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Französisches System

Verfasst:
Di 17. Feb 2009, 18:51
von jockel
Hörner (auch bei Alexander) können auch nach dem französischen System gebaut (also 3. Ventil ansteigend) werden.
Wie ist die Konstruktion geartet, lässt sich so ein Horn problemlos umbauen (Zug austauschen ?) oder ist das Horn komplett anders konstruiert ?
Re: Französisches System

Verfasst:
Di 17. Feb 2009, 20:07
von Günther
Das dritte Ventil ist "verkehrt", d.h. bei nicht gedrückten Hebel geht der Luftstrom durch den Zug. Das ließe sich eventuell umbauen. Allerdings wird dann aus einem F-Horn ein G-Horn.

Re: Französisches System

Verfasst:
Di 17. Feb 2009, 22:36
von Prof
Das französische System mit dem ansteigenden dritten Ventil (Ganzton, umgekehrt geschaltet) macht nur Sinn bei einem kombinierten Doppelhorn. Man hat dann ein Doppelhorn in F/B mit zwei Ventilen (1/1 und 1/2) und zusätzlich G bzw. C-Horn. Das ist ganz lustig und erlaubt unwahrscheinliche Spielereien, z.B. im Schubert Oktett g - g1 - g2 auf dem C-Horn, geht nie daneben. Ganz tiefes As geht nur mit Hilfe der rechten Hand. Ich habe zwei Jahre exklusiv auf einem Selmer alles gespielt, z.B. auch die Britten Serenade mit Peter Schreier. Sogar 8.Beethoven (am 1.) und Heldenleben am ersten (Verstärker für G.Högner) bei den Wr.Philh. unter Georg Solti. Ging super.
Aber umbauen ? Warum denn ? Das erfordert einen neuen dritten Zug fürs F-Horn und ebenso die Verlängerung für das B-Horn. Dann müßte der Stimmzug mit einer Ganztonschleife versehen werden, das Ventil müßte reversiert werden. Ein ziemlicher Aufwand. Dann lernt man eben doch lieber die wenigen unterschiedlichen Griffe.
Das sind doch auch nur hypothetische Fragen. Du mußt auch noch bedenken, daß der Konus des Mundrohres auch auf diese spezielle G-Horn Länge abgestimmt ist. So kann aus einem eventuell sehr preiswerten Horn durch den Umbau eine Sparkasse werden.
Re: Französisches System

Verfasst:
Mi 18. Feb 2009, 16:36
von Martin2
Apropos Selmer:
Baut diese Firma (falls sie noch existiert?) überhaupt noch Hörner? Ich habe vor ca. drei Jahren mal einen Brief an Selmer geschrieben - die Adresse habe ich aber grad nicht parat - und nie eine Antwort erhalten. Im Internet ist das jedenfalls nix Genaueres ausfindig zu machen, außer Conn-Selmer, USA. An denen bin ich aber nicht interessiert.
Hörner mit franz. System haben tatsächlich den einen oder anderen grifftechnischen Vorteil. Das System Sax, bei dem alle drei Ventile erhöhen, ist aber anscheinend nicht mehr zu bekommen. Oder gibts das noch?
Re: Französisches System

Verfasst:
Mi 18. Feb 2009, 20:26
von Andre
Hallo Martin,
meinst du Henri Selmer? Die bauen zwar sehr gute Trompeten, aber keine Hörner (mehr).
http://www.selmer.fr/Viele Grüße,
André
Re: Französisches System

Verfasst:
Do 19. Feb 2009, 19:21
von Martin2
Herzlien Dank, Andre!
Die Trompeten von Selmer sind ja allgmein bekannt. Das die Firma keine Hörner mehr baut, wußte ich allerdings nicht.
Re: Französisches System

