Anfängerfragen...

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Beitragvon Unicorn » Do 26. Jan 2017, 10:19

Ich habe vor ein paar Monaten mit dem Hornspielen angefangen und habe einen Riesenspass damit.
Da ich dieses Jahr einen runden Geburtstag habe, möchte ich mir ein Horn kaufen(ok, ich weiß, das das etwas früh, man sollte erst mal lernen, das Ding zu spielen...)
Aber ich merke bereits jetzt, das ich einige Probleme damit habe und zwar mit meinen Händen. Irgendwie sind die zu klein, um das Horn richtig zu halten und dann auch noch alle Ventile richtig bedienen zu können. Dann bekomme ich auch noch Gelenkprobleme (Daumen) und der vierte Finger der linken Hand war schon beim Klavierspielen immer recht lahm. Wenn ich mit dem Daumen auf die F-Seite Schalte, dann kann ich mit dem kleinen Finder nicht mehr in den Haken einhaken. Und wenn ich auf der B-Seite spiele, dann komm ich mit dem Daumen nicht mehr ans Ventil.
Ich spiel eine Mietinstrument der Musikschule, ein altes Alex 103, made in West-Germany :) .
Meine Frage: gibt es deutlich leichtere Hörner? Und in wieweit sind die Ventile individuell veränderbar?
Vielen Dank

Annette
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Re: Anfängerfragen...

Beitragvon Lupus Cornum » Do 26. Jan 2017, 10:48

Hallo Annette,

die meisten modernen Hörner haben viele Möglichkeiten, die Ergonomie anzupassen. In Deinem speziellen Fall bietet sich ein sogenannter Flipper an - ein kleines Metallplättchen über der linken Hand, mit dem man letztlich den kleinen Finger entlasten kann. Das kann auch den Ringfinge beschleunigen, da er über die Sehnen relativ eng mit dem kleinen Finger zusammenhängt und eine verkrampfte Haltung des kleinen Fingers die Beweglichkeit des Ringfingers beeinträchtigen kann.

Die Gefahr bei der Nutzung eines Flippers ist, dass es lockt, das Mundstück härter anzupressen - und das tut nicht gut. Hier hilft letztlich nur Disziplin.

Auch den Haken für den kleinen Finger kann man mittlerweile üblicherweise flexibel einstellen, das kostet bei neuen Hörnern einen Aufpreis von ca. 50€ und lohnt sich definitv, insbesondere, wenn die eigene Handgröße am Rand der Standardverteilung liegt. Schließlich kann man auch den Hebel für das Daumenventil bei einem neuen Horn nach eigenen Wünschen einstellen lassen, und einige Hersteller bieten sogar komplett flexible Daumenventile an.

Beispiel (schamlos geklaut von beckbrassworks.com):
Paxman9l.JPG
Paxman9l.JPG (159.73 KiB) 7016-mal betrachtet


Falls nicht nur Deine Hände sehr klein sind, sonder Du auch, gibt es durchaus verschieden eng gewickelte Instrumente. Eventuell lohnt es sich dann, auch reine F-Hörner anzuschauen oder kompensierte. Das 103er habe ich bei den wenigen Gelegenheiten, dass ich eines in der Hand hatte, als relativ raumgreifend empfunden.

Edit: Natürlich gibt es auch verschieden schwere Instrumente. Das beeinflusst neben der Ergonomie aber auch heftig die Spieleigenschaften. Die extrem leichten vollausgebauten Doppelhörner sind für Anfänger nichts, 103er aber streng genommen auch nicht. Kompensierte Instrumente können nicht nur enger gewickelt werden, sondern sparen bei gleicher Materialstärke gegenüber den vollausgebauten Doppelhörnern aber auch Masse ein und sind daher tendentiell leichter. Da ich bei meiner Suche mich nur auf vollausgebaute gestürzt habe, halte ich mich aber mit der Empfehlung konkreter Modelle zurück.

Edit 2: Hier gibt es eine relevante Diskussion.
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Re: Anfängerfragen...

Beitragvon Unicorn » Do 26. Jan 2017, 15:18

Vielen Dank für Deine Antwort, dass wird mir weiterhelfen.
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Re: Anfängerfragen...

