Doppelhorn

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Doppelhorn

Beitragvon Phoenix884 » Do 2. Dez 2010, 20:30

Guten Abend,

nachdem ich nun vieles im Forum durchstöbert habe und mein Wunsch nach einem neuen Horn stetig wächst und eigentlich recht akut wird - nur das Geld muss noch her.

Ich habe auch schon eines sehr stark im Blick, das ich nächstes Jahr mal testen fahren werde.
Nur ein paar Fragen sind noch aufgetreten, für die ich gerne eine Meinungsäußerung hätte. (Bevor jetzt kommt: Suchfunktion - ich weiß, dass diese Themen dort bereits angesprochen sind, aber die Threads, die ich gefunden habe, verlaufen sich recht schnell in alle Richtungen, aber nicht mehr entlang des Themas).

Und zwar stellt sich die Frage: fester oder abschraubbarer Schall.
Für den Transport ist sicherlich der abschraubbare Schall zu bevorzugen, aber wie ist das mit Intonationsänderungen durch die "Schnittstelle"? Meines Wissens bzw. Erachtens nach ist früher ein abschaubbarer Schall eher negativ belastet gewesen. Was meint ihr?

Zweitens: Poliert oder Lackiert?
Was ändert sich durch die Politur, ist das auch nur Ermessenssache, was einem besser gefällt? Gibt es subjektive Änderungen des Klangs (falls es so etwas überhaupt gibt) durch die Politur. Was ändert sich in der Pflege und Haltbarkeit der Oberfläche??

Drittens: Material?
Mein jetziges Horn hat einen hohen Goldmessing-Anteil, was ich persönlich sehr schön finde. Ich habe dieses Jahr mal das Hoyer 801 getestet, von dem ja alle so super begeistert sind und auch der hiesige "Verkäufer" meinte, das würde jetzt jeder spielen, aber mir hat der Klang überhaupt nicht gefallen. Was mich daran gestört hat, war der extrem helle Klang und ich mag es total, wenn der Hornklang etwas dumpfer ist. Silber hätte natürlich von der Optik her auch etwas, aber soweit ich das jetzt verstanden habe, ist der Klang dort noch heller. Wenn ich das richtig begriffen habe (so vom theoretischen her), nimmt die Helligkeit des Klangs von Silber über Messing zu Goldmessing hin ab. Stimmt das?

Ich werde auf jeden Fall die Möglichkeit haben, unterschiedliche Materialien (Messing und Silber) zu testen - das Horn wird in Goldmessing leider nicht typischerweise hergestellt, würde aber auf Bestellung geschehen. Dennoch würde ich gerne eure Meinungen bezüglich dieser Fragen im Vorfeld einholen.

Ich freue mich schon auf eure Diskussion.
LG, Phoenix
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Re: Doppelhorn

Beitragvon Steffen » Fr 3. Dez 2010, 08:09

Hallo Phoenix,

dass ein Hoyer extrem hell klingt, höre ich zum ersten Mal. Was hast Du für ein Mundstück benutzt? Flacher Kessel und kleine Bohrung? Dann klingt jedes Horn nach Trompete....

Wenn Du Dich für Hoyer-Hörner generell interessierst, solltest Du mal nach Geretsried zur Fa. Melton fahren oder direkt nach Markneukirchen zu B&S, je nachdem, wo Du wohnst. Ich war kürzlich in Geretsried (bei Wolfratshausen Nähe Starnberger See, Bayern), die gehören ja zu B&S und haben auch ständig alle Hörner von Hoyer zum Testen da. Bring etwas Zeit mit....

Gruß
Steffen
 
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Re: Doppelhorn

Beitragvon Peter » Fr 3. Dez 2010, 09:50

Hallo Phoenix884,
hier Antworten auf Deine Fragen:
zu 1. Ein abschraubbarer Schall macht mit Sicherheit etwas aus. Die Frage ist nur, ob die Veränderungen schwerwiegend oder unbedeutend sind, so das man sie im zweiten Falle vernachlässigen kann. Immerhin wird das Horn etwas schwerer, auch sind die Metallvibrationen an der Schnittstelle gestört. Die Befürworter und die Gegner halten sich die Waage. Es ist aber - besonders für Reisende - sehr praktisch. Du wirst Dich selber entscheiden müssen.

