Lautstärke

Fragen und Antworten zu Übungsmaterial, Literatur und Aufführungspraxis,..
Diskussionen rund ums Horn,...
...

Moderatoren: Günther, sysadmins

Lautstärke

Beitragvon George » Do 11. Mär 2010, 16:04

Wieviel von der Lautstärke, die wir mit einem Horn auf einer einigermaßen guten Bühne in einem einigermaßen guten Konzertsaal produzieren, kommt eigentlich vor der Bühne im Publikum an?
George
 
Beiträge: 126
Registriert: Fr 16. Jan 2009, 12:55

Re: Lautstärke

Beitragvon Prof » Do 11. Mär 2010, 18:37

Im Vergleich mit den "bones" ist es ganz gut, daß wir indirekt spielen und meist im ff als große kompakte Masse zu hören sind. Wenn es gut gemacht wird, dann ist das u.U. sogar körperlich fühlbar. Es rauscht dann sicher etwas mehr als bei einem ganzen Wald Celli, die im vergleichbaren Tonumfang spielen. Klanglich wären wir mit den Celli sowieso etwas verwandt.

Wenn wir allerdings im Satz gut aufdrehen, dann kann der Schall wegen der indirekten Schallabstrahlung durch die Reflexe von allen Seiten und von der Decke her verstärkt den ganzen Saal gut füllen.

Allerdings: es gibt auch wenige Ausnahmehornisten, die selbst mit einem Solo im Piano den ganzen Saal füllen können. Dann gehen die Zuhörer und die verständigen Kollegen gefühlsmäßig auf die Knie, oder ? (z.B. 5.Tschaikovski mit Wolfgang Tomböck jun., es gibt außer ihm auch noch einige mehr, aber es bleiben wenige.)
Prof
 
Beiträge: 1273
Registriert: Do 15. Jan 2009, 20:04

Re: Lautstärke

Beitragvon Peter » Fr 12. Mär 2010, 02:02

das hängt sehr vom Saal ab.
In einem richtigen und guten Konzertsaal (in etwa "Schuhkarton") kommt - besonders wenn die Hornisten links (vom Puplikum) und im günstigen Winkel zur Rückwand sitzen, sehr viel an.

Auf der Bühne z.B. in einem Opernhaus kann es sehr poblematisch werden, vorallem wenn kein "Konzertkasten" aufgebaut ist und/oder wenn man hinter dem eisernen Vorhang sitzt. In diesem Falle geht fast alles in das Bühnenhaus und beinahe nichts nach vorne in den Saal.

Aber etwas grundsätzliches zur Dynamik:

Lautstärke wird physikalisch in Dezibel gemessen. Ab 80 Dezibel Dauerbeschallung ist mit Hörschäden zu rechnen. Im Orchester wird öfters diese Grenze überschritten. Hornisten können ein Lied davon singen, besonders wenn hinter ihnen das schwere Blech (Trompeten und Posaunen, die sich ihrerseits über die lauten Hörner ärgern) oder das Schlagwerk sitzt.

Nun zum Eigentlichem:
Die dynamischen Angaben in der Musik beziehen sich nicht nur, aber auch auf die verschiedenen Klangfarben.
Ds wird hörbar, wenn wir im forte (Schmetterklang) spielen.
Diese Klangfarbe ist z.B. auch bei klassischer Musik gefragt. Nur, mit unseren schweren modernen Doppelhörner übertönen wir dann das Orchester.
Hier ist einer der Gründe, warum Naturhörner oder Wienerhörner stimmiger in den klassischen Orchesterklang passen.

Andererseits müssen wir bei Mahler Soli im piano spielen, die aber niemals durchkommen. Also spielt man diese mindesten im mezzoforte. Es darf nur k e i n Schmetterklang produziert werden. Hier bewähren sich schwere Doppelhörner mit Schalltrichterkranz (Schmetterbremse).

oder man spielt wie weiland Dennis Brain mit erhobenen Schalltrichter - dann kommt man immer durch.
Benutzeravatar
Peter
 
Beiträge: 824
Registriert: So 3. Mai 2009, 23:26


Zurück zu WIENERHORN FORUM

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 26 Gäste