Beitragvon a.r.cor » Do 26. Jan 2017, 20:43

Hallo Annette,

wie Lupus Cornum geschrieben hat, können Flipper und verstellbarer Fingerhaken sehr dabei helfen, eine günstige Handposition zu erlangen.
Bei Unibal-Mechanik kann ein Instrumentenbauer die Schubstangen verkürzen, damit die Ventil-Drücker näher am Korpus sind; bei Schnur-Mechanik läßt sich dies ganz einfach über eine Stellschraube (s. Foto) justieren.
Wenn das Gewicht unbedingt niedrig sein muß, wären beispielsweise Engelbert Schmid und Christopher Cornford (Modell L25) Anbieter, die sehr leichte Doppelhörner bauen.
In der Diskussion, die man über den Link in Lupus Curnums Antwort einsehen kann, findet sich ein Foto von einem Korken als Flipper-Provisorium - das wäre schon 'mal ein Versuch wert.

Viel Erfolg wünscht Achim
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Schnurmechanik.JPG
Schnurmechanik.JPG (314.06 KiB) 6939-mal betrachtet
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Re: Anfängerfragen...

Beitragvon oppitz » Fr 27. Jan 2017, 11:04

Lupus Cornum hat geschrieben:
Falls nicht nur Deine Hände sehr klein sind, sonder Du auch, gibt es durchaus verschieden eng gewickelte Instrumente. Eventuell lohnt es sich dann, auch reine F-Hörner anzuschauen oder kompensierte. Das 103er habe ich bei den wenigen Gelegenheiten, dass ich eines in der Hand hatte, als relativ raumgreifend empfunden.


obwohl das 103er eng gewickelt ist, aber der Griffwinkel ist anders, wie bei vielen anderen Instrumenten.

Lupus Cornum hat geschrieben:Edit: Natürlich gibt es auch verschieden schwere Instrumente. Das beeinflusst neben der Ergonomie aber auch heftig die Spieleigenschaften. Die extrem leichten vollausgebauten Doppelhörner sind für Anfänger nichts,


warum denn - Deiner meinung nach?

Lupus Cornum hat geschrieben: 103er aber streng genommen auch nicht. Kompensierte Instrumente können nicht nur enger gewickelt werden, sondern sparen bei gleicher Materialstärke gegenüber den vollausgebauten Doppelhörnern aber auch Masse ein und sind daher tendentiell leichter. Da ich bei meiner Suche mich nur auf vollausgebaute gestürzt habe, halte ich mich aber mit der Empfehlung konkreter Modelle zurück.

Edit 2: Hier gibt es eine relevante Diskussion.


heutzutage gibt es vollausgebaute, die leichter als so manches kompensiertes sind... dennoch bin ich ich bekennender Freund von kompensierenden Hörnern - und das obwohl ich zu 80% die F-Seite nutze.

Wenn so ein Modell in Frage kommt, dann unbedingt folgende versuchen anzuspielen, die stehen einem vollausgebauten in nichts nach.

- Knopf Modell 13 oder 14 (möglichst mit dem extra schmalem Schall)
- Cornford L25
- Paxman 33
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Re: Anfängerfragen...

Beitragvon Lupus Cornum » Fr 27. Jan 2017, 12:10

oppitz hat geschrieben:
Lupus Cornum hat geschrieben:Edit: Natürlich gibt es auch verschieden schwere Instrumente. Das beeinflusst neben der Ergonomie aber auch heftig die Spieleigenschaften. Die extrem leichten vollausgebauten Doppelhörner sind für Anfänger nichts,


warum denn - Deiner meinung nach?

Kondensiert aus limitierter eigener Erfahrung und aufgeschnapptem Halbwissen aus zweiter Hand: Die extrem leichten Instrumente helfen einem bei Klang und Tragfähigkeit nicht, man muss beides selbst mitbringen. Ein Anfänger wird damit Schwierigkeiten haben.

Jetzt kann natürlich wahr sein, dass Schwierigkeiten einen Menschen wachsen lassen, aber so weit ich weiß kommen die meisten auf normalschwereren Instrumenten erst einmal schneller vorwärts auf ein Niveu, dass das Spielen Spaß macht.
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Re: Anfängerfragen...

