Sind Schallbecher austauschbar?

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Sind Schallbecher austauschbar?

Beitragvon Apistogramma » Mo 30. Nov 2009, 12:46

Liebe Horngemeinde!

Bei meinem 10 Jahre alten 103er mit festem Schallstück ist das Material dort, wo die rechte Hand in den Schallbecher greift, schon recht angegriffen. Es sind schon richtige Kerben eingefressen.

Nun meinet man bei Alexander, ich sollte mich auf Dauer mit einem neuen Schallstück anfreunden, oder es abschraubbar machen lassen und dann nur einen neunen Becher zu nehmen.

Der Gedanke es abschraubbar machen zu lassen, gefällt mir ganz gut.

Nun habe ich auch schon die große Auswahl an verschiedenen Schallstücken bei Engelbert Schmid ausprobiert und war von dem handgehämmerten mit leichtem Neusilberkranz sehr angetan – natürlich auf einem Schmid Horn probiert.

Meine Frage:
Passt ein Schallstück von Engelbert Schmid auf ein Gewinde von Alexander? Haben die dasselbe Gewinde? Und wie ist es mit anderen Herstellern - Ricco Kühn, Cornford oder andren?

Irgendwo hatte ich auch einmal gelesen, welches Gewinde Alexander verwendet – war es M80 x ??
Würde mich freuen, wenn ich eine Antwort bekäme.
Vielen Dank.

Gruß
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Re: Sind Schallbecher austauschbar?

Beitragvon Hödlmoser » Mo 30. Nov 2009, 14:31

Ich würde mir einfach einen Flicken darauf löten lassen.
Ein neuer Becher verändert das Horn. Zwar nicht so arg wie ein neues Mundrohr.
Viel Spaß vom Hödlmoser
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Re: Sind Schallbecher austauschbar?

Beitragvon Martin2 » Mo 30. Nov 2009, 16:17

Lieber Apistogramma,

das Gewinde dürfte wohl passen, aber wohl kaum die Mensur!
Du mußt schon einen neuen 103er Becher nehmen. Einen Spoiler für einen VW Golf kann man auch nicht an einen Opel schrauben. Selbst wenn die Schraubenlöcher passend wären, die Aerodynamik wäre es nicht.
Innerhalb der 103er Becher kannst Du Dir aber dann verschiedene Varianten zulegen: Ohne Kranz, mit schmalem Kranz, mit breitem Kranz.... (falls Alex sowas überhaupt macht).
Ich habe z.B. für mein Kühn- Horn drei verschiedene Becher und jeder hat seinen ganz eigenen Klang. Aber die Mensur der Becher ist natürlich immer gleich.
Der Schraubring hat noch weitere Vorteile: Beim Reparieren etwa der Stürze brauchst Du nicht das ganze Horn einzuschicken, sondern nur den Becher und bei einem eventuellen neuen Schallstück wirds auch billiger, weil halt der Becher nicht ersetzt werden muß. Zudem sind die Schraubringe heute nicht mehr so wuchtig, wie früher und beim Doppelhorn wirken sie sich fast gar nicht auf den Klang aus (im Gegensatz zu einer Stürze von einem anderen Hersteller oder anderer Mensur; die wirkt sich übrigens auch auf die Intonation aus).
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Re: Sind Schallbecher austauschbar?

Beitragvon Prof » Mo 30. Nov 2009, 23:16

Dazu kommen noch andere Argumente. Jeder Hersteller schneidet sein Horn an einer anderen Stelle ab. Nachträglich abschneiden ??? Wie soll den dann der Gewindering aufgebracht werden ? Da muß ja dann doch der ganze Schallteil erstmal runter. Das Abschneiden eines schon gebogenen Schallstücks ist ebenso problematisch. Es sollte ja alles passen. Lass diese Stelle ausbessern und verwende dann ein einfaches Microfasertuch ( Doppelpack im Supermarkt für 2 - 3.- EUR) zum Abwischen der Fingerabdrücke - auch in den Konzertpausen (Spielpausen). Dein Horn wird es Dir mit längerer Lebensdauer danken.
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Re: Sind Schallbecher austauschbar?

Beitragvon Beate_Pokorny » Mo 30. Nov 2009, 23:54

Hallo Apistogramma! :)

Also wenn das Geld keine Rolle spielt... warum läßt Du Dir nicht einfach die abschraubbare Variante einbauen. Am besten gleich mit der Option eines Bechers von Engelbert Schmid, zumal Du diesen schon probiert hast (Tipp: teste doch auch mal den Becher aus Sterling Silber). Philipp Sievers von der Staatsoper Stuttgart hat sich das schon vor zig Jahren machen lassen. Es gab allerdings damals leichte Probleme mit dem passenden Schraubring - dürfte heutigen Tags kein wirkliches Hindernis mehr sein. Mein persönlicher Rat, laß Dir zuvor von einer neutralen Meister-Werkstatt das restliche Horn und Maschine überprüfen. Evtl. lohnt sich das Vorhaben gar nicht und Du investierst in ein stark verschlissenes Instrument und rutschst somit in die nächste Baustelle.

