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Inventionshorn

Mi 10. Jun 2009, 19:02

liebe Hornfreunde,
hier eine Frage an alle:
Der Begriff "Inventionshorn". Woher stammt dieser Begriff? Wo taucht er zum ersten Male auf? Wer ist der Erfinder dieses Begriffes?
Was bedeutet dieser Begriff?

Re: Inventionshorn

Mi 10. Jun 2009, 21:11

Ist der Begriff "Inventionshorn" eigentlich damals verwendet worden? In alten Hornschulen tauchen eher die Begiffe "Naturhorn" oder "Stopfhorn" auf. Die ersten Inventionshörner, die im Dunstkreis von Hampel / Werner (Instrumentenbauer, Dresden) oder Türrschmidt / Haltenhoff (dito, Hanau) entstanden, wurden oft auch "Maschinenhorn" genannt, weil man den Stimmzug als "Maschine" betrachtete. Das Wort "Invention" (= Erfindung) wird sich wohl auf diesen Hauptstimmzug zurück führen lassen, da ältere Hörner ihn nicht hatten (wurde neulich in einem anderen Thread erwähnt), aber bereits mit Stopftechnik gespielt wurden, so wie Hampel es in Dresden tat. Ob nun Haltenhoff bei Werner abgeguckt hat, oder umgekehrt, ist wohl nicht mehr nachvollziehbar. Fakt ist, daß etwa zeitgleich auch aus der damaligen "Zentrale" des Blechblasinstrumentenbaues Nürnberg Trompeten mit Stimmzug in der ersten Schleife am Oberbügel (Naturtrompete in "kurzer" Bauart) gefertigt wurden. Hier konnten auch diverse Stimmzüge für eine andere Stimmung eingesetzt werden. Eigentlich hätte man ja schon früher drauf kommen können, denn die Posaunen wurden ja schon immer mit Zügen gebaut. Es gab auch schon solche mit Hauptstimmzug im Oberbügel. Auch Kluppenzüge im Mundrohr waren seit etwa 1500-1550 bekannt (Tromba da tirarsi).

Re: Inventionshorn

Do 11. Jun 2009, 10:10

Hierbei sollte man den Wortlaut von Oscar Franz zitieren:

"Da kam der Dresdner Hornist Hampel auf den Gedanken, durch eine gebogene Röhre mit graden Zapfen zum Ausziehen und Einschieben dem Waldhorn diese Unvollkommenheit [gemeint: davor nahm man verschiedene Hörner oder Aufsätze für verschiedene Stimmungen, und zusätzlich noch kurz Aufsatzröhrchen für die reine Stimmung; kompliziert und die Stimmung war noch immer nicht gut] zu nehmen. Diese Idee kam im Jahre 1754 zur Ausführung; man nannte das neue Instrument "Maschinen- oder Inventionshorn"."

Die gebogene Röhre war der Hauptstimmzug, da kann man Martin nur zustimmen, ihm kann man generell zustimmen....

Das Zitat stammt aus einer Waldhornschule von Oscar Franz (Martin2: leider ohne Erscheinungsdatum), überarbeitet von Waldemar Spies. Die ist ziemlich gut, hab ich mir beim Meister Köbl online mal bestellt.

Re: Inventionshorn

Do 11. Jun 2009, 13:06

Die Hornschule von Oskar Franz erschien 1880. Nachzulesen unter http://www.hornarticles.com (sehr informative Seite!).
Die Behauptung, Hampel hätte den Hauptstimmzug erfunden, wird zwar überall geschildert, aber obs stimmt, ist halt nicht zu überprüfen. Die (Horn-) Welten waren auch damals schon eng vernetzt und Nachrichten über Neuerungen trafen (auch ohne Internet) blitzartig bei Interssierten Leuten ein. Besonders bei Noten muß das der Fall gewesen sein...

