Johannes Scherzer Doppelhorn B/F mit E/A – Ventil (kompensie

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Johannes Scherzer Doppelhorn B/F mit E/A – Ventil (kompensie

Beitragvon Altcorno » Fr 1. Apr 2016, 18:06

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Johannes Scherzer Doppelhorn B/F mit E/A – Ventil (kompensiert), Goldmessing

Das Instrument ist im Vergleich zu modernen Doppelhörnern extrem schwer, sogar schwerer als voll ausgebaute Hörner aus aktueller Herstellung. Es lässt gleichwohl sehr leicht über den gesamten Tonbereich anblasen. Das a2 spricht jedoch nur in der Ventilkombination B1 + Stopf problemlos an. Der Klang ist sehr weich. Auch die Intonation ist fabelhaft gut. Der Korpus ist nach heutiger Terminologie als „extra large“ zu bezeichnen. (Ich vergleiche hier das Instrument mit meinem Alexander K-Modell von 2013.)

Das Horn wurde bis zur Wiedervereinigung im Polizeiorchester Frankfurt/Oder gespielt und dann eingemottet. Der Aufwand, das Horn in Schuss zu bringen, war minimal: Ultraschallreinigung und neue Ventilkorken. Den Becher habe ich zusätzlich innen lackieren lassen.

Auf dem Becher ist eingraviert: Der Schriftzug „Rino“, eingerahmt in einem Dreieck. Darunter steht der Schriftzug „Sinfonia“, beginnend in einem Notensystem mit Violinschlüssel. Eine Seriennummer ist auf dem Instrument nicht vorhanden.

„Rino“ war die Bezeichnung der Werkstatt von Kurt Knoth ab den 1930er Jahren. Rino war eigentlich der Spitzname Knoths, in Anspielung auf den Räuber Rinaldo Rinaldini, dem er angeblich ähnlich sah.

Im Jahre 1961 übernahm Knoths Neffe, Johannes Scherzer, geb. 10.08.1922, die Werkstatt, nachdem er bereits 1951 in Markneukirchen die Meisterprüfung als Metallblasinstrumentenbauer abgelegt hatte und seither in Knoths Werkstatt arbeitete. J. Scherzer signierte seine Instrumente nach Übernahme der Werkstatt von Kurt Knoth mit dem Schriftzug „Meister J. Scherzer“, verwendete aber gleichzeitig weiterhin die Bezeichnung „Rino“ als Markennamen. Johannes Scherzer wurde später bekannt als Hersteller von Drehventil-Piccolotrompeten, die er zusammen mit Ludwig Güttler entwickelt hatte. Alison Balsom spielt beispielsweise heute noch ein solches Instrument. „Meister J.Scherzer“ ist heute eine Markenbezeichnung für Drehventiltrompeten im B&S – Konzern, Markneukirchen.

„Sinfonia“ war die Bezeichnung einer PGH (Produktionsgemeinschaft des Handwerks)in der DDR. Diese ist im Jahre 1960 gegründet worden. Die Instrumente verschiedenster Werkstätten wurden über diese PGH vermarktet. „Sinfonia“ stand dabei für die höchste Qualitätsstufe in der DDR hergestellter Musikinstrumente. Ab ca.1965 entfiel das Notensystem im Sinfonia - Emblem. In diesem Jahr führte Scherzer zudem auch Seriennummern ein, die fortlaufend nach dem Herstellungsdatum der jeweiligen Instrumente eingraviert wurden.

„Sinfonia“ wurde in den 1970er Jahren ein sogenannter „Volkseigener Betrieb“ (VEB). Im Jahre 1984 verschwand die Bezeichnung VEB Sinfonia endgültig, nach der Verschmelzung mit dem VEB B&S.

Somit lässt sich das Herstellungsjahr des Instruments mit einiger Sicherheit auf das Jahr 1960 datieren.

https://www.namm.org/library/oral-histo ... s-scherzer
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Re: Johannes Scherzer Doppelhorn B/F mit E/A – Ventil (kompe

Beitragvon Peter » Mo 19. Jun 2017, 08:48

ich möchte bei diesem Instrument auf den Unterschied zwischen dem Stopf- oder A=E Ventil hinweisen: Als Halbtonventil - also die A=E Ventilvariante ist diese Bauweise o.k. Du weist ja, lieber Altcorno, indirekt darauf hin.

Als Stopfventil ist es eher problematisch, da die meisten Hornbauer und Hornisten hier Opfer eines Denkfehlers geworden sind. Beim (totalen) Stopfen springt der Ton um ungefähr einen halben Ton nach oben. Ungefähr deswegen, weil die Schalltrichtermensur und die Größe der Hand bestimmen um wieviel genau der Ton nach oben springt (Verkürzung ca.um die 22 cm). Das kann genau durch das Mehr- oder weniger Ausziehens des Stopfventils eingestellt werden.

