Enge vs. Weite Bohrung

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Re: Enge vs. Weite Bohrung

Beitragvon Peter » Mi 28. Nov 2018, 13:07

lieber albreich, ja ich habe die letzten Jahre meiner Hornistenlaufbahn aucf
alberich hat geschrieben:
äußererDm. Innerer Dm. Kesseltiefe. Bohrung. Außenlänge
3 25.400 mm. 17.910 mm. 25.200 mm. 5.410 mm. 63.500 mm.
. gespielt.


Meiner Meinung nach gilt es mit einigen Ansichten aufzuräumen:

Die Bohrung spielt für die hohe Lage keine Rolle, will man hoch (Bach,Zelenka usw.) spielen, dann hilft mir nur ein Mundstück mit einem engeren Kessel/Trichter Durchmesser.

Die Bohrung reguliert nur den Luftdurchfluss. Will man mehr Widerstand haben hilft evtl eine engere Bohrung; für den Bläser ist das aber eine unangenehme Umstellung.
Will man weniger Widerstand haben, dann hilft die größere Bohrung.
Die Grenze ist ist die Frage: wie leise kann ich ein c1 mit Kern spielen. Ist die Bohrung zu groß könnte es passieren das das c1 im pianissimo verschwimmt.

Naturhorn und F-Hornbläser schätzen eben der langen Hornröhre wegen, lange Trichtermundstücke mit großer Bohrung.

Und noch einmal: B-Hornbläser bevorzugen große kesselförmige Mundstücke. der flachere Winkel am Kesselboden erzwingt geradezu enge Bohrungen.

Es gibt ein weiteres Problem: das ist die innere Schaftbohrung. Die soll der Beginn der Mundröhre sein. Ist diese zu eng (passiert fast zwangsläufig bei engeren Bohrungen) verzerren sich die Obertonreihen in Richtung zu eng. Wie oft schimpfen wir über die B-Hornseite bei der die Oktaven (z.B. f1 - f2) zu klein sind.

Ich bevorzuge die Trichtermundstücke mit großer Bohrung, weil der Klang, die Flexibilität und die Intonation wesentlich besser sind
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Re: Enge vs. Weite Bohrung

Beitragvon Alfons Vernooy » Mi 28. Nov 2018, 16:24

Ich möchte so frech sein Peter ein wenig zu ergänzen.
Ik kenne sein Mundstück. Ein wesentliches Merkmal dass selten im Betracht wird genommen ist die lange zylindrische Seele dieses Mundstücks.
Die Zylinder schafft Fokus und Stabilität. Man hat von da aus das Gefühl kontrollieren zu können.
Die Bohrung 5.41 mm stimmt genau.
Man sollte beim Suche nach ein gutes Mundstück diese Option bestimmt im Wahl einbeziehen. Nicht jeder mag es mögen, nicht die Zahlen sondern das Spielgefühl ist am wichtigsten.

Alfons
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Re: Enge vs. Weite Bohrung

Beitragvon Altcorno » Mi 28. Nov 2018, 19:47

Ich glaube, dass die Bohrung des Mundstücks im Idealfall einen Ausgleich schafft zwischen dem Widerstand des Instruments, dieser überwiegend bestimmt durch die Maschinenbohrung, und der Kapazität des Bläsers, den Widerstand zu überwinden.
F-Hörner mit größerer Länge, d.h. größerer zu bewegender Luftmasse, und kleinerer Maschinenbohrung als deutsche Doppelhörner profitieren von größerer Bohrung. Gleiches gilt für amerikanische Hörner mit größerem Korpus, aber engerer Maschinenbohrung. Hieraus erklärt sich m. E., dass Wiener Mundstücke relativ größere Bohrungen haben als deutsche.

Als interssanten "Grenzfall" sehe ich nebenbei das Giddings & Webster Nr. 2, das nach deren Homepage eine Kopie des Mundstücks von Chris Leuba. (C. Leuba sagt in seinem Hornbuch "Rules of the Game" allerdings, dass er in seiner Karriere stets ein Marcinkiewicz benutzt hat.) Giddings beschreibt dieses Mundstück auf der Homepage https://www.gwmouthpieces.com/collectio ... nch-horn-2 als "eine Art Doppelkesselmundstück, welches einen eher flachen bauchiigen Kessel mit weiter Bohrung" hat. Das Mundstück ist in der Tat eher Richtung becherförmig mit einer Bohrung von wahrscheinlich ca. 6mm, die sich allerdings konisch verjüngt. Die extrem weite Bohrung wirkt sich daher in höherer Lage überhaupt nicht negativ aus (ich bin an 4,4 bis 4,6 gewohnt). Leider passt der Schaft nicht gerade optimal in ein deutsches Horn. Könnte mir vorstellen, dass dieses Mundstück für Tripelhörner besonders geeignet wäre.

