Wie dringend brauch man ein Doppelhorn wirklich?

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Wie dringend brauch man ein Doppelhorn wirklich?

Beitragvon Unicorn » Fr 5. Mai 2017, 15:14

Ich möchte mir ein eigenes Horn zulegen und versuche herauszufinden, was zu mir am Besten paßt. Ich spiele noch nicht sehr lange Horn, habe aber große Freude daran und weiß aber letztlich nicht, wohin mich die Hornreise führen wird. Ob ich nur für mich spielen werde oder in einen Ensemble später mal...keine Ahnung.
Jedenfalls habe ich festgestellt, daß mir vom Klangbild her am meinem geliehenen Horn die F-Seite wesentlich besser gefällt als die B-Seite und ich von daher fast alles auf F-Seite spiele auch wenn es in der höheren Mittellage deutlich anspruchsvoller ist. Aber bis zum g2 komme ich sicher auch mit der F-Seite. Des Weiteren kommt dazu, daß ich Schwierigkeiten habe, das Daumenventil zu bedienen, so das für mich feststeht, das mein eigenes, wenn es denn tatsächlich ein Doppelhorn werden sollte, F/B sein wird. Ich habe gesundheitlich Probleme mit meinen Händen und aller Voraussicht nach wird nicht besser werden. Der Zahn der Zeit wird weiter nagen. Von daher stelle ich mir schon die Frage, ob nicht auch F-Horn reicht, es hat ja auch weniger Gewicht.
Wann braucht man den die B-Seite wirklich? Und erst recht als Amateur?

Grüße
Annette
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Re: Wie dringend brauch man ein Doppelhorn wirklich?

Beitragvon klangwelt » Fr 5. Mai 2017, 15:39

Unicorn hat geschrieben:Ich spiele noch nicht sehr lange Horn

Liebe Annette,
für den Anfang würde ich IMMER das F-Horn empfehlen. Ich selbst habe auf dem F-Horn angefangen und einige Jahre auf dem einfachen Horn gespielt, bevor ich ein Doppelhorn bekommen habe. Ich glaube, dass mir das nicht geschadet hat. Mittlerweile bin ich wieder zum F-Horn zurückgekehrt. Das Doppelhorn habe ich zum letzten Mal benutzt, als ich bei einer Aufführung die 1. Hornstimme bei Mozarts Klarinettenkonzert spielen sollte. Meiner Ansicht nach braucht man als Amateur normalerweise kein Doppelhorn, vor allem dann nicht, wenn man wie Du den F-Horn-Klang schöner findet. Natürlich gibt es ein paar Sachen, die sich auf dem B-Horn besser und leichter spielen lassen. Wenn Du im Orchester mitspielen willst und irgendwelche Sinfonien von Haydn oder Mozart mit hohen Stellen auf dem Programm stehen, kannst Du Dir immer noch überlegen, dafür vielleicht ein anderes Instrument zu verwenden.
Ganz allgemein: Man kann auch auf dem B-Horn schön spielen, aber auf dem F-Horn ist es viel einfacher!
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Re: Wie dringend brauch man ein Doppelhorn wirklich?

Beitragvon oppitz » Fr 5. Mai 2017, 15:52

Hallo,

"brauchen" ist höchst individuell... in Deutschland mit gefühlt 95% B-Horn Bläsern ist man schon ein Exot, wenn man sein Daumenventil auf F-B, satt B-F stehen hat.

Du schreibst diesen Artikel ja im "Wienerhorn-Forum" und das Wiener Horn ist ein einzelnes Horn in F, daher "braucht" man das B-Horn (die B-Horn Seite) nicht zwingend und die Wiener Philharmoniker sind ja nicht für ihren schlechten Hornsatz bekannt :ugeek:

Ich persönlich fühle mich auf einem Doppelhorn wohler und nutze das Daumenventil oft, dennoch spiele ich überwiegend auf der F Seite, aber wenn alle anderen auf der B Seite spielen intoniert man unisono manchmal dann doch besser auf dem B Horn.
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Re: Wie dringend brauch man ein Doppelhorn wirklich?

Beitragvon Peter » Fr 5. Mai 2017, 16:54

Hallo Annette,
wie wäre es mit einem B-Horn plus einen Satz F-Horn Ventilzüge und einem langen (mehrere Windungen) Hauptzug, der das Horn in ein F-Horn verwandelt?

es muss natürlich ein gutes Horn (evtl. Cornford) sein. Du kannst jetzt wie gewohnt F-Horn spielen, aber das Horn in besonderen Fällen auf b umrüsten
(Kurzer Hauptzug und ein Satz B-Hornventilzüge.
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Re: Wie dringend brauch man ein Doppelhorn wirklich?

Beitragvon dszy » Fr 5. Mai 2017, 23:50

Mir persoenlich gefaellt in dieser Form dieses Instrument: http://www.rimskys-horns.com/en/product ... f-horn-ydc
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Re: Wie dringend brauch man ein Doppelhorn wirklich?

