Hallo,
ich lese schon seit einiger Zeit die interessanten Beiträge im Forum mit, glaube aber erst jetzt etwas Sinnvolles beitragen zu können...
Bei Notationsfragen ist es immer wichtig zu beachten, auf welche Quellen man sich stützt – das Oktett ist zu Schuberts Lebzeiten nie verlegt worden, so dass alle Druckausgaben postum ohne sein Zutun entstanden und keine verlässliche Argumentationsbasis darstellen, da man nie weiß, was die Verleger so alles geändert und "korrigiert" haben. Und selbst kritische Ausgaben von renommierten Urtext-Verlagen wie Bärenreiter sind vielleicht nicht immer für spezielle Hornfragen sensibilisiert...
Also, warum nicht direkt in Schuberts Autograph nachschauen, es liegt immerhin in Wien und dazu noch exzellent digitalisiert im Web - hier der Scan der besagten Seite (Schluss der Variationen):
http://www.digital.wienbibliothek.at/wb ... oom/432877Man erkennt (sobald man die Partituranordnung durchschaut hat: oben hohe Streicher, dann Bläser, unten Vc+Kb; Horn ist also 3.System von unten), dass Schubert 11 Takte vor Schluss mitten im Takt den Schlüssel wechselt: nach einer 32tel c1 im Violinschlüssel folgen sieben ausnotierte 32tel c im Bassschlüssel. Warum in aller Welt hätte Schubert diesen Umstand betrieben, wenn es dieselbe klingende Note wäre? (Dann hätte er bequem mit den Faulenzern der Vortakte weiternotieren können.) Ungeachtet der theoretisch richtigen "historischen" Bassschlüssel-Notation (Quart nach oben statt Quint nach unten) zeigt die Schreibweise im Autograph für mich deutlich die intendierte Lage: eine Oktave tiefer. Vielleicht liegt es hier ganz profan am Platzmangel, dass Schubert die vielen Hilfslinien für ein Großes C nicht notieren wollte/konnte. Gerd Seifert in der von triangle oben genannten Aufnahme spielt es also m.E. richtig.
Interessant wäre es natürlich zu untersuchen, wie die Hornnotation in anderen Schubert-Autographen aussieht, v.a. in denen aus der gleichen Zeit, wie der Großen C-Dur-Symphonie. Auf geht's, Forum...!
Weitere interessante Details zur Entstehung und Werkgeschichte des Oktetts kann man übrigens hier nachlesen:
http://www.henle.de/de/detail/index.html?Titel=562(Vorwort und Kritischer Bericht als PDF, und alle Noten zum Durchblättern)
Servus, Nella