Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

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Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon Debernitzen » Di 26. Jan 2016, 18:26

Liebe Community,

weiß jemand Abhilfe ? Bei meinem Ankerl Horn hab' ich ein sehr kleines Fenster zum es2 (klingend). Im mezzo und legato ist es hinzukriegen, rasches und forciertes Anspielen führt aber sehr häufig zum Kicksen. Der Test durch meinen Hornlehrer befand: "Das es2 rollt!". Vom Hörensagen weiß er von einem Trick, in den 1.Zug etwas hineinzustecken, ein Stück Draht (?) o.ä. und damit sei es manchmal wegzubringen. Konkrete Praxis habe er mit dieser Methode aber auch nie gehabt.

Ich bin in den vier Jahren mit dem Instrument sonst sehr zufrieden gewesen, aber das Üben einer flotten Gallay-Etüde (#1) hat das Thema neulich ziemlich massiv zutage gebracht.

Oder gibt es vielleicht eine spieltechnische Möglichkeit, dem Instrument das Kicksen beim es2 abzugewöhnen ?

Gruß

Hans
Zuletzt geändert von Debernitzen am Di 26. Jan 2016, 20:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon klangwelt » Di 26. Jan 2016, 18:46

Debernitzen hat geschrieben:Vom Hörensagen weiß er von einem Trick, in den 1.Zug etwas hineinzustecken, ein Stück Draht (?) o.ä. und damit sei es manchmal wegzubringen.


Am besten nimmst Du dafür einen etwas dickeren, kunststoffummantelten Draht, der sich gut biegen lässt. Das Stück kann schon ein paar Zentimeter lang sein. Du musst es halt so hinbiegen, dass es sich festklemmt, ohne etwas zu beschädigen. Einfach ein bisschen rumprobieren, manchmal hilfts...
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Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon Debernitzen » Di 26. Jan 2016, 20:42

Mit ca 5-6 cm kunststoffummanteltem Leitungsdraht - bei dieser Stärke lässt sich der Draht mittels Eigenspannung sicher fixieren - ist es spürbar besser geworden, wenn auch nicht gänzlich verschwunden. Zumindest bin ich frohen Mutes am Optimieren und das Gefühl einen Horrorton anspielen zu müssen ist weg.

Selbst wenn auch ein wenig Placebo mit im Spiel sein sollte - es funktioniert.

Danke Klangwelt !
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Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon Peter » Di 26. Jan 2016, 23:07

Vorrede:
Du meinst wahrscheinlich das hohe b2, das ist bei vielen Hörnern z.B. beim 103er
krank. In der Diskussion den bewussten Ton klingend zu benennen, schafft nur Verwirrungen. Ich sage das bewusst, obwohl die "solfege" Welt immer den klingenden Ton benennt. Man muss einfach wissen, wieso Hörner transponierende Instrumente sind.

zwei Möglichkeiten:
1. ich lass mir vom Instrumentenmacher ca. 2cm lange Rohrstücke geben, die so eng im Durchmesser sind, dass ich sie ins Zugrohr stecken kann. Vorher die Hülse etwas mit Zugfett beschmieren, damit man sie u. U. mittels eines Schraubenziehers, der an der Schneide um 90 Grad umgebogen ist wieder hinaus ziehen kann.

2. ich schneide mir aus einer leeren Plastikflasche ein etwa 2 x2 cm großes Stück raus, rolle es zu einem Quasi Rohrteil und stecke es in den ersten Ventilzug.
Rausholen wie oben beschrieben.
Man muss ein wenig experimentieren. Z.B.In den rechten oder linken Schaft??
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Ansatzfehler mglwse auch dabei

Beitragvon Debernitzen » Do 28. Jan 2016, 21:35

Peter,

deine Methode ist geradezu semiprofessionell. Ein Rohr-Innenstück ginge übrigens mit einem 2cm Stück aus einer 7x64er Hülse (Jäger wissen was ich meine.). Sauber abgeschliffen klarerweise. Es ist leicht konisch und passt beim Ankerl-Horn in den Zug. Ich blieb dann aber doch beim Draht.

Beim konzentrierten Üben und Probieren, mit und ohne Draht, habe ich gemerkt, dass eine Ansatzschwäche meinerseits dazu kommen dürfte. Ich verschliesse seit jeher im Bereich von a1 und b1 (notiert) manchmal zu stark Lippen und Zähne und blockiere mich dort geradezu selbst, gerade in ff Passagen. Da verstärken mit hoher Wahrscheinlichkeit zwei Faktoren einander.

Resümee: es wurde durch Draht besser, durch Üben nochmals besser. Vielleicht gehts einmal wieder ohne Draht und ich krieg mein Ansatzproblem in dieser Zone gerade deswegen sogar besser in Griff.

Hans

P.S Es ist in der Tat nicht das hohe b2 sondern das notierte b1, das ich meine.
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Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon a.r.cor » Fr 29. Jan 2016, 00:40

Hallo Hans,

ein "leicht konisches Rohrstück" wäre mir zu gefährlich - dieses könnte sich im Stimmzug festklemmen o.ä..
Ein gebogener Draht kann theoretisch auch verrutschen; im schlechtesten Fall Richtung Ventil.
Mit einem zylindrischen Röhrchen (bspw. 2-5 cm lang - vom Instrumentenbauer), welches genau das Innenmaß des Zugs hat, kann man problemlos experimentieren. Etwas einfetten (Tip von Peter), und ca. 5-10 mm überstehen lassen, dann läßt es sich ohne Werkzeug wieder entfernen.
Ob die obere oder untere Zugöffnung besser funktioniert, muß (je nach Horntyp) durch Ausprobieren festgestellt werden.
Anbei als Beispiel ein Ventilzug mit nur 2 cm eingeschobenem Innenröhrchen.

