Naturhorn - Original oder Nachbau?

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Naturhorn - Original oder Nachbau?

Beitragvon klangwelt » Sa 18. Jun 2016, 17:18

Liebe Hornfreunde,
mich würde interessieren, ob diejenigen unter euch, die regelmäßig oder gelegentlich das Naturhorn verwenden, das Spiel auf nachgebauten oder auf alten Instrumenten bevorzugen. Welche praktischen, klanglichen oder sonstigen Gründe sprechen dafür, sich entweder ein modernes Naturhorn nach historischer Vorlage oder ein wirklich historisches Horn anzuschaffen?
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Re: Naturhorn - Original oder Nachbau?

Beitragvon Günther » Sa 18. Jun 2016, 19:51

Hallo Klangwelt!

Ich besitze seit längerer Zeit ein nachgebautes Inventionshorn samt Bogensatz. Bei einigen Aufführungen habe ich es auch schon eingesetzt. Die eigentliche Triebfeder war die Neugier dabei. Speziell bei den tieferen Stimmungen habe ich gemerkt, dass hier ein sauberes Blasen ohne rollenden Ton geübt sein will aber andererseits klanglich reizvoller ist als auf einem modernen Instrument.
Zu einem historischen Instrument habe ich es noch nicht gebracht. Auktionen sind mir zu teuer und Dachbodenfunde machen immer nur andere. Leider! :(

P.S.: Ich habe jetzt auf den Posting hin wieder mal das Naturhorn in die Hand genommen und werde darauf üben!
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Re: Naturhorn - Original oder Nachbau?

Beitragvon Robert Leicht » So 19. Jun 2016, 11:31

Wie schon gesagt wurde: Die Alternative "Original" vs "originalgetreuer Nachbau" wird nur wenigen sich praktisch stellen. Aber davon abgesehen: Einer meiner Freunde, sehr verdient bekannter Virtuos, hat sich von seinem Lorenz-Horn gewissermaßen sicherheitshalber eine Kopie machen lassen - und spielt dann im Konzert doch lieber auf dem Original. Andererseits finden sich unter den erhaltenen historischen Originalen auch echte "Krücken". Es gibt halt unter den "Originalen" ebenso wie unter den "Kopisten" solche und solche... Im Übrigen: Was heißt schon "Original" - im Sinne von maßgeblich auch für heute - bei der Vielzahl von Bauformen, die man zB aus der Barockzeit findet. Barockhorn mit Aufsteckbögen - waren die Original oder hatte man damals nicht für jede Tonlage extra Hörner gebaut mit durchgehend konischem Rohrverlauf, wogegen selbst beste Barock-Hörner mit Aufsteckbögen eben doch jeweils einen Kompromiss darstellen? Und wenn man die Selbstdarstellungen vieler derer, die heute Kopien bauen, liest, hat man fast den Eindruck, jeder habe seine eigene Geschichte des 16. - 19. Jahrhunderts vorge- bzw. er-funden, auf die er als alleinseligmachend schwört. Am Ende: Lieber eine exzellente Kopie - gibt es, echt! habe sogar eine, Barock- wie Inventionshorn - als ein fragwürdiges Original.
Das fürs Erste herzlich
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Re: Naturhorn - Original oder Nachbau?

Beitragvon Peter » So 19. Jun 2016, 14:33

Robert Leicht hat vollkommen recht, aber…

ich habe auch schon auf Originalen spielen dürfen, die unerreichbar besser waren und keiner konnte mir sagen, warum!
Kopien bleiben stets unter dem Original!

Man kann aber, wenn man das System Naturhorn begriffen hat, auch heute neue Naturhörner bauen - also keine Kopien -, die doch Naturhörner im alten Sinne sind , wie zum Beispiel Stefan Katte, der nur seine selbst gebauten Hörner spielt.
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Re: Naturhorn - Original oder Nachbau?

Beitragvon Robert Leicht » So 19. Jun 2016, 15:37

Wollte schon, wie Peter es nun zu Recht getan hat, auf Stefan Katte hinweisen. Der baut nicht nur gut, sondern spielt auch noch toll. Freue mich auf ein sommerliches Konzert, bei dem wir ihn begleiten dürfen.
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Re: Naturhorn - Original oder Nachbau?

Beitragvon dszy » Mo 20. Jun 2016, 02:17

Ich gehe davon aus, dass sich beim Blech, die Spannungs und Strukturveraenderungen sehr sehr viel geringer auswirken als es z.B. bei Holzblaesern oder gar Streichern oder Klavieren der Fall ist. Insofern ist, wie es Stefan Katte in einem vor einiger Zeit hier verlinkten Interview sagte. wahrscheinlich ehr eine Frage der exakten Materialauswahl und "unexakten"/ 100% Handarbeit Material bearbeitung ausschlaggebend um ein Instument mit "historischen Qualitaeten"zu reproduzieren.
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