Der oben angedeutete Denkfehler besteht darin, zu glauben, das die Stopfventillänge dem entsprechend länger sein müßte, wenn ich das F-Horn drücke. Wenn ich aber auf dem oben erwähnten Horn das Stopfventil auf der B-Seite richtig eingestellt habe, ist es auf der F-Seite viel! zu tief, weil ja nur das kompensiert werden muss, was beim Stopfen das Horn verkürzt. (egal wie lang insgesamt das Horn ist. Zum Beispiel ist ein Stopfventil auf einem hoch f-Horn genau so lang wie auf einem B- oder dem tief F-Horn).

Ich habe leider von einigen jungen Hornbauern gehört, dass bei ihren Meisterprüfungen die Prüfenden darauf bestanden, das selbstverständlich das Stopfventil auf der F-Seite entsprechend länger sein müsste.

Drastisch gesagt: So ein Quatsch!
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Re: Johannes Scherzer Doppelhorn B/F mit E/A – Ventil (kompe

Beitragvon Altcorno » Mo 24. Jul 2017, 17:55

Lieber Peter,

Zum Stopfventil habe ich gelernt, dass die Halbtonverlängerung auf dem F-Horn in etwa der Verkürzung beim Stopfen mit der vollen Hand entspricht. Da dieser Effekt allein von der Trichtergröße und der Größe der Hand im Becher bestimmt wird, benötigt man auf dem B-Horn die gleichlange Verlängerung beim Stopfen. Das Stopfventil auf dem B-Horn entspricht also dem 2. Ventil auf dem F-Horn.

Ich benutze das Stopfventil aber meistens zur Intonationskorrektur bestimmter Töne auf dem einfachen B-Horn. Das Stopfventil ist bei guten Instrumenten zweistufig ausziehbar und kann daher gut angepasst werden. Für das Stopfen auf dem B-Horn kann man heutzutage auch transponierende Stopfdämpfer nehmen.

Die Stimmung "in sich" bei Horn oben weicht übrigens von meinem Alexander deutlich ab. Die Kombination 1/2 bzw. 2/3 ist keineswegs zu hoch. In Verbindung mit der Halbtonverlängerung wäre die Wirkung auf die Intonation nicht so eklatant, wie sie beim Alex wäre. Leider - oder vielleicht ist das auch beabsichtigt - ist auch die F - Seite insgesamt etwas tiefer. Das g1 beispielsweise ist auf der B-Seite erwartungsgemäß zu tief, auf der F-Seite mit 0 aber immer noch etwas. Dafür ist das d2 auf der B-Seite genauso,wie es die Öhrchen haben wollen.

Ich vermute,dass die A/E-Variante allein auf die Bewältigung grifftechnischer Probleme abzielt.

Viele Grüße,
Altcorno
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Re: Johannes Scherzer Doppelhorn B/F mit E/A – Ventil (kompe

Beitragvon Peter » Mo 24. Jul 2017, 22:45

lieber Altcorno,
Du hast recht, man kann mit einem einfachen Stopfv. auf der B- Seite sehr viel bewirken: z.B. kann man es auf einen kurzen Ganzton ausziehen. ( wenn man kein doppelt ausziehbares Stv. hat , einfach die Züge mit dem 2. F-Hornventil austauschen) Das g1 stimmt jetzt sehr gut und das etwas zu hohe b2 ist bei Müdigkeit nicht zu verachten. Die Weimarer Schule propagiert diese Möglichkeit (Peter Damm - der übrigens nächste Woche seinen 80, Geburtstag feiert).

Man kann aber auch das Stopfventil in seiner vorgesehenen Länge in etwa so belassen. Jetzt kann man mit dem Stv. - oh Wunder - ein sehr gutes cis 2 und ein Super a2 blasen. Nimmt man das 2. Ventil dazu gibt es ein gutes gis2.
Das habe die Holländer mit ihren Knopfhörnern so gemacht.

Aber das war alles nicht der Tenor meines Beitrages:
Mir ging es darum, den Denkfehler bei voll ausgebauten Stv. hinzuweisen. Schau Dir mal im Alexander-Prospekt das Modell 104 an, dann verstehst Du vielleicht besser, was ich meine. (auch den Text lesen) „…sowie eine Stopfverlängerung für das B- und F-Horn…“

Das Gebr. Alexander auch diesen Denkfehler aufgesessen sind, wundert mich. Auch das sie bei meinem letzten Horn Modell 403 (was eigentlich mit dem Bezug auf mich 403S heißt) schreiben, „…Außerdem drehen sich die Ventile mit dem Luftstrom, so dass nur geringe Störgeräusche entstehen…“ zeigt mir , dass sie „mit“ und „gegen“ verwechseln und somit doch eine etwas fragwürdige Kompetenz haben
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Re: Johannes Scherzer Doppelhorn B/F mit E/A – Ventil (kompe

Beitragvon Till » Di 25. Jul 2017, 17:14

„…Außerdem drehen sich die Ventile mit dem Luftstrom,

Hängt davon ab, bei welcher Öffnung man hinein bläst. :lol:
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Re: Johannes Scherzer Doppelhorn B/F mit E/A – Ventil (kompe

Beitragvon Altcorno » Di 25. Sep 2018, 18:58

Nachtrag: Das Instrument wiegt genau 2,8 Kg.
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