von Robert Leicht » So 19. Jun 2016, 11:31
Wie schon gesagt wurde: Die Alternative "Original" vs "originalgetreuer Nachbau" wird nur wenigen sich praktisch stellen. Aber davon abgesehen: Einer meiner Freunde, sehr verdient bekannter Virtuos, hat sich von seinem Lorenz-Horn gewissermaßen sicherheitshalber eine Kopie machen lassen - und spielt dann im Konzert doch lieber auf dem Original. Andererseits finden sich unter den erhaltenen historischen Originalen auch echte "Krücken". Es gibt halt unter den "Originalen" ebenso wie unter den "Kopisten" solche und solche... Im Übrigen: Was heißt schon "Original" - im Sinne von maßgeblich auch für heute - bei der Vielzahl von Bauformen, die man zB aus der Barockzeit findet. Barockhorn mit Aufsteckbögen - waren die Original oder hatte man damals nicht für jede Tonlage extra Hörner gebaut mit durchgehend konischem Rohrverlauf, wogegen selbst beste Barock-Hörner mit Aufsteckbögen eben doch jeweils einen Kompromiss darstellen? Und wenn man die Selbstdarstellungen vieler derer, die heute Kopien bauen, liest, hat man fast den Eindruck, jeder habe seine eigene Geschichte des 16. - 19. Jahrhunderts vorge- bzw. er-funden, auf die er als alleinseligmachend schwört. Am Ende: Lieber eine exzellente Kopie - gibt es, echt! habe sogar eine, Barock- wie Inventionshorn - als ein fragwürdiges Original.
Das fürs Erste herzlich
Robert Leicht