zu 2. Bezüglich der Lackierung kann man fast genau die gleiche Antwort geben. Das Horn wird auch etwas schwerer. Es wird behauptet, dass der Lack die Vibrationen des Metalls abbremst. Es sieht halt besser aus. Ob der Lack das Horn schütz, wage ich zu bezweifeln. Auch hier wirst Du Dich selber entscheiden müssen.

zu 3. die Frage des Metalls ist am schwierigsten zu beantworten. Manche behaupten, dass Metall habe keinen Einfluss, das Horn könnte aus Beton sein. Das widerum glaube ich nicht. Fest steht aber, das die verschiedenen Metalle unterschiedliche Gewichte haben und das hat schon einen gewissen Einfluß. Ich habe sagen hören, dass bei Goldmessing (Tombak) der Ton etwas dunkler als bei Messing sei. Bei Neusilber oder Alpacca (das Wort ist von dem silbergrauen Fell der südamerikanischen Trampeltiere abgeleitet) scheint der Ton etwas strahlender aber von der Farbe her, weißer zu sein. Natürlich wirst Du auch hier Dich selber entscheiden müsse.

Ich würde ein unlackiertes Doppelhorn ohne abschraubaren Schall aus normalen Messing nehmen. Da meiner Meinung nach auch der Drehsinn der Ventile eine Rolle spielt (und die Richtung des Luftflusses), kämen für mich nur Paxman-Doppelhörner, Alexander Modell 403 oder aber Cornford Nr. 28 in Frage.
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Re: Doppelhorn

Beitragvon Phoenix884 » Fr 3. Dez 2010, 11:58

Hi!
Erstmal schon mal vielen Dank für die Antworten.

Was hast Du für ein Mundstück benutzt? Flacher Kessel und kleine Bohrung? Dann klingt jedes Horn nach Trompete

Das Mundstück war mein bisheriges: ein Tilz Spezial T4, mit dem ich auch mein Horn gespielt habe. Also denke ich, dass ich ausschließen kann, dass es am Mundstück lag.

Wenn Du Dich für Hoyer-Hörner generell interessierst,...

Nein, ja eben nicht. Da ich von dem 801 nicht begeistert war, interessieren mich Hoyer-Hörner eigentlich gar nicht.

Du wirst Dich selber entscheiden müssen.

Ja, das ist mir schon klar. Ich hatte ja auch niemanden hier erwartet, der mir Entscheidungen abnimmt. Es wird mir ja auch keiner das Geld für das Horn schicken. Das muss ich ja auch selbst aufbringen *gg*
Aber da ich mit diesen Themen (Fragen) selbst keine Erfahrung habe, dachte ich, es gäbe vll Hornprofis, die genau in diesen Bereichen ihre Erfahrungen haben. Ich werde also wohl hoffen müssen, dass zum Test sowohl Hörner mit beiden Schallvarianten vorliegen, bei denen jedoch alle anderen Parameter gleich sind. Mal sehen, ob das möglich ist. Dass es eben zum physikalischen Bruch des Vibrationslaufs kommt, ist ja meine Befürchtung, weswegen ich bisher immer eher zu den Gegnern des abschraubbaren Schalls gehörte. Mein Hornlehrer damals hatte ein Horn mit abschraubbarem Schall und ich habe das immer mit starker Skepsis betrachtet. Aber vll gibt es ja noch weitere Äußerungen hier. Ich würde mich freuen.
Werde ich mich wohl also noch ein wenig gedulden müssen und hoffen, dass viele verschiedene Varianten an Hörnern zum Testen vorliegen. Cornford werde ich mir auch nochmal angucken - die scheinen ja grad "in" zu sein.

LG
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Re: Doppelhorn

Beitragvon Raphael » Fr 3. Dez 2010, 14:24

Lieber Phoenix,

Hoyer baut ja nicht nur das 801. Wenn du an einem etwas dunkleren Klang interessiert bist, probier mal die Modelle 6801/7801.

Alles hier ist natürlich eine Frage des Budgets. Wenn du bereit bist, ordentlich zu investieren, kann ich dir Dürk (besonders das D3) uneingeschränkt empfehlen. Ich hab noch nie was besseres gespielt. Der Einfluss der Drehrichtung der Ventile hat nach meinem Empfinden beim Spielen keinen spürbaren Einfluss, aber darüber gehen die Meinungen wie beim abschraubbaren Becher und der Lackierung auseinander.
Probier viel aus, und wenn du das für dich beste Exemplar gefunden hast, kauf genau dieses Horn, egal welche Ausstattung es hat.

