Wienerhorn

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Wienerhorn

Beitragvon Sebastian » Do 7. Okt 2010, 09:24

Hallo liebe Forumsmitglieder,

nachdem meine erste Anfrage fast 2 Wochen unbeantwortet blieb, habe ich sie gelöscht und formuliere sie nun unter einer eigenen Rubrik neu in der Hoffnung, dass sich doch der ein oder andere dazu äußert.
Meine Frage lautete, wie ich mir den Unterschied des Spiels auf der F-Hornseite meines Hoyer-Doppelhorns zu dem auf einem Wiener Horn vorzustellen habe, da ich leider nicht die Möglichkeit habe, dies selbst auszuproieren, außerdem möchte ich wissen, wie entscheidend dann auch die Verwendung eines anderen Mundstückes wäre (spiele Tilz Modell Schmidt 12).

Vielen Dank,
Sebastian
Zuletzt geändert von Sebastian am Mo 11. Okt 2010, 05:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wiener Horn

Beitragvon Günther » Do 7. Okt 2010, 10:12

Hallo Sebastian,

ich bin mir nicht sicher ob ich Deine Frage sinngemäß verstanden habe. Spieltechnisch ist zwischen dem Wienerhorn und der F-Seite Deines Doppelhorns kein Unterschied. Lasse einfach den Daumen auf der F-Seite ruhen.
Am Wienerhorn spürst Du einfach ein wenig mehr Widerstand, weswegen hier man gerne zu größeren Bohrungen greift um das ein wenig zu kompensieren.

LG Günther
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Re: Wiener Horn

Beitragvon Sebastian » Do 7. Okt 2010, 18:46

Danke Günther, für deine prompte Antwort,

um es zu präzisieren, klar ist mir, das zwischen den Griffen auf meinem F-Horn und denen auf dem (F-) Wienerhorn kein Unterschied besteht; es interssiert mich vor allem, ob durch die andere Bauweise im vgl zum z.B. Hoyer-F ein anderes Spielgefühl entsteht, ob andere, bzw größere technische Probleme existieren, da ja im allgemeinen, wenn ich die Forum-Kommentare so betrachte die Meinung besteht, es sei schwieriger zu spielen, oder gilt das nur im Vergleich zum B-Horn?

Gruß

Sebastian
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Re: Wiener Horn

Beitragvon Prof » Do 7. Okt 2010, 21:08

Beim Wienerhorn verstärken zwar die zahlreichen Nebenmaxima den Klang, d.h. sie machen den Klang etwas reicher. Das ist aber bei der F-Seite des Doppelhorns ebenso der Fall. Das "etwas schwerere Gefühl" beim Wienerhorn kommt daher, daß es viel weniger Resonanzmasse hat als ein Doppelhorn. Andererseits tut man sich dann beim Wienerhorn mit dem piano leichter - wenn man es kann und mit Lippen und Nerven nicht auf Kriegsfuß ist.

Verbessern kann man durch reichhaltiges F-Horn-Blasen sehr viel in Richtung Tonverbesserung, der sich, wie von alberich bereits erwähnt, auch auf die Tonqualität am B-Horn auswirkt.

Meine Empfehlung:

mit Handicap üben, d.h. auf der F-Seite üben und im echten Ernstfall zumindest die höheren Stellen oder höheren Einsätze auf dem B-Horn gut abliefern.
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Re: Wiener Horn

