Intonation und Mundstücksitz

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Intonation und Mundstücksitz

Beitragvon DieDreiWeisen » Mi 14. Okt 2009, 10:12

Liebe KollegInnen,

Hans Pizka, unser Herr Prof., hat das bereits einmal angesprochen, dass seiner Meinung nach das Horn weit besser intoniere, wenn der Horn-Mundstückschaft weiter in das Mundrohr hineinragt.

Nun ist es aber so, dass, sei es Tilz, Klier, Windhager o.ä., die Schäfte eine/n relativ einheitliche Form bzw. Konus haben und das Mundstück so im Normalfall vielleicht mit 2 cm im Mundrohr drinnen steckt.

Ist es ratsam, des Mundstücks Schaft abzuschleifen, damit es weiter hinein fällt oder die Öffnung des Mundrohrs zu vergrößern?
(Stefan Dohr z.B. spielt ja auch mit abgeschliffenem Schaft. Aus welchen Gründen weiß ich aber nicht.)

Oder ist diese Sache mit dem tiefer-im-Mundrohr-sitzenden-Mundstück eher ein Placebo-Effekt?

Was würde sich dadurch sonst noch ändern? Klang? Blasgefühl?


Ich bin gespannt auf eure Erfahrungsberichte!
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Re: Intonation und Mundstücksitz

Beitragvon Prof » Mi 14. Okt 2009, 11:18

Das kommt auf den speziellen Fall an. Bei meinen Hörnern war der Anfang des Mundrohres im Konus so gestaltet, daß das Mundstück ca. 26 mm hineinging. Die Krux ist jedoch der nach Hersteller unterschiedliche Konus sowohl im Mundrohr als auch am Mundstückschaft als Gegenstück. Wenn das Mundstück zu weit herausragt, verschiebt sich der gesamte Konus des Mundrohres wesentlich. Das hat auf die Intonation Einfluß. Außerdem bewirkt es außer bei körperlich durchschnittlich großen Bläsern, daß das Mundrohr eher in einem ungünstigen Winkel zum eigentlichen Luftstrom aus dem Mund durch die Lippen ins Horn steht. Der Luftstrom kann dadurch gegen die Innenwand des Mundstückes treffen und nicht direkt ins "Blasloch".

Wenn das Mundstück weiter hineingeht, muß das Horn vom durchschnittlich oder kleiner gebauten Bläser (wie es sein soll) angehoben werden, wodurch sich die Achse Mundraum-Mundrohr einer Geraden (Idealfall) annähern kann. Dadurch spielt man dann wesentlich entspannter. Der Ton enthält dann weniger Zisch- oder andere unwillkommene Geräusche.

Denkt etwa an die Hornhaltung von Dennis Brain bei seiner Soloaktivität (die DVD gibt es übrigens noch immer !!! bei mir !) und bei seinen Orchesteraufnahmen. Das Ideal liegt wohl so in der Mitte.

Vor dem Motzen bitte erst ausprobieren.

Und: Mundstückschaft abschleifen LASSEN ist günstiger als das Mundrohr ausdrehen. Ein neues Mundrohr ist wesentlich teurer als ein neues Mundstück.

Placeboeffekt ist das keiner. Das Horn stimmt tatsächlich besser, vielleicht auch deshalb, weil lockerer gespielt wird und eine unbewußte Lippenkorrektur stattfindet. Dazu müssen allerdings die Ohren gut geschult sein. Übrigens ist richtige Stimmung beim Ensemble oft auch eine Sache der Balance der Stimmen zueinander.
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Re: Intonation und Mundstücksitz

Beitragvon Altcorno » Mi 14. Okt 2009, 20:23

DieDreiWeisen hat geschrieben:Liebe KollegInnen,

Hans Pizka, unser Herr Prof., hat das bereits einmal angesprochen, dass seiner Meinung nach das Horn weit besser intoniere, wenn der Horn-Mundstückschaft weiter in das Mundrohr hineinragt.


Ich besitze ein B-Horn eines namhaften Herstellers, bei dem die Töne ab dem d2 aufwärts zu tief ansprechen. Ich habe das Mundrohr ausschälen lassen, Mundstücke mit größerer Bohrung probiert. Der Effekt ist zwar da, reicht aber nicht. Das Problem habe ich auch nur auf diesem Instrument.

Im praktischen Einsatz wird das natürlich leidlich kompensiert durch Ansatz, rechte Pfote und Hilfsgriffe. Der Stressfaktor ist aber eigentlich nicht akzeptabel.

Woran liegt's und was könnte man machen? Wechsel des Mundrohrs?
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Re: Intonation und Mundstücksitz

Beitragvon Martin2 » Do 15. Okt 2009, 10:33

Wenn man den Mundstückschaft außerherum abdreht, damit das Mundstück besser paßt (weil es etwa wackelt), so ist das kein Problem. Wenn aber der Schaft über die Mundstückaufnahme des Mundrohres hinaus zu weit ins Mundrohr ragt, verwirbelt sich die Luft hinter dem Mundstückende. Das hat einen nachteiligen Einfluß auf Intonation und Klang.
Tip: Beim Hornhersteller nachfragen, wie lang der Konus der Mundstückaufnahme im Mundrohr ist und welchen Winkel er hat (oft 1:20).
Bei den meisten deutschen Herstellen ist der Konus im Mundrohr 17 mm lang, bei Mönnig 19 mm. Tiefer darf also das Mundstück nicht ins Mundrohr gehen. Hoyer baut bei seinen Profimodellen eine Universalaufnahme, die sowohl den Konus von Klier (Yamaha) als auch den amerikanischen Morse- Schaft zuläßt; die dicken Schäfte von Tilz (Bruno Tilz Spezial) passen nicht, wohl aber bei Mönnig. Andere Tilz Modelle wie Schmid, Angerer, Alex aber passen, weil deren Schäfte schmaler sind. H.F.Knopf hat einen etwas dünneren Schaft als Klier, aber dicker als Morse, C.W.Schmidt (Markneukirchen) ist ähnlich dem Klier- Schaft. Alte Hoyer- Hörner (vor 1992) haben wieder einen ganz anderen Konus.
Ich habe vor einigen Jahren mal eine Tabelle gemacht. Ich werde sie mal suchen und dann hier reinsetzen.
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Re: Intonation und Mundstücksitz

Beitragvon George » Do 15. Okt 2009, 10:42

Bei Windhager gibt es bei den dreiteiligen Mundstücken Schäfte für jedes gewünschte Mundrohrmaß. Bei anderen Herstellern wie bspw.Tilz kann man sich sein Mundstück mit den entsprechenden Schaftmaßen anfertigen lassen.
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Re: Intonation und Mundstücksitz

Beitragvon Raphael » So 18. Okt 2009, 08:01

Ich habe diese Woche mein bei Tilz in Auftrag gegebenes Hoeltzel 5 mit Klier-Schaft bekommen. Die Verarbeitung ist ausgezeichnet, es ist jetzt ein "A" auf dem Schaft eingraviert. Auf mein Hoyer 801 passt es nun perfekt und ragt 16-17 mm weit in das Mundrohr hinein. Die Sonderanfertigung hat übrigens keinen Cent Aufpreis gekostet.
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