Beitragvon Unicorn » Sa 6. Mai 2017, 09:48

Vielen Dank für die interessanten Antworten. An die Möglichkeit eines anpassbaren Horns hatte ich noch überhaupt nicht gedacht. Das wird wahrscheinlich die für mich passende Lösung sein. Das Jungwirthhorn sieht auch interessant aus, aber auf deren homepage ist es nicht zu finden.
Das mein sich entwickelndes F-Klangbild nicht der allgemeinen Vorstellung entspricht, ist mir eher egal. Ich werde mit Sicherheit mich, wenn ich mich weiterentwickelt habe, auch mit dem Naturhorn beschäftigen. Im wesentlichen weil ich den Klang wunderbar finde und es mir Spaß macht, ohne Ventile zu spielen.
Neulich habe ich Beethovens 3. mit Naturhörnern gehört, es war schlicht zum Niederknien schön.

eine gute Zeit wünsche ich euch

Annette
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Re: Wie dringend brauch man ein Doppelhorn wirklich?

Beitragvon Lupus Cornum » Sa 6. Mai 2017, 11:08

Wirklich gebraucht habe ich das Doppelhorn bisher genau einmal: Die Nacht auf dem kahlen Berge, Originalinstrumentierung von Mussorgski. Das ist tief genug, dass man in die Lücke, die ein F-Horn ohne Stopftechnik o.ä. nicht spielen kann, vorstößt. In der Lücke auf dem B-Horn ist auch einiges zu spielen, so dass man entweder ein Doppelhorn nimmt oder auf sicher existierende, mir aber unbekannte andere Hilfsmittel zurückgreift.

Ansonsten ist es eher nett zu haben als wirklich nötig. In der Höhe ist man bei gleichen Fähigkeiten auf der B-Seite ein wenig sicherer, was aber nicht heißt, dass man das nicht kompensieren kann. Gelegentlich ist es nett, für technische Stellen auf die andere Seite zu wechseln, weil die Griffe da besser liegen, oder aber Hilfsgriffe für die Intonation zu verwenden. Für die Probleme, die so gelöst werden, gibt es aber immer auch andere Lösungen.

Auch im anspruchsvollen Laienbereich gibt es Menschen, die auf reinen F-Hörnern (nicht nur Wiener Bauart) sehr gute Leistungen abliefern, und spätestens, wenn körperliche Einschränkungen berücksichtigt werden müssen, ist ein einfaches Horn ziemlich sicher vorzuziehen.

Mit dem Naturhorn wünsche ich viel Glück. So weit ich weiß, braucht das nicht viel Kraft in den Händen, die rechte sollte aber beweglich und formbar sein.
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Re: Wie dringend brauch man ein Doppelhorn wirklich?

Beitragvon klangwelt » Sa 6. Mai 2017, 11:19

Lupus Cornum hat geschrieben:In der Lücke auf dem B-Horn ist auch einiges zu spielen, so dass man entweder ein Doppelhorn nimmt oder auf sicher existierende, mir aber unbekannte andere Hilfsmittel zurückgreift.

...Quartventil.
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Re: Wie dringend brauch man ein Doppelhorn wirklich?

Beitragvon oppitz » So 7. Mai 2017, 09:53

klangwelt hat geschrieben:
Lupus Cornum hat geschrieben:In der Lücke auf dem B-Horn ist auch einiges zu spielen, so dass man entweder ein Doppelhorn nimmt oder auf sicher existierende, mir aber unbekannte andere Hilfsmittel zurückgreift.

...Quartventil.


gut für Naturtöne, aber sobald man greifen muss, wirds arg unsauber...
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Re: Wie dringend brauch man ein Doppelhorn wirklich?

Beitragvon Peter » So 7. Mai 2017, 10:58

Hallo oppitz, Du brauchst ja das Quartventil hauptsächlich für die tiefen Töne in der sog. großen Oktave. Du weißt ja das in der Lage der Spielraum der Töne sehr groß ist. Denkmal an die Beethovensonate mit tiefen G. Das stellte für Naturhornbläser kein großes Problem dar.Mit dieser Technik kann man ohne große Schwierigkeiten die tiefen Töne ganz gut korrigieren. Hier noch eine Hilfsgrifftabelle
c = Quartv. 0
H = Quartv. + Stopfventil wenn es sich um ein 5ventilges B-Horn handelt, sonst 2 runterkorrigieren
B = Quartv. + 2 + ST, sonst 1 runterkorrigieren
A = Quartv. 2 + 3 etwas raufkorrigieren oder 1+ St
AS = Quartv. 1+3 (stimmt genau)
G = Quartv. 1+2+3 etwas runterkorrigieren
FIS = Quartv. 1+2+3+ST etwas runterkorrigieren
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