Alexander 97

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Re: Alexander 97

Beitragvon Prof » So 13. Dez 2009, 08:37

Das Aebi-Horn wurde in zwei Varianten gebaut:

Wienerhorn ohne Bogen, aber mit entsprechend langem Mundrohr, bei dem eine Quartlänge "abgeschaltet" werden konnte, d.h. der Daumendrücker war nichts anderes als ein aufsteigendes Quartventil.

modernes Horn mit Drehventilen und gleichartiger Funktion.

Beide Modelle wurden maximal in je zwei Exemplaren in den Jahren kurz vor 1965 hergestellt. Einzig das Halbtonventil war zur Funktion für F- und B-Horn konstruiert.

Aebis Absicht war es, die Hornisten entweder zu zwingen, fast nur das F-Horn zu benutzen oder dem F-Hornisten eine kleine Hilfe für das fis2, g2, as2, a2 durch die B-Funktion zu geben. Das as2 bzw. gis2 ist nämlich auf dem F-Horn durch die Griffkombination 23 ein echter "Scheißton".

Dr.Aebi hat mir damals eines dieser Hörner nach Düsseldorf geschickt, und ich habe es im Orchester ausprobiert. Das Ergebnis war negativ. Da war dann das Knopf-Horn, das ich als Diensthorn bekam, und später mein privates Alex 103 mit breitem Kranz doch etwas ganz Anderes. Bilder kann ich auf Wunsch privat schicken. In meiner Sammlung habe ich so aus der Vergangenheit fast alles an Bildern von Kuriositätenhörner. Nur privat anfragen.
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Re: Alexander 97

Beitragvon Peter » So 13. Dez 2009, 10:56

Hallo Martin 2 ,anbei das/die gewünschten Foto's.
Mit dem Daumenventil erhöht man das B-Horn um ein synt. Komma (ca. 1/5 Halbton) (Traum-a1 und a2/as1 + as 2)
1. und 2. Ventil sind normal
3. Ventil ist ein1/3 Ton Ventil (bringt das zu tiefe Natur-Es 2 runter zu einem angenehmen D2 + 23 zu einem Cis2 oder in Verbindung mit dem Daumenvent. zu einem Traum b2
das 4. Ventil ist ein G r o ß Terz-Ventil und ist mit den Ventilen 1/2/3 kompensiert, wobei das 3. Ventil abermals zu einem Großterz-Ventil kompensiert wird.

Es geht wie vorher gesagt um die maximale Reduzierung der zugeschalteten Rohrlängen in den beiden oberen Oktaven. In der c2 - c3 Oktave ist die längste Zuschaltung das erste Ventil (ca. 36 cm) = es2 . In der c1 - c2 Oktave ist es das 4. Ventil (ca. 72 cm) für cis1.

Für die tieferen Oktaven wird die Greifweise äußerst ungewohnt, aber lernbar. Alan Civil meinte 1975, wenn er jung wäre, würde er es sofort lernen und Peter Damm meinte damals: "Es geht ja los wie Gift!"
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Horn mit Syntonischem Ventil Oberseite
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Horn mit syntonischen Ventil Unterseite
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Re: Alexander 97

Beitragvon Martin2 » So 13. Dez 2009, 12:20

Hallo Peter,

das Horn ist ja wirklich eine ungewöhnliche Sache! Ich muß mir das mal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen....
Experimente zur reinen Stimmung an Blechblasinstrumenten hat man ja bereits im 19. Jahrhundert durchgeführt. So etwa der "Piangendozug" von Pelitti, doppelte Drückergarnituren und zusätzliche, teils demontierbare Zusatzventile, die nur bei einer bestimmten Ventilkombination automatisch zugeschaltet wurden (siehe Heyde oder Dullat). Auch die Saxhörner mit ihren nur erhöhenden Ventilen stimmen schon deutlich besser, als das Erniedrigungsprinzip. Auch Trigger am Hauptstimmzug einer Trompete oder verkürzende Trigger sind ja bekannt, genau wie das "Wiener Loch". Bei den F- Tuben sind Trigger ebenfalls Standard, meist an einem oder an beiden Zusatzventilen (jenachdem, wie die Zuglängen gestaltet sind). Beim Horn aber sind Trigger weniger sinnvoll, da die Ventilzüge einfach zu lang sind (im Verhältnis zu ihrem Durchmesser), um ohne Klemmen zu laufen. Gesehen habe ich es aber schon mal an einem Discanthorn.
Daß solche Hörner, wie das von Dir gezeigte, nicht in Serie gebaut werden, liegt wohl daran, daß allgemein die Bereitschaft zum Umlernen fehlt und die Tradition zu sehr in den Köpfen verankert ist. Es hat ja auch einige Jahrzehnte geraucht, bis die Ventile von der Masse der Bläser akzeptiert wurden.
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Re: Alexander 97

Beitragvon Peter » So 13. Dez 2009, 18:46

lieber Martin2,
ein kleiner Nachtrag: Es ging bei dem Horn weder um die reine noch um die temperierte Stimmung, sonden um den intonatorischen Kompromis, den wir täglich erkämpfen müssen
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Re: Alexander 97

