von Prof » Mo 22. Nov 2010, 17:05
Lieber Peter ! Liebe Kollegen !
Die Materialermüdung beim Messing tritt wahrscheinlich nur dann ein, wenn das Messing-Instrument nicht entsprechend aufbewahrt wird, also ohne große Feuchtigkeitseinwirkung (Hinweis: Oxydation, Zinkfraß, Grünspan, usw.) oder Hitzeeinwirkung, verbunden mit großer Trockenheit (Hinweis: Dachbodenfund !). Bei beiden Fällen tritt einerseits eine chemische Umwandlung des Materiales mit allen Folgeschäden auf bzw. eine extreme Sprödigkeit. Zahlreiche wieder ausgebesserte mechanische Schäden tragen zur Materialermüdung ebenfalls bei. Das schlimmste Vergehen gegen das Instrument ist die mangelnde Sauberkeit des Bläsers. Wenn man nicht dafür sorgt, daß keine Fremdkörper ins Horn kommen (Zähneputzen vor dem Hornblasen !), braucht man sich nicht zu wundern, wenn z.B. im ungünstigen Falle Schwingungsknoten gestört werden und damit Töne schlechter ansprechen. Der Schließwinkel der Ventilkörper kann durch abgenützte Korken verändert werden. Das wirkt sich dann besonders bei Kombinationsgriffen aus. Ausgeleierte Federn tun ein Übriges.
Ja, da kann man dann mit Recht sagen, das Horn wurde vom schlechten Bläser "verblasen" (auch wenn es de facto nicht stimmt, sondern eine schlampige Handhabung die Funktion des Instrumentes beeinträchtigt).
Ein neues Instrument ist immer eine etwas "heiße Kiste", nicht für alle, aber für viele. Viele sind nicht gewohnt, ihre Anblasart innerhalb ganz kurzer Zeit (d.i. nach einem kurzen Test über das ganze Register und eventuell notwendigem Nachstimmen der Züge) auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Oft ist das ja nur minimal notwendig. Wenn das Instrument womöglich direkt nach dem Polieren, Lackieren oder Versilbern völlig trocken ist, erschwert das zusätzlich. Deshalb ist es gut, wenn das Instrument vor dem ersten Anblasen erst einmal "gewässert" wird. Beim Wienerhorn quellen die Filze auch erst durch die Feuchtigkeit auf das gewünschte Maß.
Ein echtes "Verblasen" kann nach den Regeln der Physik auch der schlechteste Bläser nicht schaffen. Alles andere sind die üblichen Märchen.