Bindung g2 a2 g2

[hornbach]

Liebe Horngemeinde!

Zunächst: ich bin ein mittelprächtiger Blaskapellen-Laien-Hornspieler und verfolge die Beträge hier seit einigen Jahren mit z.T. großen Interesse. Nun traue ich mich selbst mal eine Frage zu stellen.

Ich suche mir am Doppelhorn oft Griffe bzw. -kombinationen, die bei mir - z.B. je nach Akkordfunktion und Ansatzsituation - besser stimmen. An einer Stelle bin ich momentan jedoch aufgeschmissen und frage hier mal um Rat.

In einer Kadenz kommt die 16-tel-Bindung g2 - a2 - g2 vor (F-Notation). Ich finde für das a2 weder beim B- noch beim F-Horn einen Griff, der bei mir stimmt. Am besten passt mir noch g2=0 und a2=12, trotzdem ist das a2 (insbes. im Vergleich zum g2) noch zu hoch. Da es eine offene Kadenz ist, hört man es deutlich - obwohl nur 16-tel -, wenn das a2 zu hoch ist.
(funktional handelt es sich um Quinte - Sexte - Quinte im notierten C-Dur-Akkord).
Das a2 separat nach unten zu drücken, funktioniert bei mir nicht, da 16-tel, und ich sowieso froh bin wenn es kommt.

Kann mir jemand noch einen guten Tipp geben?

In diesem Zusammenhang:
? Gibt es eine Übersicht (Grifftabelle) in notiert F mit - je Ton -
- allen brauchbaren Hilfsgriffen,
- Angabe "soundsovielter Naturton"
- Frequenz

Danke und Gruß
Thomas

[Peter]

lieber Thomas,
es gibt da sicherlich mehrere Möglichkeiten.
Ich finde es gut, dass Du uns den harmonische Zusammenhang dieser g2 - a2 Bindung wissen lässt. Das a lässt sich also nicht als die Terz der Subdominante auffassen, sondern es ist nur einfach eine Wechselnote wie z. B. bei der Eröffnungsfanfare des 1. Hornkonzertes von Strauss (wenn auch 1 Ton tiefer).

dieser Ton darf/muß hoch sein (als reine Quinte auf d2). es wundert mich, dass Dir dieser Ton mit 1/2 zu hoch vorkommt, denn das d2 nimmst Du ja auch mit 1/2, oder?. Aber sei es drum:
hier die versch. Möglichkeiten für das a2 auf dem B-Horn:

Griff 3 - ist dieser ähnlich wie das offene a zu tief, dann schiebe das 3.Ventil für diese Stück rein.

Griff 1/2 - ist das Stück in klingend Es-dur, dann ziehe das 2. Ventil für dieses Stück 1 cm zusätzlich aus
ist das Stück in klingend F-dur, dann ziehe das 1. Ventil für dieses Stück 1 cm zusätzlich aus

Griff 0 hast Du vorund nach dieser Stelle Pausen, dann schiebe den Hauptzug um 1 cm rein, greife g2 mit 1 und a2 mit 0 (wenn die Zeit dazu da ist dann ist dies eine sehr praktikabele Lösung!)

Die Griffe 1(11.Oberton von Horn in As) und der Griff 23 (13. Oberton von Horn in Fis) für das a2 sind zu tief bzw. zuhoch, aber man kann es ausprobieren, evtl. bei dem zu hohen Ton mit der Hand leicht abdecken.

Bei allen Manipulationen nicht vergessen!!! anschließend die Züge wieder auf Normalposition zu stellen.

hast Du ein zusätzliches Stopfventil?,
dann wären die versch. Griffmöglichkeiten quasi unendlich.

Die F-Hornseite deines Doppelhornes mit ins Spiel zu bringen, ist auch eine Möglichkeit, wenn auch eine sehr gewaagte.
F-Horn 1 wäre neben dem Standardgriff eine Möglichkeit. leicht zu tief (15.Oberton vom Es-Horn - da aber das 1. Ventil vom F-Horn von den Instrumentenbauern notorisch zu kurz bemessen ist, mag dieser Griff klappen.

Sehr interessant wäre auch, das F-horn m a x i m a l reinzuschieben und dann auf dem B-Horn g2 O mit F-Horn a2 O (13. Ton vom F-Horn zu probieren

Eine Grundvoraussetzung wären aber richtig eingestimmte Ventilzüge (siehe frühere breite Diskussionen)
Kläre die Tonhöhe mit den Ohren ab, nicht mit dem Stimmgerät1

Na, hoffentlich hilft dir das ein wenig.

[Prof]

Hallo Thomas !

Peter hat ja schon ausführlich geantwortet.
Mußt Du eigentlich diese Kadenz spielen ? Ist das in einem Blasmusikstück ? Das wäre allerdings außergewöhnlich. Und bei einem Hornsolostück ? Dann ändere doch die Kadenz.

