Schneider Doppelhorn - Alexander 103 Nachbau

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Schneider Doppelhorn - Alexander 103 Nachbau

Beitragvon Levitas » Fr 13. Apr 2012, 00:48

Hallo zusammen!

Da ich nach ca. 4 Jahren mehr oder weniger Zwangsgemeinschaft mit meinem Hoyer 801 klanglich einfach nicht glücklich werde (zu heller, zu direkter Ton, zu posaunig auch mit unterschiedlichen Mundstücken), denke ich nun über den Kauf eines gebrauchten Horns nach. Im Internet bin ich schnell fündig geworden. Angeboten wird ein Schneider Doppelhorn aus den 1960er Jahren, unlackiert, neu überholt, Uniball Gelenke, Alex Mundrohr und Schallbecher, 100% dichte, gut laufende Ventile. Preis: 2000,-EUR. Ist ein 103er Nachbau. Was ist davon zu halten? Kennt jemand diese Instrumente? Außer einer Frauenarztpraxis konnte ich im Internet nichts unter den Begriffen Schneider und Horn finden. Werde mir das Instrument nächste Woche mal zur Ansicht zukommen lassen. Das Alter und die Unlackiertheit des Instrumentes reizen mich eigentlich im positiven Sinne, vorrausgesetzt dass es gut aufgearbeitet ist. Wie stehen solche Nachbildungen in Relation zum Orginal? Das 103er habe ich bereits ausgiebig anspielen können und kenne den Klang welcher mir insgesamt sehr zusagt, auch der erhöhte Anblaswiderstand ist für mich in keinster Weise ein Problem, im Gegenteil. Für ein gebrauchtes orginal 103er habe ich bislang unter finanziellem Aspekt noch kein Angebot gefunden was mein Budget von höchstens ca. 3000,-EUR deckt und ich denke auch dass das eine nach unten utopische Preislage für ein solches Instrument selbst in gebrauchtem Zustand ist und ich da höchstens bedingt fündig werde. Daher auch der Blick in Richtung Nachbau.

Für Antworten und Ratschläge bedanke ich mich schonmal herzlich im Vorfeld und hoffe, dass ich bei meiner vorausgegangenen Forenrecherche nichts übersehen habe was thematisch meinen Beitrag deckt ;)
Beste Grüße aus dem Westerwald
Levitas
 
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Re: Schneider Doppelhorn - Alexander 103 Nachbau

Beitragvon Altcorno » Fr 13. Apr 2012, 05:21

Hallo,

ich werde hier in Kürze ein 103er aus den sechziger Jahren einstellen. Das Horn habe ich 1972 von einem Profihornisten übernommen, aktiv bis 1988 geblasen und dann eingemottet. Vor zwei Jahren habe ich das Instrument von einem Schüler Ricco Kühns, der sich als Meister niedergelassen hat, komplett restaurieren lassen. Das Horn ist dabei völlig neu zusammen gelötet worden. Die Maschine hat natürlich noch das alte, handgeschmiedete Gestänge, die Schraubverbindungen wurden aber durch Kugellager ersetzt. Die Maschine läuft deshalb butterweich und völlig geräuschlos. Zugleich habe ich das Horn erstmals lackieren lassen, nur um es zu konservieren. Man kann darüber streiten, ob ich den Originalzustand nicht hätte belassen sollen, aber das Horn sollte ursprünglich als Alternative zu einer Neuanschaffung für den alltäglichen Einsatz fit gemacht werden. Insofern war das ein Kompromiss.

Gegenüber einem Horn aus der aktuellen Produktion ist der Klang weicher und natürlich rastet ein frisches Instrument härter ein.

Ich habe leider nicht die Zeit und den Nerv, das Instrument an Interessenten ständig durch die Gegend zu schicken. Meine Preisvorstellung liegt bei 2.500 EURO, bevorzugt an einen Schüler abzugegeben, der von einem Alexander-Horn träumt, aber noch nicht voll zuschlagen darf. Standort: Frankfurt am Main.

Gruß,
Altcorno
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Re: Schneider Doppelhorn - Alexander 103 Nachbau

Beitragvon Beate_Pokorny » Fr 13. Apr 2012, 16:09

Levitas hat geschrieben:Schneider Doppelhorn aus den 1960er Jahren, unlackiert, neu überholt, Uniball Gelenke, Alex Mundrohr und Schallbecher, 100% dichte, gut laufende Ventile. Preis: 2000,-EUR. Ist ein 103er Nachbau. Was ist davon zu halten? Kennt jemand diese Instrumente?


Hallo Levitas,

ich selbst kann mit "Schneider Doppelhorn" leider nichts verbinden. Vermutlich bezieht sich Deine Anfrage auf die Anzeige auf Vioworld:


Warum frägst Du nicht einfach beim Verkäufer direkt an? Erkundige Dich auch gleich, ob Du das Horn probeblasen kannst.

