Chemische Innenreinigung

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Chemische Innenreinigung

Beitragvon geblo » So 20. Mär 2016, 10:13

Hallo,

ein junger Instrumentenmacher hat mir kürzlich vorgeschlagen, mein Horn von innen chemisch zu reinigen. Es sei besser als meine bisherige Methode mit Bürste durchs Mundrohr und Adapter für Duschbrause. Das Horn würde danach anders und besser spielen.
Hat jemand Erfahrungen mit chemischer Innenreinigung?

Schöne Grüße!
geblo
 
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Re: Chemische Innenreinigung

Beitragvon Peter » So 20. Mär 2016, 11:34

'Ob die vorgeschlagene Methode wirklich besser ist, sei dahin gestellt.
Es sind immer die Musiklehrer von den Schulen, die fordern, dass nach längerer Verleihzeit, das Instrument gesäubert, entbeult und vor allem desinfiziert zurück gegeben werden. Essbestecke und Geschirr werden z. B. nur? in der Spülmaschine gereinigt, oder irre ich mich da?
Nun den Instrumentenmacher freut es, wegen des Verdienstes.
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Re: Chemische Innenreinigung

Beitragvon klangwelt » So 20. Mär 2016, 14:49

Hallo Geblo,
ich würde den Instrumentenmacher zunächst einmal fragen, was denn mit einer chemischen Innenreinigung genau gemeint ist. Ich habe kürzlich "meinem" Instrumentenmacher bei der Reinigung meines Horns zugesehen. Dabei wurden zunächst alle beweglichen Teile des Instruments (Züge sowie Ventile und Schubstangen) demontiert. Danach wurde es kurz in eine schwache Schwefelsäurelösung eingelegt und kam anschließend ins Ultraschallbad. Mit dieser Prozedur sollen Kalkablagerungen und Grünspan gründlich und vergleichsweise schonend entfernt werden. Kalk und Grünspan sorgen vor allem in den Ventilen für Probleme. Spätestens, wenn diese nicht mehr geschmeidig laufen, sollte man sich über eine Instrumentenreinigung Gedanken machen.

Natürlich kann man das Horn auch selber saubermachen. Gerade beim Wiener Horn ist der Ein- und Ausbau der Ventile für einen handwerklich halbwegs begabten Menschen kein Hexenwerk. Bei Drehventilen ist es etwas umständlicher, aber auch nicht unmöglich. (Eine ausführliche Anleitung findet sich beispielsweise hier: http://www.finkehorns.de/deutsch/ServiceVentile.html). Kalk und Grünspan im Ventilinneren bekommt man wahrscheinlich auch mit einer Zahnbürste ab. Ob man sein Horn weggibt oder lieber selbst Hand anlegt, ist vielleicht weniger eine Frage des "besser" oder "schlechter", sondern eher eine Sache der Mentalität: Es gibt halt die Heimwerker, denen solche Arbeiten Spaß machen, und die Bequemen oder Ungeschickten, die lieber einen Fachmann ranlassen.

Dass sich ein frisch gereinigtes Horn, wenn es vorher längere Zeit nicht grundlegend gesäubert wurde, nach der Reinigung etwas anders spielt, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Das ist aber kein dramatischer Effekt. Man gewöhnt sich auch schnell wieder daran. Auch dürfte nicht die Reinigungsmethode, sondern die Tatsache der Reinigung an sich dafür verantwortlich sein. Die Desinfektion von Blechblasinstrumenten halte ich wie Peter für unnötig. Ebenfalls etwas suspekt sind mir allzu vollmundige Versprechen bezüglich ganz spezieller, geheimnisvoller und oft auch besonders teurer Reinigungsverfahren, nach denen das Horn viel besser sein soll als vorher, wie etwa das so genannte "Wiltshiring": http://www.hornsaplenty.com/wiltshiring.html
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Re: Chemische Innenreinigung