Mit scheint aber eher, daß Dein Problem von Deinem Ansatzproblem kommt. Vielleicht bist Du einfach gewohnt bestimmte Töne zu hoch oder etwas tief anzublasen. Vielleicht hast Du im Ansatz zu viel "Stress". Stelle das erst einmal ab. Punkt !

Versuche grundsätzlich "alles" mit "normalen" Griffen, also den Standardgriffen zu erreichen. Diese "Alternativgriffe" bergen nämlich die große Gefahr der zusätzlichen "Verwirrung", die selbst hartgesottene Profis in Gefahr bringen. Ich verweise wieder einmal auf die TV Übertragung der "Neuen Welt" aus Pjönjang, bei der mein lieber Freund Phil Myers bekanntlich wegen der problematischen Umsteckerei auf E abgestürzt ist.

Relativ lockerer Ansatz hilft auch, die Töne besser zu treffen bzw. auszugleichen. Wenn Du aber bei Sechzehntelbewegungen anfängst, einzelne Töne mit dem Ansatz zu regulieren, wirst Du unweigerlich früher oder später oder gleich "abstürzen". Das bleibt dann nicht aus. - Oder die betreffende Passage echt aus der Kadenz streichen oder verändern.

Nochmals die Frage: spielst Du das alleine ??

Nun zu den Grifftabellen:

Nimm ein Blatt Notenpapier z.B. im Querformat. Das findet sich selbst im Internet. Oder ein Blatt Notenpapier für Partituren, sechzehnzeilig.

Bezeichne die Zeilen von oben angefangen mit: B, A, As, G, Fis, F, alternativ F, E, Es, D, Des und C.

Trage dann mit der F-Zeile beginnend die Naturtöne, beginnend mit dem 1.Oberton (unser tiefes C, notiert als kleines C, unter der vierten Hilfslinie unter dem System) ein: c - g- c1 - e1, g1, b1 (problematisch, da zu tief, jedoch hilfreich bei Trillern), c2, d2, e2, f2 (problematisch, da zu hoch), g2, a2 (viel zu tief, als gis auch nicht brauchbar), b2, h2, c3, cis3, d3, es3, e3, f3


Natürlich ist das alles von unserem (F) Standpunkt aus gesehen (gehört).
Anschließend machst Du das für die anderen Reihen. Die Griffe kannst Du dann einfach ablesen:
Zeile 1 = B, also B-Horn leer
Zeile 2 = A, also A-Horn = B-Horn + 2.Ventil
Zeile 3 = As, also As-Horn = B-Horn + 1.Ventil
Zeile 4 = G, also G-Horn = B-Horn + 1. & 2.Ventil oder B-Horn + 3.Ventil (meist etwas tief)
Zeile 5 = Fis, also Fis-Horn = B-Horn + 2. & 3.Ventil (etwas hoch)
Zeile 6a= F, also B-Horn + 1. & 3.Ventil (etwas hoch)
Zeile 6b= F, also F-Horn leer
Zeile 7 = E-Horn, also F-Horn + 2.Ventil
Zeile 8 = Es-Horn, also F-horn + 1.Ventil
Zeile 9 = D-Horn, also F-Horn + 3.Ventil (besser als 1& 2 )
Zeile 10=Des-Horn, also F-Horn + 2. & 3.Ventil (immer leicht hoch)
Zeile 11=C-Horn, also F-Horn + 1. & 3.Ventil (etwas hoch)

E-Horn mit B-Horn und allen drei Ventilen ist ebenso unbrauchbar wie H-Horn mit F-Horn und 123.

Viel Spaß beim Ausschreiben und bei der anschließenden Total-Verwirrung !!!!
Mach Dir keine Gedanken um das Wie und Warum. Das verwirrt noch einmal zusätzlich.

[Prof]

Liebe Freunde, liebe Kollegen !

Eigentlich sollte ich gar nicht da-da-ra-da sein, sondern do-do-ro-dort (Frei nach der Fledermaus). Mich hat das Flugverbot zuhause erwischt. Muß eben bis Donnerstag warten. Konstantin hat es in Abu Dhabi erwischt. Er steckt dort mit seinem Orchester fest. Hoffentlich bekommt er beim Sandspielen keinen Sand in seine Ventile.

Liebe Grüße von "noch-zu-hause".

[Martin2]

Wenn einer eine Reise tut.......

http://www.tomicek.de >Karrikatur vom 19.04.10


Ist natürlich NICHT persönlich gemeint!
Gegen die Naturgewalten kann der Mensch halt nichts machen.

[Prof]

Martin, hätte ja auch schwimmen können. Das Mittelmeer ist mir aber noch zu kalt. Von Ägypten wäre es schon mit dem Flieger weiter gegangen.

