Sind Schallbecher austauschbar?

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Re: Sind Schallbecher austauschbar?

Beitragvon Prof » Mi 2. Dez 2009, 12:06

Zum HANDHÄMMERN:

Habt Ihr schon einmal die Herstellung eines Schallstückes gesehen ? Schaut doch mal bei www.pizka.de/making.htm nach. Da ist alles beschrieben. Von wegen Handhämmern. Es gibt zwei Methoden.

Billige Methode: der eigentliche Becher wird aus einer flachen Blechscheibe in Rotation auf eine Form gedrückt und anschließend mit dem Draht für den französischen Rand versehen. Dazu wird dann der Rand über den Draht gebörtelt und festgelötet. Dieser Schallbecher wird dann an das eigentliche Schallstück angelötet (Hartlot) Punkt.

Teure Methode: Das gesamte Schallstück inkl. Becher wird pilzförmig aus dem Blech geschnitten und auf einer langen Stange in eine rohe runde (längs) Form gebracht. Dann wird die Naht verlötet oder verschweißt. Man braucht nur hie und da Zähne für die Verzahnung. Die Naht wird dann gewalzt und gefeilt. Dann geht es ans Weiten des Schallstückes. Das wird nach und nach mit der gewünschten langen Form und dem Plastikhammer grob erledigt. Mehrfaches Glühen macht das Metall weich. Ist genug geweitet, wird das Werkstück auf die Stange geschoben, die Form (Stange) mit dem Werkstück in Längsrotation versetzt. Dann drückt man die Wand des Schallstückes mittels eines Drückstahls an die rotierende Form. Das ist das Hämmern. Dabei sind nur die Funktionen umgedreht. Beim Dengeln wird der Hammer immer wieder auf das Werkstück geschlagen und das Werkstück immer weiter gedreht, bis die 360 Grad Drehung erreicht ist. Das wird aber dadurch ersetzt, daß der Drückstahl (=Hammer) beständig drückt, während das Werkstück um seine Längsachse rotiert. Eine Hämmern wie beim türkischen Kupfertopfhersteller funktioniert da nicht & wäre ungenau. Der Prozeß ist aber im Prinzip der gleiche, außer daß die Bewegungen umgekehrt sind.

Der gesamte Schallstückbereich wird dann noch in Rotation gefeilt und geschabt & poliert.

Der Vorteil bei dieser traditionellen Herstellung liegt darin, daß die Wandstärke in etwa gleich bleibt, während bei der billigen Methode die Wandstärke im eigentlichen Becherbereich besonders im Schulterbereich ziemlich dünn ausfällt (wenn ein im Gewinde verkanteter Becher unsachgemäß abgeschraubt wird, kann es leicht zu furchtbaren Falten in diesem Bereich kommen. Mit dem Becher anstoßen resultiert auch in diesen typischen Falten, die durch die im billigen Becher herrschenden Spannungen noch begünstigt werden.)

Das zur Klarstellung der Technik. Also: Dengeln ist nicht !!! Die Bezeichnung "handgehämmert" ist einfach falsch.
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Re: Sind Schallbecher austauschbar?

Beitragvon Raphael » Mi 2. Dez 2009, 17:25

Lieber Prof, können sie schreiben, welche dieser Methoden bei welchen Herstellern verwendung finden? Wird die billige Variante verbaut, wenn man nicht ausdrücklich ein "handgehämmerten" Becher (z.B. bei Schmid auf der Preisliste) ordert?

Vielen Dank im Voraus
Raphael
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Re: Sind Schallbecher austauschbar?

Beitragvon Altcorno » Mi 2. Dez 2009, 20:20

Prof hat geschrieben:Zum HANDHÄMMERN:

Habt Ihr schon einmal die Herstellung eines Schallstückes gesehen ? Schaut doch mal bei http://www.pizka.de/making.htm nach.


Zwei Fragen:

Bei meinem Trichter auf dem Alexander ist längsseitig eine Zwickzacknaht. Ist das jetzt in diesem Sinne 'handgehämmert' ?

Was ist denn mit dem Pizka-Classic - gibt' das noch und worin liegen die Besonderheiten? (Die Fotos auf der Webseite erscheinen tw. nicht.)
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Re: Sind Schallbecher austauschbar?

Beitragvon Prof » Do 3. Dez 2009, 00:03

So eine Reißverschlußnaht gab es nur bei Modellen der Vergangenheit. Heute braucht man das nicht mehr. Es werden nur hie und da noch Zähne geschnitten.Man kann das nach dem Löten und Verwalzen und Schleifen kaum mehr feststellen. Wenn der Schallbecher, also der abschraubbare Becher und der feste Becher beim Anschlagen mit der Hand mit "Peng-Peng" antwortet, ist es mit Sicherheit ein aus der Scheibe gedrückter Becher oder ein später angesetzter Becher. Das Metall hat eindeutig zu viel Spannung und fängt schon sehr früh zu klirren an.

Das Pizka Classic wird nur mehr (vielleicht) in einem letzten Exemplar gebaut werden, da ich nur mehr eine Maschine habe und keine weitere bestellen werde. Schaut auf meinen Jahrgang, dann wißt Ihr warum. Die Besonderheiten dieses Horns sind auf meiner Website ausführlich beschrieben. Die Bildersache kontrolliere ich sofort. Es passiert immer wieder, daß unerklärlicherweise einige Bilder mal da sind und mal wieder nicht. Geheimnisse des Internet ???
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