B-Horn Geschichte

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B-Horn Geschichte

Beitragvon dszy » Mi 30. Aug 2017, 01:21

Bei der Erkundung der Nordamerikanischen Orchestergeschichte, u.a. auf dieser Seite http://www.rjmartz.com/hornplayers/ wurde mir vermehr bewusst wie stark die amerikanische Hornschule durch Hornisten aus dem deutschsprachigen Raum geprägt wurde. Viele dieser Hornisten spielten scheinbar entweder einfache F-Hörner, oder aber Doppelhörner in F/B vs. B/F.

Daraus ergab sich mir die Frage, wann hat sich das B-Horn in Deutschland zur Haupseite/Hauptstimmung entwickelt? Waren es zunächst lokale Strömungen/Lehrer/Orchester? Z.B. Peter Damm schienen ja lange Zeit auch auf einfachen B-Hörnern gespielt haben.

Vielen Dank für Antworten, schon im Voraus!
Gruß aus Washington
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Re: B-Horn Geschichte

Beitragvon Peter » Mi 30. Aug 2017, 18:31

Die Antworten sind nicht so einfach

Zum ersten Komplex:
Tatsächlich haben viele Hornisten aus Deutschland die Amerikaner geprägt.
Aber nicht nur: Phil Farkas hatte z. B. einen französischen Lehrer (Louis Dufrasne)

Da der nationale Stil andererseits durch die Muttersprache geprägt wird (Klang und Artikulation),
verwandelte sich der amerikanische Stil in eine eigene Richtung. Die oft gehörte Behauptung, die Amerikaner wären die den wahren Bewahrer des Deutschen Stils, kann ich nicht unterschreiben.

Zur Frage des B-Hornes. Das B-Horn wurde in Deutschland seit 30ßiger Jahren des 20. Jahrhunderts meist von hohen Hornisten benützt, zB.
Franz Strauss (im 19.Jahrh), Fritz Huth, Martin Ziller, Otto Machut, Paul Rembt, Peter Damm aber auch Dennis Brain und Alan Civil
Diese Hornisten hatten meist einen schönen weichen Ton,. Die heutigen Hornisten spielen sehr virtuos, aber im Klang etwas posaunist
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Re: B-Horn Geschichte

Beitragvon oppitz » Do 31. Aug 2017, 08:04

Peter hat geschrieben:Zum ersten Komplex:
Tatsächlich haben viele Hornisten aus Deutschland die Amerikaner geprägt.
Aber nicht nur: Phil Farkas hatte z. B. einen französischen Lehrer (Louis Dufrasne)

Da der nationale Stil andererseits durch die Muttersprache geprägt wird (Klang und Artikulation),
verwandelte sich der amerikanische Stil in eine eigene Richtung. Die oft gehörte Behauptung, die Amerikaner wären die den wahren Bewahrer des Deutschen Stils, kann ich nicht unterschreiben.


zur Muttersprache:

- gibt es da irgendeine Untersuchung / Sammlung dazu? es klingt einerseits logisch, aber mir "gefallen" diverse Hornisten mit den verschiedensten Muttersprachen ... um mal ein paar aufzuzählen: Bruno Schneider - ch/franz., Pascal Deuber - ch/de, Alan Civil - engl., Hermann Baumann - de, Radek Barborak - cz, Zdeněk Tylšar- cz, Stefan de Leval Jezierski - engl., David Pyatt - engl., Alessio Allegrini - it, Ib Lansky-Otto - swe, Radovan Vlatković - kroatisch, ... u.v.a.

- was ist mit Doppelsprachlern?

