Schumann Konzertstueck op.86

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Schumann Konzertstueck op.86

Beitragvon Prof » So 8. Jul 2012, 19:57

Johannes Dengler, Franz Draxinger, Rainer Schmitz und Max Hochwimmer
haben vor einiger Zeit unter der Leitung von Kent Nagano dieses virtuose
Werk für FARAO CLASSICS eingespielt. Ende Juli soll die CD auf den Markt kommen.

Anlässlich dieser Aufnahme machte sich Johannes Dengler auf die Suche nach
Fakten zur Aufführungsgeschichte. Dabei stieß er mit Hilfe des Archivars des
Bayerischen Staatsorchesters auf einen Programmzettel und zwei zugehörige
erstklassige Kritiken zu einer Aufführung am 23.März 1887 mit dem gleichen
Orchester, allerdings mit anderen Personen. Josef Reiter, der zwei Jahre später
in die USA ging (Baltimore & New York), Bruno Hoyer, Hermann Busch und Wilhelm
Poetzsch waren die Solisten. Reiter hatte schon vorher Franz Strauss erstes Hornkonzert
op.8 und Mozarts K.495 mit unserem Orchester gespielt.

Diese Aufführung dürfte die erste Aufführung mit regulären Ventilhörnern (damals nur
F Hörner) gewesen sein, da es vorher nur eine Privataufführung mit Schumann am Klavier
in Leipzig und ein Gewandhauskonzert mit diesem Werk gab (Solist Pole). Hermann Levy
dirigierte die Münchner Aufführung. Die Stimmen der Solisten sind sorgfältig eingerichtet.
Zuletzt geändert von Prof am Mo 9. Jul 2012, 18:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schumann Konzertstueck op.86

Beitragvon www_corno_de » So 8. Jul 2012, 22:43

Lieber Herr Prof.,

es ist schon erstaunlich, wie Sie Fehler in Rechtschreibung und Satzbau geiseln und sich gewiss als Koryphäe und Angelpunkt des Hornwissens sehen und dann eben selber in Fehler abgleiten.
Zunächst verstehe ich nicht, warum Sie Konzertstueck mit ue schreiben. Nun gut.
Inhaltlich für mich nicht nachzuvollziehen ist:
Dabei stieß er mit Hilfe des Archivars des Bayerischen Staatsorchesters auf einen Programmzettel und zwei zugehörige erstklassige Kritiken zu einer Aufführung am 23.März 1887 mit dem gleichen Orchester, allerdings mit anderen Personen.
Es gab eine Aufführung? Warum dann "gleiches Orchester" und warum "anderen Personen"?

- der Uraufführungshornisten waren Eduard Pohle (bitte das "H" beachten) Joseph Jehnichen ( - 1852), Eduard Julius Leichsenring (1810 - 1878) und Carl Heinrich Conrad Wilke (1811 - 1856)
- die Privataufführung war in Dresden. Am 15. Oktober 1849 wurde dieses Werk in einer privaten Aufführung mit Klavier in der Wohnung von Joseph Rudolph Lewy musiziert. Neben Lewy spielten noch E. Julius Schlitterlau (dieser probte erstmals das Adagio und Allegro op.70 im Februar 1849 in Schumanns Wohnung, brachte es jedoch nicht zur Aufführung), Wilhelm Lorenz und Carl Heinrich Hübler die Solohörner.
- Lewy hat in dieser Aufführung gewiss sein Ventilhorn benutzt
- Eduard Pohle ging 1853 nach Sondershausen. Ob er dort weiterhin Naturhorn spielte oder auf das Ventilhorn wechselte, habe ich leider nicht erforschen können.
- Das Concertstück für 4 Hörner von Schumann wird von Pohle noch mehrfach aufgeführt, so am 20.9.1868, 24.7.1870, Oktober 1871 in Sondershausen, sowie am 7.12.1872 in Leipzig (Solisten: Pohle, Bauer, Franke und Barthel)

Das Concertstück wurde gedruckt und erschien natürlich auch in der ersten Gesamtausgabe. Es ist demnach kein Schubladenstück, sondern verfügbar gewesen. Ich denke, wenn man in so mancher Orchesterchronik forscht, kommt noch die eine oder andere Auffühurng ans Licht.
Über Herrn Pohle darf man hier noch etwas nachlesen:
http://www.french-horn.net/index.php/bi ... pohle.html
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Re: Schumann Konzertstueck op.86

Beitragvon Beate_Pokorny » So 8. Jul 2012, 23:25

Lieber corno_de, :o

danke für den Link, sehr informativ!

