ansatzproblem nach fast zwei jahren

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Re: ansatzproblem nach 2.5 jahren

Beitragvon Prof » Fr 18. Jun 2010, 15:02

Wenn an einer bestimmten Stelle der beherrschten Tonleiter die Position des Mundstücks bzw. die Lippenstellung verändert wird oder zum Erzielen des gewünschten Ergebnisses verändert werden muß, spricht man vom "Bruch im Ansatz".

Das kann dadurch abgestellt werden, daß man von einem mittleren Ton sowohl nach unten als auch nach oben Schritt für Schritt weiter fortschreitet. Die Reihenfolge ist "erst nach unten" , dann "nach oben". Aus der Tiefe holt man sich die Höhe. Wer kontrolliert entspannen kann, kommt auch entspannt (sprich: entkrampft) in die Höhe, aber nur Schritt für Schritt. Ich weiß, daß es für einen Hornlernenden im besten Alter nicht einfach ist, das einzusehen. Es geht aber nicht anders. Erst wenn das Eine sitzt, kann der nächste Schritt gemacht werden (wie beim Felsklettern oder im Eis). Überspringen eines Schrittes ist sinnlos. Die größeren Probleme treten dann sogar vermehrt auf.
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Naja, in der grundlegenden Musiklehre kann es schneller gehen. Es geht dabei nicht um große Musiktheorie, sondern um das einfache Verständnis der Phrasierungszeichen, der Ausdruckszeichen, die Kenntnis der rhythmischen Möglichkeiten und Varianten, der im Notentext vorkommenden Fachausdrücke, das Beherrschen der ersten drei Kreuztonarten und der ersten drei B-Tonarten, dazu die entsprechenden parallelen Moll-Tonarten, deren Dreiklänge, deren Dominant-Septakkorde. Das ist gar nicht so viel, es ist aber schon für einfaches Musizieren notwendig. Die Transposition nach "Es" wäre noch angebracht, also die Stimme um einen Ganzton nach unten zu lesen. Der Baß-Schlüssel in der alten Form und in der neuen Form (a la Klavier).

Hornveilchen, wenn der reine Hornunterricht vielleicht etwas langsam geht und sich der Erfolg auch langsam einstellt, überhole doch links mit der Musiktheorie. Die Kunst, Notenlesen zu können, ist eine höchst abstrakte Gedankenleistung, da schwarze Punke, meist auf weißem Papier innerhalb eines Zeilensystems verstreut, mittels des Gehirns in höchst komplexe akustische Ereignisse umgesetzt werden können, nein, noch viel mehr. Mithilfe unserer "schönen Geräte", die man Horn nennt, können wir diese "Aufzeichnungen akustischer Anweisungen" in Klänge umsetzen.

Wie oft muß ich denn heute Anfragen nach Aufnahmen einfachster Stücke beantworten, Stücke, die ganz einfach bei entsprechender Vorbildung umgesetzt werden "könnten". Dazu ist aber die oben erwähnte musikalische Vorbildung nötig. Ohne eine derartige Vorbildung wird ein auch für den Ausführenden befriedigendes Ergebnis NICHT zu erzielen sein. Einfaches nur NACHMACHEN ist einfach zu wenig (siehe oben).
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Re: ansatzproblem nach 2.5 jahren

Beitragvon Beate_Pokorny » Sa 19. Jun 2010, 00:41

hornveilchen hat geschrieben:...kannst Du mir bitte noch erklären was es mit dem "Bruch im Ansatz" auf sich hat ? ...


Hallo liebes Hornveilchen! :)

Bitte entschuldige meinen verspäteten Eintrag, leider plagen mich z.Zt. ein paar lukrative Nachtdienste. Unser lieber Prof. hat Dir ja bereits die Erklärung geliefert. Sein bildhaftes Beispiel mit dem Klettern in Fels oder Eis ist übrigens famos.

Der sog. Bruch ist nichts anderes als ein Umsetzen an einem bestimmten Punkt der beherrschten Tonskala. Bisher habe ich so etwas verschmäht, wenn nicht sogar verteufelt. Eines besseren wurde ich vor einiger Zeit in einem Kammerkonzert mit Louis-Philippe Marsolais belehrt: er rutschte höchst virtuos, wahrscheinlich auch noch völlig unbewußt, ständig innerhalb schwieriger Passagen über den Bruch hinweg. Ich denke da nur an seine Zugabe mit dem "Karneval von Venedig" auf einer Horntube von Engelbert Schmid.

O.k., der Bruch ist also fürderhin kein Problemkind mehr, entweder gewissenhaft "wegüben", ggf. durch Ansatzarbeit und Mundstückverifizierung, oder durch bewußtes (gekonntes) Überspielen des selben.

