Der Lange Weg zum passenden Doppelhorn

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Der Lange Weg zum passenden Doppelhorn

Beitragvon Mr.Penguin » Di 15. Jul 2025, 17:54

Hallo in die Runde,

was für ein schönes Forum, hier sind ja einige mit einer ausgeprägten Leidenschaft unterwegs. Dann wiederum, das Horn hat ja die Eigenschaft, gebändigt werden zu wollen - oder man verzweifelt daran.

Bisher scheint es "mit uns gut zu laufen", zumal nun auch ein schönes Naturhorn dazugekommen ist - dazu vielleicht in einem anderen Faden mehr.
Jedenfalls kam ich von der Klarinette und möchte euch auch genau deswegen berichten, denn: Eine Klarinette auszusuchen und zu bekommen, das empfinde ich als wesentlich einfacher! Nicht nur, das es viele, grundverschiedene Bauweisen gibt, selbst die Frage, ob man ein Doppelhorn oder doch etwas anderes (und damit meine ich nicht nur das Trippelhorn) dauerhaft spielt, wird schon teils individuell beantwortet. Nun sind viele Profis auf ein bestimmtes Horn festgelegt... ihr wisst schon welches... aber als Laie habe ich die Freiheit, darüber selbst zu entscheiden. Manche sehen das mit gemischten Gefühlen, ich glaube aber, das Instrument, auf dem man sich wohl fühlt ist das beste (für alle Beteiligten).

Der Weg also zu "meinem" Modell dauerte an die 3 Jahre. Vorweg, heute habe ich ein Cornford C28. Zwischenzeitlich habe ich im Grunde mehr probiert, als einem gut tut, inklusive diversen Josef Klier Mundstücke; auch anderen, aber darauf gehe ich erstmal nicht näher ein.

Gestartet hat es mir einem Thomann HR 301.
Zu dem Horn ist im Grunde nicht viel zu sagen. Sackschwer, an die 3,3kg, auch eher schwer zu spielen, Intonatorisch mittelmäßig, für den Preis vermutlich ok. Konnte mich schnell genug davon trennen.

Interessanter wurde es mit einem (über Kleinanzeigen erworbenen) Yamaha 668, erste Generation.
Dieser Conn-Verschnitt hatte seine Vorzüge und gemessen am Alter und der Verbeultheit war er erstaunlich fähig. Die Ventile liefen immer super, das Horn sprach gut an... aber: Mein Lehrer kam nicht umhin, die unausgeglichenheit der B und F Seite zu kritisieren. Es hatte einen eigenen Klang, der aber dem "echten" 8D nur im Entfernten entspricht. Zumindest sagt das mein Lehrer, aber ich gebe zu, nie ein Conn gespielt zu haben.

Der Schritt danach wurde aber der spannende: Nachdem ich mir einbildete, nun die Fähigkeiten zu haben, um ein richtig gutes Instrument erwerben zu können und von unserem Orchester auch Dvoraks Sinfonie Nr. 7 anstand, wollte ich's wissen: Was ist DAS Horn? Auf einmal ergaben sich für mich viele Möglichkeiten, zu dem Zeitpunkt hatte ich auch immer wieder mal etwas von netten Mithornisten anblasen dürfen, so kam der Entschluss, jetzt muss etwas passieren

Die Suche begann bei Dieter Otto: Mir hatte es das 180k, ein Knopf-Modell es angetan. Das wurde zusammen mit dem 201, eine Art Antwort auf das Alexander 103 zur Ansicht bestellt. Lobend muss ich erwähnen, dass das überhaupt ging. Weniger loben muss ich, dass das nur für wenige Tage möglich war und ich es auch recht zügig weiter an den nächsten Interessenten schicken musste. Für das geplante Neujahrskonzert vom Heimatorchester ging es *nicht* und oh weh, oh weh, an der schönen blauen Donau stand an. Am ersten Horn!
Das 1103 meines Lehrers konnte dafür dann zum ausgeliehen werden, als 201 und 180 schon wieder wo anders unterwegs waren. Mein Lehrer selbst hatte dann ein Alexander 1106 recht neu, von dem er wohl sehr begeistert ist.

