Mendelssohn Ouvertüre Harmoniemusik

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Mendelssohn Ouvertüre Harmoniemusik

Beitragvon oppitz » Do 16. Nov 2017, 09:14

Hallo,

wer weiß denn etwas über die Ouvertüre für Harmoniemusik von Mendelssohn?

Wir werden sie in der grossen Besetzung spielen (symohonisches Blasorchester, besetzt für 4 Hörner) und nicht die für 13 Stimmen (besetzt mit 2 Hörnern).
Ich bin nicht ganz schlau geworden ob beide Versionen "original" sind, aber v.a. frage ich mich wie es Mendelssohn als Jugendlicher (Op.24) mit der Frage Ventil/Naturhorn gehalten hat. Das Ventilhorn gab es schon, aber er hat - auch in späteren Werken - die Hörner immer lustig transponieren lassen, was aber wohl zu der Zeit gängig war, selbst wenn es für Ventilhorn geschrieben wurde.

Auch bemerkenswert ist das Solo am Anfang, welches im dritten und vierten Horn ist - wer weiß etwas warum es in der grossen Besetzung im dritten und vierten Horn steht?
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Re: Mendelssohn Ouvertüre Harmoniemusik

Beitragvon Peter » Do 16. Nov 2017, 10:23

Mendelsohn hat ausschließlich für das Naturhorn komponiert.
Man muss wissen, dass sich das Anfang des 19.Jrh. erfundene Ventil nur sehr schwer durchsetzte . Berlioz empfahl das Ventilhorn neben dem Naturhorn als ein neues Instrument einzusetzen. Brahms urteilte über das Ventilhorn, in dem er es verächtlich "Blechbratsche" nannte. In Frankreich hat man offiziell bis 1903 Naturhorn gespielt. Das letzte Solostück für ein Naturhorn ist die Pavane von Maurice Ravel (1910). Lediglich Schumann setzte gerne das Ventilhorn ein.

Anfang des es 19.Jhrh. wurden in der Nachfolge der klassischen Harmoniemusiken (2Ob,2 Klar,2.Fg, 2Hrn und einem Bassinstrument (Kb. Kntrafg. oder Serpent). viel für große Bläsernsemble komponiert. Ein besonders interessantes Stück ist die "Janitscharen-Musik" von Louis Spohr (1815).

Die Frage, warum im 2. Hörnerpaar oft die Soli stehen, ist "tonartlich" zu beantworten. Man hat - auch in der Klassik - oft 2 Hörnerpaare in verssch. Transpositionen eingesetzt, nicht um 4 Hörner zu haben, sondern um dadurch eine tonartliche Ausweitung zu haben. Haydn: Sind. c-moll, Mozart "kleine g-moll" Sinf. Später Brahms usw..

Da die kürzeren Hörner im Gegensatz zu den langen etwas "knurrigen" Hörner, etwas sicherer und leichter zu spielen sind, wurden sie dem 3- und 4. Horn zugewiesen.
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Re: Mendelssohn Ouvertüre Harmoniemusik

Beitragvon oppitz » Do 16. Nov 2017, 12:16

Peter hat geschrieben:Mendelsohn hat ausschließlich für das Naturhorn komponiert.


das ist eine klare Aussage. war mir so nicht bewusst.

Peter hat geschrieben:Man muss wissen, dass sich das Anfang des 19.Jrh. erfundene Ventil nur sehr schwer durchsetzte . Berlioz empfahl das Ventilhorn neben dem Naturhorn als ein neues Instrument einzusetzen. Brahms urteilte über das Ventilhorn, in dem er es verächtlich "Blechbratsche" nannte. In Frankreich hat man offiziell bis 1903 Naturhorn gespielt. Das letzte Solostück für ein Naturhorn ist die Pavane von Maurice Ravel (1910). Lediglich Schumann setzte gerne das Ventilhorn ein.


Saint Saens hat teilweise Naturhörner und Ventilhörner im Orchester besetzt und Wagner und Strauss lassen die Ventilhörner auch gern transponieren, deswegen war ich mir nicht sicher.
Ich finde es witzig, das das Brahms Trio, obwohl explizit für Naturhorn geschrieben, seine Uraufführung auf einem Ventilhorn hatte.

Peter hat geschrieben:Anfang des es 19.Jhrh. wurden in der Nachfolge der klassischen Harmoniemusiken (2Ob,2 Klar,2.Fg, 2Hrn und einem Bassinstrument (Kb. Kntrafg. oder Serpent). viel für große Bläsernsemble komponiert. Ein besonders interessantes Stück ist die "Janitscharen-Musik" von Louis Spohr (1815).


in dem speziellen Fall soll wohl eine Trompete mit besetzt sein... habe zu wenig Informationen über das Stück.

Peter hat geschrieben:Die Frage, warum im 2. Hörnerpaar oft die Soli stehen, ist "tonartlich" zu beantworten. Man hat - auch in der Klassik - oft 2 Hörnerpaare in verssch. Transpositionen eingesetzt, nicht um 4 Hörner zu haben, sondern um dadurch eine tonartliche Ausweitung zu haben. Haydn: Sind. c-moll, Mozart "kleine g-moll" Sinf. Später Brahms usw..

