Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Fragen und Antworten zu Übungsmaterial, Literatur und Aufführungspraxis,..
Diskussionen rund ums Horn,...
...

Moderatoren: Günther, sysadmins

Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon Peter » Fr 29. Jan 2016, 18:32

Liebe Beate und auch Günther,

bei allem Respekt, natürlich bringen solche Tricks etwas!

Das berühmteste Beispiel ist der Überlieferung nach Dennis Brain. Er hatte auf seinem Raoux-F-Horn kein gutes f2. Er hat das Problem gelöst, in dem er ein Stück von einem Streichholz quer in die Röhre seines ersten Ventils steckte (rechter oder linker Schaft- ich weiss es nicht).- es soll sehr gut funktioniert haben.
Es ist zu billig, zu glauben, das so etwas nur Einbildung wäre.
Die Schwingungsknoten werden durch so einen Trick um einen Bruchteil - und damit weg von der Störstelle - verschoben. Natürlich wirkt sich das irgendwie auf alle Töne aus, die mit dem ersten Ventil gegriffen werden. Aber durch Rumexperimentieren kann man mit Glück einen idealen Platz finden (das hohe b2 ist z.B. bei sehr vielen 103 so ein Ton, der mit dieser Hilfe deutlich verbessert werden kann.

Das ganze Bias System des Wiener Hornisten Mag. Gregor Widholm, oder das Wolgram'sche System der Technischen Universität Braunschweig (welches Engelbert Schmid benutzt) beruhen darauf, dass man bei der Optimierung der gemessenen Ergebnisse Hinweise bekommt, dass an einer bestimmten Stelle (etwas enger oder an jener Stelle etwas weiter) die Intonation, das Klangvolumen, schlechte(Wolf)Töne und ähnliches beeinflusst werden kann.

Da geht es um akustische Tatsachen und nicht um "Einbildung!

Ich habe mir selbst und vielen anderen Hornisten damit schon helfen können.
Übrigens, wusstet Ihr, dass die Wiener Hörner bei den WPH. voll mi Kabelstücken sind, um damit Wolsftöne zu eliminieren.
Benutzeravatar
Peter
 
Beiträge: 824
Registriert: So 3. Mai 2009, 23:26

Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon Günther » Fr 29. Jan 2016, 19:09

Lieber Peter,

ich will die Erfolge dieser Methode gar nicht in Abrede stellen. Ich kenne am Rande das Bias System von Gregor Widholm. Allerdings keine ich zumindest keine Vergleichmessungen mit und ohne solcher Verbesserungen. Und der Vergleich mit dem Flügelschlag des Schmetterlings kommt aus der Meterologie und besagt, dass kleinste Unterschiede in den Parametern zu komplett anderen Prognosen führen können.
Übrigens, wusstet Ihr, dass die Wiener Hörner bei den WPH. voll mi Kabelstücken sind, um damit Wolsftöne zu eliminieren

Ich kenne zumindest einen WPH, der sein Instrument nach eigener Aussage damit verbessert hat. Es werden sich die Hersteller aber damit schwer tun, solch einen Eingriff in das Instrument gut zu heißen oder gar zu empfehlen.
Aber Hornspielen ist auch Kopfsache und die ein oder andere Maßnahme ist wahrscheinlich physikalisch unerheblich, funktioniert dann aber über die mentale Schiene. Dessen bin ich mir auch sicher.