Be carefull!
Bussi, Beate :lol:
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Re: ansatzproblem nach 2.5 jahren

Beitragvon Anderl » Sa 19. Jun 2010, 13:25

Hallo Hornveilchen,

hatte und habe gelgentlich auch mal solche von Dir beschriebenen "Aussetzer". Auch ganz plötzlich und unvorhergesehen bei vorher bestem Ansatz.
Habe nach langem Selbstprobieren und gelegentlicher Lehrerkonsultation festgestellt, dass das Mundstück bei Überlastung die Tendenz hat, nach oben zu rutschen und damit die Oberlippenschwingfähigkeit beeinträchtigt wird.
Deshalb empfiehlt sich hin und wieder (ich mache das ganz oft) das Üben vor einem Spiegel, wobei man nicht nur den Sitz des Mundstücks, die Stellung und Bewegung der Muskulatur, sondern auch die unverkrampfte Haltung des Horns überwachen kann. In dem Zusammenhang sei erwähnt, dass mein Lehrer ein Verfechter des Übens im Sitzen ist, da er (nicht zu Unrecht) meint, dass 80% der hornistischen Tätigkeit ohnehin in sitzender Stellung vollbracht werden. Ausserdem habe ich festgestellt, dass - bei wie auch immer gearteten, plötzlich auftretenden Problemen - man bei stehender Übungsweise noch eher zu Verkrampfungen neigt.

Toitoitoi
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Re: ansatzproblem nach 2.5 jahren

Beitragvon 68er » Mo 21. Jun 2010, 11:53

Liebes Hornveilchen,

was unser Prof zum Notenmaterial schreibt, ist so falsch nicht!

Prof hat geschrieben:Außerdem spricht die eher trockene, dafür ausgezeichnete Schantl-Hornschule sowohl Kinder als auch Erwachsene an.


Heutzutage spricht das sicherlich sogar eher Erwachsene als Kinder an... Nur vom Tonunfang wird sowohl im Teil 1 (Naturhornschule - bis zum notierten g") als auch im Teil 2 (Grand theoretical and practical method for the valve horn - bis zum notierten c"') sehr früh, sehr viel verlangt (persönliche Meinung!). Für das Verständnis von Intervallen und Tonarten sind diese Schulen aber wirklich hervorragend.

Was ich aber als Ergänzung zu einer beliebigen Hornschule unbedingt empfehlen kann, sind die "92 Übungen für Ventilhornanfänger von Josef Schantl" Da geht's fast nie über das g'' hinaus. Ganz tolle Übungen durch die Tonarten und zwischendurch kleine Stücke. Nur, man muss die Handschrift mögen ;)

Grüße aus der Steiermark
68er
 
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Re: ansatzproblem nach 2.5 jahren

Beitragvon Prof » Mo 21. Jun 2010, 21:14

Lieber 68er,

Das ist Schantls Handschrift. Diese 92 Übungen werden demnächst im Computersatz fertig. Bin schon bei No.60.

Die Schantl-Schule geht schon ziemlich schnell bis zum g2. Aber, muß man das gleich ausreizen. Es liegt am Lehrer, vorne und hinten VORERST zu kürzen/beschneiden. So hat es mein Vater mit allen Schülern gemacht, außer sie hatten ganz schnell Zugang zum g2 und ganz hinunter. Ein Bisserl Arbeit sollte sich der Lehrer oder die Lehrerin schon machen.

Wottawas 40 Übungen/kurze Etüden für Horn und Klavier sind auch fast fertig. An der gesamten Schantl-Schule wird noch gearbeitet. Es dauert noch bis zum Ende dieses Jahres, bis sie auf dem Markt sein wird. Stieglers Transpositionsetüden (140), systematisch geordnet in zwei Bänden sind ebenso in der Mache wie seine "ersten B-Horn-Etüden". Das wird es dann alles bei Köbl-Walter in München geben. Ich will mich aus dem Druckgeschäft bald zurückziehen und mehr schreiben. Köbl-Walter übernimmt dann die gesamte Herstellung nach meinen zur Verfügung gestellten PDF Files und die Auslieferung.

Übrigens, wenn jemand aus dem Forum die Serenade op.17 für 6 Hörner von Anton Gatscha im Facsimile der Handschrift (Partitur) und Stimmen in meiner Handschrift mit vielen Fehlern irgendwann gekauft hat, sollte er/sie die erste Seite der Partitur herausreissen und mir zusammen mit der Anschrift senden. Ich schicke dann einen ganz neuen und fehlerfreien Satz (Partitur und Stimmen) im Computersatz zurück. Gratis, versteht sich.

Für interessierte Kollegen, die gute und anspruchsvolle Etüden möchten: die Etüden von Christian Nowak sind hervorragend, aber schwer. Die gibt es auch nur bei mir.
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