Bescheidene Frage (an alle), weiß jemand, ob "Georg Friedrich Fuchs", der Komponist der schönen Duette für Horn und Klarinette, etwas mit den Raguhner "Füchsen" zu tun hatte?

Bussi, BEATE :lol:
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Re: Schumann Konzertstueck op.86

Beitragvon Prof » Mo 9. Jul 2012, 08:12

Hallo Robert !

Das "ue" ist eine einfache Internetgewohnheit, die sich auch hier manchmal einschleicht.
Das Forum wird nicht nur in umlautfähigen Ländern gelesen.

Pohle habe ich mehrfach ausgebessert. Das Schreibprogramm hat immer versucht, den
Namen auf Pole zu korrigieren.

Danke für die mir bekannten Hinweise der Schumannaufführungen. Das Stück ist aber
anscheinend nach den ersten Aufführungen über dreißig Jahre gelegen. Auch im 20.Jhdt.
gab es nur wenige Aufführungen, trotz der vorliegenden Druckausgaben. Es haben sich
einfach zu wenige Hornisten drangetraut. Mir sind auch keine Hinweise in der "Allgemeinen
musikalischen Zeitung", die Schumann mitbegründete, bekannt.

Erst in den letzten zwanzig Jahren gab es eine Fülle von Aufführungen, da sich die
blastechnischen Fähigkeiten vieler junger Hornisten enorm entwickelt haben.

Das mit den "anderen Personen" und dem "gleichen Orchester" müßte Dir aufgegangen sein.
Es konnte ja nicht das gleiche Orchester mit gleichen Personen sein; siehe 1887 und 2011.
Verstanden ???? Das Orchester, als Korporation ist noch immer das Bayerische Staatsorchester,
die Musiker sind jedoch nicht die gleichen.
Zuletzt geändert von Prof am Mo 9. Jul 2012, 11:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schumann Konzertstueck op.86

Beitragvon www_corno_de » Mo 9. Jul 2012, 09:01

Es ist verteufelt, aber das Schreibprogramm hat sich selber mit nur einem "M" korrigiert! :)

Und "das Stück - ist gelegen"- ist das ein Dialekt?

Und warum wird jetzt mit 30 Jahren herum orakelt? 1850 - 1868 - 1870 - 1871 - 1872 - 1887, also ich komme auf keine 30 Jahre.
Und ich gehe fest davon aus, das es mehr Aufführungen gab, welche noch nicht erforscht und gefunden wurden. Einige Stichpunkte habe ich, leider bisher kein Beleg.

@ Mademoiselle Pokorny

nein, dieser Fuchs hat mit den Dessauer/ Raguhnern nichts zu tun:

http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Friedrich_Fuchs
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Re: Schumann Konzertstueck op.86

Beitragvon Prof » Mo 9. Jul 2012, 11:15

Das eine "m" hat sich bedingt durch meine überwiegend englische Korrespondenz
herausgemogelt. Sollte nicht sein. Das Stück ist sicher gelegen, u.z. in den Bibliotheken
der Orchester oder in den Musikläden oder in den Sammlungen der Hornisten.
Jedenfalls war die Münchner Aufführung eine dokumentierte Aufführung.
Anschließend ist bis zur Aufführung in Berlin (Vouillermoz am 1.Horn) nichts mehr über
eine Aufführung bekannt. Wie Du aber weiter im Text lesen kannst, ging es hauptsächlich
um den langen Hiatus bis zu den Aufführungen weit nach dem 2.WK., z.B. Bayerischer
Rundfunk mit Kurt Richter am 1.Horn, grandios gespielt. Richter hat sich in sein Horn ein
Extraventil für das hohe e einbauen lassen. Dreißig Jahre, naja von 1849 bis 1887 sind es
fast vierzig Jahre, während der es außer den von Dir gemeldeten Aufführungen selbst in
der AMZ keine Nachrichten gibt. Solch sensationelle Aufführungen, - und das Konzertstück
ist eben bestimmt diese Bemerkungen wert - , wären bestimmt verzeichnet worden.

