Zinkfraß

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Zinkfraß

Beitragvon hornveilchen » Do 9. Feb 2023, 18:49

Hallo in die Runde,
ich wollte fragen wie verbreitet Zinkfraß denn nun ist. Mein Cornford 23 hat seit der letzten Reinigung beim Instrumentenmacher zunehmend mehr rote Punkte verteilt über das Horn. Nicht viele, aber einige. Ist das
normal nach 10 Jahren ? Kann es mit der Reinigung (es wurde sicher auch entkalkt) zusammenhängen ? Ich
hoffe nicht.
Ich vermisse wirklich Innovation bei den Herstellern. Die Ventile sind nur noch eine Plage und bedürfen
mindestens einer jährlichen Entkalkung, dauernd muss geölt werden, die Züge mit Zugfett bearbeitet
werden (das natürlich nicht in die Maschine gelangen darf), Messing/Bronze offenbar nicht so recht haltbar und schwer ohne Materialveränderungen entkalkbar, eben Materialien aus der Bronzezeit :lol:
Selbst meine Espressomaschine hat inzwischen Edelstahlboiler.
Ich übertreibe vielleicht etwas.
Kann ich jetzt nur zusehen wie das Horn aufgefressen wird ? :lol:
Danke, und herzliche Grüße

Ich guckte mir gerade mal so eine Fraßstelle von innen an. Es sah eigentlich unauffällig aus, aber das hat wohl nicht viel zu bedeuten. Im Moment sieht es eher so aus als ob es nur außen ist, aber das täuscht vermutlich. Ob ein Entfernen des Lacks vielleicht besser wäre ? Ich hätte damit keine Probleme. (Jungwirth schreibt auf seiner Homepage dass die Lackierung dem ZInkfraß wohl eher helfen würde).
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Re: Zinkfraß

Beitragvon Günther » Fr 10. Feb 2023, 19:39

Hallo Hornveilchen!

Ich hatte einmal ein lackiertes Horn über 20 Jahre in Verwendung. Der Lack bekam natürlich im Lauf Zeit feine Risse, welchen ich keine Beachtung schenkte. Eines Tages entschied ich mich fürs Entlackieren. Ich war erstaunt, welch tiefe Kanäle sich im Messing unterhalb dieser Lackrisse gebildet hatten. Insofern hat Herr Jungwirth eindeutig recht.
Noch eine Bemerkung zum Instrumentengebrauch: Entwässert wird mein Horn nicht nur unmittelbar nach dem Spiel, sondern auch ein zweites Mal zu einem späteren Zeitpunkt. In den Koffer kommt das Instrument nur zum Transport. Ich denke, dass diese Maßnahmen für den Erhalt des Horns sinnvoll sind.

Vielleicht wäre es in Deinem Fall angebracht, das zu Entlacken und aufzupolieren. Damit vermeidest Du Probleme mit der Feuchtigkeit innerhalb von Haarrissen der Lackierung.
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Re: Zinkfraß

Beitragvon hornveilchen » Fr 10. Feb 2023, 20:29

Hallo Günther,
die Idee hatte ich auch schon. Kann es sein dass beim Entkalken durch Haarrisse im Lack Säure von außen
auf das Messing einwirkt ? Denkbar wäre es ja, wohl nur durch genauere Inspektion von innen zu verifizieren.
Ich weiß auch nicht so recht, der Lack sollte vielleicht doch lieber runter.
Danke,
und schönen Abend.

Günther hat geschrieben:Hallo Hornveilchen!

Ich hatte einmal ein lackiertes Horn über 20 Jahre in Verwendung. Der Lack bekam natürlich im Lauf Zeit feine Risse, welchen ich keine Beachtung schenkte. Eines Tages entschied ich mich fürs Entlackieren. Ich war erstaunt, welch tiefe Kanäle sich im Messing unterhalb dieser Lackrisse gebildet hatten. Insofern hat Herr Jungwirth eindeutig recht.
Noch eine Bemerkung zum Instrumentengebrauch: Entwässert wird mein Horn nicht nur unmittelbar nach dem Spiel, sondern auch ein zweites Mal zu einem späteren Zeitpunkt. In den Koffer kommt das Instrument nur zum Transport. Ich denke, dass diese Maßnahmen für den Erhalt des Horns sinnvoll sind.

