Alexander 97

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Alexander 97

Beitragvon Altcorno » Di 8. Dez 2009, 23:05

Das Alexander 97 ist ein B-Horn mit Stopfventil und F-Schleife für die Naturtöne des F-Horns. Eine Kombination der Ventile des B-Horns mit der F-Seite ist nicht möglich (wie etwa beim B-Horn mit Quartventil); man kann also wirklich nur die Naturtöne des F-Horns darauf blasen.

Meine Frage: Was soll das? Ein Horn für Brittens Serenade?
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Re: Alexander 97

Beitragvon Peter » Mi 9. Dez 2009, 00:27

lieber altcorno,
man kann auf so einem Horn (man nennt es Modell Sansone nach dem ital-amerikainschen Hornisten der 30/40ziger Jahre des 20.Jahrh. Lorenzo Sansone)
sehr wohl mit einigen Geschick alle tiefen Töne spielen.
Ich nenne mal das Qurtventil 4 und das Stopfventil St

Kleine c = 4
H = 4 + St.
B = 4 + St. + 2 Etwas mit dem Ansatz fallen lassen
A = 4+2+3
AS = 4+1+3
G = 4+1+ 2+3 Etwas mit dem Ansatz fallen lassen - entspricht dem 1+3 auf dem F-Horn, welches auch etwas zu hoch ist
FIS = 4+1+2+3+St Etwas mit dem Ansatz fallen lassen - entspricht dem 1+2+3 auf dem F-Horn, welches auch viel zu hoch ist
Es ist das typische Horn für einen B-Horn-Bläser, der aber die tiefen Töne nicht missen will.
Tiefen Hornisten ist diese etwas komplizierte Griffweise zu "ungemütlich".
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Re: Alexander 97

Beitragvon Raphael » Mi 9. Dez 2009, 11:29

Gibt es noch Profis, die zumindest einige Dinge auf dem einfachen B-Horn blasen? Bei Solokonzerten und im Kammermusikalischen Rahmen würde es ja aufgrund seiner geringen Masse und damit weniger großem Klangvolumen durchaus passen. Auch haben alle renommierten Hornbauer (Schmid, Dürk, Alexander) noch mindestens eine Variante des einfachen Horns im Angebot.
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Re: Alexander 97

Beitragvon Martin2 » Mi 9. Dez 2009, 16:44

Lieber Altcorno,

das 5- ventilige B- Horn ist eine "Universalallzweckwaffe" auf dem alles geht. Ich habe selbst eines (von Ricco Kühn) und möchte es nicht mehr missen! Außer im Hornquartett (dort nur einfach F- Horn) spiele ich alles darauf. Egal ob im Posaunenchor (da sind vom "Sopran" bis "Baß" alle Töne drauf) oder im Musikverein. Kammermusik sowieso. Ein zusätzlicher Hauptstimmzug für die A- Stimmung erlaubt auch in dieser noch das Stopfen (Nutzung des Stopfventils) und für die Quartschleife habe ich einen E- Zug. (A- Horn mit Naturtöne E). Der Vorteil ist die leichte Ansprache, das geringere Gewicht gegenüber dem Doppelhorn, schnelleres Entwässern und vor allem das Umstimmen zu A. Die etwas umständlicheren Griffe in der Tiefe sind reine Gewöhnungssache. Ich habe den Stopfventil- Daumendrücker oben und den für die Quartschleife darunter; andere Spieler mögen es eher umgekehrt.
Bei einigen Modellen (etwa Schmid) kann sogar auf H hochgestimmt werden, was Grifftechnisch noch einfacher ist. Das Horn ist in Goldmessing, Schraubschall und viel Neusilber, so daß eine für ein B- Horn relativ hohe Masse vorhanden ist, was sich vorteilhaft auf den Klang auswirkt. Es klingt halt nicht nach "Althorn". Und das Geld für ein Sportmodell kann man sich auch sparen.

Den Begriff "Sansone"- Modell würde ich aber nicht verwenden. Das Sansone- Horn hatte die Quartschleife als "aufgewickelten" Ventilzug abnehmbar und das entsprechende Ventil wurde mittels des kleinen Fingers der Spielhand betätigt. Bei den deutschen Modellen ist die Quartschleife fest eingebaut und wird mit dem Daumen geschaltet.

Eine weiter Option ist das 5- ventilige B- Horn mit C- Ascendenzventil anstatt der Quartschleife. Diese Horn kann man in C, H, B, A spielen. Hier wird das System der frühen Ventilhörner wieder zu neuem Leben erweckt, denn diese Hörner waren ja auch fast alle durch Auf- oder Einsteckbogen umstimmbar.
Zum Alex Mod. 90 (4- ventiliges B- Horn) gibts auch einen Umbausatz zu F.

In der Mai- Ausgabe des Horn Call diesen Jahres war ein ausführlicher Artikel von einem Holländer drin, der alle Facetten dieses Horns beleuchtete. Schicke ich Dir gerne bei Interesse zu. Ebenso einen ausführlichen Bericht über Lorenzo Sansone.
Grobe Infos zu dem Horn findest Du aber auch hier:

www.ricco-kuehn.de

Nun werden mich einige Leute bestimmt als "notorischen B- Horn- Fuzzi" schelten, aber ich habe auch Doppelhörner und einfache F- Hörner. Vom Praktischen her aber gibts nichts Besseres als den 5- Zylinder.
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Re: Alexander 97

Beitragvon Altcorno » Mi 9. Dez 2009, 17:09

Martin2 hat geschrieben:Lieber Altcorno,

In der Mai- Ausgabe des Horn Call diesen Jahres war ein ausführlicher Artikel von einem Holländer drin, der alle Facetten dieses Horns beleuchtete. Schicke ich Dir gerne bei Interesse zu. Ebenso einen ausführlichen Bericht über Lorenzo Sansone.


