Liebe Foristi,
ich les ja schon lang mit, habe aber selten Grund zu schreiben. Jetzt aber. Ich habe vor ein paar Jahren erkannt, dass ich mit dem nötigen Mut durchaus hohes Horn spielen kann. Genaugenommen hatte ich wegen fehlender Selbstdisziplin und fehlender Höhe und weil ich völlig unzuverlässig spiele, als Jugendliche Abstand vom Hornstudium genommen.
Anlaß für meinen ersten solistischen Ausflug ins hohe Horn war eine Krankheitsvertretung für den eigentlich vorgesehenen Solisten, also Hals über Kopf, ungeübt und untrainiert, mit dem 1. Horn im Es-Dur Konzert für zwei Hörner und Streicher von Telemann. Kann man sicher besser spielen, hätte ich auch, wenn ich länger geübt hätte. Ich übe eigentlich seit ca 20 Jahren genau gar nicht, sondern spiele 1-2 mal im Jahr projektweise in einem Laienorchester. Die Technik passt halbwegs, die Kondition ist schlecht und musikalisch bin ich verlottert.
Das mit dem üben habe ich dann letztes Jahr mit dem 1. Brandenburgischen nachgeholt. Das wusste ich langfristig, war ein sehr langgehegter Wunsch. Ich liebe dieses Konzert. Dafür habe ich mir ein (wunderschönes) Hoch-F-Horn gekauft, ein halbes Jahr lang auf dem Gartenschlauch in tief-D (beim Autofahren) und auf dem Inventionshorn geübt, in immer höherer Stimmung, bis ich beim Horn in F angekommen war. Dann erst Umstieg aufs Hoch-F-Horn, das fiel dann relativ leicht. Trotzdem an der Leistungsgrenze, konzertreif ist das BB1 nur in Bezug auf die Anforderungen eines Laienorchesters.
Im Winter habe ich leider gekniffen, als die H-Moll-Messe auf dem Programm stand, mit historischen Instrumenten. Das Quoniam hätte ich mit dem Ventilhorn gespielt, aber ein Barockhorn war nicht aufzutreiben und mein (recht weit mensuriertes und eher einfaches) Inventionshorn ist in D ziemlich zickig, so dass ich heimlich froh war, dass ein anderer Solist gefunden wurde. Im Nachhinein ärgere ich mich, denn der Solist hat eine schöne, saubere und v.a. sehr sichere Vorstellung abgeliefert, aber sehr auffällig gestopft. Das kann ich eigentlich klanglich besser, offener - nur ist es bei mir durchaus etwas Preisschiessen dabei....leider kann ich nicht einmal "Bruder Jakob" ohne Kieksen spielen....
Vor wenigen Wochen - wieder fast ein dreiviertel Jahr Hornpause - sollte ich den Chor mit einem Choral aus dem evangelischen Gesangbuch begleiten. Choralbegleitung im Gottesdienst löst bei mir normalerweise keine Panikattacken aus, ich ergooglete mir den Choral nicht vorab, sondern wartete geduldig bis ich wie immer die Noten vom Kantor zugeschickt bekam. Ok, jetzt hatte ich ein Problem. BWV 79 (Gott der Herr ist Sonn und Schild) ist ja wunderschön, nur "ein bisschen" hoch. Also üben, aber schnell. Eigentlich chancenlos in der kurzen Zeit. Netterweise stellte sich dann heraus, dass das statt in G in Es (!) geplant war, ich nehme stark an, nicht mir zuliebe, sondern wegen des Chores. Ging so lala, und ich hätte das drauf, vielleicht auch in G, wenn ich besser trainiert wäre.
Irgendwie habe ich die Harakiri-Aktionen jetzt satt und ich möchte üben, trainieren und sicherer spielen - und vollständig ins Diskantfach wechseln, da ich barocke Musik liebe und unser Kantor die beiden Hörnchen zunehmend fest einplant (freut mich sehr, als nächstes ist die 4. Kantate des WO dran).
Mein Grundproblem: Solange ich locker und leicht bleibe, geht fast alles. Werde ich ein einziges Mal fest, muss forcieren, klemmt es sofort und dauerhaft. Übe ich viel in tiefer oder mittlerer Lage, fehlt mir die Grundspannung. Übe ich nur oben, fehlt die Grundkondition fürs durchspielen pausenloser Passagen. Ausserdem weiss ich nicht, ob es wirklich sinnvoll ist, zunächst alles auf dem Naturhorn vorzuüben und erst kurz vor Schluß aufs Hoch-F-Horn zu wechseln. Ich war und bin greiffaul, und vergreifen ist wirklich ein Problem für mich.
Was ich hier erhoffe: Hinweise wie ich sinnvoll üben kann - und sehr sehr gerne auch Empfehlungen für einen Lehrer (Horn, Trompete, Corno da Caccia ist egal, denke ich) im Raum Reutlingen-Biberach-Ulm. Nicht für regelmässig (das wird kaum zu meinen Arbeitszeiten passen) aber vielleicht in Form eines Kurses etc.... ich hudele, spiele unpräzise, wurschtele mich so durch. Möchte das gerne ändern.
Schon mal vielen Dank!!