Vielleicht wäre es in Deinem Fall angebracht, das zu Entlacken und aufzupolieren. Damit vermeidest Du Probleme mit der Feuchtigkeit innerhalb von Haarrissen der Lackierung.
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Re: Zinkfraß

Beitragvon Günther » Sa 11. Feb 2023, 09:47

Hallo Hornveilchen,

ob es jetzt das Entkalkungsmittel oder der Handschweiß in den Haarrissen ist, ist letztendlich egal. Durch die Kappilarwirkung verbleibt jede Flüssigkeit darin. Daher ist die regelmäßige Lackpflege kein unnötiges Unterfangen. Ich bin mir relativ sicher, dass wenn sich unter dem Lack eine Blüte zeigt, dass das Instrument zumeist nicht von innen heraus korrodiert ist.

Zum Thema Entkalken: Wie sollte der Lack in das Instrument gelangen? Eigentlich nur durch Spülungen mit (hartem) Leitungswasser. Ich hatte selbst einmal die Idee diese Ablagerungen mit einem kräftigen Entkalker zu entfernen. Es war keine gute Idee! Reste des Entkalkers verblieben an den Übergangsstellen, wo die Rohre miteinander verlötet waren. Der Entkalker war so aggressiv gegen das Lot, das manche dieser Lötstellen aufgingen. Zum Glück war es einfach zu reparieren. Einen guten Tipp bekam ich von Andreas Leeb von der Fa. Jungwirth. Einfach mit destilliertem Wasser arbeiten. Dieses nimmt ebenfalls Kalk und Anderes auf und ist bedenkenlos anzuwenden.
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Re: Zinkfraß

Beitragvon Waldviertel » Sa 11. Feb 2023, 15:25

Hallo Hornveilchen!
"Zinkfraß" oder "Zinkpest" entsteht am ehesten bei schlechten Messinglegierungen.
Das schließe ich bei einem Cornford eher aus.
Erste Frage: Wie wird das Horn nach Gebrauch gelagert? Koffer, Etui oder "an der frischen Luft"?
Günther hat ja schon auf diesen wichtigen Aspekt hingewiesen.
Wenn ich lese, "Die Ventile sind nur noch eine Plage und bedürfen
mindestens einer jährlichen Entkalkung..." so denke ich mir: "Ui, do hots wos!"
Kalk ist das ja wohl nicht, da müsste dauernd Leitungswasser durchrinnen, erhitzt werden oder verdunsten.
Es ist meistens organischer Rückstand. Siehe auch hier:
viewtopic.php?f=4&t=782#p10476
Wir blasen leider nicht "Wasser" in unser Instrument, sondern eine organische Mischung aus Speichel, leider oft auch Speiseresten und verschiedenen Säuren, und das sollte immer wieder mal rausgewaschen werden.
Wassergläser stellen wir ja auch nach Gebrauch in den Geschirrspüler und verwenden sie nicht wochenlang.
Scharfe Chemie lasse ich an mein Instrument gar nicht. Dafür scheint mir Messing zu empfindlich zu sein.
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Re: Zinkfraß

Beitragvon hornveilchen » Sa 11. Feb 2023, 15:39

Hier sind ein paar Bilder (google drive, mir ist das Bilder einfügen hier im Forum zu kompliziert)

https://drive.google.com/file/d/1vlCHjA ... sp=sharing

Das komische ist, die kupferfarbenen Stellen sind auch an der Maschine, dort wo der Lack ziemlich
zerkratzt ist. Und die anderen Stellen sind eher trockene Bereiche. Das Horn liegt auch 99.9% der
Zeit offen herum und nicht im Koffer. Handschweiß scheidet aus, ich wische es immer mit 2-Propanol
ab. Und vor einem Urlaub wird es vorher kurz mit destilliertem Wasser gespült (manchmal auch Volvic).

Wäre ja sehr beruhigend wenn es in diesem Fall nur außen ist.

Gespielt wird immer nur mit super-geputzten Zähnen :) Ohne Ausnahme. Ich glaube es ist wirklich nur eine
Kalkschicht auf den Rotoren. Ich war schon fast so weit bei Meinlschmidt diese "Schmierrille" anbringen zu
lassen, habe das dann aber verworfen.