Ähnliche Richtung geht das John Putnam Wedge - Mundstück. s. dort:

https://store.wedgemouthpiece.com/john- ... eaded-cup/

Viele Grüße
Altcorno
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Re: Enge vs. Weite Bohrung

Beitragvon Peter » Mi 28. Nov 2018, 23:21

Alfons, Du hast natürlich vollkommen recht, ich habe was wir hier die Seele nennen, vergessen.
Daumenregel: Die Seele (zylindrische Bohrung) sollte in etwa so lang sein, wie die Bohrung weit ist. Also bei meinem Mundstück ca. 5,4 mm
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Re: Enge vs. Weite Bohrung

Beitragvon hörnix » Do 29. Nov 2018, 12:10

Hallo Altocorno,

https://store.wedgemouthpiece.com/john- ... eaded-cup/


Ist dergleichen schon mal von jemanden hier getestet worden? Oder das erste Mundstück aus dem vorletzten Post? So ein Kessel/Trichterhybrid kommt mir zwar abenteuerlich vor, ich lass mich aber gern überzeugen.
Abgesehen davon, dass das Putnam Mundstück, wenn ich das richtig gelesen habe, eine 4,7 Bohrung hat, was den engeren A Varianten bei PHC entspräche und mir dort zu eng ist.
Habe ich fas richtig gelesen?
Grüße, hörnix
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Re: Enge vs. Weite Bohrung

Beitragvon Altcorno » Do 29. Nov 2018, 20:24

hörnix hat geschrieben:Hallo Altocorno,

https://store.wedgemouthpiece.com/john- ... eaded-cup/


Ist dergleichen schon mal von jemanden hier getestet worden? Oder das erste Mundstück aus dem vorletzten Post? So ein Kessel/Trichterhybrid kommt mir zwar abenteuerlich vor, ich lass mich aber gern überzeugen.
Abgesehen davon, dass das Putnam Mundstück, wenn ich das richtig gelesen habe, eine 4,7 Bohrung hat, was den engeren A Varianten bei PHC entspräche und mir dort zu eng ist.
Habe ich fas richtig gelesen?
Grüße, hörnix


Hallo Hörnix,

den Beitrag habe ich vor dem Hintergrund geschrieben, dass ich beide Mundstücke besitze. Vielleicht kann ich am Wochenende einige Fotos einstellen. Übrigens, die Mundstücke von Marcinkiewicz passen problemlos auf deutsche (=Alexander) Schäfte.

Viele Grüße
Altcorno
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Re: Enge vs. Weite Bohrung

Beitragvon Alfons Vernooy » Do 29. Nov 2018, 21:20

Peter,

Ich habe die Seele bemessen. Ist 6,8 mm lang.
Alle andere Maßen stimmen genau.
Uebrigens ist zu meinem Überrasschung die Kessel nicht konisch, aber sehr leicht bauchformig. Das kan man sehen wenn man ein Nadel auflegt zwischen Bohrung und Innenrand.

Altcorno,

Das Mundstück passt auch in den Engelbert Schmid Konus.

LG,

Alfons
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Re: Enge vs. Weite Bohrung

Beitragvon otto » Do 6. Dez 2018, 15:23

Hallo.
Ich spiele auf einem Engelmundstück, dass wohl nicht in den regulären Verkauf kam. Es hat Fabrikationsmängel. So ist die Schaftbohrung nicht mittig gebohrt worden.
Welche Maße es hat kann ich nicht von hier aus mitteilen, aber es hat einen Innendurchmesser von 17,3 und Bohrung von 5 mm. Der Rand ist nicht so schmal wie beim Pizka, das ich auch gespielt habe.

Alfons,
kannst Du mir bitte erklären, wie Du die Länge der Seele so genau bestimmt hast ?

Grüsse
otto
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Re: Enge vs. Weite Bohrung

Beitragvon Alfons Vernooy » Do 6. Dez 2018, 16:10

Hallo Otto,

Ich habe einen 5.4 Bohr mit dem nicht schneidende Seite von unter ins Mundstück eingeführt und von oben ins Mundstück eingeschäumt bis ich kein Licht mehr sah. Dann kann man das Mundstück in diesen Stand aufgerichtet tragen wenn Mann einfach den Bohr zwischen den Finger nehmt und zwar so das die Einstecktiefe erhalten bleibt. Jetzt mit einem Schiebmass von oben messen vom Rand bis zum eingesteckten Bohr. Minus Kesseltiefe ergibt sich dann die Länge der Seele.

Messverfahren mehrmals wiederholen. Das verringert den Streuung der Messwerten.

Ob es dann 6.8 oder 6.7 oder 6.9 ist bleibt wahrscheinlich diskutabel. Genauigkeit ist immer relativ. Aber 6.8 war der häufigsten Messwerte.

LG

Alfons
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