Verfasst:
Mi 25. Feb 2009, 07:03
von Altcorno
Prof hat geschrieben:Das französische System mit dem ansteigenden dritten Ventil (Ganzton, umgekehrt geschaltet) macht nur Sinn bei einem kombinierten Doppelhorn. Man hat dann ein Doppelhorn in F/B mit zwei Ventilen (1/1 und 1/2) und zusätzlich G bzw. C-Horn. Das ist ganz lustig und erlaubt unwahrscheinliche Spielereien, z.B. im Schubert Oktett g - g1 - g2 auf dem C-Horn, geht nie daneben. Ganz tiefes As geht nur mit Hilfe der rechten Hand. Ich habe zwei Jahre exklusiv auf einem Selmer alles gespielt, z.B. auch die Britten Serenade mit Peter Schreier. Sogar 8.Beethoven (am 1.) und Heldenleben am ersten (Verstärker für G.Högner) bei den Wr.Philh. unter Georg Solti. Ging super.
Gibt es spieltechnische Schwierigkeiten bzw- Nachteile, die noch nicht erwähnt wurden - oder warum hat sich das System bei uns nicht durchgesetzt?
Finke baut m. E. ein B-Horn mit normalem 3. Ventil, Stopfventil und 'C-Ventil'. - Was ist davon zu halten?
Re: Französisches System

Verfasst:
Mi 25. Feb 2009, 18:14
von Prof
Mit dem aufsteigenden 3.Ventil hat man z.B. großen Vorteil beim "d" (4.Linie unter dem System), auf der F-Seite, also tatsächlich dann der erste Oberton über dem Grundton des G-Horns. Das knorxt nicht so wie bem B-Horn, ist auch nicht zu hoch wie mit 1-3 auf dem regulären F-Horn; und spricht super an. Das gilt auch für die Oktave darüber. Alle Kombinationen 23 sind auf B- und F-Seite nicht wie üblich zu hoch. usw.
Das Instrument ist jedoch nur für den sehr erfahrenen Hornisten geeignet, der keinerlei Griffprobleme hat. Durchgesetzt hat sich dieses System offensichtlich wegen der zunehmenden Unbeweglichkeit der Hornisten allerdings nicht. Auch in Frankreich spielt man jetzt fast ausschließlich mit absteigendem dritten Ventil. Thevet und Orval waren eher Ausnahmen, auch Ausnahmshornisten erster Klasse.
Re: Französisches System

Verfasst:
Fr 27. Feb 2009, 17:54
von Martin2
Sollte es denn grifftechnisch derart schwierig sein, auf solchen Hörnern zu spielen?
Re: Französisches System

Verfasst:
Fr 27. Feb 2009, 21:37
von Prof
1977 kam mein Kollege Sebastian Huber plötzlich mit einem dieser Selmer Hörner an: 3 Pistons, 3. ascending, Daumenumschalter zwischen den beiden Seiten (F/B bzw. G/C). Wir hatten Carmen. Kurz vor der Blumenarie-Arie zischte er zu mir: "Willst das Horn probieren ?". "Klar !" - Und hab´s getan. Eine Nummer hatte ich, um mich mit dem Horn "vertraut" zu machen. Gut ist es gegangen, sehr gut. Die erste Bindung beim Aufgang (b-d-f-b-d-c) ging natürlich super auf der F-G Kombination. Vom b zum d1 spricht das d1 gleich super an (3.Vent.), f1 wieder auf 1, b1 mit 1 und d2 mit 3. Und so weiter. - Man muß aber gut auf Draht sein und in Harmonien denken. Posaunenchorerfahrung (habe ich nicht) könnte sicher helfen, da dort klingend gedacht wird.
Selbst habe ich auf diesem Ding, - hatte mir gleich nach der Carmen auch ein solches Instrument bestellt -, zusammen mit Peter Schreier (Sawallisch hat dirigiert) Brittens Serenade live über den BR gehen lassen; Strauss no.2 und Mozart 2, 3 , 4 in Japan gespielt, usw. - Trotzdem, das Instrument ist etwas für "Fanatiker".