Buzzing

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Re: Buzzing

Beitragvon Mr.Masterbrass » So 19. Sep 2010, 18:36

Steffen hat geschrieben:Muss man das können? Ich tu mich da schwer.

Buzzing sollte meiner Meinung nach jeder fortgeschrittene Bläser etwas können.
Aber sinnvoll ist es nur wenn man es richtig macht.

LG MR.Masterbrass
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Re: Buzzing

Beitragvon Steffen » Di 21. Sep 2010, 15:18

Hallo Mr. Masterbrass,

danke für den Hinweis.
Eine Frage dazu: ich habe mir einen "Ansatzbetrachter" (siehe u.a. "Die Kunst der Blechbläser" von Farkas) gebaut, welcher exakt den gleichen Innen- und Aussendurchmesser meines Mundstücks hat (logisch, sonst bringt´s ja nix). Dort zu "buzzen" ist logischerweise relativ leicht. Man kann auch unter Zuhilfenahme des Zeige- und Ringfingers, welche man links und rechts an die Lippen legt, leicht Töne produzieren.
Sobald ich jedoch Hilfsmittel weglasse, muss ich meine Lippenöffnung kleiner machen, um einen Ton zu produzieren, als ich diese Lippenöffnung grundsätzlich am Mundstück habe. Normalerweise sollte doch aber die Lippenöffnung beim Buzzen und am Mundstück (ich gehe von einer "Grundstellung" aus) gleich sein, oder nicht?
Wobei die Lippenöffnung je nach Tonhöhe und Lautstärke grundsätzlich ja auch variiert. Folglich müsste beim Buzzen die Lippenöffnung für die gleiche Tonhöhe (wenn man die Tonhöhen überhaupt vergleichen kann) kleiner sein als am Mundstück. Das ist für mich aber nicht logisch.

Vielleicht mach ich mir aber auch zu viel Gedanken darüber.

Gruß Steffen
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Re: Buzzing

Beitragvon Mr.Masterbrass » Mi 22. Sep 2010, 00:03

Hallo Steffen für mich ist der Begriff Lippenöffnung nicht richtig. Weil es beim Blechblasen eigentlich gar keine permanente Öffnung geben sollte. Eventuell meinst du das auch nicht, aber es steckt immer noch in vielen Köpfen drin .
Ich würde es eher als eine variable, flexible Stelle bezeichnen, die sich öffnet und wieder schließt.
Ich spiele einen Ton so, dass er möglichst dem Buzzing entspricht. Allerdings mache ich das eher nur von c1 bis g1 oder etwas tiefer, da das richtige Buzzing ohne Mundstück im höheren Bereich für mich zu anstrengend ist.
Ein c1-g1 sollte aber genau so gebuzzt werden können wie man es spielt. Beim Hornblasen, vor allem in der normalen und tieferen Lage neigt man schnell dazu zu wenig Lippenspannung aufzubauen . Dies kann sich dann negativ auf verschiedene Dinge auswirken. Eine Überspannung ist selbstverständlich auch nicht gut. Ansonsten hat ja Peter schon einiges geschrieben dem schließe ich mich an.


LG Mr Masterbrass
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Re: Buzzing

Beitragvon Prof » Mi 22. Sep 2010, 08:35

Nun, auch da mein Senf dazu.

Das "buzzing" (schon wieder ein scheußliches denglisches Wort !!!! - Hört doch auf damit, alles von den Amis abzukupfern) hilft mir, wenn ich das Horn nicht mitnehmen kann oder will. Bei mir heißt das aber: "Ansatzgymnastik nur mit dem Mundstück ". Es hilft einfach, den Lippen das Gefühl für das Mundstück zu erhalten. - Wer jedesmal - wie manche Amis empfehlen - Atemgymnastik betreiben muß, ist sehr arm dran. wer die Atemführung immer wieder trainieren muß, ist noch ärmer dran. Das geht doch ganz einfach damit, daß man Stellen oder Stücke einfach durchsingt oder durchsummt.

Und, wer überhaupt kein Tongefühl hat, der lernt es durch das "Buzzing" auch nicht. Wie wäre es denn, die Stücke erst einmal zu singen ??? Oder noch besser:

die Ausbildung nicht mit Horn beginnen lassen, sondern mit der "verhaßten" Fidel, auch Violine genannt. Wer lernt, das Gekratze durch rechte Bogenführung zu überwinden, hat auch später auf dem Horn keine Probleme mit der Tonführung.

