von Prof » So 18. Apr 2010, 18:28
Lieber altcorno !
Zu Wagners Zeiten und so gut vorgebildet wie Wagner konnte man mit dem Gehirn allein diese Art Geräuschkulisse aufnehmen und anschließend in Notation umsetzen. Es soll auch heute noch vereinzelt Menschen geben, die das können. Etwas Phantasie braucht man auch dazu. Natürlich die gründliche musikalisch-kompositorische Ausbildung dazu. Richard Strauss war bestimmt auch eine Komponist dieser Kategorie.
Heute braucht man anscheinend für jeden "Furz" (wertfrei !) eine Aufnahme, damit man es dann "nachmachen" kann. Neulich hat ein Notengeschäft aus Frankreich bei mir angefragt, ob es denn von Franz Strauss´ "Lucia Fantasie" etwa im Youtube eine Aufnahme gäbe. Bei derartig einfachem Text (Tempobezeichnungen, Artikulationszeichen und Dynamik sind vorhanden.) braucht es keine Aufnahme als Interpretationshilfe. Wenn man keine Ahnung hat, welche Art von Musik Donizetti etwa geschrieben hat, dann gibt es nur eines: Instrument auf den Boden und draufspringen und sich anschließend selbst entsorgen.
Diese mangelnde Phantasie und das Fehlen von Stilempfindung tragen gemeinsam zur Absenz jeglichen Gefühlsausdruckes in der Musikausübung bei. Sind wir denn schon so verkrampft oder gefühllos geworden ? Wenn dann Ausdruck gebracht/vorgetäuscht wird, ist das so künstlich aufgesetzt, daß man sich voll Grauen abwendet.
Bin eben heute etwas aufgekratzt, da mir mit 68+ Jahren ein ganz ordentliches K447 gelungen ist. Wollte es erst mit dem Wienerhorn spielen (Matinee 10:00 vormittags), war dann aber ganz einfach feig, hatte ich doch vorher noch andere Stücke im Orchester zu spielen. So ging es dann doch ganz gut, zum Großteil aber auf der F-Seite mit der Beruhigung, das B-Horn (Turbo !) mittels Daumenhebel jederzeit einschalten zu können.