"Training" mit dem Horn

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"Training" mit dem Horn

Beitragvon david » Di 10. Nov 2009, 20:40

Eigentlich mag ich den Begriff "Training" für das Üben eigentlich nicht so gerne, aber es wird ja sehr oft mit dem Training für Sportler verglichen oder gar gleichgesetzt.
Beate schrieb
Ganz wichtig: uns hat man früher immer beigebracht, viele sinnvolle Pausen beim Üben einzubauen, damit der Ansatz sich regenerieren kann.


Vor einiger Zeit habe ich im Spiegel (den ich momentan nicht finde) von einer Studie gelesen, die besagt, dass durch konstantes und sehr intensives Training schneller der gewünschte Effekt (v. a. Kraft) eintritt.
Dabei wurden Probanden in zwei Gruppen eingeteilt: einmal eine mit langsam und ausdauernden Training und einmal eine mit intensiven, kürzeren Training (ohne Pausen). Dabei würden sich die Muskeln dann lernen, sich schneller zu regenerieren.
Der Zeitaufwand bei den Probanden mit kurzem Training war viel geringer und das Resultat gleich oder besser.

Meine Frage wäre jetzt, ob man vielleicht diese Erkenntnis auf das „Horntraining“ anwenden könnte.
Ich freue mich auf eure Meinungen und "Erkenntnisse"!
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Re: "Training" mit dem Horn

Beitragvon Martin2 » Di 10. Nov 2009, 21:24

"Mädt Gewalt hifft mo en Gääß hännerömm.." (Mit Gewalt hebt man eine Geiß (Ziege) hintenrum),
so lautet bei uns ein Sprichwort. D.h.: Mit Gewalt hat man noch nie etwas erreicht. Es mag ja sein, daß die Studie des "Spiegel" recht hat. Zumindest im Moment. Die Langzeitfolgen solcher Gewaltaktionen aber hat der Artikelschreiber wohl nicht recherchiert? Im Bezug aufs Horn hieße das "intensiv Training": Der Anfänger übe bitte jeden Tag fünf Stunden ohne Pause und schon nach einem halben Jahr kann er jeden gestandenen Hornisten in Grund und Boden blasen. (?)
Üben, bis die Lippen blutig und "in Fetzen" herunterhängen? Na denn: Viel Spaß beim "intensiv Training".
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Re: "Training" mit dem Horn

Beitragvon Peter » Mi 11. Nov 2009, 01:11

"Training" ist vielleicht ein Wort, was man mehr im Sport benutzt. Aber ganz abwegig ist es nicht.
Natürlich sind die meisten Sporttechniken nicht beim M u s i z i e r e n zu gebrauchen, denn Sport ist - so gesund und gut er auch sein mag - ein Wettkampf. Wer oder welche Mannschaft gewinnt? Musik hat eindeutig anderen und höheren sozialen Rang: Wir/ich spielen (gemeinsam) für Dich/Euch!
Nur, um diesem Ideal zu entsprechen, muss man vorher g e ü b t haben.

Üben sollte - vor allem Anfängern, Kindern Spaß machen; das ist eine der vornehmsten Aufgaben der Lehrer!

Aber wenn es zur Sache geht - wenn man ein hohes Niveau erreichen will - gar Berufsmusiker werden will, dann ist das doch harte Arbeit. Dann muss man sich selber Dinge zu muten, die heute zu Tage gar nicht immer modern sind, wie Selbstdisziplin, physische und mentale Ausdauer, Regelmäßigkeit Konzentration usw. fast einen gewissen Fanatismus.

Das Üben zerfällt in zwei Teile:
1. Teil nenne ich Studieren.
Hier wird das zu spielend Stück genau analysiert. Man macht sich die Tonhöhen, die zeitliche Komponente (Rhythmus, Metrum), die Artikulation und die Dynamik klar, Man überlegt, wo man atmet, man überlegt welche Griffe man benutzen will, man singt die Musik usw.

erst dann der
2. Teil; diesen nenne ich Einprägungsphase.
Hier wiederhole ich langsam und immer wieder und immer schneller und noch einmal mit großer Konzentration das Einstudierte, bis mein Lippen- und Fingergedächtnis die Arbeit übernehmen kann. Mein Kopf kann nämlich nicht so schnell denken und kontrollieren, wie ich spielen muss.

