von Peter » Fr 27. Nov 2009, 10:51
Ich hätte nicht gedacht, das dieses Thema zu so einer hitzigen Debatte führen würde.
Sei es drum. Ich bleibe trotz der Schelte, bei meiner Ansicht, oder wie ich schrieb: Ich stehe dazu.
Ich finde aber, das viele hier vorgetragene Meinungen ziemlich spekulativ sind.
Es ist schade, das der Autograph dieses KV 407 verschollen ist (soll angeblich in der Mitte des 19. Jahrhunderts in England versteigert worden sein.).
Und jetzt zur Frage Urtext oder nicht:
Für mich ist der Urtext einschließlich des Wissen um die Spielmanieren zur Entstehungszeit der Maßstab aller Dinge, wenn es darum geht, eine eigene Interpretation zu entwickeln. Wir Hornisten können doch ein Lied davon singen, wenn man sich die alten(Breitkopf, Peters usw.,) Ausgaben anschaut, nämlich die Kling'schen Ausgaben der Hornkonzerte mit anderen Tönen, und, und
Ein gutes Beispiel war immer für mich das Klavier-Bläserquintett KV 452.
Heute haben wir den Urtext dieses Stückes in der Bärenreiterausgabe: Bis vor wenigen Jahren verkaufte Breitkopf eine Ausgabe aus dem 19. Jahrhundert.
Die Unterschiede sind g r a v i e r e n d ! Nicht nur andere Dynamik, Artikulatinon sonnt jede Menge anderer Töne! Tonleitern aufwärts statt abwärts usw.
Ich stimme allerdings Hans zu, dass unerfahrene Musiker oft etwas aus dem Urtext heraus zu lesen meinen, was abstrus ist. Ein Beispiel ist dafür sicher KV495 mit den verschiedenen Tinten. Was auch immer Mozart dazu bewegt haben könnte, Spielanweisungen kann man daraus nicht erkennen, was einige Theoretiker meinen. Es ist sicherlich einen auf Leitgeb bezogener Spass.
Eine kleine Verteidigung der vielen Legatobögen in den alten Ausgabe:
Wir verstehen heute unter einem Legato eine strenge Bindung, fast wie ein portamento.
Das war früher (auf Grund von Berichten, Harnoncourt usw.) anders.. Legato bedeutete "ohne Loch" ; man konnte das Legato durchaus artikulieren (weicher Zungenstoß oder auch Legatistoß). Ich meine das früher viele Legatobögen im Wissen darum gesetzt wurden. Es war wohl nicht unser heutiges Legato gemeint.
NB. Das gilt übrigens auch für das Staccato: Staccato heißt (nur!) getrennt und nicht einfach kurz, wie wir es heute interpretieren. Das führt heute zu mancher Verwirrung. Man denke an Maxime-Alphonse und seine sehr genauen Artikulationsvorschriften in seinen berühmten Etüden; z. B. Striche mit Punkten. Für meine amerikanischen Freunde war das völlig unverständlich ."lang, aber kurz". Wenn man das aber als "breit, aber getrennt" interpretiert, dann bekommt die Sache einen Sinn..