Viel Glück!
Bussi, BEATE :lol:
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Re: Sind Schallbecher austauschbar?

Beitragvon Peter » Di 1. Dez 2009, 11:09

lieber Apistogramma ,
wenn Dein 103'er ansonsten noch gut ist, dann würde ich Hödelmoser zustimmen und ein Flicken - vielleicht ein Herz? - auf die durchgefasste Stelle löten lassen. Es verändert das Horn kaum und ist die billigste Lösung.

Abschraubbare Schallstücke, Lackierungen sind eigentlich nur "Bequehmlichkeits" Massnahmen. Gefühlsmäßig würde ich gerne darauf verzichten, aber das Reisen? und immer ein blankes Horn?

Allerdings sind unsere heutigen Blechblasinstrumente empfindlicher als früher. Das mag möglicherweise daran liegen, dass man heute fast nur Recycling-Messing verwendet. Da sind immer Spuren von Zusätzen/Verunreinigungen drin. Ich habe auf historischen Instrumenten selten den "Zinkfraß" (rosa Punkte) gesehen. Ob die "Essweise" heutiger Generationen da eine Rolle spielt, ist ebenfalls nicht ganz unwahrscheinlich; nicht ohne Grund werden heute die Mundröhren meist aus Tombak (Goldmessing) gefertigt. Die körperlichen Ausdünstungen wirken deutlich auf das Instrument ein. Bei manchen Bläsern wird das unlackierte Instrument schnell schwarz. Das ist zum Beispiel in China extrem ausgeprägt! warum?? Seltener gibt es den umgekehrten Effekt; da werden die "Anfaßstellen" glänzend.

Zurück zum Thema: Abschraubbare Becher machen übrigens das Instrument auch schwerer. Man spricht heute viel über das Wechseln von Schallstücken. Ob es wirklich so entscheiden viel bringt, weiß ich nicht. Es gibt eben Instrumente, bei denen man gerade zu verzweifelt durch den Wechsel des Schallstückes versucht, einen anderen Klang oder eine Ausweitung der Klangfacetten zu erreichen. Hier frage ich mich, ob man das richtige Horn gewählt hat oder auf die Bequemlichkeit beim Anspielen (input) rein gefallen ist.
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Re: Sind Schallbecher austauschbar?

Beitragvon Prof » Di 1. Dez 2009, 14:52

Lieber Peter & lieber Martin !

Zinkfraß ? Das passiert in erster Linie bei lackierten Instrumenten, die vor dem Lackieren nicht 100%ig entfettet wurden. Da arbeitet sich dann der "Restschmutz", vom Lack schön "geschützt", durch die Moleküle. Recyclingmessing ? Auch so eine Frage. Das wird doch nicht nur eingeschmolzen, sondern auch raffiniert, d.h. von den Vermutzungen gereinigt. Es gibt sogar spezielle Messingmischungen, die geringe Spuren von Blei und anderen Metallen enthalten. Man hat angeblich bei der Metallanalyse an alten Instrumenten festgestellt (!!!), daß diese Unreinheiten fast durchwegs anzutreffen waren, und dann daraus abgeleitet, daß das "klassische Metall" für Naturhörner so sein müßte. Es wird also die gemessene Ungenauigkeit zur Maxime erhoben. Ist doch pervers !

Mundrohre aus Tombak bzw. Goldmessing haben den Vorteil der (fast) Korrosionsfestigkeit und der durchwegs besseren Ansprache.

Sterlingschallbecher ? Vorsicht bitte. Diese Sterlingbecher sind nicht nur gewichtmäßig schwer, sie sind auch träger im Schwingungsverhalten (war bei uns Gymnasialstoff in Physik !). Das gleiche gilt für die zwar wunderschön klingenden Sterling Mundrohre, die aber ebenso die Gefahr bergen, bei Verwendung dann eines alternativen Instrumentes ohne Sterling Mundrohr entsprechend "vorzuziehen", d.h. man ist dann mit der Ansprache immer zu früh, da man vom Sterlingmundrohr gewohnt ist, die Töne etwas früher anzublasen (vorziehen). Meine beiden Doppelhörner haben Silbermundrohre, weshalb ich diesen Effekt sehr gut kenne. Aber der Klang ..... ist doch toll.