Gruß
Raphael
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Re: Doppelhorn

Beitragvon Phoenix884 » Fr 3. Dez 2010, 17:22

Hi!

Hoyer baut ja nicht nur das 801

Ja, ich weiß.
Das Problem ist, dass ich hier nicht so richtig die Möglichkeit habe, vieles weit gestreut zu testen, weil es hier einfach nirgends einen gescheiten Ins-Bauer oder Laden gibt, der vieles vorrätig hat oder zum Testen organisieren würde. Von daher versuche ich frühzeitig irgendwie durch Foren, Meinungen, etc. einiges auszuschließen.
Hier im Forum ist ja auch das Alex sehr groß geschrieben. Allerdings muss ich für mich auch folgendes eingestehen: ich spiele zwar seit 15 Jahren und habe im Orchester gespielt (und habe auch wieder vor diese "Aktivität" wieder aufzunehmen bzw anzugehen), allerdings denke ich für mich, dass ich für ein Alex deutlich mehr machen müsste. Vll ist diese Einstellung doof, aber ich möchte ungern zu viel ausgeben, nur weil es evtl ein tolles Horn ist, das dann aber nur für kleine Laienauftritte eingesetzt wird und zum Üben, das ich immer wieder anfange und eine zeitlang intensiv betreibe, das dann aber immer wieder für einige Zeit weniger wird, weil einfach auch die Einsatzmöglichkeit des Geübten und Gelernten fehlt, so dass mich selbst dann die Motivation verlässt. Dafür lege ich dann auch zu wenig Wert auf diese Markengeierei.

Ok, das war jetzt etwas nebensächliches zum Thema, aber vll versteht ihr ja mein Problem. [Wobei ich auch dazu neige, Dinge zu Problemen zu machen, die eigentlich gar keine sind *gg* - mir fehlt es vll nur daran, endlich mal den A*** hochzukriegen und mehr zu machen]
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Re: Doppelhorn

Beitragvon Mr.Masterbrass » Fr 3. Dez 2010, 19:55

Hallo Phonix884 ich würde dir ein 801 in Golmessing empfehlen .
Das ist vollkommen ausreichend für dich.
Das 801 in Goldmessing klingt etwas runder als das Messing Horn.
LG Mr . Masterbrass
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Re: Doppelhorn

Beitragvon Phoenix884 » Fr 3. Dez 2010, 20:16

Das ist vollkommen ausreichend für dich.

Und woran machst du das fest?
Außerdem ist Hoyer, und speziell das 801 gerade das, was ich NICHT will - aber darum geht es eigentlich in diesem Thread auch nicht.
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Re: Doppelhorn

Beitragvon Mr.Masterbrass » Fr 3. Dez 2010, 23:47

Ok, ganz einfach dann schreibe mir mal wie viel Geld du ausgeben willst oder kannst, dann kann man dir eventuell eine Alternative anbieten.
Das 801 in Goldmessing ist übrigens durchaus ein solides Horn . Ich habe auch einige Schüler die dieses Horn blasen.

Lg Mr.Masterbrass
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Re: Doppelhorn

Beitragvon Beate_Pokorny » Sa 4. Dez 2010, 00:32

Hallo lieber Phoenix884! :D

Hier noch eine sehr persönlich gefaßte Meinungsäußerung von mir, einer engagierten Amateur-Hornistin mit über 25 Jahren Praxis in div. Kammermusikformationen und Sinfonieorchester, sowie Tanz-, Film- und U-Musik:

Eine Instrumenten-Neuanschaffung will wohl überlegt sein, ist aber gewissermaßen auch immer, wenn auch nicht ausschließlich, eine Frage des guten Geschmacks. Denn eigentlich, seien wir doch einmal objektiv und ehrlich, ist es bis zu einem gewissen Grade egal auf was für einem Horn wir spielen. Gurken von hervorragenden oder mittelmäßigen Kollegen gibt's auf guten, teuren und schlechten, billigen Instrumenten. Bei wahren Liebhabern und Könnern - und das sind wir doch alle auf unsere Art - ist es keine Frage der Marke oder des Materials, da geht auch bei oder nach "Nacht und Nebel" auf einer Gießkanne eine bezaubernde Kantilene. ;)

Für ein Probespielen mehrerer Instrumente nimm Dir bitte viel Zeit, warum nicht auch mal für ein Instrument mehrere Tage? Viele Händler, auch im Internet, ermöglichen das heute problemlos. Warum nicht einen guten Freund/Kollegen/Lehrer zu Rate ziehen, auf dessen Rat man evtl. auch zu hören gewillt ist. Peter hat das als Phänomen "Input vers. Output" mehrmals schon beschrieben, gemeint ist, daß in anderer Leute Ohren vieles auch anderst ankommt, als es von uns selbst gehört wird.