Zu den Dieter Ottos
-gut gebaute Hörner, mit Meinlschmidt Ventilen gut gängig, leicht in der Hand
-Laut mir und meinem Lehrer ist das 201 schwierig, ungleiche Intonation in der Tiefe und kann schnell in der höhe "übersteuern". Insgesamt schwierige Intonation, das a' war zB schnell deutlich zu hoch.
-Das 180k fand er gut, aber nicht überragend. Trägt etwas schlecht den Ton, geringer Blasewiderstand, aber gut intonierend. Eigentlich ein angenehmes K-Modell. Aber ja, so ganz ist es das nicht! Ich würde es dennoch jedem raten, es sich einmal anguckt, wenn ein leichtes Instrument und geringer Widerstand gewünscht sind.

Tja, nach intensiven Tests und Absprache mit dem Hornlehrer wurden die Dieter Otto es doch nicht. Was mich aber besonders gestört hat: Zwar hat man für diese Hörner austauschbare Adapter für europäischen oder amerikanischen Schaft. Meint Ihr, das hat mir jemand gesagt? Entgegen der Nachfrage war am 201 einer für europäischen Schaft verbaut, sodass ich noch mehr Intonationsprobleme hatte und vor allem etwas zu tief kam, auch bei voll eingeschobenen Züge . Hingegen am 180 amerikanischer - aber darauf musste ich selber kommen. Das wird so beim Hersteller auch beworben und eigentlich war es abgesprochen, dass für beide ein amerikanischer Adapter verbaut ist. War aber nicht so!
Aber immerhin, man war in der Kommunikation sonst nett mit mir. Ich hätte mir mehr konkrete Aussagen gewünscht....

Gut, weiter im Text:
Dann war ich bei Finke, durfte dort die Modelle Legacy und Europa anspielen. Schöne Hörner, aber: Von denen konnte ich auch keines mitnehmen, da man wohl bald verreisen würde. Ich nehme das denen nicht übel, aber nachdem mir von einem Bekannten deutlich gesagt wurde, dass er diese Hörner wegen der Ventile nicht wieder kaufen würde, waren sie doch raus für mich. Das Legacy klingt deutlich satter als das Europa, auch Intonatorisch ein gutes k Modell
So richtig eines ausleihen wollte man auch nicht.
Es gibt im Netz dazu wenig Infos, wie lange sie gut laufen, aber ich hatte von 2 Finke-Spielern eher negatives gehört. Aber: Gut spielende, leichte Instrumente. Der Bekannte, der das Legacy hat, spielt ganz fantastisch. Noch einmal kaufen würde er es nicht. Ein auch sehr talentierter Bekannter spielt das Europa, beklagt sich nicht über die Ventile.... mir waren diese Aussichten zu heikel.

Dann bemerkte ich ein fast neues Cornford C28 und Yamaha 871 bei "rimskys horns"
Ein Kontakt kam schnell zustande, aber aufgrund eines Unwetters mussten wir den Termin verschieben. Dann trafen wir uns in Hengelo, er war nett und freundlich und gab mir beides zum Probieren für 2 Wochen mit. Meine Frau hatte ihre Abschlussprüfung und dabei auch Beethovens Klavierkonzert Nr.3 mit einem Mini-Orchester zu spielen, dafür konnte ich die neuen Hörner also im Konzert verwenden.
Nach Anspiel mit Lehrer war klar: Das Cornford C28 ist eine Bombe! Er fand es sogar besser als sein Alexander, aber wie soll man dieses Instrument beschreiben? Es macht alles, was ein Horn kann, jede Dynamik, legato ist wunderbar, es trägt, es singt. Die Ventile können schnell hakelig werden, wenn man sie nicht ölt, da sie sehr eng laufen. Es liegt sehr ausbalanciert beim Spielen, ist aber kein Leichtgewicht. Die Intonation ist hervorragend, mit einer Tendenz, dass die Tiefe etwa absackt, obwohl das g sogar eher hoch liegt, muss man darunter die Stütze gut halten. Der Ton ist warm, lässt ein leichtes Vibrato zu, hält sich dennoch stabil .

Ich kenne auch kein anderes Instrument, bei dem b und f Seite so gut harmonieren, die Wechsel sind nicht nur leicht, es fällt einem manchmal gar nicht auf. Aufgrund des Naturhorn-Spiels neige ich inzwischen dazu, wie nach amerikanischer Schule unterhalb des c" die F Seite zu nutzen - das Horn kommt einem da enorm entgegen. Und dennoch war ich irgendwann der Meinung, ein anderes Mundrohr zu brauchen, um das letzte bisschen herauszukitzeln. Nach einem Besuch beim Erbauer selbst wurde das in der Tat ungesetzt, es bließ sich leichter.
"Bließ" sage ich, denn nach einem Jahr ließ ich es auf das Mundrohr fallen. Das wurde durch einen erneuten Tausch repariert, dann eben noch versilbert - so empfinde ich nun dieses Instrument als perfekt. Die Versilberung weniger aus Eitelkeit, als dass ich seit 3-4 Jahren an Neurodermitis leide und rohes Messing dem nicht half.