[hornbach]

Lieber Peter, lieber Prof,

zunächst herzlichen Dank für eure ausführlichen Antworten und Tipps!!! Ich werde das demnächst mal ausprobieren...

@ Prof: es handelt sich um eine kleine Horn-Solokadenz in einem Blasmusik-Arr. von "Children of Sanchez". Ein Teil des Orchesters spielt dabei Akkorde in piano. D.h. man hörts schon ganz deutlich. Ich sollte/kann auch an der Stelle nichts ändern. Die 16-tel-Bindungen mit Wechselnoten beginnen mit d1-e1-d1 und gehen (in G-Dur) stufenweise rauf bis g2-a2-g2 (dazischen sind jeweils dazu hinführende Dreiklangsbrechungen, aufwärts in 8tel). Abschlusston der Kadenz ist das h2.

Gruß Thomas

[Altcorno]

Lieber Peter, lieber Prof,

zunächst herzlichen Dank für eure ausführlichen Antworten und Tipps!!! Ich werde das demnächst mal ausprobieren...

@ Prof: es handelt sich um eine kleine Horn-Solokadenz in einem Blasmusik-Arr. von "Children of Sanchez". Ein Teil des Orchesters spielt dabei Akkorde in piano. D.h. man hörts schon ganz deutlich. Ich sollte/kann auch an der Stelle nichts ändern. Die 16-tel-Bindungen mit Wechselnoten beginnen mit d1-e1-d1 und gehen (in G-Dur) stufenweise rauf bis g2-a2-g2 (dazischen sind jeweils dazu hinführende Dreiklangsbrechungen, aufwärts in 8tel). Abschlusston der Kadenz ist das h2.

Gruß Thomas

Diese Stelle kenne ich! Die Kadenz ist übrigens ad libitum (leider nicht ad libidinem) und passt m. E. eher zum Alt-Sax oder Mellophon. (Ist dort auch eingezogen.) Die Holländer, die so Zeugs arrangieren, sind völlig schmerzfrei und haben keine Ahnung vom Horn.

Ich habe das so gemacht, dass ich bei den Spitzentönen die rechte Hand raus gezogen habe. Also Naturhorndenke anwenden. Da das ganze Orchester liegende Akkorde hält und man sich auch abheben muß, scheint mir das gerechtfertigt zu sein.

[George]

DIe Tipps von Peter sind sehr ausführlich und dürften für fast jede Spielsituation (zu hoch/zu tief) eine richtige "Einstellung" bieten.

In der Bearbeitung von Naohiro Iwai kann das 1. Horn von 24 Takten Pause vor dieser Stelle ausgehen. Die ersten 16 Takte sind sowieso Pause, und die 8 Takte direkt vor der Stelle kann man mit den Kollegen in der Horngruppe so absprechen und verteilen, daß sie fürs 1. Horn spielfrei bleiben (3. und 4. Horn haben z.B. teilweise unisono zu spielen etc.). So bleibt genug Zeit, um das Horn vor dem Einsatz bei Bedarf richtig "umzustimmen". Nach dieser Stelle bleiben wiederum 12 Takte Pause bis zum nächsten Einsatz, genug Zeit, das Instrument wieder aufs Normalmaß zurückzustimmen.

Eine wirkliche Kadenz ist in meinen Augen etwas anderes, auch wenn die Stelle so in den Noten bezeichnet wird. Es ist einfach eine sehr exponierte Stelle, die technisch nicht anspruchsvoll ist, aber einer sicheren Höhe bedarf. Gerade das h2 als ganze Note mit Fermate und übergebundener zusätzlicher Viertel braucht eine gesunde Kondition, damit es nicht nach unten rutscht. Die g2 a2 g2-Bindung im drittletzten Takt dagegen sollte problemlos zu greifen sein, wenn das Horn sauber intoniert. Im Zweifel würde ich aber mit dem Dirigenten die "ad libitum" Variante besprechen - ich meine, das wäre ein Kornett, was klanglich an der Stelle auch eher meinen Vorstellungen entspricht. Aber, naja, wir wissen ja, wie Dirirgenten so sein können.

Viele Glück!

[Prof]

Lieber altcorno !

Was ist denn eine "Denke" ? Könnte man das Spielen mit unserem Instrument dann nicht auch eine "Spiele" nennen ? Muß man denn mit den Wölfen heulen ? Dann schmeißen wir doch gleich den Moz-art, den Bet-ofen und den Schub-a(ä gesprochen)rt hinterher in den Müll, oder ? Johnseb Bach und Jonny Strauss ebenfalls. Bitte etwas beherrschen. Wir haben eine sehr schöne Sprache, auch im Dialekt, und sollten sie pflegen und nicht verhunzen.