Peter hat geschrieben:Zur Frage des B-Hornes. Das B-Horn wurde in Deutschland seit 30ßiger Jahren des 20. Jahrhunderts meist von hohen Hornisten benützt, zB.
Franz Strauss (im 19.Jahrh), Fritz Huth, Martin Ziller, Otto Machut, Paul Rembt, Peter Damm aber auch Dennis Brain und Alan Civil
Diese Hornisten hatten meist einen schönen weichen Ton,. Die heutigen Hornisten spielen sehr virtuos, aber im Klang etwas posaunist


Hat Franz Strauss nicht sogar gerne mal ein Diskanthorn benützt? Gab es da nicht die Anekdote mit Hans Richter und dem "Hörnchen"?
Eben wie Dein Lehrer (Neudecker?), der im Konzert ein hoch-es nutze?
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Re: B-Horn Geschichte

Beitragvon Peter » Do 31. Aug 2017, 10:03

mir gefallen sehr viele Hornisten, vor allem die, welche authentisch sind.
z.B. Die Brain`s, Edouard Villermoz, Francis Orval, Peter Damm, die Tylsar's, Vitalji Bojanowski,Vater und Sohn Lanzky-Otto, die "Wiener" , Alessio Allegrini, Guelfo Nalli usw.
Auch das ist nur eine beispielhafte Aufzählung und kein "ranking".

Meine Bemerkung über den muttersprachliche Ursprung der verschiedenen Schulen wird von sehr vielen Musikern geteilt z. B. von dem verstorbenen Nikolaus Harnoncourt.
Es ist auf Grund meiner Erfahrungen auch meine Überzeugung aber k e i n e Wertung.

Zu Franz Strauss ist mir nur bekannt, dass er ein B-Horn benutzte. Von einem noch kürzeren Horn bei ihm weiss ich nichts.
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Re: B-Horn Geschichte

Beitragvon oppitz » Do 31. Aug 2017, 16:50

Peter hat geschrieben:mir gefallen sehr viele Hornisten, vor allem die, welche authentisch sind.
z.B. Die Brain`s, Edouard Villermoz, Francis Orval, Peter Damm, die Tylsar's, Vitalji Bojanowski,Vater und Sohn Lanzky-Otto, die "Wiener" , Alessio Allegrini, Guelfo Nalli usw.


da muss ich einige mal "googeln"... sicher interessante Musiker!

Peter hat geschrieben:Auch das ist nur eine beispielhafte Aufzählung und kein "ranking".


meine Aufzählung ebenso und ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Ich habe einfach die ersten, die mir einfielen - aus verschiedenen Sprachräumen - mal aufgezählt.

Peter hat geschrieben:Meine Bemerkung über den muttersprachliche Ursprung der verschiedenen Schulen wird von sehr vielen Musikern geteilt z. B. von dem verstorbenen Nikolaus Harnoncourt.
Es ist auf Grund meiner Erfahrungen auch meine Überzeugung aber k e i n e Wertung.


auch das hatte ich so verstanden - ich weiß auch, dass der "Prof" auch diese Auffassung teilt, ich empfinde aber einige aus der Liste als sehr ähnlich, obwohl sie teils aus komplett unterschiedlichen Sprachfamilien stammen, aber Ausnahmen können die Regel auch bestätigen.

Peter hat geschrieben:Zu Franz Strauss ist mir nur bekannt, dass er ein B-Horn benutzte. Von einem noch kürzeren Horn bei ihm weiss ich nichts.


ich habe nochmals nach der Anekdote gesucht und tatsächlich steht da nicht genau welches Horn...
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Re: B-Horn Geschichte

Beitragvon dszy » Do 31. Aug 2017, 18:02

Der Prof hat dazu ja gute Bilder und daten auf seiner Webseite:
http://www.pizka.de/fstrau1.htm
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Re: B-Horn Geschichte

Beitragvon Peter » Do 31. Aug 2017, 23:03

Es ist alles relativ .
Aus der Sicht eines F-Hornbläser, wie Hans Richter, ist ein B-Horn schon ein Posthörnld
Ich finde keine Hinweise auf ein Diskanthorn.

Übrigens finde ich diese Anekdote tendenziös. Der damalige 44jährige Franz Strauss war ein viel zu guter Hornist, als das er das nicht hätte spielen können.
Seine bekannte Abneigung zu Wagner, machte ihn offensichtlich unduldsam und wütend.
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