von Prof » Mi 22. Sep 2010, 08:35
Nun, auch da mein Senf dazu.
Das "buzzing" (schon wieder ein scheußliches denglisches Wort !!!! - Hört doch auf damit, alles von den Amis abzukupfern) hilft mir, wenn ich das Horn nicht mitnehmen kann oder will. Bei mir heißt das aber: "Ansatzgymnastik nur mit dem Mundstück ". Es hilft einfach, den Lippen das Gefühl für das Mundstück zu erhalten. - Wer jedesmal - wie manche Amis empfehlen - Atemgymnastik betreiben muß, ist sehr arm dran. wer die Atemführung immer wieder trainieren muß, ist noch ärmer dran. Das geht doch ganz einfach damit, daß man Stellen oder Stücke einfach durchsingt oder durchsummt.
Und, wer überhaupt kein Tongefühl hat, der lernt es durch das "Buzzing" auch nicht. Wie wäre es denn, die Stücke erst einmal zu singen ??? Oder noch besser:
die Ausbildung nicht mit Horn beginnen lassen, sondern mit der "verhaßten" Fidel, auch Violine genannt. Wer lernt, das Gekratze durch rechte Bogenführung zu überwinden, hat auch später auf dem Horn keine Probleme mit der Tonführung.
Einige Amis kamen jetzt darauf, daß man mit dem Buzzing lernen kann, auch größere Intervalle als die Sekunde nur mit der Lippenspannung zu überwinden, sogar mehr als eine Oktave. So-so ??? Sehr interessant. Das klärt ja viel auf, nämlich, daß diese Leute von den klassischen Hornschulen von Schantl, Oskar Franz oder Franz Schollar noch nie etwas gehört haben. In diesen Schulen wird nämlich auf die Lippenbindungen höchster Wert gelegt. Auf dem B-Horn funktioniert das aber nicht. Deshalb muß die Grundausbildung bis hin zu ersten kleineren Sonaten und Konzertchen, sogar bis zu Strauss no.1 auf dem F-Horn erfolgen. Das Umsteigen auf B-Horn oder die richtige Verwendung des Doppelhorns ist dann eine Sache von vier bis sechs Wochen, vorausgesetzt, es stimmt sonst alles. Natürlich ist der Fortgang des Studiums in unserer anscheinend als antiquiert angesehenen Methode anfangs lange nicht so schnell wie bei den vielen von den Amis angeregten Methoden, die schon im zweiten oder dritten Jahr beim 3. Mozart angelangt sind.
Dafür müssen die Delinquenten dann monatelang an einem Konzertstück arbeiten und jeden Griff ein-ochsen, während wir mit der alten Methode ausgebildeten damals jungen Hornisten für ein Konzert maximal zwei Wochen Zeit hatten; dazu noch einen Sack voller Etüden, nach der Methode "Entweder oder".
Und es gibt nur eins: erst die Grundlagen schaffen, dann die Stücke erarbeiten, aber nie umgekehrt: die Grundlagen mit den Stücken erarbeiten !!!! Nur so macht das Studium Sinn und Spaß. Und viel singen.
Buzzen - Ja, aber nur für Notfälle und als Ersatz.
Tongefühl arbeiten:
Töneaushalten, aber mit Methode: ein mittlerer Ton, dann ein tieferer, dann ein höherer usw. nie Forcieren. Kontrolliert ansetzen. Drei-vier und los mit dem Ton in der gewünschten/gedachten Ausdfrucksform (sfz, fp) und Dynamik: f - pp - ff, pp - f - pp, in allen Varianten, und immer im "Andante - Tempo" zwei 4/4-Takte hin und zwei 4/4-Takte zurück. Geht der Einsatz daneben, Horn runter, frisch ansetzen, drei-vier und los. So oft, bis es zehnmal hintereinander fehlerlos funktioniert.
Das macht man zehn bis zwanzig Minuten. Dann Pause. Jetzt geht es ans Eingemachte:
Tonleitern, ausgehend von c1 (notiert). Achtel c1, Sechzehntel bis h1, c2 = Achtel und wieder runter in Sechzehntel, c1 wieder Achtel und hinauf und hinunter und unten angekommen das c1 einen Takt halten. Eine Stufe höher das Gleiche, dann eine Stufe tiefer. Erstmal nur bis zum g2 hinauf bzw. bis zum g hinunter. Das wird dann täglich um einen halben Schritt nach oben bzw. unten erweitert, bis wir nach zwei bis vier Wochen beim c3 bzw. c ankommen. Es darf aber dabei nie mit Gewalt vorgegangen werden. Es ist besser einen oder zwei Tage zu wiederholen, damit die erreichte Höhe gefestigt wird. Bei sehr jungen Studenten muß man entsprechend langsamer fortschreiten.
Nach einigen Monaten müssen die Tonleitern AUSWENDIG auf Zuruf funktionieren. Man kann das noch auf die Moll-Tonarten ERWEITERN.
Diese Überei sollte auch nicht mehr als 15 Minuten täglich beanspruchen.
Wir sind noch nicht fertig. Jetzt kommen noch die Intervalle dazu. Erst müssen Sekunde, Terz, Quart und Quint sitzen. Dann geht es an Sexte bis Oktave und viel Später an größere Intervalle. Je mehr man hoch übt, desto mehr muß man zum Ausgleich die Tiefe kultivieren. Ohne Buzz.
Ich kenne einen ziemlich sicheren Hornisten, der sich im Stimmzimmer mit dem Horn "EINBUZZT", d.h. er "rotzt" Intervalle und Skalen rücksichtslos hinauf und herunter, klingt allerdings auch dementsprechend "unfein". Aber er ist halt ein sehr sicherer Einspringer. Mir ist aber ein Schönspieler, der nicht absolut aber trotzdem ziemlich sicher ist, wesentlich lieber.
An die fanatischen Buzzer: "Ihr werdet es ziemlich schwierig haben, mit dem aus dem "Buzzing" resultierenden Ton irgendeinen Musikliebhaber hinter dem Ofen hervorzulocken !" Nur sicher interessiert nur Dirigenten, nicht aber Musiker oder Musikliebhaber.