Was mich persönlich etwas stutzig macht, sind:

    a) die Rechtschreibfehler in den Annoncen,
    b) der doch recht stolze Preis für ein Instrument aus den 60gern und
    c) warum sind auf den eingestellten Photos drei verschiedene Hörner abgebildet?

In dubio pro reo :?:

Bussi, BEATE :lol:
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Re: Schneider Doppelhorn - Alexander 103 Nachbau

Beitragvon herbstgetönter Hain » Fr 13. Apr 2012, 20:08

Hallo Beate,

die Rechtschreibfehler sind der Tatsache geschuldet, daß Hans Rensen (ein "Laien"hornist mit beachtlichen Fähigkeiten) Holländer ist und daher mit den Feinheiten der deutschen Sprache ein wenig zu kämpfen hat. Wie er in der Anzeige schreibt, hat er mehrere dieser Schneider-Hörner zu verkaufen, daneben noch viele andere... (er betreibt einen recht schwunghaften Handel mit gebrauchten Hörnern, außerdem ist er der Erfinder des "Hornstick")

Die Schneider-103-Nachbauten sind in der Tat nicht schlecht, mit Hans Rensen kann man schon auch handeln, aber Vorsicht: er ist ein guter Geschäftsmann....
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Re: Schneider Doppelhorn - Alexander 103 Nachbau

Beitragvon Levitas » Fr 13. Apr 2012, 21:26

Du hast Recht Beate, ich beziehe mich auf die genannte Anzeige.
Er erläuterte mir, ich könne das Horn ohne Weiteres nach 2 Wochen wieder zurückschicken und würde das Geld zurückbekommen, in Absprache auch mit ein paar Bekannten von mir hat sich herausgestellt, dass auch diese gute Erfahrungen mit Herrn Rensen gemacht haben und er auch in Deutschland wohl ein relativ etablierter Händler für gebrauchte Hörner ist.
Mir ging es hauptsächlich darum ob es jemanden gibt der evtl. schon Erfahrungen mit Schneider Hörnern gemacht hat und weiß auf was man beim Kauf besonders achten muss.
Ich schätze der Preis kommt durch die doch relativ umfangreichen Restaurierungsarbeiten (Mechanik, Mundrohr, Schallbecher).
Was ist generell von solch alten Hörnern zu halten? Auf was sollte man da achten, abgesehen von Offensichtlichkeiten wie Beulen etc.? Ich schätze Intonation spielt hier eine große Rolle oder? Was gäbe es für Alternativen? Mich reizt vor allem der höhere Anblaswiderstand und der indirektere, dunkle Klang den man von 103ern gewohnt ist. Bin mal gespannt ob das bei den Nachbauten auch gut zur Geltung kommt.
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Re: Schneider Doppelhorn - Alexander 103 Nachbau

Beitragvon Peter » Sa 14. Apr 2012, 09:36

Das 100 Jahre alte 103 Modell von Alexander ist schon oft kopiert worden: u.a. Boosey&Hawkes, Schneider, Dirk und jetzt von den Chinesen.

Ich bin der Meinung, wenn jemand ein 103Modell haben möchte, dann sollte er ein Original kaufen und keine Kopie (warum nicht ein Gebrauchtes).Wenn jemand das 103er nicht mag, dann sollte er nach anderen Modellen schauen. Es gibt genug.
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Re: Schneider Doppelhorn - Alexander 103 Nachbau

Beitragvon Altcorno » Sa 14. Apr 2012, 10:29

Peter hat geschrieben:Das 100 Jahre alte 103 Modell von Alexander ist schon oft kopiert worden: u.a. Boosey&Hawkes, Schneider, Dirk und jetzt von den Chinesen.

Ich bin der Meinung, wenn jemand ein 103Modell haben möchte, dann sollte er ein Original kaufen und keine Kopie (warum nicht ein Gebrauchtes).Wenn jemand das 103er nicht mag, dann sollte er nach anderen Modellen schauen. Es gibt genug.


Für mich ist es eher erstaunlich, dass es überhaupt so wenige Kopien des 103 gab, und keine, die eine weite Verbreitung fanden. (Es gab noch eine von Buescher für den US-Markt, sowie die Kopie von Weltklang in der DDR.)

Die Alternativen zum 103 sind überwiegend Kopien der Modelle von Knopf 16, Geyer-Knopf oder Kruspe-Horner. Jeder namhafte Hersteller hat solche Kopien im Programm, wäre die Verwendung dieser Modelle dann nicht auch zu kritisieren?

