Schubert Oktett C-Horn transponieren

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Schubert Oktett C-Horn transponieren

Beitragvon dimitri » Mi 25. Feb 2015, 14:03

Hallo liebe Hornisten.
Da ich demnächst das Schubert Oktett spiele , habe ich ein Frage zur C-Horn Transposition im vierten Satz(Variationen).
In älteren Ausgaben wechselt in der Coda der Schlüssel mehrfach zwischen Violin- und Bassschlüssel.
In der neueren Urtext Ausgabe Bärenreiter nicht.
In den älteren Ausgaben ergibt sich dadurch zwangsläufig das tiefe notierte "c" als tiefstes Horn "g" zu spielen.
Nach der Urtextausgabe ist das nicht mehr so eindeutig, da der Bassschlüssel nur noch in den letzten Takten verwendet wird.
Beim Anhören verschiedener Aufnahmen musste ich feststellen, dass die Hornisten unterschiedliche Oktaven spielen.
Vlatkovic z.B. die höhere Version (zweittiefstes Horn "g") , andere aber das tiefste "g".
Wer hat da nun Recht und wie ist die Stelle zu lesen?

Viele Grüße

Dimitri
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Re: Schubert Oktett C-Horn transponieren

Beitragvon triangle » Mi 25. Feb 2015, 15:21

Geht es um die Stelle bei 44min 40sec ?
https://www.youtube.com/watch?v=ZwLry7SV8I4#t=44m40s

Andreas
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Re: Schubert Oktett C-Horn transponieren

Beitragvon dimitri » Do 26. Feb 2015, 06:45

Ja genau um diese Stelle.
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Re: Schubert Oktett C-Horn transponieren

Beitragvon Till » Do 26. Feb 2015, 15:29

Hallo Dimitri,

nachdem das im Bassschlüssel notierte c sich im 2. Zwischenraum befindet (Breitkopfausgabe) und damals sicher noch die alte Notation gegolten hat, nehme ich das am F-Horn das kleine g zu spielen ist.

Meint Till :D
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Re: Schubert Oktett C-Horn transponieren

Beitragvon dimitri » Do 26. Feb 2015, 19:02

Wäre ja dann dasselbe "g" wie beim notierten c' im Violinschlüssel.
Kann doch nicht sein , oder?
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Re: Schubert Oktett C-Horn transponieren

Beitragvon Till » Do 26. Feb 2015, 21:46

Hallo Dimitri,

ich denke, dass Vlatkovic das richtig spielt. Im Anhang ein Auszug aus der Hornschule von Oscar Franz. Bei Transposition einer Hornstimme in C gehts dann nur mehr eine Quart tiefer.

Gruß vom Till :D

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Re: Schubert Oktett C-Horn transponieren

Beitragvon herbstgetönter Hain » Sa 28. Feb 2015, 22:25

Ich denke, Vlatkovic spielt die Stelle eine Oktave zu hoch...
In vielen Ausgaben ist die Stelle im Baßschlüssel mit dem C notiert, also alte Notation; daraus ergibt sich selbst bei oktavierter Lesart in C-Basso
eben ein klingendes C. Die Notation mit dem c (im 2.Zwischenraum) ist demnach "neue" Notation, also wiederum klingend C.
Ein Blick in die Partitur zeigt: Vl.1 endet auf c', Vl.2 auf g, Vla. auf c und der Bass auf C, der höchste Ton, das c'' erklingt in der Klarinette,
darunter die Terz von Vlc. und Fagott. Zu dieser sehr dunklen Farbe liefert das Horn die (zugegebenermaßen wenig kommoden) C-Sechzehntel.
Ich kenne auch keine andere Aufnahme, in der das Horn klingend c spielt.