Beitragvon otto » Sa 9. Okt 2010, 20:44

Hallo allesamt,
ich kann jedem nur empfehlen das Wienerhornspielen zu erlernen. Ich spiele es als Laie seit etwa 1 ½ Jahren und habe zuvor ca. 2 Jahre ein Worischek F Horn gespielt. Seit ich nur F Horn, mit einem Mundstück mit großer Bohrung (5,1mm) spiele, hat sich mein Spiel stark verändert. Töne werden nicht mehr heraus gequetscht und der Klang hat sich deutlich und hörbar verbessert.
Ein Wiener auszuleihen ist schon zu empfehlen, aber man kann nicht innerhalb von 3 oder 4 Wochen dieses Instrument kennenlernen.
Es gibt einige Parameter, die meiner Meinung nach Einfluss auf das Hornspielen nehmen. Der Mensch vor dem Horn, das Mundstück (Randkontur, Kesseltiefe und Bohrung), dann der Bogen des Wienerhorn und natürlich auch das Horn selbst. Somit braucht man schon ein wenig Zeit diese Zusammenhänge selbst einschätzen und Erfahrungen sammeln zu können.
Also wer mutig ist, der sollte auf dieses wunderschöne Instrument, ohne Kompromisse umsteigen.
Nur am Rande ...:
Ich war beim 2. Durchgang des ARD Wettbewerbes: Horn bei den Zuhörern. Allesamt Doppelhornspieler (90 % Alex 103, 1x Schmid Doppel, 1x Alex 1103, 1x Dürk, 1x Alex B-Fhoch). Die Beethoven Hornsonate habe ich dreimal gehört. Lediglich P. Mendes (2. Preis, Alex 1103) hat viel das F Horn benutzt und hat die Sonate insgesamt traumhaft interpretiert. Keiner der mit dem Wienerhorn angetreten war ... und zumindest ein Teil des Programmes damit gespielt hatte, ...leider.
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Re: Wiener Horn

Beitragvon Prof » So 10. Okt 2010, 20:19

Hallo Otto und andere Liebhaber des Wienerhorns !

Wienerhorn kann man eigentlich nicht lernen. Man muß, um zu hoher Qualität als Bläser zu kommen, mit dem Wienerhorn aufwachsen, - mit allem drum und dran. Otto, von Dir habe ich in Deinem Beitrag sehr viel Gutes gelesen: große Bohrung, kein Herausquetschen mehr. Alles positiv. Was heißt aber das "drum herum" ? Ganz einfach: ganzheitliche musikalische Erziehung, die auch ein Streichinstrument - sei es auch nur die Viola, ein Instrument mit ähnlichen Aufgaben im Orchester wie das Horn - einschließt, die auch Gesang und Erziehung im Chor verlangt. Man verlangt auch ein Maximum an Kulturerziehung und volle Hingebung an die musikalische Kunst, die man gut erreichen kann, wenn man auf unwichtige Dinge im Leben verzichtet. Beschäftigung mit der Kulturgeschichte ist ebenso wichtig, um das Erkennen von - wertfrei gesprochen - Harmonien zu erfahren und zu erlernen, wie zumindest ein mässiges Verständnis der an offenen Vokalen reichen italienischen Sprache. Dabei passiert es dann fast wie von selbst, daß man plötzlich ganz natürlich musiziert. Da ist man dann auf dem Wienerhorn zu hause.

Natürlich haben "die Götter den Fleiß vor den Preis gesetzt", d.h. zuzüglich zum oben genannten Pensum muß natürlich entsprechend richtig geübt werden. Zum Üben gehört von Anfang an auch die Beschäftigung mit dem Hornensemble und mit der Kammermusik. Wenn dann noch die körperlichen Voraussetzungen stimmen (gerade Zähne, nicht zu schmale und nicht zu wulstige Lippen, gutes natürliches Nervenkostüm) müßte die Beschäftigung mit dem Wienerhorn schon Freude machen. Aber gute Dinge dauern eben ihre Zeit - sollten aber dann lange vorhalten.
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Re: Wienerhorn

Beitragvon DieDreiWeisen » Mo 11. Okt 2010, 15:18

WOW! Sind somit alle Wiener Hornisten ganz tolle Menschen, humanistisch und intellektuell, alleswissende musikalische Allrounder und geachtete, über alle Zweifel erhabene Mitbürger?

Und was genau ist wird bei der Ausbildung zum "stinknormalen" Doppelhornisten hiervon exkludiert?