Gerne. Super!

Ich war vorletzte Woche mit meinem B-Hörnchen bei Finke, da ich in der Gegend zu tun hatte. Finke baut ebenfalls B/C- Hörner. Da ich mich dafür interessiere, konnte ich mit Hr. Finke ausführlich fachsimpeln. Leider hatte er kein B/C-Horn da, aber ein Doppelhorn mit zusätzlichem C-Ventil. Übrigens konnten wir das Problem mit den zu tiefen Tönen ab Mittellage beheben: Durch ein weiter mensuriertes Mundrohr, das gleich mit Tilz-Aufnahme bestückt wird. (Finke verwendet regelmäßig Morse Taper).

Leider habt Ihr aber scheint's allesamt meine Mitteilung nicht richtig gelesen: Das Alex 97 hat kein Quartventil, sondern ein Quasi-Naturhorn in F auf dem 2. Umschaltventil. Das C, g, g1 und das d2 kommen dort sehr gut, aber beim fis unten geht das Flunkern mit dem Stopf wieder los! Da stellt sich mir die Sinnfrage.
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Re: Alexander 97

Beitragvon Martin2 » Mi 9. Dez 2009, 17:16

Eine Quartschleife am B- Horn ergibt ja logischerweise "Naturhorn in F", so daß eine F- Schleife und ein Quartventil quasi identisch sind.
Sende mir doch bitte eine PN mit einer Adresse, an die ich die Artikel schicken kann. Ich habe keinen Scanner und kanns deshalb leider nicht rübermailen. Adresse wird selbstverständlich vertraulich behandelt!
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Re: Alexander 97

Beitragvon Peter » Mi 9. Dez 2009, 17:21

Es stimmt, Martin 2 ,dass beim Modell Sansone das Quartventil mit dem kleinen Finger bedient wird, was aus meiner Sicht auch wesentlich angenehmer, bzw. besser "handlebar" ist. Da dieses Instrument schon 1914 von der Firma Wunderlich in den USA angefertigt wurde, neige ich zu der Annahme, dass Sansone als erster dieses Horn bauen ließ. Die heutigen "5Ventiler" haben meist zwei Daumenventile, was ich, wie gesagt, unpraktisch finde. Aber ich glaube schon, dass man das Prinzip des 5ventiligen B-Hornes zu R e c h t Sansone-Modell nennt.

Das 5ventilige Horn, welches statt des Stopfventils ein erhöhendes C-Ventil hat ist nochmals um eine Stufe genialer. Hier kann man die tiefen Töne noch besser realisieren.

c=4
H= 4/C/1/2
B= 4/c/2/3
A=4/2/3
As= 4/2/3
G= C
Fis= c
C/2

Stopfen lässt sich es gut : C-Ventil drücken und dann nach D! transponieren. Die Vorteile für die Töne g/fis/g1/cis2/d2/fis2/g2/as2/a2 usw.sind unglaublich
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Re: Alexander 97

Beitragvon Peter » Mi 9. Dez 2009, 17:29

Noch ein Wort zu Altcorno
"…Leider habt Ihr aber scheint's allesamt meine Mitteilung nicht richtig gelesen: Das Alex 97 hat kein Quartventil, sondern ein Quasi-Naturhorn in F auf dem 2. Umschaltventil. Das C, g, g1 und das d2 kommen dort sehr gut, aber beim fis unten geht das Flunkern mit dem Stopf wieder los! Da stellt sich mir die Sinnfrage.…"

lieber Freund, ist Dir denn noch nicht aufgefallen, ein Quartventil auf dem B-Horn und wie Du es nennst " Quasi-Naturhorn in F" das selbe ist?
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Re: Alexander 97

Beitragvon Martin2 » Mi 9. Dez 2009, 17:42

Es stimmt, daß Sansone das 5- ventilige Prinzip erfunden hat. Ich persönlich finde das System mit den zwei Daumendrückern aber praktischer. Ist halt Geschmacksache...
Wunderlich hat dem lieben Lorenzo quasi den Prototyp verwirklicht. Später hat er dann selbst Hörner gebaut. U.a. auch eine Vielzahl von B- Hörnern für die US Armee, die aber einen sehr schlechten Ruf hatten. Typisch für seine Doppelhörner war die Anordnung der Seiten: Die kürzere B- Seite war oben, die F- Seite unten am Ventilstock angebracht. Sein 5- Ventiler allerdings war in den Staaten sehr beliebt, vor allem in den Studios Hollywoods. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
Als Alex des Mod. 97 1910 erstmals präsentierte, wurde es übrigens als "Doppelhorn" angeboten!
H.F. Knopf baute eine Sansone- Modell und auch Alex hat in den 60er Jahren ein solches angeboten. Also ein Horn, bei dem das Quartventil mit dem kleinen Finger betätigt wird und die Quartschleife abziehbar ist. Deshalb meine Differnzierung zum "deutschen" 5- Ventiler mit zwei Daumendrückern und fest einbgebauter Quartschleife.
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Re: Alexander 97

Beitragvon Altcorno » Mi 9. Dez 2009, 18:16

Martin2 hat geschrieben:Eine Quartschleife am B- Horn ergibt ja logischerweise "Naturhorn in F", so daß eine F- Schleife und ein Quartventil quasi identisch sind.

Nochmal: Wenn man das F-Ventil bei diesem Horn drückt, kann man nur die Naturtonreihe des F-Horns spielen. Eine gleichzeitige Kombination des F-Horns mit anderen Zügen ist nicht möglich. Der Maschinenteil wird also überbrückt. Diese Anordnung würde ich gedanklich nicht mit einem Quartventil nivellieren.
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