Der abschraubbare Schall ist m.E. beim Doppelhorn völlig unproblematisch, da bereits so viel Masse darin verbaut ist, daß die paar Gramm (und mehr wiegt ein Schraubring heute nicht mehr) klanglich überhaupt nichts ausmachen, an der Intonation schon gar nicht. Das gleiche trifft auch auf den Lack zu, beim Doppelhorn ist hier ein hörbarer Unterschied nicht mehr auszumachen. Beim Einfach-, Wiener- oder Naturhorn ist das jedoch geringfügig bis gewaltig anders. Gut - und das ist auch schon das einzige Problem - lackierte Doppelhörner sind minimalst pflegeintensiv, unlackierte Oberflächen erfordern dafür gewissenhafte und regelmäßige Pflegebereitschaft (Mikrofasertuch). Ideal wäre natürlich die galvanisch veredelte Oberfläche.

Das Material ist wieder eine Geschmacksfrage, die für uns subjektiv im Klang sehr viel ausmacht, objektiv gehört, allerdings nicht so sehr. Vielmehr verändert sich mit dem Material einerseits evtl. das Gewicht und andererseits wohl das Abstrahl-Verhalten des Klanges und für uns als Bläser somit die gesamte (zeitliche) Ansprache des Instrumentes. Viele Hornisten, vor allem im Profi- und semiprofessionellen Bereich, wählen deshalb den abschraubbaren Schallbecher und benutzen darum mehrere Schallbecher aus verschiedenen Legierungen, je nach Aufgabenbereich. Tendenziell kann man sagen, daß weit über 50% aller Hornisten mit Messing gut bedient sind, die anderen brauchen mehr Widerstand, der mit Goldmessing, Neusilber und ggf. Sterlingsilber (in dieser Reihenfolge) ansteigt. Das Mundrohr jedoch sollte aus Gründen der Speichelunempfindlichkeit mindestens aus Goldmessing sein, leider beobachte ich, daß auf dem asiatischen Markt das nicht immer obsolet ist - also Hände weg davon! Für Kammermusiker und Freunde historisierter Aufführungspraxis gibts auch immer öfter einen Schallbecher in der "handgehämmerten" Variante historischen Zuschnitts, der Prof. hat in einem benachbarten Thread schon erklärt, was das ist; dieser scheint aber nicht für jeden geeignet, da heißt es ausprobieren. Selber blase ich seit Jahren ein Instrument aus Goldmessing und ich fühle mich damit sehr wohl. Letztes Jahr probierte ich bei Engelbert Schmid nur einen Schall in Sterlingsilber aus, subjektiv ("Input") empfunden absolut traumhaft, objektiv (output) gehört sehr gefährlich, da man plötzlich an grenzwertige Dynamikbereiche gelangt und die Ansprache (verzögert) einiges an Eingewöhnung verlangt.

Im Großen und Ganzen empfinde ich persönlich, daß Form und Beschaffenheit von Mundstück und Schallbecher das meiste am Klang positiv wie negativ beeinflussen. Eine gut durchdachte Maschine (siehe Peters Beitrag) und ein physikalisch einwandfreier Rohrverlauf vom Mundrohr bis zum Schall begünstigen sowohl Spielfluß (Geschwindigkeit), Ansprache der einzelnen Töne und Intonation. Gegen hilflose, beratungsresistente und intonationsschwache Instrumentalisten (kann man alles üben) ist jedoch noch kein Kräutlein
gediehen. :cry:

Ich wünsche Dir Glück,
Bussi, BEATE :lol:



P.S.: Du hast ein bedeutungsvolles Motto: "Libenter homines id, quod volunt, credunt." = "Gerne glauben die Menschen das, was sie wollen." Preisfrage, von wem und woher stammt es?
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