Schmetterkranz

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Schmetterkranz

Beitragvon klangwelt » Di 8. Nov 2016, 14:00

Wie ist eure Meinung zu den verschiedenen Eigenschaften des Schallbechers, vor allem hinsichtlich des Schmetterns? Es gibt ja verschiedene Herstellungsverfahren, Trichterformen, Materialstärken, Messinglegierungen und so weiter. Außerdem die Optionen mit oder ohne Kranz, abschraubbar oder nicht... Vor allem die Bedeutung von Materialstärke und Gewicht und der Einfluss des Schmetterkranzes bei höherer Lautstärke interessiert mich. Gelegentlich wünschen sich Dirigenten von den Hörnern ja einen schmetternden Klang, der dann trotzdem noch kultiviert und auch nicht unbedingt immer extrem laut sein soll.
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Re: Schmetterkranz

Beitragvon Peter » Mi 9. Nov 2016, 11:07

Der Schalltrichterkranz verschiebt das Schmettern auf höhere Lautstärken.
Das bedeutet, dass man (dynamische Vorschriften haben mehr mit Klangfarbe, denn mit tatsächlicher Lautstärke zu tun) z.B, in einer Mahlersinfonie ein mit p bezeichnetes Solo wesentlich lauter spielen kann, ohne dass der silbrige Schmetterklang ertönt.

Naturhörner, die ja viel leichter sind als Ventilhörner und dem entsprechend wesentlich früher schmettern, brauchen dagegen den Schalltrichterkranz um nicht zu früh zu schmettern.
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Re: Schmetterkranz

Beitragvon Beate_Pokorny » Fr 11. Nov 2016, 17:59

Meine persönliche Erfahrung mit dem Neusilberkranz werte ich als nicht so ausgesprochen positiv. Als ich noch mein Schmid-Tripelhorn in Gebrauch hatte, war ich einige Zeit auf der Suche nach dem idealen Klang, bzw. dem passenden Schallbecher. Die ursprüngliche Problematik bestand darin, daß für meinen Geschmack, ab der Mittellage aufwärts, Messing- oder Goldmessing-Becher zu bald ins Schmettern kamen.

Der Versuch mit Engelbert Schmid's Kranz zeigte, daß das Schmettern wesentlich später aber ziemlich plötzlich kam. Wie ein Fahrzeug mit Sportfahrwerk, das wesentlich schneller durch eine Kurve gelenkt werden kann, aber irgendwann halt doch ausbricht. Meine letztendliche Lösung für das Problem fand ich im Sterlingsilber-Becher: einerseits bescherte er mir einen sehr runden Klang, andererseits kam es relativ spät und schwer, dafür äußerst elegant zum Schmettern.

Mittlerweile blase ich nur noch auf Engelbert Schmids Wienerhorn mit einem handgehämmerten Schallbecher in Wiener Mensur (Durchmesser 28 cm) und zwar ohne Kranz (ja das gibts). Der Klang entwickelt sich darauf phantastisch! Das "metallische Etwas" kommt zwar auch schon recht bald, aber sehr charmant daher. Und, je nach gewählter Handhaltung, läßt sich das Schmettern auch etwas verzögern.

Im allgemeinen hatte ich mit handgehämmerten Schallbechern bisher nur angenehme Erfahrungen gemacht und zwar völlig markenneutral. Ob auf einem orig. Meister Hans Hoyer B-/hoch F oder auf irgendwelchen Naturhörnern, selbst bei Jiraceks Modell Bohemia mit weiter Schallstückmensur, gefielen mir die klanglichen Resultate durch die Bank weg recht gut!

Bussi, BEATE :lol:
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Re: Schmetterkranz

Beitragvon Alex103 » Sa 3. Dez 2016, 14:49

Liebe Beate,

könntest du bitte noch etwas ausführen, warum du von einem Tripelhorn jetzt vorzugsweise auf ein Wienerhorn umgestiegen bist ? Ich selbst blase seit einem Jahr ein Jungwirth und nehme es immer öfters auch zu Konzerten. Der Klang ist einfach sehr schön und entwickelt sich wunderbar im Piano, Durchsetzungsfähigkeit auch kein Thema, Ausdauer auch gerade im Bereich über g" viel besser als mit einem Doppelhorn, sehr schöne und satte Tiefe. Hätte nie gedacht, dass ich mich auf einem Wienerhorn so wohl fühlen würde. Man vermisst die "Sicherheit" des B-Horns überhaupt nicht.

viele Grüße

Christoph
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Re: Schmetterkranz

Beitragvon Beate_Pokorny » So 4. Dez 2016, 16:00

Hallo Alex103,

einen guten Teil meiner Antwort nimmst Du bereits vorweg:

Alex103 hat geschrieben:"... Der Klang ist einfach sehr schön und entwickelt sich wunderbar im Piano, Durchsetzungsfähigkeit auch kein Thema, Ausdauer auch gerade im Bereich über g" viel besser als mit einem Doppelhorn, sehr schöne und satte Tiefe. Hätte nie gedacht, dass ich mich auf einem Wienerhorn so wohl fühlen würde. Man vermisst die "Sicherheit" des B-Horns überhaupt nicht..."


Der Grund, daß ich nurmehr Wienerhorn spiele, heißt Klang, Klang und wieder Klang. Ganz klar, das ist Geschmacksache. Wer für sich eine rationale, wissenschaftlich begründete Antwort sucht, wird sie bei Thomas Jöbstl oder Gregor Widholm finden.

Und dann wäre da noch das Konstrukt aus Mindelzell mit exakter Intonation, ausschließlich gesunden und klar zentrierten Tönen, das läßt mich auf die bisher gewohnte Sicherheit eines Tripelhornes leicht verzichten.

Ich habe in den letzten zweieinhalb Monaten zwei Konzertprogramme in vier Aufführungen (incl. Audio-Mitschnitt) absolviert und dabei nicht einmal das Tripelhorn vermißt!

Bussi, BEATE :lol:
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