nachdem ich jetzt eine Frage habe, beende ich das mehrjährige ausschließliche Mitlesen, habe einen Account erstellt und schieße los:
Derzeit arbeite ich mit meiner Frau und einem Freund an dem oben genannten, leider relativ unbekannten Werk. Bei Youtube gibt es leider nur eine Live-Aufnahme, und die professionelle mit Radek Baborak ist nicht legal vollständig zu hören, ohne sich die CD zu kaufen. Auch die finde ich musikalisch nicht vollständig überzeugend und hätte unheimlich gern eine von Sarah Willis gehört, aber das ist unerheblich.
Die Frage, die wir nicht in der Lage waren, endgültig zu beantworten, ist: Hatte Czerny bei der Komposition ein Naturhorn im Kopf oder eines mit Ventilen? Und wenn letzteres, ist es eines der ersten dediziert für Ventile geschriebenen Stücke überhaupt? Ich selbst hatte noch nie ein Naturhorn in der Hand, kann mir aber schlecht vorstellen, dass das Stück mit einem zu spielen ist.
Laut Edition Silvertrust hat Czerny das Stück 1827 geschrieben, um es mit einem Freund und Landsmann Johann Janatka aufzuführen. Damit ist es ca. 40 Jahre älter als das von Brahms, welches definitiv für Naturhorn geschrieben wurde, und 3 Jahre jünger als die 9. Sinfonie von Beethoven, bei der offenbar eine Weile diskutiert wurde, ob das 4. Horn vielleicht für Ventilhorn geschrieben sei. Das wiener Pumpenventil war noch nicht erfunden, aber es gab definitiv bereits Ventilhörner anderer Bauart.
Konkret halte ich folgende Passagen für schwer bis unmöglich auf einem Naturhorn (alle Angaben in F, da es so notiert ist):
- Chromatische Legato-Passage abwärts von fis' bis a mit anschließendem Molldreiklang b-ges-es
- Tonleiter B-Dur, abwärts es'-B
- Chromatische, verzierte Bewegung rund um a mit anschließend wild durch Tonarten modulierten Dreiklängen
Persönlich wäre ich natürlich bei einem Großteil des Werkes aufgeschmissen, wenn ich es auf einem Naturhorn spielen sollte (Bin Laie), aber Menschen, die mit den Dingern umgehen können, haben mich schon einige Male sehr damit beeindruckt, was auf ihnen möglich ist, zB mit der grandiosen Aufnahme der reichaschen Trios durch die Deutschen Naturhorn Solisten, insofern lasse ich mich gern eines Besseren belehren.
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Und eine Bonusfrage am Rand: Das Hornkonzert von Franz Strauss ist auch für Ventilhorn geschrieben, richtig? Wobei ich dem noch eher glauben würde, für Naturhorn zu sein.