Beitragvon www_corno_de » So 13. Dez 2009, 22:43

Interessant wären noch die chromatischen Hörner - System Prager - von August Knopf. Ich habe mit Edgar Knopf einmal darüber gesprochen, aber er hat keine Fotos oder Konstruktionspläne über diese Hörner. Schade, das man darüber so wenig nachlesen kann.
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Re: Alexander 97

Beitragvon geblo » So 13. Dez 2009, 23:44

hallo,

in der tat, mit dem 5-ventiligen alex 97 kann man eine ganze menge anstellen. mir persönlich ist das instrument aber zu unhandlich in bezug auf mundrohrführung und handling der beiden ventile, als ich es vor 20 jahren mal ein paar wochen geliehen hatte. vom gewicht her kann man dann m.e. auch fast wieder ein doppelhorn oder was kompensiertes nehmen. die leichtigkeit des b-horns hat z.b. ein 4ventiliges alex 90 (oder vergleichbare) mit eingestecktem quartbogen statt stopf/e eher, beim zusammenbasteln der tiefe ist natürlich entsprechend früher schluß.

zum erwähnten alten alex 107V. das ding, was mir da vorschwebt, ist nix für ästheten. wicklung und anordnung der beiden zusatzventile sind m.e. denkbar häßlich. in meiner relativen nähe liegt noch ein ähnliches altes , nur ohne stopf-e-ventil, was optisch gelungener, aber auch extrem eng ist. ziffer steht leider nicht drauf...

von den weiteren beiträgen hab ich wieder richtig was gelernt....danke;-)

schönen abend,
geblo
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Re: Alexander 97

Beitragvon Altcorno » Mo 14. Dez 2009, 19:05

Peter hat geschrieben:Hallo Martin 2 ,anbei das/die gewünschten Foto's.
Mit dem Daumenventil erhöht man das B-Horn um ein synt. Komma (ca. 1/5 Halbton) (Traum-a1 und a2/as1 + as 2)
1. und 2. Ventil sind normal
3. Ventil ist ein1/3 Ton Ventil (bringt das zu tiefe Natur-Es 2 runter zu einem angenehmen D2 + 23 zu einem Cis2 oder in Verbindung mit dem Daumenvent. zu einem Traum b2
das 4. Ventil ist ein G r o ß Terz-Ventil und ist mit den Ventilen 1/2/3 kompensiert, wobei das 3. Ventil abermals zu einem Großterz-Ventil kompensiert wird.

Es geht wie vorher gesagt um die maximale Reduzierung der zugeschalteten Rohrlängen in den beiden oberen Oktaven. In der c2 - c3 Oktave ist die längste Zuschaltung das erste Ventil (ca. 36 cm) = es2 . In der c1 - c2 Oktave ist es das 4. Ventil (ca. 72 cm) für cis1.

Für die tieferen Oktaven wird die Greifweise äußerst ungewohnt, aber lernbar. Alan Civil meinte 1975, wenn er jung wäre, würde er es sofort lernen und Peter Damm meinte damals: "Es geht ja los wie Gift!"


Lieber Peter,

vielen Dank für diesen Beitrag!

Wäre es denkbar, die Zusatzventile mit einer 'normalen' Maschinenanordnung ganz oder teilweise zu kombinieren?
Das würde vielleicht die Akzeptanz erhöhen.

Die Funktion des 4. Ventils ist mir nicht ganz klar. Wie wäre denn, wenn es nicht zu vermessen ist zu fragen, die Grifftabelle bei diesem Horn?
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Re: Alexander 97

Beitragvon Peter » Mi 16. Dez 2009, 10:58

Lieber Altcorno,
Du fragtes nach einer Grifftabelle. Hier ist sie. Ich darf auf das früher geschriebene Erklärung verweisen.

"…Mit dem Daumenventil erhöht man das B-Horn um ein synt. Komma (ca. 1/5 Halbton) (Traum-a1 und a2/as1 + as 2)
1. und 2. Ventil sind normal
3. Ventil ist ein1/3 Ton Ventil (bringt das zu tiefe Natur-Es 2 runter zu einem angenehmen D2 + 23 zu einem Cis2 oder in Verbindung mit dem Daumenvent. zu einem Traum b2
das 4. Ventil ist ein G r o ß Terz-Ventil und ist mit den Ventilen 1/2/3 kompensiert, wobei das 3. Ventil abermals zu einem Großterz-Ventil kompensiert wird.

Es geht wie vorher gesagt um die maximale Reduzierung der zugeschalteten Rohrlängen in den beiden oberen Oktaven. In der c2 - c3 Oktave ist die längste Zuschaltung das erste Ventil (ca. 36 cm) = es2 . In der c1 - c2 Oktave ist es das 4. Ventil (ca. 72 cm) für cis1.
…"
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Re: Alexander 97

Beitragvon Peter » Mi 16. Dez 2009, 11:00

Nachtrag: Ich sehe das die Grifftabelle sehr klein geraten ist - kannst Du sie Dir rauskopieren und vergrößern?
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