Liebe Hornfreunde, teilt mir bitte Eure Meinungen, Aregungen usw. mit.
Triplehorn
Wie spielt man es?
Seit der Einführung der Ventile gibt es gegenüber dem Naturhorn, bei dem man sich auf eine bestimmte Länge, z.B. auf einen Es-/Bogen/Zug, einstellen konnte, eine neue Schwierigkeit, soweit man ein Ventilhorn so wie heute üblich benützt. (Man hatte zunächst die Ventile nur zum schnellen Stimmungswechsel gebraucht und weiterhin meist Naturhorn gespielt).
Der Bläser muß sich nämlich bei der modernen Spielweise andauernd auf die verschiedenen Rohrlängen einstellen. Das erweiterte sich beim Doppelhorn und wurde extrem bei dem Triplehorn. Die Längen-unterschiede gehen hier vom hoch F-Horn 0 = 192cm bis zum tief F-Horn 1/2/3 = 532cm. Da man instinktiv diese Probleme minimieren möchte, führte es im Laufe der Zeit dazu, dass man beim Doppelhorn und erst recht beim Triplehorn meist nur eine Seite des Hornes als Standard benützt. Also, das B-Horn beim Doppelhorn und ebenfalls das B-Horn beim Triplehorn. Die anderen Seiten, wie das tiefe F-Horn spielt man mehr bei intonatorischen, tonlichen und tiefen Stellen, das hoch F-Teil setzt man zur Erhöhung der Sicherheit und bei hohen Tönen ein.
Bei vielen Hornisten - so auch bei mir - ist aber immer noch, zumindest beim Üben, das tiefe F-Horn der Standard. Wenn man zum ersten Male auf einem Triple spielt, dann ist in diesem Falle meist die Verwirrung groß, weil man nicht den gewohnten Standard hat. Und dann kommt ganz schnell die Frage an den Instrumentenbauer, ob man nicht das Triple dem Gewohnten anpassen könne. Leider führt das nicht zu einer geeigneten Konstellation.
Das hängt mit den beiden Umschaltventilen zusammen, die vom Daumen bedient werden, und zwar eines mit der Daumenspitze und das andere mit dem ersten Daumengelenk unterhalb der Spitze. Man kann nur sehr umständlich ein gedrücktes Ventil (meinethalben mit der oberen Daumenspitze) und dann zusätzlich mit dem Gelenk das zweite Ventil betätigen. Eines wird jetzt klar werden: wenn man den Daumen nicht einsetzt, sollte das B-Horn eingeschaltet sein. Jetzt entscheidet man nämlich einfach, entweder hoch-F oder tief- F.
Man könnte zwar das Problem entzerren, in dem man den kleinen Finger der linken Hand mit einsetzen würde - also eine Sektion des Hornes mit dem kleinen Finger bedienen würde. Das wird aber fast einhellig von allen Bläsern abgelehnt, da sie den kleinen Finger zur Hornhaltung benötigen.
Kommen wir zurück zu der Erkenntnis, dass bei dem Triple das B-Horn eingeschaltet sein sollte, wenn man keines der Daumenventile drückt. Die nächste Frage ist nun, welches Ventil mit der Daumenspitze bzw. mit dem Daumengelenk bedient wird oder umgekehrt. Die Frage ist weiter, ob man das obere Ventil (Daumenspitze) zum hoch-F oder zum tief-F schalten sollte. Im letzteren Fall müsste dann das hoch-F mit dem unteren Teil des Daumengelenks gedrückt werden, was, wie im Folgenden erklärt, un-praktisch ist.
Dazu müssen wir jetzt nämlich die Gesetze der Ergonomie bemühen. Da zeigt es sich, dass man mit der Daumenspitze viel leichter, schneller und kraftvoller drücken kann, als mit dem Gelenkteil des Daumens. Da man für hohe Töne wesentlich mehr Spannung und Kraft benötigt, ist es logisch, das hoch-F Horn mit der Daumenspitze zu schalten. Das tiefe F-Horn, was sowieso meistens mehr in der tieferen Lage eingesetzt wird, bedarf weniger Kraft und Spannung, dafür extreme Zielgenauigkeit. Das kann man relativ leicht mit dem Gelenk des Daumens bewältigen.
Wir wissen natürlich, dass besonders jüngere Hornisten in der Blüte ihrer Kraft immer sagen werden: Ich brauche kein Triple, ich kann alles auf dem Doppel spielen. Aber, um die berühmte norwegische Hornistin Frøydis Ree Wekre zu zitieren, „Never Say Never“ (Sage niemals nein) werden nach längerem Orchesterleben hohe Hornisten wissen, das es heikle Stellen gibt, die man besser auf dem hoch F-horn spielt. Manche Haydnsinfonien, viele Strawinskystellen oder z.B. Ravel’s G-dur Klavierkonzert kosten extrem starke Nerven. Keiner hat ein Verständnis dafür, wenn bei so einer Stelle gekiekst wird. Und der Hinweis, man hätte das doch auf dem normalen Doppelhorn gespielt, interessiert nicht und dankt einem niemand. Es ist ja auch so, dass man als Hornist mit gefestigten Tonvorstellungen lyrische Stellen aussergewöhnlich schön auf dem hohen Horn spielen kann. Man nehme sich die Hornisten der Wiener Philharmoniker zum Beispiel; die haben immer für „Notfälle“ den „Kuckuck“ unterm Pult. Und wenn sie ihn gelegentlich benützen, hört man fast keinen tonlichen Unterschied.
Einen Standard, wie oder wo man z.B. beim Triple-Horn die Hornsektionen wechseln sollte, kann man nur sehr ungefähr angeben. Beim Doppelhorn wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts erst ab es/dis2 zum B-Horn gewechselt, weil cis/des2 und d2 sehr gute Töne auf dem F-Horn sind. Später entschied man sich, ab cis/des2 auf dem B-Horn zu spielen. In Amerika wechselt man ab gis/as1 auf das B-Horn, weil beide Hörner zwischen gis/as1 und c2 die gleichen „Griffe“ haben. Heute spielt man in Deutschland alles auf dem B-Horn, ausser dem g1, dem kleinen g, dem kleinen fis/ges und natürlich die tiefen Töne (kleines c bis großes Fis/Ges). Diese Geschichte zeigt uns, dass es so eine Sache mit den Standards ist. Das einzige, was man sagen könnte, ist, das man das hoch F-Horn generell erst ab gis/as2 einsetzen sollte,
aber… „Never Say Never“……
Man muss also nach der Eingewöhnung auf ein Triple-Horn seine eigenen Regeln finden.