Peter hat geschrieben:lieber Altcorno, Deine Frage ist hoch interessant.
Dennis Brain hat ja zunächst ähnlich wie sein Vater auf einem franz (Raoux) F-Horn gespielt. Wie gut er das konnte veraten die Aufnahmen bis etwa 1951. Allerdings fing er früh an zu eperimentieren. Man kann ja die alten franz. Hörner /wie die Wiener Hörner) "umstecken". Wenn man auf sein Raoux statt des F-Bogens einen Stift steckt dann steht das Horn C-alto. Er wollte aber ein B-Horn haben. Er ließ sich ein zusätzliches Drehventil einbauen welches umgekehrt (wie bei den franz. Hörnern) geschaltet wurde. Mit einem B-Ventilsatz hatte er nun ein B-Horn mit einem C-Ventil. Drehte er das C-Ventil in Vertiefendes Ventil und nahm er stattdessen einen B-alto Bogen, so war es ein B-Horn mit einem A- oder Stopfventil . Auf diesem Horn hat er KV 417 (ich glaube 1948) mit Walter Süsskind eingespielt.
Natürlich war dann 1951 der Schritt zu einem Alexander-B-Horn mit ein dem franz. Hörnern ähnlich gebogenen Mundröhre nicht mehr weit. Auf diesem hat er fast alle seine Aufnahmen ab 1951 bis zu seinem Tod eingespielt. Über seine weiteren Experimente weiss ich leider wenig. Rückfragen bei Alexander blieben erfolglos. Man darf nicht vergessen, dass zu dieses Zeit der Großvaters des jetzigen Philip Alexander Chef war.Da istwohl leider vieles in Vegessenheit geraten.
Einige Angaben bekam ich von einem seiner letzten Schüler Kauro Tchiba (Batschi), dem Vater der japanischen Hornschule. Dieser kam 1956 seiner damaligen Frau der Pianistin Yoko Kono zu Liebe an die Detmolder Hochschule, wo ich gerade zu studieren anfing.
Die in Pettis Biografie beschriebenen Versuche sind wohl zutreffend, nur das dieses ansteigende Ventil ein hoch-Es Ventil gewesen sein soll. Das war fast so ähnlich wie beim Aebimodell. Ein 5 Ventilges- B-Horn mit einen unkompensierten hoch Es.Ventil und einem hoch-Es-Horn Halbtonventil.
Strauss2 mit Sawallisch soll er darauf ein gespielt haben, so sagt man.
Ich habe ein altes 5.-ventilgen Alex-Horn in diese Richtung 1968 umbauen lassen. Dazu muss man wissen, das damals am ersten Horn im RSO Frankfurt mein Lehrer Gustav Neudecker, - der ja auch der Lehrer damals dann von Tschiba war.- saß, der ein einfaches 5-ventiliges hoch-Es Horn spielte. Ich wollte ihm irgendwie gleich kommen.
Weiss jemand mehr daüber?
Lieber Peter,
bei Deinen Mitteilungen geht dem gelernten Historiker und Hornliebhaber das Herz auf!
Gleichzeitig verwundert es mich etwas, dass eine Firma wie Alexander derartige Tüfteleien nicht schon im Hinblick auf mögliche Gebrauchsmusteranmeldungen hin aufgezeichnet hat.
Dein Beitrag wirft natürlich auch weitere Fragen auf: Wieso Es-Ventil statt C- oder (wie Pettitt behauptet) D-Ventil?
War das Doppelhorn bzw. Diskantdoppelhorn in den Fünfzigern bereits die Standardausstattung auch für hohe Hornisten - und somit Brains Versuche eher der Sonderweg eines Einzelnen? Dies würde den Schluß nahe legen, dass Alexander den Versuchen keine wirtschaftliche Bedeutung für die eigene Produktentwicklung beimaß.
Wie ist er auf die Verwendung eines Halbtonventiles gekommen, gab es hierfür Vorbilder?
Wie soll man sich den Einsatz des Diskanthorns bei Brain vorstellen? Brain wird ja immer so dargestellt, als hätte er am liebsten alles auf seinem alten französischen F-Horn von 1808 gespielt, einschleißlich Strauss 2 unter Sawallisch.