Neusilberkranz

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Neusilberkranz

Beitragvon Olaf » Mi 11. Okt 2017, 16:05

Gibt es Wiener Hørner ohne Neusilberkranz? Wie ist der Unterschied im Klang wenn man instrumente mit und ohne Neusilberkranz vergleicht?

Bin gespannt auf Eure Antworten

Gruss Olaf
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Re: Neusilberkranz

Beitragvon Peter » Mi 11. Okt 2017, 20:07

der Kranz ist quasi eine Schmetterbremse .
Dynamische Vorschriften gelten nicht nur für laut oder leise, sondern auch für Klangfarbenbestimmenung.
D.h. forte oder gar fortissimo sollten im Klang immer einen edlen Schmetterglanz haben. In der Romantik hat man aber oft große Soli die höchsten im mf gespielt werden sollen. Das ist oft - besonders bei Mahler - zu leise. Hier hilft der Kranz: Man kann deutlich lauter spielen ohne das es schmettert.

Naturhörner sind sehr leicht. Die schmettern viel zu früh. Da muss der Kranz sein.

Wiener Hörner sind Gewicht- und mensurmäßig ein Mittelding zwischen dem Natur- und dem heutigen Doppelhorn. Sie können edel geschmettert werden, ohne das es zu laut ist.Ohne Kranz würden sie früher schmettern
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Re: Neusilberkranz

Beitragvon Alfons Vernooy » Do 12. Okt 2017, 19:29

Peter hat - wie immer - recht.

Ich möchte aber noch zwei Sachen dazu nennen, die zwar weniger hervortreten, aber im großen Ganzen auch ihren Gewicht haben. Mit Kranz ist die Ansprache etwas genauer als ohne, also auch im nicht fff Bereich. Dazu hat der Kranz noch das Effekt die Schallbecherdurchmesser akustisch ein wenig kleiner erscheinen zu lassen. Das bedeutet Vorteile im hohen Register. Nachteil ist weniger Farbereichtum und Wendigkeit.

Das bedeutet das die Wahl 'mit oder ohne' etwas komplizierter ist als gedacht. Schraubbecher sind oft eine praktische Lösung.

Übrigens ist hier nicht die Legierung bestimmend, aber das Gewicht. Es braucht also nicht unbedingt ein neusilbernen Rand zu sein.

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Re: Neusilberkranz

Beitragvon Olaf » Sa 14. Okt 2017, 12:32

Hallo Alfons hallo Peter

Die Erfahrung mit anderem Material habe ich auch gemacht. Nicht mit Kranz aber mit Neusilber- und Goldmessingbecher.
Neusilber hat eine høhere Dichte und schwingt nicht so viel, so das der Ton besser zentriert wird und nicht so schnell ausbricht. Die Ansprache ist sehr gut, eigentlich besser als mit nem goldmessingbecher. Und die intonation ist sehr gut, so dass man gute kontrolle ueber sein horn hat. Selbstverstændlich hat der mensurverlauf auch sehr viel mit dem klang zu tun, aber falls man einen volleren klang wuenscht, liegt die Løsung in einem neusilberbecher ;)
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Re: Neusilberkranz

Beitragvon Olaf » Sa 14. Okt 2017, 12:39

.....denkt mal ueber handgehæmmerte Schallstuecke nach.
Durch die Kaltverfestigung des"hæmmerns" wird das material hærter und schwingt anders. Der gleiche effekt tritt ein wenn man nen Neusilberbecher/schallstueck verwendet; hier ist das Material auch ohne "hæmmern" fester / hærter.

Also kann man viel Geld fuer Handarbeit sparen indem man einfach anderes Material wæhlt ;)
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Re: Neusilberkranz

Beitragvon Alfons Vernooy » Sa 14. Okt 2017, 18:15

Nein, Olaf, so einfach geht’s nicht.

Einflüsse wie beschrieben sind nur tendenziell gemeint. Wenn man sie in extremis durchführen will werden wieder andere Aspekte bemerkbar.