Einige Amis kamen jetzt darauf, daß man mit dem Buzzing lernen kann, auch größere Intervalle als die Sekunde nur mit der Lippenspannung zu überwinden, sogar mehr als eine Oktave. So-so ??? Sehr interessant. Das klärt ja viel auf, nämlich, daß diese Leute von den klassischen Hornschulen von Schantl, Oskar Franz oder Franz Schollar noch nie etwas gehört haben. In diesen Schulen wird nämlich auf die Lippenbindungen höchster Wert gelegt. Auf dem B-Horn funktioniert das aber nicht. Deshalb muß die Grundausbildung bis hin zu ersten kleineren Sonaten und Konzertchen, sogar bis zu Strauss no.1 auf dem F-Horn erfolgen. Das Umsteigen auf B-Horn oder die richtige Verwendung des Doppelhorns ist dann eine Sache von vier bis sechs Wochen, vorausgesetzt, es stimmt sonst alles. Natürlich ist der Fortgang des Studiums in unserer anscheinend als antiquiert angesehenen Methode anfangs lange nicht so schnell wie bei den vielen von den Amis angeregten Methoden, die schon im zweiten oder dritten Jahr beim 3. Mozart angelangt sind.

Dafür müssen die Delinquenten dann monatelang an einem Konzertstück arbeiten und jeden Griff ein-ochsen, während wir mit der alten Methode ausgebildeten damals jungen Hornisten für ein Konzert maximal zwei Wochen Zeit hatten; dazu noch einen Sack voller Etüden, nach der Methode "Entweder oder".

Und es gibt nur eins: erst die Grundlagen schaffen, dann die Stücke erarbeiten, aber nie umgekehrt: die Grundlagen mit den Stücken erarbeiten !!!! Nur so macht das Studium Sinn und Spaß. Und viel singen.

Buzzen - Ja, aber nur für Notfälle und als Ersatz.

Tongefühl arbeiten:
Töneaushalten, aber mit Methode: ein mittlerer Ton, dann ein tieferer, dann ein höherer usw. nie Forcieren. Kontrolliert ansetzen. Drei-vier und los mit dem Ton in der gewünschten/gedachten Ausdfrucksform (sfz, fp) und Dynamik: f - pp - ff, pp - f - pp, in allen Varianten, und immer im "Andante - Tempo" zwei 4/4-Takte hin und zwei 4/4-Takte zurück. Geht der Einsatz daneben, Horn runter, frisch ansetzen, drei-vier und los. So oft, bis es zehnmal hintereinander fehlerlos funktioniert.

Das macht man zehn bis zwanzig Minuten. Dann Pause. Jetzt geht es ans Eingemachte:

Tonleitern, ausgehend von c1 (notiert). Achtel c1, Sechzehntel bis h1, c2 = Achtel und wieder runter in Sechzehntel, c1 wieder Achtel und hinauf und hinunter und unten angekommen das c1 einen Takt halten. Eine Stufe höher das Gleiche, dann eine Stufe tiefer. Erstmal nur bis zum g2 hinauf bzw. bis zum g hinunter. Das wird dann täglich um einen halben Schritt nach oben bzw. unten erweitert, bis wir nach zwei bis vier Wochen beim c3 bzw. c ankommen. Es darf aber dabei nie mit Gewalt vorgegangen werden. Es ist besser einen oder zwei Tage zu wiederholen, damit die erreichte Höhe gefestigt wird. Bei sehr jungen Studenten muß man entsprechend langsamer fortschreiten.

Nach einigen Monaten müssen die Tonleitern AUSWENDIG auf Zuruf funktionieren. Man kann das noch auf die Moll-Tonarten ERWEITERN.

Diese Überei sollte auch nicht mehr als 15 Minuten täglich beanspruchen.

Wir sind noch nicht fertig. Jetzt kommen noch die Intervalle dazu. Erst müssen Sekunde, Terz, Quart und Quint sitzen. Dann geht es an Sexte bis Oktave und viel Später an größere Intervalle. Je mehr man hoch übt, desto mehr muß man zum Ausgleich die Tiefe kultivieren. Ohne Buzz.

Ich kenne einen ziemlich sicheren Hornisten, der sich im Stimmzimmer mit dem Horn "EINBUZZT", d.h. er "rotzt" Intervalle und Skalen rücksichtslos hinauf und herunter, klingt allerdings auch dementsprechend "unfein". Aber er ist halt ein sehr sicherer Einspringer. Mir ist aber ein Schönspieler, der nicht absolut aber trotzdem ziemlich sicher ist, wesentlich lieber.