Entschuldige, lieber Hans, aber ein gewisses Maß an Ironie konnte ich mir nicht verkneifen. :)
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Re: Wienerhorn

Beitragvon Prof » Mo 11. Okt 2010, 21:31

Meine Stellungnahme galt dem Frager. Dessen Frage bezog sich auf das Wienerhorn und nicht auf das Doppelhorn. Außerdem ist dieses Forum ein Wienerhorn-Forum. Punktum.

PS: Wenn die Frage allgemeiner gestellt worden wäre, hätte ich wahrscheinlich genauso geantwortet. Außerdem war meine Stellungnahme sehr persönlich, wie Du es hoffentlich verstanden hast, auch mehr Wunsch für die Zukunft. Der Thomas J. fällt vielleicht in diese Kategorie. Wenn man mit den von mir geforderten Werten lebt, hat man auch mehr von der musikalischen Betätigung, egal ob Wienerhorn, Doppelhorn, Violine, Viola oder sonst ein Instrument, eine Stimme oder ein Pinsel oder Holzschnitzermesser.

Aber das ganze Mahnen scheint sowieso bei den meisten Musikbetätigern nicht auf fruchtbaren Boden zu fallen, egal ob Wienerhorn oder Doppelhorn. Das Wertebewußtsein scheint nur mehr bei ganz wenigen Ausnahmemusikern vorhanden zu sein - und das kann man dann auch hören !!!! Das soll beileibe nicht abqualifizierend sein ! Oft werden diese außergewöhnlichen Musiker als Spinner abgetan. - Habt Ihr zufällig den Arabodeutschamerikaner gehört, der mit Falsett bis zum Koloratursopran, dann als Bariton und schließlich als echt guter Tenor strahlend in Dieter Bohlens Superstarsuche gesungen hat - ja, ich schau´mir so etwas auch manchmal zur Unterhaltung an - . Das war so eine Ausnahme mit superber Technik, absoluter Beherrschung der Stimme und überzeugender Musikalität, noch dazu mit einer Eigenkomposition und Selbstverständlichkeit auf der Bühne. So etwas brauchen wir auch mit dem Horn. Das gab es früher schon: Gallay, Leitgeb & Co.
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Re: Wienerhorn

Beitragvon Hödlmoser » Di 12. Okt 2010, 00:04

An "die drei Weisen"
Heast Klana möd Di moi wieda!
Wia gehts da?
Auf Antwort wartend. Da Hödlmosa

ps. Heit woa da Söna Franz in Loding!
un had a Semina mit die Lodinga gmocht!

auf mei Eilodung auffi
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Re: Wienerhorn

Beitragvon Prof » Di 12. Okt 2010, 07:47

An "DieDreiWeisen" gerichtet:

Von Wiener Hornisten habe ich nicht gesprochen, denn da gibt es auch Hornisten mit dem Doppelhorn. Ich habe nur die Voraussetzungen zur richtigen Behandlung des Wienerhorns Stellung genommen. Eine Stellungnahme zu den Menschen "hinter dem Horn" steht mir nicht zu.

Mit keinem Wort bemerkte ich, daß

(Zitat) alle Wiener Hornisten ganz tolle Menschen, humanistisch und intellektuell, alleswissende musikalische Allrounder und geachtete, über alle Zweifel erhabene Mitbürger

sein müßten. Das hast Du einfach herausgelesen.

Meine Bemerkungen waren eher an jene Wienerhorn-Fans gerichtet, die meinen, der Kauf eines Wienerhorns und vielleicht ein paar Unterrichtsstunden bei einem Bläser, der auch ein Wienerhorn zumindest besitzt, oder ein paar Tips via Internet würden die Sache richten. Das funktioniert auch nicht in Richtung, das Wienerhorn zumindest befriedigend spielen zu können. Beim Doppelhorn geht es übrigens auch nicht.
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