Beste Grüße!
Benutzeravatar
Günther
 
Beiträge: 396
Registriert: Mo 29. Dez 2008, 16:58
Wohnort: Weinviertel

Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon Peter » Fr 29. Jan 2016, 23:22

Peter hat geschrieben:Aber Hornspielen ist auch Kopfsach


lieber Günther, mit dieser Feststellungz bin ich vollkommen bei Dir.
Aber in der anderen Sache sind wir wohl verschiedener Meinung.
Das respektiere ich.
Benutzeravatar
Peter
 
Beiträge: 824
Registriert: So 3. Mai 2009, 23:26

Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon Beate_Pokorny » Sa 30. Jan 2016, 09:22

:oops: :oops: Reumütig bekenne ich, dass mein Beitrag bewusst in provokativer Haltung verfasst wurde. :oops: :oops:

Darum ein besonderes Dankeschön für Eure sehr wertvollen Antworten, bitte mehr davon :!: Ich finde, dass gerade in solch diffizilen Angelegenheiten mehr Austausch erforderlich ist, vielleicht auch mit dem Ergebnis einiger verbesserter Ergebnisse im Instrumentenbau, sowie vieler zufriedener Hornisten. Ansonsten halte ich es damit grad so wie unser Hödlmoser schon an anderer Stelle schrieb:
Hödlmoser hat geschrieben:...Wenn es nicht hilft, so schadet's auch nicht...


Bussi, BEATE :lol:

PS: Ich bitte all jene um Entschuldigung, die sich durch mich persönlich angegriffen fühlten! :cry:
Benutzeravatar
Beate_Pokorny
 
Beiträge: 336
Registriert: Do 15. Jan 2009, 00:38

Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon Altcorno » Sa 30. Jan 2016, 09:56

Peter hat geschrieben:Das ganze Bias System des Wiener Hornisten Mag. Gregor Widholm, oder das Wolgram'sche System der Technischen Universität Braunschweig (welches Engelbert Schmid benutzt) beruhen darauf, dass man bei der Optimierung der gemessenen Ergebnisse Hinweise bekommt, dass an einer bestimmten Stelle (etwas enger oder an jener Stelle etwas weiter) die Intonation, das Klangvolumen, schlechte(Wolf)Töne und ähnliches beeinflusst werden kann.


Lieber Peter,

ich möchte doch noch auf meinem Standpunkt beharren. Es kann doch wohl erwartet werden, dass ein Instrumentenbauer, wie z. B. E. Schmid u.a., seine Erzeugnisse mit diesen Hilfsmitteln vor der Auslieferung bzw. bei der Konstruktion optimiert und nicht der Bläser mit Drähten o.ä. "herum pfriemelt". Um vielleicht ein historisches Instrument gangbar zu machen, mag das eine hilfreiche Notlösung sein, aber bei neuen Instrumenten?

Viele Grüße,
Altcorno
Altcorno
 
Beiträge: 405
Registriert: Do 15. Jan 2009, 21:16

Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon Schnäpf » Sa 30. Jan 2016, 10:02

Grüezi miteinander

Letzten Sommer habe ich mir von Klaus Fehr ein Doppelhorn bauen lassen.
Das Horn ist mit äusserster Sorgfalt und grossartigem handwerklichem Können gebaut.
Ein wunderbares Instrument!
Und in ebendiesem Horn hat's im 1. Ventilzug vom B-Horn ein kleines Rohrstück eingelegt...
Klaus Fehr legt auch sehr viel Wert darauf, dass alle Züge immer gleich und nicht umgekehrt zusammengesteckt werden;
also so dass immer die gleichen Rohrstücke ineinander stecken. (Wow! ist das schwer zu beschreiben...)
Die Züge, die man "verdrehen" könnte, sind extra bezeichnet und man kann Markierung auf Markierung zusammensetzen.

Und wenn der Klaus das macht, dann muss da etwas dahinterstecken! Wozu würde er sonst diesen Aufwand betreiben?


Peter hat geschrieben:Übrigens, wusstet Ihr, dass die Wiener Hörner bei den WPH. voll mi Kabelstücken sind?