Den größten Fehler, den ich in dieser Phase machen kann, ist, wenn ich an dem Einstudierten zweifele - doch ein anderer Finger, doch woanders atmen?
Das zerstört sofort die errungenen Ergebnisse der oben beschriebenen "Selbstdressur".
Natürlich hat Martin 2 recht. Gewalt bringt da gar nichts und ein Zuviel ist sehr destruktiv - aber ein Zuwenig bringt mich nicht weiter.
Hier ist es der Lehrer, der mit seinem Schüler diesen schmalen Grad zwischen zu viel und zu wenig finden muss
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Re: "Training" mit dem Horn

Beitragvon Prof » Mi 11. Nov 2009, 08:16

Lieber Peter ! Herzlich wieder willkommen hier im Forum. Darf ich zu Deinen Anregungen noch etwas beitragen, was sich auch mit Martin2´s Bemerkungen deckt. (Er hat vielleicht die Spiegel-Sache zu wörtlich genommen oder nicht auf uns umgemünzt.)

Weniger ist oft mehr. Ganz klar. Wenn ich "mit Hirn" übe, erreiche ich in kurzer Zeit wesentlich mehr, d.h. es geht hier um die "Gehirnmuskeln", banal gesprochen. Es darf nicht immer wieder das, was man ja schon kann, aufgekocht, durchgewalkt und nochmal aufgekocht bis zur Ablehnung sein. Man muß das Üben auf die Dinge beziehen, die eben noch nicht so gut funktionieren. Rein mechanisches Wiederholen des schon gekonnten bringt nichts, rein gar nichts. Mit Hirn üben spart Energie und Lippenkraft. Die Lippenkraft wird aber durch die tägliche Arbeit aufgebaut. Das ist wie bei Sportlern. Schwimmen mit Gewichten an den Beinen, Finger extrem strecken und dann mit diesen Fingern imaginäre schwere Lasten heranziehen (probiert es aus. Spätestens bei der 50.Wiederholung fällt Euch der Arm ab. Also lockern und nochmals. - Ich hab das beim Fechten gemacht. Und das muß eben aufs Hornblasen übertragen werden, z.B. als Grimassen. Aber bitte nicht beim Horn-Blasen, sondern im Bad, im Auto, im Bett, usw. ). Wie wäre es denn, wenn man die schwingende Sehne (physikalisch gesprochen) statt durch extremes Spannen durch Verkürzen (und Verdicken) zum schnelleren Schwingen und resultierendem höheren (Natur)-ton bringen würde. Dabei tritt dann gleichzeitig der abpolsternde Kisseneffekt ein. Mir kommt vor, viele Beiträge puncto Lippentraining wollen nur erreichen, daß stärkere Spannung (und Mundstückdruck) ausgehalten werden. Farkas beschreibt doch ziemlich gut den Einsatz des Ringmuskels, also des ganzen Muskelapparates um die zentrale Gesichtsöffnung, die man als Mund bezeichnet. Lest doch nach.

Peter hat bisher hervorragende Anregungen gegeben. Trotzdem kommen immer wieder die gleichen Fragen. Es ist oft so, daß man sich vorkommt, als ob man in den Weltraum hinausredet , ........ und niemand hört zu. Alles schläft ..... Martin2, Peter und Freunde ! Es geht Euch doch auch so ? ABER WIR GEBEN NICHT AUF !!!
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Re: "Training" mit dem Horn

Beitragvon Martin2 » Mi 11. Nov 2009, 16:37

@ Prof:

Da muß ich Dir allerdings zustimmen! Man kann sich den Mund bei den Schülern fusselig reden. Doch kaum fällt die Tür hinter ihnen ins Schloß, ist alles vergessen und sie machen grad das Gegenteil! In der nächsten Übungsstunde heißt es dann: "Da hast Du mir nix von gesagt..." Wenn ich all die Merkzettel in Rechnung stellen würde, reichte mir auch eine Halbtagsstelle. Interessanterweise hat man diese Probleme aber nur mit Schülern im pubertären Alter. Liegt wahrscheinlich an der allgemein in diesen Jahren vorherrschenden Aufmüpfigkeit. Mit Kindern bis 12 Jahre oder gar erwachsenen Schülern hingegen gibts nie Probleme.