Viel Erfolg, Grüße von Achim
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Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon Beate_Pokorny » Fr 29. Jan 2016, 16:38

Also, mal rein wissenschaftlich gesehen, bringen denn diese Vorschläge mit eingeschobenen Hülsen aller Art oder Drähten überhaupt irgendetwas, außer daß der Staudruck um ein kaum wahrnehmbares My verändert wird :?:

Rein physikalisch passiert doch, auf die Schwingung und auf Rohrlänge bezogen, auf dem F-Horn beim (in F) notierten B1 nichts und beim B2 erst recht nichts mehr. Persönlich halte ich von diesen Effekten nicht all zuviel. Klar, viele Musiker setzen auf solche (ich nenn' sie mal) Tranquilizer, vielleicht gerade diejenigen, die ohnehin immer ein wenig mehr Widerstand als andere suchen... ;)

Ob Horn oder Trompete, überall begegnen einem Gewichte und "Klangbrücken", die den Ton zentrieren und/oder sonstwie aufhübschen sollen. Wenn wir ehrlich sind, sollen damit wohl instrumentenbauliche Ungenauigkeiten und bläserische Schwächen kompensiert werden. Ist es beim Wienerhorn nicht eher so, daß Ansprache und Intonation überproportional vom F-Bogen (bei allen anderen Hörnern vom Mundrohr) beeinflußt werden :?:

Bleibt doch mal rational am Boden und denkt vor so einer Maßnahme kurz darüber nach...

Bussi, BEATE :lol:
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Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon klangwelt » Fr 29. Jan 2016, 16:48

Beate_Pokorny hat geschrieben:Bringen denn diese Vorschläge mit eingeschobenen Hülsen aller Art oder Drähten überhaupt irgendetwas?


Soweit ich gehört habe, soll es irgendetwas mit der Verschiebung von irgendwelchen Schwingungsknoten zu tun haben. Ich bin aber physikalisch nicht besonders versiert...
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Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon Günther » Fr 29. Jan 2016, 17:25

Hallo Beate,

ich tendiere auch zu Deinen Anschauungen, habe aber zu meinem Erstaunen festgestellt, dass es auch Hornisten in sehr prominenten Orchestern gibt, welche irgenden einen Draht in einem Zug installiert haben. Aber auch Placebos verfehlen oft ihre Wirkung nicht. Wenn es die ersten Male mit Draht geklappt hat, dann bleibt man auch dabei.
Wenn es einen wirklichen Einfluss hat, so müßte es meiner Meinung nach in Messungen erkennbar sein. Ich selbst kenne aber keine derartigen Untersuchungen.
Sicher ist das Mundrohr oder der F-Bogen entscheidend für das Geschehen. Aber es ist - das weiß ich aus eigener Erfahrung - nicht egal, was noch dahinter kommt. Ich habe mit meinem Wienerhorn samt F-Bogen ein sehr unwilliges C3 (leer gegriffen). Mit 2-3 oder 1-3 spricht es viel besser an. Aber soll ja auch der Flügelschlag eines Schmetterlings in Frankreich einen Wirbelsturm über dem Atlantik auslösen können... ;)

Liebe Grüße aus dem Weinviertel!
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Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon Altcorno » Fr 29. Jan 2016, 17:59

Beate_Pokorny hat geschrieben:Also, mal rein wissenschaftlich gesehen, bringen denn diese Vorschläge mit eingeschobenen Hülsen aller Art oder Drähten überhaupt irgendetwas, außer daß der Staudruck um ein kaum wahrnehmbares My verändert wird :?:

Rein physikalisch passiert doch, auf die Schwingung und auf Rohrlänge bezogen, auf dem F-Horn beim (in F) notierten B1 nichts und beim B2 erst recht nichts mehr. Persönlich halte ich von diesen Effekten nicht all zuviel. Klar, viele Musiker setzen auf solche (ich nenn' sie mal) Tranquilizer, vielleicht gerade diejenigen, die ohnehin immer ein wenig mehr Widerstand als andere suchen... ;)

Ob Horn oder Trompete, überall begegnen einem Gewichte und "Klangbrücken", die den Ton zentrieren und/oder sonstwie aufhübschen sollen. Wenn wir ehrlich sind, sollen damit wohl instrumentenbauliche Ungenauigkeiten und bläserische Schwächen kompensiert werden. Ist es beim Wienerhorn nicht eher so, daß Ansprache und Intonation überproportional vom F-Bogen (bei allen anderen Hörnern vom Mundrohr) beeinflußt werden :?:

Bleibt doch mal rational am Boden und denkt vor so einer Maßnahme kurz darüber nach...

Bussi, BEATE :lol:


Angesichts des heutigen Stands der Instrumenten-Bautechnik würde ich ein Horn mit derartigen Problemen nur noch weglegen. Völlig indiskutabel.

Viele Grüße,
Altcorno
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