Trompete und Horn spielen

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Re: Trompete und Horn spielen

Beitragvon Papagei » Do 1. Nov 2012, 18:58

Mr.Masterbrass hat geschrieben:@Papagei der Blasdruck ist doch bei der Trompete höher als beim Horn!
Jedem Schüler fallt es leichter auf dem Horn einen Ton zu erzeugen als auf der Trompete, den es braucht da nicht soviel Kraft.
LG Mr.Masrerbrass


Meine Physik-Grundkentnisse sind leider nicht ganz sattelfest. Worin ich mir aber sicher bin, dass der Widerstand eines Rohrs mit dessen Länge steigt. Natürlich spielt der Konus auch eine Rolle, aber beim Vergleich Trompete - Horn dürfte er eine untergeordnete Rolle spielen.
Weiter kann ich das mit meinen Erfahrungen an der Trompete und insbesondere an der Piccolo-Trompete unterstützen; Anfangs habe ich versucht diese Instrumente mit der gleichen Luftmenge/-energie zu spielen, wie ich es vom Horn her gewohnt war. Resultat: Überblasen des Instruments und/oder übermässiges Zuschnüren des Kehlkopfs, schnelleres Ermüden der Lippen. Seit ich bewusst mit weniger Luftmenge/-energie spiele, erziele ich bessere Resultate in jeglicher Hinsicht.
Rein von der Logik her; Kinder pusten in der Regel (so meine Beobachtung) mit aller Kraft (zuviel Kraft) in ein Belchblasinstrument. Ein höherer Staudruck hilft als Gegengewicht, was beim Horn gegeben ist.

Grüsse Papagei
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Re: Trompete und Horn spielen

Beitragvon Prof » Do 1. Nov 2012, 22:08

Der Widerstand bei der Tonentwicklung wächst mit der Verkürzung der
Schallröhre. Scheint unlogisch. Wenn man aber weiß, daß beim kürzeren
Rohr wesentlich weniger Obertöne mitschwingen und somit das Tonvolumen
verringert wird und daß man deshalb diesen Mangel mit Luftgebung usw.
ausgleichen muß, ist dann die am Anfang genannte Behauptung verständlich,
wenn sie auch der physikalischen Betrachtung widerspricht. Theorie ist eben
ohne Praxis nutzlos. Trotzdem: Hände lieber weg von jenen "Sportmodellen".
Lieber fragen: "Wieviele $$$ bekomme ich pro Note ?" als falsch fragen:
"Wieviele Notendarf ich denn pro $$$ spielen?" (Was die Leute oft blöd sind ???)

Ich habe einmal beim BR SO in einem Konzert Mozarts Nachtmusik für vier Orchester
gespielt und dabei im vierten Orchester nur diese jeweils drei oder viermal
Tuuuht-tuuuht gespielt. Am Schluß waren es dann 5.-DM pro gespielter Note.
Das nennt man dann Ökonomie oder Gerechtigkeit.
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Re: Trompete und Horn spielen

Beitragvon Mr.Masterbrass » Do 1. Nov 2012, 23:37

Hallo Papagei , du solltest Luftmenge und Luftgeschwindigkeit nicht durcheinander werfen.
Je kürzer das Instrument je höher ist die benötigte Luftgeschwindigkeit .
Es ist daher so wie der Prof geschrieben hat. Denn es gilt ja den Widerstand zu durchbrechen, um zum nächst höheren Naturton zu gelangen.
Das machst du primär mit der Geschwindigkeit und nicht mit der Menge.
Für ein hohes, sprich kürzeres Horn, mußt du also mehr Luftdruck aufbauen . Unterstützen kann man dies durch einen kompakteren Ansatz und eine optimierte Luftführung.(Zunge)


Piccolo Trompete hoch B benötigt demnach feine sehr schnelle Luft.

Die ist für einen Anfänger mit Sicherheit ungeeignet,da in der Regel die Geschwindigkeit nicht erzeugt werden kann.

Falls ich mich irren sollte schreibt ruhig eure Meinungen.

LG Mr.Masterbrass
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Re: Trompete und Horn spielen

Beitragvon Papagei » Fr 2. Nov 2012, 11:02

Prof beschreibt den Kraftaufwand, der notwenig ist wenn es darum geht auf der kurzen Röhre, hoch F-Horn unter Verwendung eines normalen Hornmundstücks den gleichen subjektiven Klangeindruck wie auf dem B- oder gar F-Horn anzustreben. Dabei spielen wir unweigerlich mit viel mehr Energieaufwand, da für dieses Klangideal auf der kurzen Röhre eine viel höhere absolute Dynamik notwendig ist. Konsequenz: der Ansatz ist schneller müde. Und wie Prof richtig sagt, dies steht im Widerspruch zur physikalischen Betrachtung.