Viel leichter ist die Stelle mit dem Naturhorn zu bewältigen, alternativ geht auch 13 auf dem hoch-f-Horn sehr gut.
Auch ein ansteigendes C-Ventil kann hier sehr hilfreich sein.
herbstgetönter Hain
 
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Re: Schubert Oktett C-Horn transponieren

Beitragvon Villanella » Fr 6. Mär 2015, 23:41

Hallo,
ich lese schon seit einiger Zeit die interessanten Beiträge im Forum mit, glaube aber erst jetzt etwas Sinnvolles beitragen zu können...

Bei Notationsfragen ist es immer wichtig zu beachten, auf welche Quellen man sich stützt – das Oktett ist zu Schuberts Lebzeiten nie verlegt worden, so dass alle Druckausgaben postum ohne sein Zutun entstanden und keine verlässliche Argumentationsbasis darstellen, da man nie weiß, was die Verleger so alles geändert und "korrigiert" haben. Und selbst kritische Ausgaben von renommierten Urtext-Verlagen wie Bärenreiter sind vielleicht nicht immer für spezielle Hornfragen sensibilisiert...
Also, warum nicht direkt in Schuberts Autograph nachschauen, es liegt immerhin in Wien und dazu noch exzellent digitalisiert im Web - hier der Scan der besagten Seite (Schluss der Variationen):
http://www.digital.wienbibliothek.at/wb ... oom/432877

Man erkennt (sobald man die Partituranordnung durchschaut hat: oben hohe Streicher, dann Bläser, unten Vc+Kb; Horn ist also 3.System von unten), dass Schubert 11 Takte vor Schluss mitten im Takt den Schlüssel wechselt: nach einer 32tel c1 im Violinschlüssel folgen sieben ausnotierte 32tel c im Bassschlüssel. Warum in aller Welt hätte Schubert diesen Umstand betrieben, wenn es dieselbe klingende Note wäre? (Dann hätte er bequem mit den Faulenzern der Vortakte weiternotieren können.) Ungeachtet der theoretisch richtigen "historischen" Bassschlüssel-Notation (Quart nach oben statt Quint nach unten) zeigt die Schreibweise im Autograph für mich deutlich die intendierte Lage: eine Oktave tiefer. Vielleicht liegt es hier ganz profan am Platzmangel, dass Schubert die vielen Hilfslinien für ein Großes C nicht notieren wollte/konnte. Gerd Seifert in der von triangle oben genannten Aufnahme spielt es also m.E. richtig.
Interessant wäre es natürlich zu untersuchen, wie die Hornnotation in anderen Schubert-Autographen aussieht, v.a. in denen aus der gleichen Zeit, wie der Großen C-Dur-Symphonie. Auf geht's, Forum...!

Weitere interessante Details zur Entstehung und Werkgeschichte des Oktetts kann man übrigens hier nachlesen:
http://www.henle.de/de/detail/index.html?Titel=562
(Vorwort und Kritischer Bericht als PDF, und alle Noten zum Durchblättern)

Servus, Nella
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Re: Schubert Oktett C-Horn transponieren

Beitragvon oppitz » Sa 7. Mär 2015, 15:10

Das ist mal ein gelungener erster Beitrag!

Deine Erklärung macht absolut Sinn ("nach unten" im Baßschlüssel wegen Platzmangel), da danach ja sofort wieder Violinschlüssel mit dem kleinen g kommt.

Gruß - Oliver
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Re: Schubert Oktett C-Horn transponieren

Beitragvon Peter » Mo 9. Mär 2015, 12:21

Auf Grund der Obertonreihen und der zu Schuberts Zeiten üblichen Hornbassschlüsselschreibweise kann es nur das tiefe große G sein.
Manchen Hornisten fällt das sehr schwer (auf dem einfachen 4ventilgen B-Horn geht der Ton überhaupt nicht)
Der Ton wird dann halt oktaviert (wie z.B. Vlatkovic ) . Das tut der Musik keinen gravierenden Abbruch, aber das Oktett lebt von den Extremen und die originale tiefe Version klingt - so sie man spielen kann - wesentlich eindrucksvoller.
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