Zum Spiegel- Artikel:
Unser Nachbar ist Triathlet. Ihm habe ich davon erzählt und er hat sich den Artikel im Internet angesehen. Kommentar: "Der Typ, der das geschrieben hat, muß völlig bescheuert sein! Kein ernsthafter Sportler würde derart vorgehen!"

Bezogen aufs Hornüben:
Lieber eine halbe Stunde täglich ernsthaft und konzentriert üben (nach Methode!), als eine Stunde sinnlos rumgeblasen.
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Re: "Training" mit dem Horn

Beitragvon david » So 15. Nov 2009, 18:37

Vielen Dank für eure Antworten.

Dass diese Methode für Anfänger nicht geeignet ist, dürfte klar sein. Ich dachte viel mehr an den fortgeschrittenen Bläser, denn ab einem gewissen Punkt wird das Üben zum Training, so wie Peter es bereits gesagt hat (Übrigens finde ich deine Gliederung vom Üben sehr interessant!).

Es kommt dann zum Training, und der springende Punkt ist nicht, fünf Stunden am Tag zu üben und jeden Star in den Boden zu blasen, sonderen die Zeit, die man hat, am Besten auszunützen. Wenn ich also z.B. in zwei Stunden mit mehreren Pausen bedeutend weniger schaffe, als in einer Stunde ohne Pause...?

Das also zum technischen Aspekt. Sobald es zur Musik geht, da stimmen wir sicher überein, sieht die Sache ganz anders aus.

An Martin2: ich bin kein ernsthafter Sportler, wenn ich Sport betreibe, dann aus Wohlgefallen an dem Sport. Doch dass manche Profi-Sportler viel mehr als das täten, ist doch klar - sieh dir mal die vielen Doping-Fälle an. Und das schadet nicht nur der Freude am Sport sondern auch dem Körper!

#Bearbeitung: Vielen Dank für die Information, ich habe wohl zu schnell geschrieben. Allerdings glaube ich, dass der Inhalt auch mit den alten Fehlern erkennbar war.
Zuletzt geändert von david am Mo 16. Nov 2009, 16:11, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: "Training" mit dem Horn

Beitragvon Prof » So 15. Nov 2009, 22:08

Lieber David !

Sieh Dir doch bitte Deine letzte Post an und lies Deine Sätze einmal genau durch. Du wirst dann sicher bemerken, daß das doch ziemlich wirr ist. Denke darüber nach, lösche dann Deinen Beitrag und formuliere ihn neu: Subject - Verb - Objekt. Und vergiß nicht so viele Buchstaben. Nicht alle Leser sind Hellseher. Wenn Du schon an das Forum schreibst, bist Du es Dir selbst schuldig, zumindest ordentliche Sätze zu formulieren. Von der Rechtschreibung möchte ich gar nicht reden. Außerdem solltest Du daran denken, daß hier nicht nur Schüler und halbe Kinder am Werk sind, sondern auch gestandene Berufshornisten, Professoren, Hornlehrer usw. Wenn Du von denen was lernen willst, mußt Du ihnen dadurch eine Minimalachtung zeigen, daß Du ordentlich schreibst. Die Zeit mußt Du Dir einfach nehmen. Du machst Dir die Sache einfach zu leicht, um nicht zu sagen EINFACH SCHLAMPIG. Wenn das beim Üben auch so sein sollte, halleluja ! Wenn Du Deinen Beitrag überarbeitet hast, werde ich auch diesen Beitrag wieder entfernen. Versprochen.
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