Lieber Masterbrass Du hast insofern recht, als dass durch ein kürzeres Rohr die Luft schneller abfliessen kann. Du irrst jedoch, wenn Du davon ausgehst, dass dies einen höheren Widerstand erzeugt, den Du durchbrechen musst. Das Gegenteil ist der Fall, der Staudruck verringert sich und die Luft kann leichter abfliessen (vorausgesetzt Dein Ansatz ist effizient und Du musst nicht gegen zu stark zusammengepresste Lippen ankämpfen).
Nehmen wir als Beispiel ein klingendes c’’ bei gleicher absoluter Dynamik; transponierend auf dem F-Horn g’’, auf der B-Trompete d’’, auf der Piccolo in A ein eb’. Auf allen Instrumenten brauchen die Lippen die gleiche Frequenz. Entsprechend hat die ausströmende Luft am Punkt der Lippenvibration auf allen Instrumenten die gleiche Geschwindigkeit. Da die Luft auf dem langen F-Horn weniger schnell abfliessen kann als auf der B-Trompete bzw. auf der Piccolo, muss ich die Luft im Verhältnis zusätzlich beschleunigen; ich muss mehr Energie aufwenden.
Für weitere Ausführungen über Luftbeschleunigung bzw. die Klärung was Du unter Druck aufbauen verstehst und die Interaktion der Lippen, würde ich eine Fortsetzung der Diskussion im Thread viewtopic.php?f=4&t=841#p5860 vorschlagen.
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Re: Trompete und Horn spielen

Beitragvon Prof » Fr 2. Nov 2012, 12:24

Lieber Papagai !

Dann versuche doch einmal mit einem hoch-F-Horn ein Fortissimo
zu erzeugen, das dem Schalldruck eines gesunden Doppelhorns F/B
mit gedrücktem Turboschalter (B) gleichkommt, z.B. im Zarathustra:

g1 - d2 - g2 (ff) - "g2" (ffff)

Null Chance. Warum ? Weil die klangverstärkenden zusätzlich
mitschwingenden Obertöne (= Nebenmaxima) fehlen. Das ist das Problem.
Warum ist der "strahlende" Ton des Wienerhorns so strahlend, und warum
kommt er im größten Orchesterlärm immer noch gut durch, zugegeben
nicht so massiv wie ein Doppelhorn, aber viel schöner ? Eben wegen der
mitschwingenden klangverstärkenden Obertöne beim (372cm langen)
F-Horn.

Wie schaffe ich es, auch auf dem hoch-F-Horn einen ziemlich schönen
Ton zu erzeugen z.B. bei den hohen Symphonien der Vorklassik und Klassik,
bei den Werken von Händel und Bach ? Großvolumiges Mundstück (tiefer Trichter)
und zu wenig Druck zwingender schmaler Rand und große Bohrung (+- 5 mm)
sind die Lösung. Selbst zum Konzertstück op.86 braucht man an der ersten
Stimme kein Diskanthorn. Wer das e3 nicht drauf hat, soll eben von diesem
Stück die Finger lassen und sich auch nicht an der Sinfonia domestica ver-
suchen.
Prof
 
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Re: Trompete und Horn spielen

Beitragvon Mr.Masterbrass » Fr 2. Nov 2012, 12:55

Sorry Papagei , bei den klanglich gleichen Tönen hast du natürlich recht, auf der kürzeren Röhre lässt sich der identische Ton leichter erzeugen. Klingt aber wie der Prof schon angemerkt besonders im ff nicht mehr so schön und fühlt sich begrenzt an.
Ich habe immer an die identischen Naturtöne der Naturtonreihe gedacht.
Also der 5 Naturton auf der langen Röhre geht leichter zu spielen, als der 5 Naturton auf der kurzen.

Da habe ich mich nicht gut ausgedrückt sorry.

LG Mr.Masterbrass
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Re: Trompete und Horn spielen

Beitragvon cortrom » Sa 3. Nov 2012, 11:19

Hallo,
mich würde mal interessieren, ob es Literatur zum Thema Horn gibt, oder eine Internetseite, in der die unterschiedlichen Bauformen und Konstruktionen des Hornes erklärt sind mit Stopfventiel usw.
Vielen Dank
Gruß

Cortrom
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Re: Trompete und Horn spielen

Beitragvon Altcorno » Sa 3. Nov 2012, 12:33

Prof hat geschrieben:Wie schaffe ich es, auch auf dem hoch-F-Horn einen ziemlich schönen
Ton zu erzeugen z.B. bei den hohen Symphonien der Vorklassik und Klassik,
bei den Werken von Händel und Bach ? Großvolumiges Mundstück (tiefer Trichter)
und zu wenig Druck zwingender schmaler Rand und große Bohrung (+- 5 mm)
sind die Lösung. Selbst zum Konzertstück op.86 braucht man an der ersten
Stimme kein Diskanthorn. Wer das e3 nicht drauf hat, soll eben von diesem
Stück die Finger lassen und sich auch nicht an der Sinfonia domestica ver-
suchen.


Warum stimmen diese Dinger eigentlich so schlecht und wie geht man damit um?

Gruß,
Altcorno
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Re: Trompete und Horn spielen

Beitragvon Papagei » Sa 3. Nov 2012, 14:10

Lieber Altcorno

Lies mal diesen Thread: viewtopic.php?f=4&t=347&hilit=papagei#p2278
Eigentlich wir darin alles besprochen. Wenn Du weitere Fragen hast dann würde ich einen neuen Thread vorschlagen.

Grüsse Papagei
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Re: Trompete und Horn spielen

Beitragvon Peter » Sa 3. Nov 2012, 14:16

Altcorno
Die Antwort ist: Weil die Mensur nicht stimmt! Die Hohen Hörner sind stets das Produkt gekürzter F-Hörner. Beim B-Horn werden ca 90cm zylindrische Röhre raus geschnitten, beim Hoch-F-Horn nochmals 90 cm. Der übrig bleibende Torso wird dann mit einer konischen Mundröhre versehen. Das ist Standard bei Instrumentenmachern seit Genrationen und diese sind diesbezüglich nicht belehrbar.

Wenn man aber eine etwas engere xylindrische Mundröhre mit einem Adapter für das Mundstück wählen würde, dann ist das Problem gelöst.

LG Peter
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