von Prof » Fr 13. Nov 2009, 09:17
Die Mundstückaussucherei und -probiererei hört sich vorerst ganz gut an, hat aber ihren Haken. Was sich im Moment oder den ersten drei vier Tagen gut anfühlt oder anhört (der unverdorbene Zuhörer urteilt da weit besser als der Bläser selbst), ist womöglich gar keine Lösung oder Verbesserung, da sich die Muskulatur noch überhaupt nicht auf die neuen Gegebenheiten eingestellt hat. Das erfolgt erst nach zwei, drei oder vier Wochen. Das "neue" Mundstück muß "in etwa" im Typ und Größe passen. Danach kommt nur folgerichtige Arbeit des Bläsers. "Kaufen - und geht schon !", nitschewo, liebe Freunde. Das funktioniert nicht. Man hört nur, ob der Ton z.B. freier klingt als beim Vorgängergerät. Dann muß echt gearbeitet werden. Wie das funktioniert, habe ich deutlich und ausführlich genug beschrieben.
Im Prinzip sollte das Mundstück
trichterförmig, eventuell mit ganz leicht nach innen gewölbter Wand sein, eine Borung von 4,5 - 4,7 mm aufweisen (5mm kommt erst bei den ganz Fortgeschrittenen), einen relativ schmalen Rand mit weicher Innenkante besitzen. Versilberung ist auch gut, da es eine Nickelallergie, die durch das Messing ausgelöst werden kann, ziemlich verhindert. Sollte das Mundstück noch eine Rückbohrung aufweisen, wäre das auch von Vorteil.
Anschließend muß man einfach mit diesem Mundstück leben und sich durch vernünftiges Training anpassen.
Und: es wäre alles weitaus einfacher, wenn die jungen Bläser erst einmal auf dem F-Horn bzw. auf der F-Seite des Doppelhorns arbeiten würden, bis sie den gesamten Umfang des Instrumentes beherrschen. Dabei darf aber die Pflege des B-Horns auch nicht zu kurz kommen. Zur Auflockerung des Arbeitspensums gibt es genügend kurze melodiöse Stücke, auch anscheinend kitschige Stücke, die Abwechsluing bringen und gleichzeitig zur Stilbildung beitragen. Da verweise ich auf die kleinen Stücke von Eichborn oder die Sammlung im Bd. III. der Schantl-Schule. Diese Stücke sind vielen fälschlicherseits vom Trend angehauchten Lehrern zu einfach, doch stürzen diese Lehrer selbst beim Vorblasen oft über die einfachsten Phrasen. Schantl hat in seinen Stückchen all das eingebaut, was in Hornstimmen immer wieder vorkommt. So lernt man gleichzeitig das Antizipieren" (Vorausempfinden). Es müssen nicht immer Mittelsätze aus Mozartkonzerten herhalten. Es gibt eine Vielzahl von hübschen und nicht schweren, eher leichten Solostückerln, die sich auch bei einem Vortragsabend der Klasse oderbei einem Fest der allgemeinbildenden Schulen von den (noch) Kindern vortragen lassen. So geht es dann Schritt für Schritt weiter nach oben.
Kehren wir Hornisten und besonders die Hornlehrer besser doch wieder zu den Wurzeln zurück, als unablässig nur "g´scheit nichtssagend daherzureden".
Noch etwas: Spaß beim Musizieren, das alte Thema. Auch Leistung mit guter Vorbereitung macht Spaß. Der Spaß wird auch nicht dadurch erzeugt, daß man gerade in Mode gekommene Popsongs irgendwie mehr oder weniger gräuslich mitspielt oder mitheult. Davon profitiert niemand. "Hänschen klein" oder "Alle meine Enten" ist selbst für die extrem jungen kleinen Hornschüler nicht zu gebrauchen. Ein kurzer einfacher Satz Bach oder Telemann kann da Wunder bewirken, auch wenn viele Eltern meinen könnten, Telemann wäre jemand vom Fernsehen. Der Musikunterricht an den allgemeinbildenden Schulen war ja in den hinter uns liegenden Jahrzehnten "unter aller Sau", als eben nur "Tschehsas Graisd, Supastah" das "Highlight" (=dengl.) des Musikunterrichtes bildete und in Gottesdiensten "Soul" und "Jazzbands" die Jugend in die Kirchen ziehen sollten. Das ging richtig in die Hose. Wer die Vielzahl von "Hallelujasendern" (Vorbilder der Gemeinden, die diese unserer Kultur doch etwas fremden Klänge in die Kirchen geholt haben) empfangen kann, und auch gelegentlich kurz angeschaut hat, hat doch (hoffentlich) sofort verstanden, daß es dabei nur um allgemeine Verdummung (absurde weltfremde Predigttexte !!!) und ums "große Geschäft" geht.
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