Gruß,
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Re: Schneider Doppelhorn - Alexander 103 Nachbau

Beitragvon klangwelt » Sa 14. Apr 2012, 19:10

Hallo Levitas,
die alten 103er-Hörner sind im allgemeinen sehr gut, ich habe selber mal auf einem gespielt. Das Angebot von Altcorno erscheint mir daher attraktiver als das von Hans Rensen. An Deiner Stelle würde ich mir überlegen, die 500 Euro draufzulegen und ein "echtes" 103er zu kaufen, wenn Du ein 103er willst. Nachbauten müssen nicht unbedingt schlechte Hörner sein, aber sie sind auch oft anders als die Originale. Auf der Messe habe ich das Modell Privée von Marc Schmiedhäuser angespielt, das ebenfalls mehr oder weniger eine 103er-Kopie ist - ein feines Instrument, meines Erachtens viel besser als die meisten Hörner von Alexander oder anderen bekannten Herstellern, allerdings auch nicht gerade billig. Ich spiele derzeit als Zweitinstrument ebenfalls einen 103er-Nachbau aus den 60er Jahren, den Du Dir in der Galerie anschauen kannst. Dieses Horn (von Weltklang) ist allerdings vom Klang und vom Spielgefühl her überhaupt nicht mit den heutigen 103ern von Alexander zu vergleichen.
Zuletzt geändert von klangwelt am So 15. Apr 2012, 16:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schneider Doppelhorn - Alexander 103 Nachbau

Beitragvon Peter » Sa 14. Apr 2012, 23:00

Altcorno hat geschrieben:Die Alternativen zum 103 sind überwiegend Kopien der Modelle von Knopf 16, Geyer-Knopf oder Kruspe-Horner. Jeder namhafte Hersteller hat solche Kopien im Programm, wäre die Verwendung dieser Modelle dann nicht auch zu kritisieren?

lieber Altcorno,
eigentlich ist Deine Fragestellung völlig richtig.
Jeder kann ein Modell, welches nicht durch ein Patent o.ä. geschützt ist, nachbauen. So weit so gut:
Bei dem 103 ist die Sache etwas "anrüchiger". Die Firma Alexander - das nehme ich den überhaupt nicht übel - beherrscht mit seinem 103Modell den Europäischen und den Asiatischen Markt. Da haben die anderen Instrumentenmacher es schwer einen" FUß in die Tür zu bekommen". Es ist wie gesagt nicht verboten das 103 nachzubauen, nur mich beschleicht da doch der Verdacht das diejenigen, die dieses Modell heutzutage nachbauen mit Absicht auf der 103er Erfolgswelle mit zu schwimmen wollen. Es sieht genau so aus wie ein 103. Prof. und Orch. lassen es durchgehen, weil zumindest die Optik einer homogenen Gruppe damit gewahrt bleibt.

Ich finde aber persönlich, dass sich jeder Instrumentenmacher mit seinem Modell profilieren sollte, statt sich dieses geistigen Diebstahl zu bedienen.

Bei Modellen, bei denen die Ersterbauer diese garnicht mehr produzieren, sehe ich die Sache anders. Wenn man fairerweise dann diesen Nachbauten einen Namen gibt, der an den Erfinder erinnert, dann finde ich das o.k.
Man baut z.B. auf der ganzen Welt die sog. K(nopf) Modelle. Das die Amerikaner das Geyer-Modell nennen ist ihrer Unwissenheit geschuldet. Sie wissen nicht dass Carl Geyer bei Knopf gelernt hat und nach seiner Immigration nach den USA diese Knopfmodelle unter seinem Namen verkaufte.
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Re: Schneider Doppelhorn - Alexander 103 Nachbau

Beitragvon oppitz » Do 13. Apr 2017, 08:31

Ich wärme diesen alten Thread nochmal auf.

Ich habe kürzlich ein Gerhard Schneider (Boosey & Hawkes) 103er bekommen.

Dazu ein paar Fragen:

- von wann bis wann wurden diese Hörner wo (in der DDR) gebaut?
- Wo versteckt sich die Seriennummer? Falls es eine gibt.
- es ist aus Messing und lackiert ... würdet Ihr den alten (teils abgegriffenen) Lack so drauflassen oder den Lack entfernen? (zum Glück nirgends Zinkfraß entdeckt).
- falls der Lack runter soll - kann man selber den Lack bei einem Horn entfernen?
- was ist von einer Erneuerung der alten Mechaniken zu halten? Die alte funktioniert, neue Systeme/Materialien sind leiser und schneller... 1,2,3tes Ventil haben eine "klassische Mechanik" mit Gelenk und am Ventil eine Schraube.
Verblüffenderweise hat aber das "Windradl" (Umschaltvetil) Schnurmechanik und mir sieht es so aus, als könne man dadurch die Stimmung nicht umstellen (im Moment B/F und ich bevorzuge F/B)
- wenn umbauen, dann auf Miniball oder Schnur?

Und dann... behalten oder verkaufen (wie werden diese Hörner in etwa gehandelt)? Ventile und Züge sind gängig und v.a. dicht. Der Klang ist schön und es hat eine erstaunlich leichte Höhe.
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