Hallo Beate,
es tut mir ja sehr leid, dass Du ein schlechtes 102 erwischt hast. Intonation ist aber nicht so sehr systemabhängig, sondern mensurabhängig. Ich möchte das erklären: Auf einem völlig gleichmäßig-konischen (nicht komischen

) Alphorn ist die Obertonreihen fast unverzerrt. Bei teils unregelmäßig-konischen - teils zylindrischen Instrumenten - wie beim Horn - finden wir zum Teil erhebliche Verzerrungen. Wir kennen das von den sehr weit gebauten amerikanischen Hörnern, bei denen man auf der B-Seite kaum die Oktave f1 -f2 sauber spielen kann. Die f's und ihre Ableitungen sind oben zu tief oder je nach Sichtweise unten zu hoch. Da in Amerika gerne zumindest bislang in der Mittellage F-Horn gespielt wird, kann man durch eine leichte Spreizung der beiden Hornsektionen dieses Manko beseitigen.
Die Kunst der Instrumentenmacher besteht nun darin, diese Verzerrungen zu minimieren. Die Einwirkungsmöglichkeiten liegen bei den konischen Rohrteilen: hauptsächlich beim Mundrohr oder/und beim Anstoß. Da in Europa - natürlich außerhalb Wiens - B-Horn oder die B-Hornseite des Doppelhorns gespielt wird, haben die hiesigen Instrumentenbauer sich schon lange mit diesem Problem beschäftigt und gute Lösungen gefunden. Das Verfertigen konischer Teile beim Horn unterliegt leider immer noch einer gewissen Fehlerquote. So sind eben nicht alle Hörner gleich. Selbst bei der berühmten oft genannte Firma gibt es meistens gute Hörner aber leider auch mal schlechte.
Generell noch ein Wort zur Intonation. Wenn man eine genaue Tonvorstellung hat, wenn man sein Horn kennt, wenn man die Technik der rechten Hand im Schall beherrscht (ich nenne es Modulationstechnik - das Wort Stopftechnik mag ich nicht), dann kann man auf j e d e m Horn sauber spielen.
Noch ein Wort zum Gewicht: Wir kennen alle inzwischen die Monnet-Trompeten, die sehr sehr schwer sind, was einen großen ausgeglichenen Ton bewirken soll.
Ich habe die Erfahrung gemacht, das oft noch nicht so erfahrene Bläser schwerere Instrumente bevorzugen, weil diese einen guten aber etwas konfektionierten Ton/Klang anbieten.
Musiker mit großer Erfahrung und mit sehr ausgeprägter Klangvorstellungen bevorzugen leichtere Hörner, weil sie diese besser in ihrem Sinne dominieren können.
Auch spielen wir ja nicht nur das romantische Repertoire. Beim klassischen Repertoire kennen wir doch das Problem, das forte oder fortissimo (das heißt Schmetterklang) immer zu laut ist. Also spielen wir immer im pp bis mf Bereich.
Da dynamische Vorschriften eigentlich Klangvorschriften sind, können wir bei Haydn und Mozart mit modernen Hörner nicht ganz dem vom Komponisten gewünschten Klang gerecht werden. Darin liegt der eigentliche Grund, warum in vielen Orchester heute zu Tage Klassik wieder auf Naturhörnern gespielt wird (wie in meinem früheren Orchester, dem RSO Frankfurt)
es war jetzt ein bisschen viel! Entschuldigung!