Waldviertel hat geschrieben:Hallo Hornveilchen!
"Zinkfraß" oder "Zinkpest" entsteht am ehesten bei schlechten Messinglegierungen.
Das schließe ich bei einem Cornford eher aus.
Erste Frage: Wie wird das Horn nach Gebrauch gelagert? Koffer, Etui oder "an der frischen Luft"?
Günther hat ja schon auf diesen wichtigen Aspekt hingewiesen.
Wenn ich lese, "Die Ventile sind nur noch eine Plage und bedürfen
mindestens einer jährlichen Entkalkung..." so denke ich mir: "Ui, do hots wos!"
Kalk ist das ja wohl nicht, da müsste dauernd Leitungswasser durchrinnen, erhitzt werden oder verdunsten.
Es ist meistens organischer Rückstand. Siehe auch hier:
https://www.wienerhorn.com/forum/viewto ... 782#p10476
Wir blasen leider nicht "Wasser" in unser Instrument, sondern eine organische Mischung aus Speichel, leider oft auch Speiseresten und verschiedenen Säuren, und das sollte immer wieder mal rausgewaschen werden.
Wassergläser stellen wir ja auch nach Gebrauch in den Geschirrspüler und verwenden sie nicht wochenlang.
Scharfe Chemie lasse ich an mein Instrument gar nicht. Dafür scheint mir Messing zu empfindlich zu sein.
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Re: Zinkfraß

Beitragvon Erich » Sa 11. Feb 2023, 18:59

2 Propanol könnte schädlich für den Lack sein, da es sich um ein Desinfektions- und Lösungsmittel auf Alkoholbasis handelt. Ich hatte in der Coronazeit einen Lachschaden an meinem Auto, weil ich eine Stelle mit frisch desinfizierten Händen berührt hatte. Ich bin allerdings kein Experte in Chemie.
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Re: Zinkfraß

Beitragvon hornveilchen » Sa 11. Feb 2023, 20:19

Keine Ahnung ob das zutrifft. Ich mache das ja schon seit 10 Jahren so und der Lack sieht rein äußerlich noch top aus.
Wie auch immer, der Weg wird wohl zum Instrumentmacher führen werden. Ohne Lack wird das Horn auch viel leichter ? :lol:

Erich hat geschrieben:2 Propanol könnte schädlich für den Lack sein, da es sich um ein Desinfektions- und Lösungsmittel auf Alkoholbasis handelt. Ich hatte in der Coronazeit einen Lachschaden an meinem Auto, weil ich eine Stelle mit frisch desinfizierten Händen berührt hatte. Ich bin allerdings kein Experte in Chemie.
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Re: Zinkfraß

Beitragvon Günther » So 12. Feb 2023, 20:58

Hallo Hornveilchen,

ich habe mir deine Bilder angesehen, und denke, dass die Lackierung viele sehr kleine Löcher auf dem Foto zeigt. Du kannst ja vorerst nur den Stimmzug entlackieren und versuchen den Fleck weg zu polieren. Wenn er kleiner wird oder ganz verschwindet, dann ist er von außen verursacht. Dann heißt es für das Horn Lack weg, neu lackieren oder im Lauf der Zeit eine schöne Patina erwerben.

PXL_20230211_141150309.jpg
PXL_20230211_141150309.jpg (754.68 KiB) 6443-mal betrachtet


Alles Gute!
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Re: Zinkfraß

Beitragvon a.r.cor » So 12. Feb 2023, 23:23

Hallo Hornveilchen,

habe eine andere Theorie:
Meines Wissens entsteht der sogenannte Zinkfraß bei Messing-Rohren von innen nach außen; das hieße, daß eine Lackierung keine Rolle spielt.
Der Spieler bzw. dessen Speichel ist die Ursache für die chemische Veränderung/Oxidation.
Eine häufige Reinigung (Durchspülen des Instruments) könnte daher den Prozess verlangsamen.
Angeblich sind antike Instrumente viel seltener betroffen, da die Legierung nicht so rein war wie bei aktuellem Rohrmaterial. Damals waren verschiedenste andere Stoffe noch enthalten, die zufälligerweise das Messing haltbarer machten.
Goldmessing ist ebenfalls fast nie von Zinkfraß betroffen; daher wird es oft bei Mundrohren eingesetzt.
In den USA ölen manche Hornisten regelmäßig ihr Instrument von innen; einige Öltropfen werden also vor dem Spielen ins Mundrohr gegeben. Möchte diese Methode selbst nicht ausprobieren, da ja beim Entleeren des Kondenswassers das Öl wieder größtenteils heraustritt. Als Schutz von innen aber dennoch eine Möglichkeit.

Viele Grüße
Achim
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