An die fanatischen Buzzer: "Ihr werdet es ziemlich schwierig haben, mit dem aus dem "Buzzing" resultierenden Ton irgendeinen Musikliebhaber hinter dem Ofen hervorzulocken !" Nur sicher interessiert nur Dirigenten, nicht aber Musiker oder Musikliebhaber.
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Re: Buzzing

Beitragvon Mr.Masterbrass » Mi 22. Sep 2010, 12:12

Das mit den Tonleitern und auch Töne aushalten ist eine gute Sache , aber auch da gilt nur wenn man es richtig macht.
Ich persönlich betreibe auch kein regelmäßiges Buzzzing(Lippen summen für den Prof :D ) kann es aber durchaus.
Mit Anfängern übe ich dies meistens nicht intensiv, da meistens die Koordination und Kraft dazu fehlt, es richtig zu machen.

LG Mr Masterbrass
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Re: Buzzing

Beitragvon Prof » Mi 22. Sep 2010, 13:52

Das mit dem Töneaushalten und den Tonleitern muß man einfach richtig gezeigt bekommen und dann RICHTIG machen, sonst ist es nur vergeudete Zeit. Ohne diese absolut trockenen Übungen geht es genauso wenig, wie man Gewichtheben ohne tägliches Arbeiten mit der kleinen Hantel und der großen beidarmigen Hantel trainieren kann. Es sind die Grundübungen zur Tonbildung und zur Beweglichkeit der Lippen.

Man kann es aber, wie von mir beschrieben, so gestalten, daß man mit den einzelnen Übungen mehrere Ziele erreicht:
1) Ton
2) Sicherheit
3) Beachtung der Ausdrucksmittel
4) Änderung der Lippenspannung und Lippenöffnung bei Crescendo und Decrescendo beim gleichzeitigen Halten der Tonhöhe
5) Beweglichkeit durch die Skalen und Intervalle mit gleichzeitiger Beachtung der rhythmischen Struktur
5a) Erkennen von Dreiklängen
6) Beherrschen der Tonleitern in Dur und Moll und damit das Erarbeiten der Erkennung von Unregelmäßigkeiten in den
in der Literatur vorkommenden skalenähnlichen Läufe
7) Ziffern 5, 5a & 6 bereiten auch bestens auf das Blattlesen vor. (Neben dem Horn noch ein Streichinstrument lernen
fördert das zusätzlich; Klavier natürlich am Besten.
8) Gehörtraining auch mit den oben beschriebenen Übungen. Eventuell Intervalle singen.
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Re: Buzzing

Beitragvon Raphael » Mi 22. Sep 2010, 20:46

Vielen Dank an den Prof für die wertvollen Beiträge immer wieder hier im Forum. Das Beherrschen der Grundlagen ist nunmal notwendige Voraussetzung für gutes Hornspiel. Ich wage meine Geläufigkeit nicht als professionell zu bezeichnen, aber nach (und immer noch während) dem Studium von zig Etüden von Oskar Franz über Kopprasch bis Maxime-Alphonse und dem Üben der Tonleitern in Michael Höltzels Hoher Schule des Horns, bis sie auf B- und F-Horn reibungslos laufen, spielt sich das Allermeiste, was man im Sinfonie- und Blasorchester vorgesetzt bekommt, zumindest technisch problemlos. Vor allem kann man sich auf musikalisches Spiel konzentrieren, wenn man nicht damit kämpfen muss, das Stück durchgefingert zu bekommen.
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Re: Buzzing

Beitragvon Prof » Do 23. Sep 2010, 05:50

Bravo, Raphael, für solche Leute wie Dich lohnen sich meine Beiträge. Dann ist von meiner Seite aus nicht umsonst geschrieben. Mach weiter so. Du hast es richtig verstanden !!!
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Re: Buzzing

Beitragvon Mr.Masterbrass » Do 23. Sep 2010, 13:49

Hallo lieber Prof,dein übe Konzept funktioniert bestimmt prima. Ich denke auch das traditionelle Übungen, wie zB Töne aushalten oder Tonleitern erfolgreich sein können.
Das Wichtigste ist es aber immer noch alles mit einem erfahrenen Lehrer zu üben, bis man begriffen hat wie es sich anhört und auch anfühlt eine Tonleiter blas technisch richtig zu spielen.
Selbst bei einer C Dur Tonleiter, kann man sehr viel nicht richtig machen.

Du hast folgendes geschrieben .
4) Änderung der Lippenspannung und Lippenöffnung bei Crescendo und Decrescendo beim gleichzeitigen Halten der Tonhöhe

Das mit der Lippenöffnung würde ich so nicht schreiben.
Dies kann missverstanden werden.
Eine richtige Öffnung ( Wie zB bei der Flöte)sollte es ja gar nicht geben.
Grundsätzlich falsch ist es auch bei tiefen Tönen die Lippen ganz zu lockern oder gar zu öffnen. So wird man nie zum Erfolg kommen.
Auch ein Crescendo und Decrescendo wird nich primär mit der Lippe kontrolliert. Sie wirkt zwar minimal mit aber ist nicht entscheidend .

LG Mr Masterbrass
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