von Prof » Mo 10. Aug 2009, 06:55
Nun mal eine ganz dumme Frage: was sind denn digitale Mundstücke ???
Mein Mundstück (einziges Modell, einzige Weite, einzige Bohrung, einziger Rand, - die Außenform wurde aus Gründen der besseren Befestigung im Drehautomaten ein einziges Mal verändert, über 1300 Stück wurden verkauft) wird seit vielen Jahren von einem Zulieferer der Flugindustrie auf einem digital gesteuerten Vollautomaten hergestellt.z.B.
Natürlich habe ich auch versucht, superleichte Mundstücke aus Titan machen zu lassen. Diese superleichten Mundstücke (17 Gramm) erlauben einen wunderschönen weichen Klang, sind aber nur für die Kammermusik oder den Gebrauch im Kammerorchester geeignet, da (wahrscheinlich wegen des geringen Gewichtes) die Amplituden nicht stark genug entwickelt werden können. Die Ansprache ist wegen der Resonanzqualität des Materiales überragend schnell. Auch Silber wurde versucht. Silbermundstücke erlauben wie Titan einen sehr weichen Klang, dazu ein enormes Forte, das nicht weg bricht. Das Silbermundstück reagiert jedoch auf den Anstoß ziemlich verspätet, was dazu führt, daß man den Anstoß im selben Maß vorzieht. Im Endeffekt führt das dazu, daß man dann mit "normalen" Mundstücken immer minimal voraus ist
Und neue Rückbohrungen ? Dieser durch Unterdruck erzeugte Sog ist ja auch ein "alter Hut".
Wichtig ist auch nicht unbedingt die Außenschulter des Randes, sondern mehr die Innenschulter, die bei falscher Gestaltung und falscher Handhabung (starkes Drücken) schnell zu Verletzungen besonders im Bereich der Oberlippe führt. Ein "zu flacher Kessel bzw. Trichter" bewirkt zusammen mit einer engen Bohrung einen flachen Ton. Die fast einem Baßtrompetenmundstück gleichenden Riesendüsen sind aus klanglichen Gründen wohl auch nicht ideal.
Und zurück zum E.Schmid Mundstück:
Mir gefällt weder seine persönliche Haltung (z.B. sein stures Festhalten an seinen Angaben zur Biographie Leutgebs), noch seine Klangvorstellung. Ich muß aber anerkennen, daß er sein Handwerk wohl sehr gut versteht und aus seiner Herstellung Spitzenprodukte kommen. Das soll jetzt keine Werbung sein. Seine Mundstücke sind (aus seiner Sicht) wohl konstruiert, taugen aber bestens nur dazu, seine (Schmid) Klangvorstellungen durchzusetzen.
Es sollte nun jeder Hornist aller Kategorien ehrlich zu sich selbst sein und seinen eigenen Klang aus der Warte des Zuhörers beurteilen. Daran anschließend sollte an die Verbesserung gegangen werden. Es liegt nicht am Zehntel- oder Hundertstel Millimeter rauf oder runter, sondern nur am Bläser, vorausgesetzt, das Mundstück stimmt in etwa mit einem normalen Hornmundstück überein.
Viel wichtiger ist es, daß das Mundstück richtig ins Mundrohr paßt, d.h. weit genug hineingeht, u.z. so, daß der Schaft nur noch 5 - 6 mm herausragt. Es ist einfach nicht zu verstehen, warum sich die Hersteller hier in Europa nicht auf ein Einheitsmaß einigen können. Ja natürlich gibt es einen Grund dafür: jeder möchte seine eigenen Mundstücke mitverkaufen, Mundstücke, die anschließend in der Altmetallsammlung verschwinden. Wenn das Mundstück nämlich richtig tief genug im Mundrohr steckt - probiert das doch aus -, ändert sich das Intonationsverhalten dramatisch zum Besseren.