Re: Inventionshorn

Sa 13. Jun 2009, 13:07

Halt, bitte, halt ! Die Geschichte mit Türrschmidt(Dürrschmidt) & Haltenhof habe ich neulich erwähnt. Früher haben die Verfasser von Hornschulen viele Dinge nicht genau überprüft oder überprüfen können, da ihnen die Mittel dazu nicht zur Verfügung standen.

Von Werner kenne ich jedenfalls kein Horn mit Stimmzug, wohl finden sich in meiner Sammlung zwei Hörner von Werner, 1772 signiert. Bei einem davon handelt es sich um ein "Orchesterhorn" mit noch etwas kleinerem Becher, aber mit Aufsteckbogen umzustimmen. !772 ist ja schon ziemlich spät in der Entwicklung. Die Datierung und Zuschreibung der Erfindung des Stimmzuges an Türrschmidt ist doch wahrscheinlicher. Etwas Lokalpatriotismus ist Oscar Franz sicher zuzuschreiben, wenn er die Erfindung des Stimmzuges Joseph Hampl zuschreibt.

Es gab da noch ein echtes Maschinhorn, bei dem der Stimmzug während des spielens bewegt werden konnte, - so a la Posaunenzug. Wer war der Urheber ?

Gleich weitergefragt: wer hat einen umstimmbaren Dämpfer erfunden bzw. erstmals beschrieben ? Gemeint ist ein Dämpfer, der beim Naturhorn auch die Halbtöne zuläßt. Und wie funktionierte dieser Dämpfer ?

Selamat datang ! (raten woher ich schreibe !)

Re: Inventionshorn

Sa 13. Jun 2009, 15:51

"Selamat datang ! (raten woher ich schreibe !)"

Malaysia?

Re: Inventionshorn

Sa 13. Jun 2009, 22:30

Selamat datang ! (raten woher ich schreibe !)


Singapur soll auch recht schön sein. ;)

Selamat malam!

Re: Inventionshorn

Sa 13. Jun 2009, 23:30

Tja , die Sprachen in Asien sind ja oft grenzüberschreitend...
Aber "Selamat datang" ist indonesich und heisst "herzlich Willkommen"!

Liebe Grüsse Hans ... wir sehen uns ja bald beim Wettbewerb in Sannicandro (Bari)

Konstantin

Re: Inventionshorn

So 14. Jun 2009, 10:24

Unser Prof hat sicherlich mehr Möglichkeiten der Informationsbeschaffung, als der "normalsterbliche" Hornist. Demnach wäre die Erfindung des Stimmzuges am Horn also Haltenhof zuzuschreiben. Kunitz und alle anderen Autoren hätten sich geirrt. Mag sein. Wissenschaftlich erforscht werden diese Dinge ja erst seit etwa 40 / 50 Jahren. Vieles, was davor publiziert wurde, basierte eher auf Überlieferungen und Vermutungen. Auch ein "Corno da tirarsi" mags gegeben haben, obwohl die Handhabe doch recht umständlich gewesen sein muß. Lokalpatriotismus ist auch möglich. Ebenso die "Frisierung" einiger Tatsachen.
Aber zwei Hörner ohne Stimmzug von 1772 aus Werners Werkstatt sind kein Beweis dafür, daß er den Stimmzug nicht kannte oder nur Hörner ohne Zug baute. Die "Maschine" war sicherlich teurer als das "normale" Horn ohne Zug. Und noch heute werden etwa Wiener Hörner gebaut, obwohl die Entwicklung nicht stehengeblieben ist. Es wurden die "alten" Horntypen ja weiterhin gefertigt.
Solange kein eindeutiger, schriftlicher Beweis vorliegt, könnte man die Erfindung sowohl Haltenhof als auch Werner zuschreiben.
Wo taucht der Begiff "Inventionshorn" erstmals auf? In einer Hornschule? Oder in einem Zeitungsartikel?

