5. Internationaler Wettbewerb AudiMozart!

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5. Internationaler Wettbewerb AudiMozart!

Beitragvon AudiMozart » Mi 21. Apr 2010, 09:35

Associazione Mozart Italia veranstalten den 5. Internationalen Wettbewerb AudiMozart! für die Aufführung von Mozarts Konzerte für Flöte, Klarinette, Horn, Oboe, Fagott und Orchester.
Der Wettbewerb findet in Rovereto (Italien) vom 21. Mai bis 5. Juni 2010 statt. Anmeldeschluss ist der 7. Mai; M° Marcello Abbado ist der Präsident der Jury!

Weitere Infos gibt es hier: http://www.mozartitalia.org/audimozart_ ... D=1&lang=3
oder audimozart@mozartitalia.org
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Re: 5. Internationaler Wettbewerb AudiMozart!

Beitragvon Prof » Mi 21. Apr 2010, 11:00

Da haben die Organisatoren wieder einmal geschlafen. So spät schreibt man keinen Wettbewerb aus. Nicht einmal zweieinhalb Wochen bis zum Anmeldeschluß ??????

Und überall nur Urtext. Wie soll denn z.B. K.412/514 nach dem Urtext funktionieren, da im Autograph vieles nicht ausgeführt ist ? Und bei K.495 gibt es als nicht kastrierte Erstfassung nur die Wiener Fassung, an der offensichtlich Josef Leitgeb beteiligt war. Auch hier ist eine fremde Wiederholung enthalten. Das Autograph zu K.495 ist zum größeren Teil nicht erhalten. Was heißt dann Urtext ? Vielleicht HENLE Verlag in der Ausarbeitung durch den Flötisten Hendrik Wiese ??? Darf man, wenn Urtext gefordert wird, überhaupt noch phrasierungsmäßig und dynamisch nuancieren ? Was ist mit der Cadenz, die es in Mozarts Text nicht gibt außer einer Fermate ???
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Re: 5. Internationaler Wettbewerb AudiMozart!

Beitragvon DieDreiWeisen » Mi 21. Apr 2010, 13:14

Am besten schreibst Du Deine An-(bzw. eher "Auf")regungen direkt an die Veranstalter, lieber Hans!
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Re: 5. Internationaler Wettbewerb AudiMozart!

Beitragvon Prof » Mi 21. Apr 2010, 13:45

Das brauchst Du mir nicht erst zu sagen. Woher wußte ich denn, daß nur Urtext verlangt wird ? Es gibt doch einen Webauftritt des Wettbewerbes.
Außerdem rege ich mich über so was nicht auf. Ich wundere mich nur höchstens über die Inkompetenz.
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Re: 5. Internationaler Wettbewerb AudiMozart!

Beitragvon AudiMozart » Do 22. Apr 2010, 11:05

Sehr geehrter Herr Pizka,
Vielen herzlichen Dank für Ihre Nachricht und die sehr interessanten und wichtigen Fragen. Die Verwendung der Urtext-Ausgabe bezieht sich ausschließlich auf den Notentext: Freiheiten in der Phrasierung und Dynamik sind darum erlaubt und willkommen! Hinsichtlich der Kadenz steht jedem Wettbewerbsteilnehmer frei, welche er spielen möchte, das hat dann mit der Urtext-Ausgabe nichts mehr zu tun.

M.f.G.
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Re: 5. Internationaler Wettbewerb AudiMozart!

Beitragvon George » Do 22. Apr 2010, 15:43

Mal ganz abgesehen von der musikalischen Seite - eine kleine ökonomische Betrachtung.

Je Instrument sind maximal 24 Teilnehmer zugelassen, die also insgesamt 12.100 EUR Registrierungsgebühr bezahlen. Je Instrument ist der erste Preis mit 2.000 EUR dotiert, alle übrigen Gewinner gehen leer aus. Anreise und Unterbringung sind selbst zu tragen. Die jeweiligen Gewinner des ersten Preises geben ein Galakonzert im Audi-Autohaus in Trient und verpflichten sich, über einen Zeitraum von etwa einem Jahr in Italien und Russland mindestens sechs bis sieben Konzerte mit ausgewählten Orchestern zu geben - dabei wird die Frage von Anreise, Gage und Unterbringung nicht erwähnt, könnte also teuer werden.