Verglichen damit ist das Yamaha ein Mauerblümchen. Eigentlich ein tolles k-Modell, aber nicht unbedingt ein besonderer Klang. Etwas neutral. Gute Intonation, eigentlich wie viele k-Modelle (die ich ja an diesem Punkt besser kennen gelernt habe), aber es packte mich nicht. Besonders leichtgängige Ventile mit Schnurmechanik! Toll!
Weniger toll die extrem hakeligen Züge aus Goldmessing. Soll dem Klang dienen, unmöglich in der Bedinung! Wahrscheinlich nummt man besser das 671, das Premium-Feeling stellt sich beim 871 nicht unbedingt ein. Die Qualität von Yamaha Hörnern ist auch in der Mittelklasse hervorragend.

Weitere Hörner, die ich etwas länger anspielen durfte:
-Alexander 103: Nicht meines. Nie! Sie können sehr verschieden ausfallen, das stimmt. Aber immer irgendwie eng im ff, bei g'' und höher hoher Widerstand, braucht viel Kraft.
-Alexander 1103: Das ist wie oben beschrieben ein tolles Horn. Hat mich beim Strauss kieksfrei durchgebracht. Trägt, auch im pp, hat einen höheren Widerstand als viele k-Modelle, intonatorisch empfand ich die Tiefe unklar, muss aber auch an der Aufnahme für europ. Schäfte gelegen haben. Weiß nicht, warum das 103 so beliebt ist. Sie können ja gute Hörner bauen.
-Engelbert Schmid, gleich 2 Modell des Typs kennengelernt: Traumhaft leicht, tolles K Modell, aber trägt auch laut Aussage der Spieler manchmal nicht so gut. Ob das auch am geringen Blasewiderstand liebt? Eines wurde gegen das C28 ersetzt, Spielerin sagt ungefähr gleiche wie ich nun.
Herr Schmid hat ja inzwischen.... Ansichten. Hält seine Hörner für genialer, als sie sind, denke ich (sein Inventionshorn ist nicht soo fantastisch!)
-Stephens by SE Shire: Ein k-Modell. Spricht gut an. Mehr weiß ich nicht mehr. Dabei ausführlich angespielt bei Musik Bertram in Freiburg.
-Yamaha 869D: Irgendwie auch nicht bemerkenswert. Hat anders als beworben keinen geringen Widerstand, ist eher so eine Art Antwort auf Alexander. In der Tiefe nicht bemerkenswert, die Höhe singt auch nicht so wie mein Cornford
-Lidl LHR 860: Erstaunlich gute Ventile, Ansprache, Klang, Intonation für den Preis. Wohl ein Geheimtipp. k-Modell, etwas anders gebaut als üblich.
-Hoyer 801: sehr unspektakulär. Noch so ein k Modell. Die DDR Hoyers haben ungleich mehr Charakter. Moderne Hoyer-Hörner scheinen niemanden zu begeistern. Das G10 ist auch eher mittelmäßig
-Cornford C23: Tolles k-Modell (vielleicht hat der man es einfach drauf?), aber im Vergleich zum C28 nicht dynamische Bandbreite und Tragfähigkeit. Leichter als ein C28.

Das ist ja ein Roman geworden!
Vielleicht sollte ich die Erfahrungen so zusammenfassen: Es war ein langer Weg, die Hornbauer sind mal besser, mal schlechter erreichbar und nicht immer hatten sie Modelle zum Testen parat. Meine Frau meint, ich hätte in der Zeit viel über diese spezielle Sorte Mensch geschimpft, jetzt, wo ich es aufschreibe, ist der Kummer etwas vergessen. Aber auch zuletzt hatte ich... leichten Stress mit Hornbauern/Verkäufern. Naja. In der Klarinettenwelt ist mir das nie passiert, irgendwie hatte man dort weniger Allüren. Der Mundstückmacher Gleichweit aus Wien zum Beispiel ist ein ganz feiner Kerl und berät hervorragend.
Herr Cornford auch, aber manchmal schwierig zu erreichen. Die Reparatur nach dem Sturz war hervorragend. Andere, das sage ich ehrlich, empfand ich schwieriger. Erik Borninkhoff (rimsky) ist manchmal sehr schwer zu erreichen, aber immer freundlich. Bei Absprachen sollte man genau nachhaken. Gefühlt sagen einem die Hornbauer schnell "das müssen Sie schon wissen", haben auch selten etwas, das man direkt kaufen kann. Beratung zu den Modellen erhält man bisweilen kaum. Man sollte manchen nicht sagen, dass man Laie ist, das gibt Minuspunkte.

