Lieber Hödelmoser,
in deiner Zeichnung zur "richtigen" und "falschen" Drehrichtung sprichst du von einem Luftstau bei halbgedrücktem Ventil, also wenn der Mittelsteg des Wechsels den Ventileingang kreuzt. Ich habe in der Galerie ein Bild hochgeladen, welches genau diesen sehr kurzen Moment veranschaulicht: Der Steg ist so schmal, dass zu keinem Zeitpunkt im Ventil ein Luftstau entstehen kann, da das Lumen in keiner Position kleiner ist als das Lumen der Mundstückseele (ganz zu schweigen von dem Lippenspalt).
Unbestritten ist, dass durch den kreuzenden Wechsel aus aerodynamischer Sicht Verwirbelungen entstehen können, allerdings ist die Luftmenge und die Luftgeschwindigkeit beim Spielen viel geringer als beim Durchpusten von Luft. Damit ist jedoch noch keine Aussage über die akustischen Auswirkungen auf die schwingende Luftsäule getroffen.
Ich habe in letzter Zeit viele Hörner im Hinblick auf deine These "mit Luftstrom Plopp, gegen den Luftstrom kein Plopp" probiert
- erlaube mir den Hinweis, dass ein empirisch ermitteltes Ergebnis umso mehr Aussagekraft besitzt, je größer die Basis der Untersuchung ist.
Ergebnis (Ausnahmen bestätigen die Regel):
1. ein Ploppgeräusch ensteht durch Unter-oder Überdruck in dem geschlossenen Ventilbogen z.B. bei Temperaturschwankungen.
2. Ein Zischgräusch ist bei Einsatz von viel Luft (ohne Ton) bei "falscher" Drehrichtung hörbar, beim Spielen nicht.
Von einem besonders interessanten Beispiel will ich noch berichten:
Beim Dieter Otto Mod. 201 drehen alle Ventile in die gleiche Richtung, kein Luftrichtungswechsel bei F- und B-Seite,
allso alles bestens, nur (leider?) drehen sich alle Ventile mit dem Luftstrom...
Trotzdem funktioniert das Horn ganz hervorragend und ohne Ploppen beim Ventilwechsel. Ob sich die Spieleigenschaften des Instruments bei geänderter Drehrichtung noch verbessern würden, kann ich natürlich nicht ausschliessen. Tatsache ist aber, dass es sehr viele hervorragend spielenden Hörner auf dieser Welt gibt, bei denen der Aspekt der Drehrichtung nicht beachtet wurde.
(Dies spricht ausdrücklich nicht gegen die Anwendung dieses Kostruktionsaspekts!)
Ich persönlich gehe davon aus, dass Probleme bei Ventilwechseln vor allem mit der Position des Ventils im Mensurverlauf zusammenhängen (also abhängig vom jeweiligen Oberton und dessen Schwingungsknoten sind).
Bisher haben wir nur über Drehventil-Maschinen gesprochen. Ich möchte abschliessend noch darauf hinweisen, dass es bei den seltenen Hörnern mit Perinetventilen, vor allem aber beim Wiener Doppelpumpenventil immer zu einer Lumenverengung beim Ein- und Ausschalten des Ventilbogens kommt, da bei diesen Ventilen zwangsläufig der Steg der Pumpen den Luftstrom / die Schallwelle kreuzt.
Interessanterweise gelingen aber gerade auf diesen Ventiltypen die schönsten (Ventil-)Bindungen.
Freundlich grüßt
herbstgetönter Hain