstes behauptete, daß das "dritte Konzert" (no.1 zählt ja nicht, da es bis zur Aufnahme in das Mozart Gesamtverzeichnis 1888 überhaupt nicht bekannt war) wegen der darin enthaltenen Schwierigkeiten und des musikalischen Anspruchs nicht für Leutgeb bestimmt war. Mitnichten Herr Einstein: das dritte Konzert, das wir heute als no.4 (K495) bezeichnen ist in Mozarts eigenhändigem Verzeichnis als "Ein Waldhorn Conzert für den Leitgeb" incl. Incipit am 26. Juny 1786 eingetragen.

Mozart nahm es mit der Rechtschreibung nicht so genau: Aprill und Jully z.B.

Weiter mit Herrn Einstein:
das uns geläufige heutige No.3 Konzert K.447 trägt leider an zwei Stellen im Schlußrondo den Vermerk "Leitgeb" über der Solostimme. Und das zweite Konzert: W.A. Mozart hat sich über Ochs, Esel Leitgeb erbarmt ....

Ei nu ????? Das ist doch der gleiche Blödsinn wie bei vielen dieser Schreiberlinge, die sich Musikologen nennen. Einer schreibt vom anderen ab, ohne die Quelle zu prüfen. Ich hab das aber gemacht. Dlabacz z.B. zitiert einen Text, den er dem Grafen Sporkh zuschreibt: "die beiden Jäger Peter Röllig & Wenzel Sweda sollen sich nach Paris begeben, um sich in der Musick (!) perfect zu machen." Toll, dieser Text, allerdings betreffend die "beyden Hofwaldthornisten Gebrüder Ganspoekh sollen sich nach Paris begeben, um sich in der Musick perfect zu machen" ist in der Handschrift des Bayerischen Kurfürsten und des obersten Hofschreibers im Haupt- und Staatsarchiv in München erhalten. Sie stammen von Ich habe beide Schriftstücke in der Hand gehabt. Na so was !

Jetzt denkt einmal über diese selbst ernannten Musikologen als Quelle nach.

Bitte zitiert nur echt verläßliche Quellen. Keine Vermutungen. Keine Plattenhüllen.

Noch ein Letztes Dirk:

Die Biographien einzelner Instrumentalkünstler waren früher eben nicht interessant. Die wenigen Angaben, die wir über Leutgeb besitzen, reichen völlig, um ihn als bestimmt großartigen Hornvirtuosen einreihen zu können. Vergleiche mit Punto hinken, da dieser ja bereits eine halbe Generaton jünger war. Dafür starb er allerdings wieder acht Jahre von Leutgeb an Schwindsucht.

Und, Schwärmerei ist ganz gut, aber in Grenzen bitte. Ich kann es z.B. bei Astrid Varnay, Wilhelm Furtwängler oder Oistrakh und Toscanini verstehen. Wir Hornisten aber haben im Vergleich mit diesen Größen den Kürzeren gezogen.



Die beiden Schriftstücke in München stammen von 1718 (hat im vorigen Brief gefehlt - ich mußte mal), aus den Mappen mit den ersten Verträgen der "Hofwaldthornisten", die natürlich wie üblich nicht erst 1711 eingestellt wurden. Es war damal üblich, schon jahrelang quasi in Diensten zu stehen, bis man mit Decret angestellt wurde und damit pensionsberechtigt zum Hofstaat gehörte.

Es gab in München schon 1661 urkundlich belegt einen fest angestellten Hornlehrer. Es sind selbst die Briefe anläßlich der Engagementverhandlungen erhalten. Ich kann sie sogar gut lesen. Das Gehalt für diese "Cornettisten" (wir würden sie Zinkenisten nennen) war echt fürstlich. Selbst die Verhandlungen, diese Künstler aus Italien herzuholen, dauertn Jahre. Einer darunter war der Neffe von Galileo Galilei.

Das nur so nebenher.

Posaunisten und Trompeter gab es schon einige Zeit vorher am bayerischen Hof. Die Namen sind "allesambt" verzeichnet.




Ich reise voraussichtlich im Herbst ein wenig durch die Republik Österreich (die ich bisher leider kaum kenne) und wollte daher eigentlich nur wissen ob die Geburtsstadt feststeht....bzw. ob es eine Stadt für sich in Anspruch nimmt. Also offensichtlich "Nein"

Aber ich muss schon sagen. Jetzt weiß dafür einiges andere mehr über die Person Leutgeb whow!
Schließlich:
"Niemand kommt so weit wie der, der nicht weiß wohin er geht" (Oliver Cromwell)

Dass in ((pseudo)wissenschaftlichen) Büchern leider mitunter machmal ebenso "haarsträubender Mist" wie in der Regenbogenpresse steht, sollte jedem Hochschulstudeten (gleich welcher Fachrichtung) spätestens nach dem Grundstudium schon mal aufgefallen sein!
Ironisches Zitat von von einem meiner ehemaligen Professoren zu diesem Umstand: "Diese Theologen, Geologen, Psychologen "logen" weil sie nichts wissen!"

noch ein Zitat: "Leutgeb[....]für den Mozart[....]vier Hornkonzerte schrieb, die mit scherzhaften Kommentaren zu Leutgebs magelhafter Technik übersät waren -"Bravo!" und "Oh, du Esel!" (Wendy Thomson, Mozart, deutschsprachige Ausgabe: Tosa-Verlag, Wien, 1989)

Na also, Leutgeb war ein besch... Hornist und ein nur mittelmäßig musikalisch begabter Saufkumpan von Mozart! Das weiß ich genau, denn ich hab es gelesen! Prost!

An Leutgeb bringt mich eigentlich nur eines zum "schwärmen". Die Hornkonzerte Mozarts verdanken wir wohl vor allem der Existenz dieses Mannes.

Personenbezogen Schwärmerei bringt einem, meines Erachtens, grundsätzlich auf den Holzweg. Ich meine, gerade die "ganz großen Künstler" haben sich doch der "Sache" hingegeben (manchmal bis zur Selbstaufgabe). Sehr deutlich z.B. an Bachs Einstellung "SOLI DEO GLORIA" und sich gewissermaßen in den "Dienst" der Musik (oder auch einer anderen Kunst) gestellt. Ich vermute die meisten hätten wahrscheinlich gar nicht gewollt, dass man sie als Person in den Vordergrund stellt.



@ Dirk

Linzer Torte ist kein Käsekuchen!

Die Zutaten:

280 g Mehl
280 g Butter
280 g geriebene Mandeln
200 g Staubzucker
2 Dotter
1 Ei
1 P Vanillezucker
2 TL Backpulver
2 TL Zimt
je 1 MSP Nelkenpulver, Piment
Ribiselmarmelade

Beste Grüße

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