Nochmals zum "gelegen":

Mein wertester Kollege, "gelegen" meint auch "herumgelegen" oder besser "unaufgeführt
herumgelegen". Nur wenige Hornisten konnten es sich damals leisten, alle möglichen
interessanten Noten anzuschaffen. Noch weniger konnten sich mit derartig schwierigen
und anstrengenden Stücken auf das Konzertpodium wagen.

Ich erinnere mich noch gut an die mittleren 1950er und frühen 1960er, als (fast) alles über
dem hohen c als unmöglich galt. Immerhin bin ich im Hause eines hervorragenden Solohornisten
aufgewachsen. Die Schwierigkeiten bezüglich Technik (Schumann) haben mich immer heraus-
gefordert. Trotzdem war das nur Standard. Die Anforderung an Ausdauer in der Höhe sind
allerdings außergewöhnlich. Nicht jeder erste Hornist hat dazu das Stehvermögen.

Wenn man sich das Stück richtig einteilt und dort, wo man es verantworten kann, auf der
F-Seite bleibt, jedoch auch geschickt das B-Horn einsetzt, braucht man kein B-hoch-F-Horn.
Entweder man hat das e3 oder nicht.

Zum Schluß eine Bitte:

Wenn Du mehr Fakten zu den frühen Aufführungen des Konzertstückes finden kannst, wird Dir
die Hornistengemeinde für jede Mitteilung dankbar sein.
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Re: Schumann Konzertstueck op.86

Beitragvon www_corno_de » Mo 9. Jul 2012, 11:41

Mit "ist - gelegen" war mehr die Grammatik gemeint. Da bin ich zwar nicht sehr gut, aber das kam mir schon exotisch vor. :roll:

Vouillermoz spielte dieses Werk auch im Mai 1906 beim Schumann-Fest in Bonn.

Die von mir gemeldeten Aufführungen sind doch schon einige, die würde ich jetzt nicht so vom Tisch fegen um die 30 Jahre voll zu bekommen.

1853 soll es in Weimar gespielt worden sein, da es unter Liszt war, nehme ich an, das dort die Klavierfassung erklang.


Und nur zur Info für alle Hornisten, ich spielte dieses Werk nie am 1. Horn und bekomme das e''' sicher und dauerhaft nur unter Einsatz von Schachtelhalmsaft. Dann jedoch sicher (allerdings ist es der einzige Ton, den ich dann noch blasen kann :D )
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Re: Schumann Konzertstueck op.86

Beitragvon Prof » Mo 9. Jul 2012, 18:53

ALso, Robert, ich bin über jede Mitteilung das Konzertstück betreffend dankbar.

Zum hohen "e" verhilft der Schachtelhalmsaft nimmermehr. Aber ich kann eine Technik empfehlen:

Den Lauf hinauf bis zum c3 auf der F-Seite, blitzschnell umgeschaltet, Augen zu, Po-Backen zusammen-
gekniffen und d3 und e3. So funktioniert es bestimmt. Am Beginn des letzten Satzes gibt es den Sprung vom
g2 zum e3. Davor ist eine kurze Pause für das erste Horn. Schnell eine Grimasse gezogen (Spannung und echte
sofortige Entspannung), g2 auf dem F-Horn und mit dem Trigger das B-Horn blitzschnell aktiviert, Augen zu und
mit Ultraspannung ohne Kneifen und ohne Druck aufs e3 gesprungen und do-dia-tu-tu-tut heruntergehüpft.
Ich habe das so ausprobiert, und es hat immer funktioniert.

Wenn man allerdings kein hohes e drauf hat, kann man es vielleicht auch pfeifen. Kurt Richter ließ sich von
Hermann Ganter einen Spezial-Umschalt-Zug für den Stimmzug machen, den er mit einer Daumenschleife
nur für das hohe e aktivieren mußte. Der Zug bestand aus einer offenen zylindrischen Röhre, die nur auf das hohe e
abgestimmt war. Das hat vielleicht gepfiffen !!! Und niemand hat diesen auf der Rückseite des Horns angebrachten
Zug gesehen.
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Re: Schumann Konzertstueck op.86

Beitragvon www_corno_de » Mo 9. Jul 2012, 19:57

Ein weiteres Konzert (und nicht mit Pohle) war am 1. März (??) 1870 mit der Hofkapelle in Oldenburg im 8. Abonnementconcert
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Re: Schumann Konzertstueck op.86

Beitragvon Prof » Di 10. Jul 2012, 11:28

Danke, Robert, für diese wertvollen Informationen.
Gruß aus Kirchheim

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