Ich Stimme zu, jeder soll und darf seine Meinung haben. Die Diskussion ist aber interessant und fruchtbar.
klangwelt hat geschrieben:Das, was [Robert Ostermeyer] als Wat-wat-wat bezeichnet, nämlich die scharfen Abschlüsse mancher Töne - das würde man heute als unmusikalisch empfinden und nicht mehr so spielen. Warum Dennis Brain diese Töne so artikuliert hat, weiß ich nicht. Vielleicht war es Absicht, vielleicht Nachlässigkeit.
Also, das "Zungenstoppen"(?) (
tongue stopping) ist wohl kein Zeichen des schlechten Geschmacks, der Nachlässigkeit oder fehlender Fähigkeiten, sondern ein altes Stilphänomen. Hier die 1940 Mozart KV 447-Aufnahme mit Aubrey Brain (BBC SO, Adrian Boult):
https://youtu.be/85U6GEIKrkE.
Auch auf Supraphon Aufnahmen mit Stefek (Mozarts Sinfonia Concertante und Hornkonzert 3 KV 447, Reichas Horntrios) hört man diese "Wat-wat" oder "Tat-tat"-Artikulation (oder "tut-tut" in Englisch). Von dieser Reicha-Aufnahme mit Stefek, Kubat und Cir (die übrigens in 1961 den Preis
Prix Spécial de l’Académie Charles Cros (heute
Grand Prix du Disque) gewann) hat Fergus McWilliam in einem Interview gesagt,
Can you notice the "old-fashioned" tut-tut style of articulation? [It is] totally "illegal" but totally wonderful!
Ich stimme ihm völlig zu! Auf alten Aufnahmen hört man ja auch Streicher mit "unpassendem Spiccato" oder "unmodernem Portamento". Meiner Meinung nach verringert solche Stilphänomene nicht die Leistung - und auch nicht die Musik! Solche Stilunterschiede sind (waren) eine grosse Inspirationsquelle.
Mit freundlichem "Wat-wat-wat"
Christian