Am besten sucht man sich ein Instrument aus das Klang- und Ansprachewünsche entgegenkommt, und dieses in Kombination mit einem Mundstück aus einen logisch entwickelt Angebot. Die von Peter, mir u.v.ä. beschrieben Erfahrungsfakte sind wegweisend für einen letzten Feinabstimmung, wenn gewünscht. Gute Instrumentenbauer sind ausnahmslos gute Berater.

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Re: Neusilberkranz

Beitragvon Olaf » Sa 14. Okt 2017, 22:14

Hallo
Ich bin zur Zeit am experimentieren. Mit Material , Mensur und Grundstimmung .
Ist alles sehr interessant und funktionren tut bis jetzt auch alles ;-)
Die Suche nach dem perfekten Klang ist ne Herausforderung :-) Aber mit nem guten Hornbauer lassen sich viele Ideen verwirklichen.

Gruss Olaf
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Re: Neusilberkranz

Beitragvon Peter » So 15. Okt 2017, 13:25

hallo Olaf,
der perfekte Klang ist in Deinem Kopf. Du musst ihn nur umsetzen. Instrument, Handhaltung und Mundstück können da eine Hilfe sein. Bedenke mal wie viele Hornisten ein 103er spielen. Meistens klingt es "posaunig" , aber bei wenigen klingt es zauberhaft. Als die Deutschen Friedrich Adolf Borsdorf (Schüler u.a. von Oskar Franz) und Franz Friedrich Paersch (Schüler u.a. von Gumbert) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit ihren für damalige Verhältnisse weit gebauten Hörnern nach England kamen, wurde beide zu den führenden Hornisten in GB. Man nötigte sie allerdings auf engmensurierte französische Raoux F-Hörner mit Perinet- Ventile umzusteigen, was sie auch ohne Probleme taten. Beide waren berühmt für ihren schönen Hornton und für schier unglaubliche Sicherheit.

Alle Kommentare aus jener Zeit betonten, dass sich an Ihrem wunderschönen Ton und der Sicherheit nichts geändert habe!

Oder denke mal an den neuen Solohornisten bei den Berliner Philharmoniker David Cooper, neben Stephan Dohr. Er spielte ein Geyer-Modell. Nun spielt er ein 103er. Und hast Du gravierende Klangunterschiede gehört?

M.a. Worten: Du kannst Deine Tonvorstellungen auf fast jedem Horn verwirklichen. Natürlich haben Instrument, Mundstück usw. einen gewissen Einfluss auf den Klang, aber viel, viel geringer, als man glauben mag
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Re: Neusilberkranz

Beitragvon Olaf » So 15. Okt 2017, 18:41

Hallo Peter
Super Antwort . Damit ist eigentlich alles gesagt ;-) Die Kombination machts.
Das ist wohl das Besondere am Waldhorn , ob einfach oder doppel. Man muss fuer sich selbst rausfinden wie man Material Mensur Griffe Handhaltung usw. kombinieren muss um einen schønen Ton zu entwickeln.

Ich habe fast 10 Jahre ein Hoyer Modell 700 (einfach fhorn) in goldmessing gespielt. Eigentlich ein gruseliges Instrument aber vor 10 Jahren bot es sich an auszuprobieren, da es im Verein unbenutzt im Regal stand. Ich habe damals schon bemerkt, das der "richtige " hornklang mit nem f horn eher zu erreichen ist ;-) als mit nem b horn.
Trotz einer sehr schlechten Stimmung habe ich es geschafft Dirigenten und Musikkollegen zu beeindrucken. Man braucht bei dem horn allerdings viel Kraft um das rueber zu bringen.

Jetzt habe ich angefangen zu experimentieren und konnte viele Sachen an dem alten horn verbessern. Neues Mundrohr, anderes Schallstueck und zu guter letzt Verænderung der Grundstimmung von f nach g.

Ich finds total interessant und funktioniert hat bis jetzt alles, so das ich "meinem" perfekten Ton ein ganzes Stueck næher gekommen bin .
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