Nodda jö... (nicht asiatisch)

Re: Inventionshorn

So 14. Jun 2009, 11:23

Die Hampl zugeschriebene Erfindung betrifft aber eher den vollen Einsatz der Hand im Becher, wenngleich sich auch schon in früherer Hornliteratur derartige "manipulierte" Töne hie und da finden. Haydn allerdings kam fast gänzlich ohne derartiges "an Wunder" grenzende Manipulationen der Naturtöne aus. Die Haltenhofgeschichte findet sich schon in frühen Hornschulen. Muß nach meiner Rückkehr in Eichborns "Dämpfung beim Horn" nachlesen. Außerdem habe ich noch die Unterlagen Karl Sieglers, der sie wiederum von Schantl und dieser von LeWy bzw. eventuell von Leutgeb oder dessen Umgebung geerbt hat. Eine erhaltene Schule Hampls ist mir nicht bekannt, wohl aber "Hampls Methode, von seinem Schüler Punto niedergeschrieben.

Wer aber eine Menge Hornschulen (bei mir waren es über 130) durchgearbeitet hat, erinnert sichdaran, daß vielfach wörtlich und ohne jede Prüfung Dinge übernommen wurden (was den Text betrifft). Ist es heute etwa anders ??? Ich melde mich zu dem Thema nach dem 1.Juli wieder. Bin bis dahin unterwegs.

Zum Unterwegsthema:
Thomas ist eigentlich der Einzige, der richtig geraten hat (Malaysia), während Konstantin mit Indonesisch eigentlich auch recht hat. Die Sprache heißt jeweils Bahasa Malaysia bzww. Bahasa Indonesia und bezeichnet nichts anderes als die "Kunstsprache" Malayisch, jene Sprache der Seefahrer im südlichen Golf von Thailand die malaysische Küste vorne hinunter und hinten heraus, gleichfalls bis Kota Kinabalu in Richtung Philippinen, Sumatra im Westen und Neuguinea Richtung Australien, die einzige Verkehrssprache bei den hunderten verschiedenen Sprachen und den zusätzlichen Dialekten ähnlich dem Esperanto und dem Pidgin-Inglis. Einen Vorteil hat diese Sprache darin, daß man sie so ausspricht, wie wir sie ablesen. Man wird also, wenn man korrekt abliest, auch verstanden. Das müssen wir den lange hier herrschenden Holländern danken.

Ich befinde mich gerade im 18.Stock des ISTANA Hotels in Kuala Lumphur, unweit der Petronas Zwillingstürme. Das riesige Zimmer kostet normalerweise 229 € incl. Breitband-Internet, opulentem Frühstücksbuffet, usw. Allerdings kann man ab 55 den Seniorenbonus nutzen und zahlt dann nur ca. 64 € (zu zweit). Das ist auch eine gute Methode, Hotelzimmer vollzubekommen. Das sollte unsere eigene Hotellerie sich als Beispiel nehmen, von mir aus mit zeitlichen Einschränkungen (Messezeiten, Hauptreisezeit, usw.).

Das Essen hier wird im Überfluß und in unwahrscheinlicher appetitanregender Vielfalt zu extrem niedrigen Preisen angeboten: einmal breite Nudeln mit Gemüse und kleinen Krebsen und einmal Mee Goreng (gebratene dünne Nudeln mit allem möglichen Zeug) und zwei große Gläser Sternfruchtsaft (frisch gemacht) = 4,50 €; als Nachtisch dann vegetarisches indisches Dahl (Fladenbrot mit drei Curries) plus ein großes Häferl Kaffee = 0,60 €. Da läßt es sich gut leben, trotz Schweiehitze und täglichem Wolkenbruch so zwischen 1/2 5 und 5 am Nachmittag.

Damit es wieder hornistisch wird: morgen früh versuche ich die Kollegen bei der Probe im Konzertsaal der Petronas Towers zu treffen. Das Orchester ist übrigens sehr gut. Habe es vor zwölf Jahren anläßlich der Generalprobe zur Eröffnung des Konzertsaales mit Don Juan gehört. Große Klasse.

Nun bis zum nächsten Mal. Jetzt geht es nach Macau zum "Dollywood Festival".
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