;) Der Elektifizierung erfasst alle Bereiche... irgendwann geht gar nichts mehr ohne Batterie... ;)

Gruss aus Höngg

Schnäpf
Schnäpf
 
Beiträge: 10
Registriert: Fr 9. Nov 2012, 14:24

Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon Schnäpf » Sa 30. Jan 2016, 10:17

Altcorno hat geschrieben:Es kann doch wohl erwartet werden, dass ein Instrumentenbauer, wie z. B. E. Schmid u.a., seine Erzeugnisse mit diesen Hilfsmitteln vor der Auslieferung bzw. bei der Konstruktion optimiert und nicht der Bläser mit Drähten o.ä. "herum pfriemelt". Um vielleicht ein historisches Instrument gangbar zu machen, mag das eine hilfreiche Notlösung sein, aber bei neuen Instrumenten?


Wieso gibt es denn auch von den allerbesten Instrumentenbauern keine zwei genau gleichen Instrumente???
Es ist auch heutzutage einfach nicht möglich immer exakt die genau gleichen Bedingungen zu haben. Besonders bei den Metallwerkstoffen. Die Moleküle gehorchen den Giessern einfach noch zu wenig...

Die wahre Kunst ist es doch die richtigen Mittel zu finden und das Gespür zu haben, wo was wie am fast perfekten Produkt verändert werden muss, zum noch fast perfekteren Produkt.
(wie ist das übrigens in der Musik so? und mit dem Üben?) ;)

Gruss aus Höngg

Schnäpf
Schnäpf
 
Beiträge: 10
Registriert: Fr 9. Nov 2012, 14:24

Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon klangwelt » So 31. Jan 2016, 12:45

Altcorno hat geschrieben:ich möchte doch noch auf meinem Standpunkt beharren. Es kann doch wohl erwartet werden, dass ein Instrumentenbauer, wie z. B. E. Schmid u.a., seine Erzeugnisse mit diesen Hilfsmitteln vor der Auslieferung bzw. bei der Konstruktion optimiert und nicht der Bläser mit Drähten o.ä. "herum pfriemelt". Um vielleicht ein historisches Instrument gangbar zu machen, mag das eine hilfreiche Notlösung sein, aber bei neuen Instrumenten?

Bei der ursprünglichen Frage ging es um ein Wienerhorn von Ernst Ankerl. Da diese Hörner nur bis 1973 produziert wurden, kann man schon fast von einem historischen Instrument sprechen. Auf neuen Wienerhörnern gibt es die Probleme mit kranken Tönen nicht mehr. Früher gab es kaum ein Wienerhorn, das nicht irgendwo einen Wolfston hatte.

Günther hat geschrieben:Ich kenne zumindest einen WPH, der sein Instrument nach eigener Aussage damit verbessert hat.

Es ist erstaunlich, dass trotz der viel besseren Qualität der modernen Instrumente die Drähte anscheinend auch heute noch bei den Wiener Philharmonikern zum Einsatz kommen. Ich hatte vor nicht allzulanger Zeit zwei Hörner von Haagston zum Ausprobieren, die nach Auskunft des Händlers vorher an die Philharmoniker ausgeliehen waren. Bei beiden Hörnern fand ich im ersten Ventilzug ein Drahtstück.
klangwelt
 
Beiträge: 378
Registriert: Do 27. Jan 2011, 14:46

Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon Sebastian » So 31. Jan 2016, 14:48

Schnäpf hat geschrieben:Bei beiden Hörnern fand ich im ersten Ventilzug ein Drahtstück.

Und ich beim Ausprobieren eines Jungwirth ;)
Sebastian
 
Beiträge: 126
Registriert: Sa 4. Sep 2010, 17:12

Re: Tipps gegen rollendes es2 (Draht?)

Beitragvon Günther » So 31. Jan 2016, 18:09

Ich hab's ja immer schon gewusst: Die Wiener Hornisten sind auf Draht! :lol:
Benutzeravatar
Günther
 
Beiträge: 396
Registriert: Mo 29. Dez 2008, 16:58
Wohnort: Weinviertel

VorherigeNächste

Zurück zu WIENERHORN FORUM

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 13 Gäste

cron