von Prof » Fr 15. Mai 2009, 11:30
Nochmals zu den Stimmungen:
Sind nicht in der Semiramis Ouverture (Sinfonia) alle vier Hörner in D ? Das bekannte Quartett doch immerhin. Das Weitere werde ich in den nächsten Tagen nachlesen.
Verdi: Don Carlo: Das bekannte Quartett verwendet in der Reihenfolge 1. - 4.Horn D, H, E, A-basso. Bei den unisono Stellen könnte man annehmen, Verdi wollte die schwächeren, da manipulierten (gedämpft, nicht gestopft) Töne durch entsprechende offene Töne auf dem Horn anderer Stimmung kaschieren. Das stimmt schon, aber nur für die unisono-Stellen. Das D-Horn h1 der ersten Stimme wird durch das H-Horn d2 und das A-basso-Horn e2 überdeckt, das a1 des D-Horns durch das c2 des H-Horns, das g1 des E-Horns und das d2 des A-basso-Horns; das schwächere fis1 im D-Horn im siebten Takt wird vom e1 des E-Horns kaschiert. Dann kommen sowieso neun Takte vierstimmig, wo es dann keine Kaschiermöglichkeit gibt. Im neunzehnten Takt deckt das e2 im E-Horn das fis2 des D-Horns (1.Hr.). Das war es aber dann schon. Bei diesem chromatischen Abstieg gibt es keine wie immer geartete Hilfe zur Sauberkeit. Auf Naturhörnern bleibt das ein Genudle. Außerdem wird Verdi nicht so unvernünftig gewesen sein, die im Quartett vorkommenden jeweils höchsten Naturtöne gerade im zweiten und vierten Horn zu verlangen. Da es 1867 bereits jede Menge von Ventilhörnern gab, mag es eine Konzession an die erzkonservativen Zustände in Paris gewesen sein, daß er beim Don Carlo die Hörner in einem Satz in vier verschiedenen Stimmungen einsetzte. Ich möchte das Produkt aber nicht gehört haben. Beim Druck blieb es dann so, wie es für Paris geschrieben wurde.
Die unterschiedlichen Stimmungen, meist paarweise eingesetzt, treffen eigentlich nur die ziemlich einfach gehaltenen "mmmtatah"-Stellen und verlangen kaum manipulierte Töne außer f2. Bei den meist kurzen Soli wird jeweils meist nur das erste Horn eingesetzt, allerdings in unterschiedlichen Transpositionen. Das in C (basso natürlich) stehende Vorspiel zum 2.Akt ist ebenfalls nur für das Solohorn. Es gibt da später im ersten Horn (in F) noch eine Stelle mit den Halbton-Vorschlägen. Diese dis2-Vorschläge vor dem e2 sind jedoch mit der rechten Hand ziemlich einfach. Im Verlauf der Stelle kommen noch f2 (leicht abgedeckt) und a1 (ebenfalls leicht abgedeckt) dazu.
Aida, Othello und Falstaff können in den "Begleitpartien" oft noch naturhornmäßig gespielt werden, verlangen aber in vielen Abschnitten eindeutig das Ventilhorn. Die frühen Werke Verdis werde ich, wie angekündigt, zusammen mit den Rossini-Partien in den nächsten Tagen durchsehen und mich dazu nochmals melden.