Wiederholt und völlig einverstanden mit Peters gleichartiger Empfehlung: den Schallbecher bei einem guten Reparateur "flicken lassen". Wenn es geschickt gemacht ist, sieht man auf einer Seite nichts davon.
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Re: Sind Schallbecher austauschbar?

Beitragvon Prof » Di 1. Dez 2009, 20:35

Die Messininstrumente werden in China schneller schwarz, weil anscheinend der pH-Wert des Handschweisses weit höher liegt als bei uns, weil die oft ziemlich hohen Temperaturen eine stärkere Schweißabsonderung bewirken und weil die Luft zumindest in Meeresnähe ganz schön mit Salz angereichert ist. In Wuhan herrscht im May-Juni-Juli eine unglaubliche Feuchtigkeit bei Temperaturen weit über 40 Grad. In Tenjin, Hongkong & Shanghai ist es ähnlich.

Die Ernährungsgewohnheiten haben sich in China nicht so stark verändert, daß das einen Einfluß haben könnte. Ich konnte das auf etwa 40+ Reisen nach China beobachten, wobei China für mich heißt: von Changchun in der Mandchurei bis nach Urumqi im Westen und Datong im Norden bis Guangzhou (Canton) im Süden, Jinhong im Südosten und Lhasa & Everest Base Camp "in luftiger Höhe" (5.200m). Man ißt doch meist nur typisch chinesisch. Wein oder Weinschorle wird wenig getrunken. Das ist schlimmstes Gift für Blechblasinstrumente. Die chinesischen Freunde trinken auch nicht so viel Coca Cola, was ja auch Metall frißt.
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Re: Sind Schallbecher austauschbar?

Beitragvon Altcorno » Di 1. Dez 2009, 22:23

Apistogramma hat geschrieben:Liebe Horngemeinde!

Bei meinem 10 Jahre alten 103er mit festem Schallstück ist das Material dort, wo die rechte Hand in den Schallbecher greift, schon recht angegriffen. Es sind schon richtige Kerben eingefressen.

Nun meinet man bei Alexander, ich sollte mich auf Dauer mit einem neuen Schallstück anfreunden, oder es abschraubbar machen lassen und dann nur einen neunen Becher zu nehmen.



Eine Kerbe im Trichter ist m. E. kein Grund, den Becher zu wechseln. Wenn das Horn im f aber bereits scheppert, muß man was machen. Nachträglich ein Schraubgewinde einzusetzen, ist zumindest technisch kein Problem, eher eine Kostenfrage. Daher fragt sich, ob der Aufwand bei dem Instrument insgesamt lohnt. Bei einem wirklich guten Exemplar würde ich es machen lassen.

Auch Alexander hat verschiedene Becherarten zur Auswahl. M. Wissens baut Schmid sogar die handgehämmerten für Alex. Man sollte also den Becher direkt bei Alexander kaufen bzw. sich eine Auswahl vorlegen lassen.
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Re: Sind Schallbecher austauschbar?

Beitragvon Apistogramma » Di 1. Dez 2009, 22:25

Vielen Dank für die reichlichen Antworten.

Ja, die einfachste Lösung ist ein Flicken.

Da ich nun aber über 10 Jahre mit meinem Horn mit festem Schallstück durch die Weltgeschichte laufe, gefällt mir der Gedanken mal wieder ein abschraubbares Schallstück zu besitzen schon. Es ist einfach viel praktischer wenn man unterwegs ist. Auch wenn ich es mir vor 10 Jahren genau so ausgesucht habe, aber man ändert seine Meinung ja bisweilen auch.

Natürlich kann man es auch nachträglich abschraubbar machen lassen. Dann wird das gesamte Schallstück vom Instrument gelötet, abgeschnitten und der Gewindering aufgelötet. Anschließend sollte das Instrument natürlich neu lackiert werden.

Da ich im nächsten Jahr sowieso eine Generalüberholung einschließlich neuer Lackierung machen lassen möchte – zahlt zum Glück mein Arbeitgeber – bietet es sich an, es gleich abschraubbar machen zu lassen, das kostet mich dann nur das Auflöten des Gewinderings. Das kostet bei Alexander so viel wie das Extra bei einem neune Instrument – wenn ich es richtig behalten habe.

Ich finde es schon interessant, dass es hier bis jetzt noch keinen konkreten Erfahrungsbericht von: Alexander Horn mit XX-Schallbecher gibt. Auch negative Erfahrungen wären ja interessant.

Liebe Grüße
Apistogramma
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