1. Frage dazu: Wer bekommt die schönen Audis, die auf der WebSite abgebildet sind? (Okay, nicht ganz ernst gemeint, geb ich ja zu ;) )
2. Frage dazu: Ist dieser Wettbewerb dermaßen populär und karrierefördernd, daß sich der ganze Aufwand für den einzelnen Teilnehmer lohnt? (Sollte ich da ob meiner Wettbewerbsabstinenz in ein Fettnäpfchen getreten sein, bitte ich schon jetzt um Entschuldigung)

Übrigens, die wohl dem Hauptsponsor geschuldete Wortschöpfung "AudiMozart" finde ich grausig.
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Re: 5. Internationaler Wettbewerb AudiMozart!

Beitragvon Prof » Sa 24. Apr 2010, 13:34

Dacht´ich mir´s doch ! Jetzt werden unsere jungen und fleißigen Nachwuchshornsolisten auch schon abgezockt ! Es reicht eigentlich schon die ungeheure Inflation der Wettbewerbe. Anreise und Unterbringung bei Wettbewerben selbst zu tragen ist aber normal. Der Veranstalter versucht aber, günstige Quartiere zu bekommen. Bezüglich der Preise und der geringen Teilnehmergebühr sollten sich die Veranstalter in Trient am von unserem Freund Konstantin Becker geleiteten Wettbewerb in Sannicandro ein Beispiel nehmen. 2008 gab es immerhin 2.000.- für den ersten Preis und ein ganz tolles Doppelhorn. Zweitplazierte und Drittplazierte bekamen auch einen Geldpreis.

Und "AudiMozart" - dem schlechten Geschmack sind keinerlei Grenzen mehr gesetzt. Es gäbe da noch mehr Vorschläge von Pepsodent- und Dr.BestMozart über Müllerbrot- und MMM (MüllerMilchMozart) bis zu Cialis- und ViagraMozart.
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Re: 5. Internationaler Wettbewerb AudiMozart!

Beitragvon Martin2 » So 25. Apr 2010, 09:16

Sind diese Wettbewerbe nicht eigentlich völlig überzogen und werden sie nicht zu hoch eingeschätzt?
Warum haben junge Berufsanfänger, die keine entsprechenden Platzierungen bei bedeutenden Wettbewerben vorweisen können, kaum eine Chance, obwohl sie doch gute Musiker sind?
Im Bereich Horn mag das ja vielleicht noch im Rahmen bleiben und auch weniger hoch bewertet sein. Aber bei den Pianisten oder auch Streichern ist jegliches Vortkommen ohne erfolgreiche Wettbewerbe ausgeschlossen. Wo bleibt da der Spaß an der Arbeit? Ist es nicht wichtiger, ein guter Orchester-
(Enseble-) Spieler zu sein, aus dem sich erst ein Solist entwickeln kann (umgekehrt geht nicht)? Was soll dieses Dressieren zu noch mehr Leistung, die ja eh schon nicht mehr zu steigern ist und einer noch extremeren Selbstaufgabe? Nur, damit es in der Vita besser aussieht / mehr hermacht? Was nützt es, zig Wettbewerbe zu gewinnen und beim Vorspiel (das sicherlich notwendig ist), einen klitzekleinen Patzer zu produzieren?
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Re: 5. Internationaler Wettbewerb AudiMozart!

Beitragvon Peter » So 25. Apr 2010, 11:29

Ich stimme Martin zu:
Musik im eigentlichen Sinne ist kein Wettbewerb. Sport dagegen ist, so gesund er auch sein mag, letzten Endes immer ein Wettkampf. Wer läuft, springt, schwimmt, wirft schneller, weiter - welche Mannschaft gewinnt usw..