Beitragvon kronihorn » So 20. Mär 2016, 20:07

:evil: Von der Behandlung mit der schwachen Schwefelsäure würde ich sehr abraten. Bei mir hat ein Instrumentenbauer einmal ein schönes Doppelhorn ruiniert und die Ventile undicht gemacht. Wahrscheinlich hat er die Wechsel zu lange in der Lösung gehabt oder am Ende nicht ordentlich gesäubert. Wenn man die Schwefelsäurereste nicht ganz gut wegbekommt arbeitet die Säure dann noch im "geheimen" weiter und zerstört das Messing.
klangwelt hat geschrieben:Hallo Geblo,
ich würde den Instrumentenmacher zunächst einmal fragen, was denn mit einer chemischen Innenreinigung genau gemeint ist. Ich habe kürzlich "meinem" Instrumentenmacher bei der Reinigung meines Horns zugesehen. Dabei wurden zunächst alle beweglichen Teile des Instruments (Züge sowie Ventile und Schubstangen) demontiert. Danach wurde es kurz in eine schwache Schwefelsäurelösung eingelegt und kam anschließend ins Ultraschallbad. Mit dieser Prozedur sollen Kalkablagerungen und Grünspan gründlich und vergleichsweise schonend entfernt werden. Kalk und Grünspan sorgen vor allem in den Ventilen für Probleme. Spätestens, wenn diese nicht mehr geschmeidig laufen, sollte man sich über eine Instrumentenreinigung Gedanken machen.

Natürlich kann man das Horn auch selber saubermachen. Gerade beim Wiener Horn ist der Ein- und Ausbau der Ventile für einen handwerklich halbwegs begabten Menschen kein Hexenwerk. Bei Drehventilen ist es etwas umständlicher, aber auch nicht unmöglich. (Eine ausführliche Anleitung findet sich beispielsweise hier: http://www.finkehorns.de/deutsch/ServiceVentile.html). Kalk und Grünspan im Ventilinneren bekommt man wahrscheinlich auch mit einer Zahnbürste ab. Ob man sein Horn weggibt oder lieber selbst Hand anlegt, ist vielleicht weniger eine Frage des "besser" oder "schlechter", sondern eher eine Sache der Mentalität: Es gibt halt die Heimwerker, denen solche Arbeiten Spaß machen, und die Bequemen oder Ungeschickten, die lieber einen Fachmann ranlassen.

Dass sich ein frisch gereinigtes Horn, wenn es vorher längere Zeit nicht grundlegend gesäubert wurde, nach der Reinigung etwas anders spielt, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Das ist aber kein dramatischer Effekt. Man gewöhnt sich auch schnell wieder daran. Auch dürfte nicht die Reinigungsmethode, sondern die Tatsache der Reinigung an sich dafür verantwortlich sein. Die Desinfektion von Blechblasinstrumenten halte ich wie Peter für unnötig. Ebenfalls etwas suspekt sind mir allzu vollmundige Versprechen bezüglich ganz spezieller, geheimnisvoller und oft auch besonders teurer Reinigungsverfahren, nach denen das Horn viel besser sein soll als vorher, wie etwa das so genannte "Wiltshiring": http://www.hornsaplenty.com/wiltshiring.html
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Re: Chemische Innenreinigung

Beitragvon Beate_Pokorny » So 20. Mär 2016, 23:16

geblo hat geschrieben:Hallo,

ein junger Instrumentenmacher hat mir kürzlich vorgeschlagen, mein Horn von innen chemisch zu reinigen. Es sei besser als meine bisherige Methode mit Bürste durchs Mundrohr und Adapter für Duschbrause. Das Horn würde danach anders und besser spielen.
Hat jemand Erfahrungen mit chemischer Innenreinigung?

Schöne Grüße!


Lieber geblo,

von einer chemischen Reinigung des Hornes - egal ob Seifenlauge oder Säure-Bad - rate ich Dir strikt ab :!:

Bei ersterem werden nur unnötigerweise die Konkremente aus dem Mundrohr in Form einer unglaublichen Plörre durch das Instrument gespült, auf daß die Gefahr besteht, sie woanders, nämlich im Ventil, wiederzufinden. Die Mundrohrpflege mit dem klassischen Reka-Reinigungsset (natürlich richtig angewendet - das wurde hier im Forum schon beschrieben) reicht da völlig aus. :idea:

Der Einsatz des Säurebades ist ebenso äußerst fragwürdig. Mein Instrument von E. Schmid wurde noch nie in dieser Weise malträtiert. Warum denn auch aggressive Substanzen ans Messing ranlassen, wenn doch die Dichtigkeit der Ventile im Vordergrund steht :?:

Und über Desinfektion möchte ich mich gar nicht erst auslassen :? , da genügt die regelmäßige Reinigung des Mundstücks.

Bussi, BEATE :lol:
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