Da die kürzeren Hörner im Gegensatz zu den langen etwas "knurrigen" Hörner, etwas sicherer und leichter zu spielen sind, wurden sie dem 3- und 4. Horn zugewiesen.


weisst Du in welcher Stimmung die Originalstimmen geschrieben sind?
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Re: Mendelssohn Ouvertüre Harmoniemusik

Beitragvon suerdes » Do 16. Nov 2017, 13:23

Eigentlich sollte alles klar sein, wenn man sich die Partitur anschaut:
http://imslp.org/wiki/Overture_in_C_major%2C_Op.24_(Mendelssohn%2C_Felix)
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Re: Mendelssohn Ouvertüre Harmoniemusik

Beitragvon oppitz » Do 16. Nov 2017, 14:41

suerdes hat geschrieben:Eigentlich sollte alles klar sein, wenn man sich die Partitur anschaut:
http://imslp.org/wiki/Overture_in_C_major%2C_Op.24_(Mendelssohn%2C_Felix)


ach ja - Petrucci... gar nicht dran gedacht. Das wirft neue Fragen auf... v.a. ob das Solo auf dem Naturhorn schön klingen kann (was mich nicht sonderlich tangiert, da das in unserem Fall nicht in Frage kommt) und warum in "unsrere" Ausgabe (und in allen youtube Videos, die ich gesehen habe) das Solo im 3ten und 4ten steht, wenn es in den 3 Petrucci Ausgaben im ersten un zweiten gesetzt ist.
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Re: Mendelssohn Ouvertüre Harmoniemusik

Beitragvon Peter » Fr 17. Nov 2017, 10:31

Meines Wissens ist das 1. Hörnerpaar in C-das 2. Hörnerpaar in F
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Re: Mendelssohn Ouvertüre Harmoniemusik

Beitragvon oppitz » Fr 1. Dez 2017, 08:55

Update:

Nun soll ich das kleine Solo spielen (Samstag - morgen - ist das Konzert). Technisch ist es nicht schwer, aber es soll ja auch schön klingen... In der letzten Probe am Dienstag hab ich es schon mal spielen müssen/dürfen und habe ein Problem mit der Luft. V.a. im Teil nach der Fermate. Ich komme nicht in einem durch und wenn ich atme "reisse" ich die letzte Note ab - lasse ich sie ausklingen, bin ich zu spät mit dem nächsten Einsatz... Tipps?
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Re: Mendelssohn Ouvertüre Harmoniemusik

Beitragvon Lupus Cornum » Fr 1. Dez 2017, 12:03

oppitz hat geschrieben:Update:

Nun soll ich das kleine Solo spielen (Samstag - morgen - ist das Konzert). Technisch ist es nicht schwer, aber es soll ja auch schön klingen... In der letzten Probe am Dienstag hab ich es schon mal spielen müssen/dürfen und habe ein Problem mit der Luft. V.a. im Teil nach der Fermate. Ich komme nicht in einem durch und wenn ich atme "reisse" ich die letzte Note ab - lasse ich sie ausklingen, bin ich zu spät mit dem nächsten Einsatz... Tipps?

Das ist natürlich kurzfristig, um Ändeungen mit Dirigent oder Kollege zu besprechen, und ich rede als jemand, der das Stück nie gespielt, sondern nur den Notentext gelesen hat:

1. Kann man die Fermate verlängern, damit Du wirklich gründlich beatmet in die zweite Hälfte gehst? Eventuell hilft es hier, wenn Du das Solo nicht vollkommen mit Atem vollgesogen anfängst und so quasi leer an der Fermate ankommst. Einmal aus dem Zwerchfell heraus gründlich Luft holen geht zumindest bei mir dann schneller und hält länger, als wenn man mit Restatem der letzten Phrase klarkommen muss.
2. Wirklich nur aus einmal Lesen und Hören heraus: Die punktierte Viertel 3 Takte nach der Fermate hat zwar ein Crescendo, das kann aber im Notfall der 2. übernehmen, der ja auch spielt. Wenn Du sie auf eine Viertel verkürzt, kann die ausklingen, Du hast ein Achtel Zeit zum Luftholen, es klingt zumindest geplant und stellt Dir frei, den Rest des Solos so zu spielen, wie Du es Dir vorstellst. Vielleicht kann man so das Beugen vor der Notwendigkeit als Interpretation verkaufen.

Grüße
Lupus
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Re: Mendelssohn Ouvertüre Harmoniemusik

Beitragvon oppitz » Fr 1. Dez 2017, 12:35

Bildschirmfoto 2017-12-01 um 12.20.22.png
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Bildschirmfoto 2017-12-01 um 12.19.46.png
Bildschirmfoto 2017-12-01 um 12.19.46.png (150.73 KiB) 6534-mal betrachtet



Das ist die Stelle...

Horn in C Basso

https://www.youtube.com/watch?v=5nxcmOrVmVU ab 1:36
https://www.youtube.com/watch?v=PiqXz0ddA_U ab 0:57
https://www.youtube.com/watch?v=qsiDchlsXGA ab 1:44

P.S.: sehe das das System die Reihenfolge vertauscht hat... das "lange Bild" zuerst, auf dem zweiten ist dan nnur mehr der Schlusston vom ersten relevant.
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Re: Mendelssohn Ouvertüre Harmoniemusik

Beitragvon Peter » Fr 1. Dez 2017, 13:35

Atemstelle:
langes Bild, 3. Takt
lass die 8tel auf 2 weg oder nur ganz kurz (16tel ) aphrasieren, denn es wird ja vom 4. Hr gespielt und starte dann mit frischer Luft mit f2. den Mordent ein 8tel. c2 , dann vier 32tel - oder auf 2 vier 16tel aber mit d (gesanglicher) anfangen, oder Quintole (ist aber schwierig wegen Begleitachtel)
die Fermaten lang, nach der 2. Fermate natürlich ein langes Luftloch, dann die 3 8tel Auftakt im Tempo
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