Jeder, der sich ein Instrument erwerben will, sollte konkret nach verfügbaren Modellen fragen und um ausreichende Testzeiträume bitten. Zudem sollte man vielleicht wissen, was ein k-Modell anders macht als ein 103, etc. Da hilft sicher ein Lehrer, der sich mit der Materie auskennt - oder Lust, sich damit auseinanderzusetzen.
Würde ich noch einmal von vorne starten, ich würde ein Yamaha 567 nehmen, oder eben das Lidl. Dann in Ruhe hoffen, dass einem die richtigen Hörner in die Hände fallen. Rimsky regelmäßig abchecken, dann auch Kleinanzeigen, aber nur, wenn man wirklich weiß, was man braucht(mit Lehrer im Gepäck?).
Beim Hornbauer etwas auszuprobieren und das nur kaufen, wenn man ein gutes Gefühl hat, das dieser ein ähnliches Modell noch einmal baut. Cornford zB scheint sehr konkret umsetzen zu können, was man verbalisiert. Bei Finke setzt man vielleicht eher darauf, dass ohnehin viele Mundrohre benutzt werden könnte. Bei Dieter Otto hatte ich nicht das Gefühl, dass man meine Wünsche umsetzen würde...

Generell darf man den immer beliebter werdenden k Modellen viel Flexibilität und eine gute Spielbarkeit attestieren, mit den wenigsten macht man etwas falsch. Dennoch gibt es spannende Alternativen - wie das C28 mit dem Butti-System - und unerwähnt lasse ich auch Hersteller, die sicher gut sind, ich aber nie testen konnte.

Wenn man auf den Markt schaut, so gibt es im Wesentlichen im mittelpreisigen Bereich Hoyer, Yamaha und Lidl, die man wirklich in einem Laden kaufen könnte. Danach kommen die ganzen speziellen kleinen Schmieden, die alle inzwischen an der 10000€ - Grenze kratzen. Ich würde dafür immer hervorragenden Service erwarten. Es gibt keinen Ort aber, der wirklich 2-3 "Edelhersteller" gesammelt ausstellt, so muss höflich und nett immer darum beten, ob ein längerer Test möglich wäre. Ich kann jedenfalls die Cornford-Hörner guten Gewissens empfehlen und wünsche jedem, der sich auf die Reise begibt möglichst wenig Ärger! Am besten vor Ort antesten, Mitnahme erbeten...und sonst bietet Thomann inzwischen auch Dieter Otto und Cornford online an.

Viele Grüße
Christian
Mr.Penguin
 
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Re: Der Lange Weg zum passenden Doppelhorn

Beitragvon Altcorno » Mi 16. Jul 2025, 17:00

Finke:
Man muss wissen, dass die Finke-Ventile wärmeempfindlich sind und kein Öl vertragen. Die Ventile sind zylindrisch und nicht konisch. Sie haben praktisch keinen Verschleiß, da es keine Korrosion gibt. Ich besaß ein Horn, dass noch von Johannes Finkes Vater, Helmut, gebaut worden war. Die Dichtigkeit der Ventile war exzellent, wie bei einem neuen Instrument.

Cornford:
Ich besitze noch ein älteres 28. Die sind schon recht schwer. Mein Alex K-Model wiegt 2,3 kg, das 28 immerhin 2,7. Bei den aktuellen Hörnern ist eine leichtere Maschine drin. Bei den beiden Umschaltventilen habe ich den Durchlass vergrößern lassen, da das für mich ein Problem auf der tiefen F-Seite darstellte. Die Cornford - Hörner haben als größten Vorteil die perfekte Intonation. Das doppelt kompensierte Tripel ist hier unglaublich gut und dabei leichter als 103er.

Viele Grüße vom Altcorno.
Altcorno
 
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