von Martin2 » Sa 7. Nov 2009, 11:32
In diesem Forum ist schon viel über die Bedeutung des Mundstückes geschrieben worden - im alten Forum ebenso (leider nur sehr schlecht lesbar). Ein bischen durchsuchen hilft.
Dem, was Peter geschrieben hat, kann man nur zustimmen! Besonders das B-Horn klingt mit einem trichterförmigen Mundstück und großer Bohrung (Wiener oder amerikanische Bauart) wesentlich besser, als das mit einem deutschen Modell (bauchig mit kleiner Bohrung) der Fall wäre.
Gute Mundstücke sind so konstruiert, daß die einzelnen Segmente (Randform, Tricherform und-tiefe, Seele und Rückbohrung) exakt aufeinander abgestimmt sind. Ein Absägen oder Aufbohren ruiniert also definitiv jedes Mundstück!
Ob ein Mundstück zum Horn und zum Spieler paßt, läßt sich recht einfach herausfinden:
Rand:
Die Randform sollte sich bequem anfühlen, Bindungen sollten leicht von den Lippen gehen. Der von Peter angesprochene "Kölner Rand" (Profil halbrund) eignet sich keinesfalls für Anfänger, da er keinen Halt bietet.
Ist die Tiefe schlecht erreichbar oder hat der Bläser etwas dickere Lippen, sollte der Durchmesser eher größer denn zu klein ausfallen.
Trichter (einen "Kessel" haben nur Trompeten- und Posaunenmundstücke):
Die TrichterFORM hat einen wesentlichen Einfluß auf den Klang, die TricherTIEFE auf Klang und Intonation.
Wird der Trichter vertieft, alle anderen Maße aber beibehalten, geht die Intonation aller Töne nach oben.
Verkürzt man den Trichter, wird das hohe Register tiefer, das tiefe Register höher. (Also genau andersherum, als viele Leute glauben!)
Bohrung (Seele):
Vergrößert man die Bohrung und läßt alle anderen Maße unangetastet, wird die Intonation im Gesamten erhöht. (Ist die Seele aber zu groß gebohrt, wird der Ton dünn und flatterhaft.) Ist die Bohrung zu klein, stimmt die Intonation weder im hohen noch im tiefen Register. Zudem fließt die Luft nicht mehr ins Horn, man muß sie - wie bei der Trompete - schon hineinpressen.
Rückbohrung:
Die Rückbohrung wird natürlich den anderen Segmenten des Mundstückes angepaßt. Ist die Rückbohrung zu weit, benötigt man zuviel Luft im hohen Register und ein gestütztes piano wird schwierig. Ist die Rückbohrung zu eng, spricht die Tiefe schlecht an und man benötigt mehr Druck beim Blasen. Die Form der Rückbohrung entscheidet ebenfalls über Intonation, Widerstand, Klang und Zentrierung der Töne. Aber hier hat jeder Mundstückhersteller seine eigene Philosophie und "Geheimnisse". Es gibt rein konische, zylindrische und parabolische Rückbohrungen oder eine Mischung der einzelnen Möglichkeiten.
Ein gutes Mundstück produziert gut stimmende Oktaven (z.B. c, c1, c2) ohne daß man viel korrigieren müßte. Doch Achtung: Die konische Bauart des Horns oder ein schlechter Ansatz vereiteln oft diese Stimmigkeit!
Ein eher mittelmäßiges Horn kann durch ein sorgfältig ausgewähltes Mundstück wesentlich aufgewertet werden. Moderne Hörner stimmen mit alten Mundstücken meist schlecht. Ergo: Die Mensur des Mundstückes und die des Horns müssen harmonieren.
Anhand der sehr logisch aufgebauten Mundstückserie bei Klier (jk-klier.de) läßt sich das oben Gesagte gut demonstrieren:
Die Mundstücke der "Excluisiv" Serie sind unterteilt in K = (vermutlich) klassich = konischer Trichter und M = (vermutlich) modern = bauchig (besser: tailliert).
Alle Mundstücke sind als K oder M Modell erhältlich.
Zudem gibt es drei Weiten bei der Rückbohrung:
Ohne Bezeichnung ist die engste Rückbohrung, die einen sehr gut zentrierten Ton erlaubt, der auch "kernig" klingt.
A1 bezeichnet eine etwas weitere Rückbohrung und A2 eine noch weitere Rückbohrung, die besonders das tiefe Register unterstützt.
Das Problem bei der Mundstückauswahl:
Niemand kann einem hier wirklich helfen, denn jeder Bläser spielt anders, selbst wenn Horn und Mundstück identisch sind. D.h.: Wenn ich auf Horn A mit Mundstück B gut zurechtkomme, muß das bei einem anderen Bläser nicht der Fall sein. Besonders "bescheuert" (anders kann man das nicht ausdrücken) sind die Versuche der Industrie, durch irreführende Werbung dem Kunden Glauben zu machen, daß er besser spiele, wenn er das Mundstück eines berühmten Hornisten verwende. Erstens hat der andere Lippen und ein anderes Blasverhalten, zweitens ein anderes Horn und drittens bekommter jede Menge Geld dafür, daß er seinen guten Namen für die Werbung verscherbelt. Ob er tatsächlich auf dem vom ihm angepriesenen Mudstück spielt, sei dahin gestellt.
Ich hoffe, daß diese kleine Exkursion ein bischen helfen konnte. Der beste Weg ist jedoch, eine guten Mundstückbauer aufzusuchen.