Beitragvon oppitz » Fr 27. Jan 2017, 12:50

Lupus Cornum hat geschrieben:
oppitz hat geschrieben:
Lupus Cornum hat geschrieben:Edit: Natürlich gibt es auch verschieden schwere Instrumente. Das beeinflusst neben der Ergonomie aber auch heftig die Spieleigenschaften. Die extrem leichten vollausgebauten Doppelhörner sind für Anfänger nichts,


warum denn - Deiner meinung nach?


Lupus Cornum hat geschrieben:Kondensiert aus limitierter eigener Erfahrung und aufgeschnapptem Halbwissen aus zweiter Hand:


ich sage dazu - wenn sie gut gemacht sind, können die Teile begeistern (sagt einer der sie "falsch" spielt, meist auf der F-Seite)

Lupus Cornum hat geschrieben: Die extrem leichten Instrumente helfen einem bei Klang und Tragfähigkeit nicht, man muss beides selbst mitbringen. Ein Anfänger wird damit Schwierigkeiten haben.


sag das mal dem Engelbert...

Lupus Cornum hat geschrieben:Jetzt kann natürlich wahr sein, dass Schwierigkeiten einen Menschen wachsen lassen, aber so weit ich weiß kommen die meisten auf normalschwereren Instrumenten erst einmal schneller vorwärts auf ein Niveu, dass das Spielen Spaß macht.


sehe ich auch so. Nicht jeder wird Profi. Wenn der Frust zu groß wird, lassen es viele eher bleiben. Von daher gibt es meiner Meinung nach schon einen verwendungszweck für Hörner, die es einem leicht machen.
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Re: Anfängerfragen...

Beitragvon Unicorn » Fr 27. Jan 2017, 13:25

Nächste dumme Frage: was ist der Unterschied zwischen einem kompensierten und einem voll ausgebauten Doppelhorn? Ok, voll ausgebaut sind 2 (fast) komplette Hörner in einem, die sich nur wenige Bauteile teilen (Mundrohr, Schallstück)...was ist kompensiert?
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Re: Anfängerfragen...

Beitragvon Lupus Cornum » Fr 27. Jan 2017, 13:51

Das F-Horn ist ja länger als das B-Horn. Damit alles in sich stimmt, müssen auch die Ventile des F-Horns länger sein als die des B-Horns.

Bei vollausgebauten Doppelhörnern werden die B-Ventile quasi stillgelegt, wenn Du auf der F-Seite spielst - beide Seiten haben ihren eigenen vollgültigen Satz Ventile. Beim kompensierten Doppelhorn werden auch auf der F-Seite die B-Ventile mitbenutzt und zusätzlich noch ein bisschen Rohr zugeschaltet, um die Intonation zu kompensieren, daher der Name.

Wie viel des B-Horns stillgelegt wird, wenn Du auf einem vollausgebauten Doppelhorn das Daumenventil und sonst nichts drückst (hier spricht der Norddeutsche, der im Normalfall B-Horn spielt), ist bauartbedingt unterschiedlich. Etwas ist es aber immer, und nur beim kompensierten Doppelhorn schwingt, wenn Du alle Ventile drückst, wirklich alles an Rohr, was Du in der Hand hast.

@ Oppitz
Ich fürchte, das hast Du mich partiell missverstanden. Ich habe "kondensiert" geschrieben und nicht "kompensiert" und meinte, dass ich verschiedene Kenntnisquellen vermengt habe und dann reduziert habe. Eine Äußerung zu kompensierten Hörnern enthielt mein letzter Post nicht. Oder habe ich jetzt Dich missverstanden?
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Re: Anfängerfragen...

Beitragvon oppitz » Sa 28. Jan 2017, 19:47

Lupus Cornum hat geschrieben:
@ Oppitz
Ich fürchte, das hast Du mich partiell missverstanden. Ich habe "kondensiert" geschrieben und nicht "kompensiert" und meinte, dass ich verschiedene Kenntnisquellen vermengt habe und dann reduziert habe. Eine Äußerung zu kompensierten Hörnern enthielt mein letzter Post nicht. Oder habe ich jetzt Dich missverstanden?


ups... ja... habe kompensiert rausgelesen...
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