Musik hat den höheren sozialen Level: Wir spielen gemeinsam für Euch

Leider sieht die Wirklichkeit anders aus: Wir müssen Aufnahme- und Abschlussprüfungen machen, und vor allen Dingen wir müssen Probespiele gewinnen. Die Musik wird strenggenommen als Vehikel benutzt, um zu zeigen was man kann. Es ist fast eine Art Prostitution.
Aber wir können es nicht ändern und müssen uns damit arrangieren.
Wettbewerbe dienen dazu, sich verkaufen zu lernen. Vielen Musikern ist das ein Graus! Aber wie wollen sie ohne dieses procedere jemals eine Stelle bekommen.

Nebenbei: Denkt mal darüber nach, wie fragwürdig es ist - keiner, auch ich , kann, sich davon ausnehmen - Orchester, Musiker zu klassifizieren: Die spielt aber besser als der, das Orchester ist nicht so gut wie das … usw. Wie oft hört mam berümte Solisten oder Orchester, die an den Zuhörern vorbei spielen, und manch Einer, der nicht die Weihen der Wettbewerbe und Festivals hat, kann mit seinem Spiel die Ohren und Herzen der Zuhörer gewinnen.

Aber, um zum Thema zurück zu kommen: Ich bedaure auch diese Inflation von Wettbewerben, Musikkursen und Festivals, die die gewachsenene "Brot- und Butter" Kultur in den kleinen und größeren Orten zerstören.

Aber so ist eben unsere Eventgeile Zeit!
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Re: 5. Internationaler Wettbewerb AudiMozart!

Beitragvon Prof » So 25. Apr 2010, 15:58

Ich muß ebenso wie Peter aus der Ferne eine Irrmeinung korrigieren:

ein "klitzekleiner Patzer" beim Probespiel hat noch niemand aus dem Rennen geworfen, aber das andere, das geboten wurde. Das geht los mit dem Auftreten: Probespiel ohne Vorhang. Zur Jury kurz hingenickt und "Hallo" gemurmelt. Nichts gegen Jeans in der heutigen Zeit. Aber damit stellt man sich einfach nicht vor. Das geht auch in einem Vorstellungsgespäch für einen Bürojob nicht. Schlicht und einfach: AUS !

Das obligato Mozart- oder Strausskonzert entweder lieblos und fad nur auf Sicherheit mehr oder weniger heruntergenudelt oder abgespult. Soll das dann Musik sein. Perverse Kadenzen, die mit dem musikalischen Text eines Mozartkonzertes nichts zu tun haben (und dabei noch verunglücken !!!). Oder irre aufgemotzt spielen, alles übertreibend, schnelle und langsame Tempi gleicherweise wie die Dynamik. Oder es wird wie im häuslichen Kämmerchen gespielt und nicht in einem Saal vor einer mittelgroßen Zuhörerschar. Was soll das dann ? Haben die Lehrer dieser Kandidaten nie mit ihnen über das Probespiel gesprochen ? Ooops, es soll ja auch jede Menge Lehrer geben, die so etwas nie gewonnen haben.

Und durch eine abgezogene Show kann man eine Jury grundsätzlich nicht beeindrucken. Das wird alles durchschaut.

Dann kommt da noch die Tonfrage. Die Zustände im Tonbereich, also Tonqualität, sind schlimmer als katastrophal. Wozu wird denn ständig gepredigt: LIEDHAFT. Singt denn niemand mehr ? Oder wird singen als zirpen oder gröhlen empfunden. Seid doch einmal ehrlich zu Euch selber. So geht es nicht weiter. Wir sehen das ja an den vielen jahrelang unbesetzten Spitzenstellen. Also, viele CDs anhören, unterschiedliche natürlich. Nachmachen, usw, natürlich ist das mit viel Arbeit verbunden. Der Großteil der Arbeit ist jedoch ZUHÖREN, VERARBEITEN, usw.
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